'wunder' in Serie. Verfahren der Akkumulation von Mirabilien

'wunder' in Serie. Verfahren der Akkumulation von Mirabilien

Organizer
Jutta Eming und Tilo Renz (SFB 980 "Episteme in Bewegung")
Host
SFB 980 "Episteme in Bewegung"
Venue
Schwendenerstr. 8
ZIP
12045
Location
Berlin
Country
Germany
Takes place
In Attendance
From - Until
14.03.2024 - 15.03.2024
By
Tilo Renz, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Freie Universität Berlin

Workshop des SFB 980 "Episteme in Bewegung", veranstaltet von Jutta Eming und Tilo Renz

'wunder' in Serie. Verfahren der Akkumulation von Mirabilien

Beim 'wunder' im theologischen Sinne steht zwar das Eingreifen Gottes und damit ein unvordenklicher Vorgang im Zentrum, dennoch handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Legendarisches Erzählen zeigt das deutlich. Bei 'mirabilia', also Wundern der Natur, die sich nicht unmittelbar auf das Eingreifen Gottes zurückführen lassen, tritt die Bedeutung des Plurals ebenso hervor. Für diese 'wunder' ist die Mehrzahl seit dem Hochmittelalter in epistemologischer Hinsicht konstitutiv: Sie müssen einer Gruppe entsprechender Phänomene zugeordnet werden können – etwa den so genannten Wundervölkern –, um als Mirabilien fassbar zu sein.

Ist der Plural damit Voraussetzung für die Herausbildung des Wissens vom Wunderbaren, so stellt er in ästhetischer Perspektive eine Herausforderung dar. Im frühen 13. Jahrhundert geht Gervasius von Tilbury in seinen "Otia imperialia" knapp auf die Darstellung von Mirabilien ein. Er konstatiert, dass mit 'wunder'-Erzählungen der Anspruch verbunden sei, etwas als neu erscheinen zu lassen. Damit wird das Wunderbare als Spielfeld ästhetischer Innovationen markiert, und es kommt in den Blick, dass Darstellung und Wahrnehmung von wundern stets an Traditionszusammenhänge gebunden sind: Mirabilien werden als serielles Phänomen kenntlich. Mit Hilfe welcher Darstellungsverfahren der Eindruck des Neuen erzeugt werden kann, führt Gervasius nicht aus. Es ist Gegenstand dieses Workshops.

Programm

Donnerstag, 14.03.2024

14:00 - Begrüßung und Einführung (Jutta Eming, Tilo Renz)

Moderation: Jutta Eming (Berlin)

14:15 - Livia Cárdenas (Berlin): Konkurrierende Heilige. Narrative und visuelle Spiegelungen Nürnberger und Bamberger Reliquien im Spätmittelalter

15:15 - Nina Nowakowski (Mainz): Akkumulierendes Variieren. Heilskombinatorik in Marienmirakeln

16:15 Pause

Moderation: Judith Klinger (Potsdam)

16:45 - Falk Quenstedt (Greifswald): Simultanität des Seriellen: Der Trierer Hexentanzplatz in Thomas Sigfrids Traktat von 1593

17:45 - Susanne Reichlin (München): Serielle Vulnerabilität von Marienpildern im Nürnberger Marienbuch

19:15 Abendessen

Freitag, 15.03.2024

Moderation: Hartmut Bleumer (Göttingen)

9:00 - Daniela Fuhrmann (Zürich): Eine Frage der Perspektive. Zur Relevanz von Beobachtung in geistlichen und weltlichen Wunderserien

10:00 Pause

10:30 - Tilo Renz (Berlin): Akkumulation und Kombination. Zum Wunderbaren im Alexanderroman

11:30 - Justin Vollmann (Jena): Ach herre got der guote, muoz ich aber an die vart? Helden unter Wiederholungszwang in heroischen, höfischen und schwankhaften Kontexten

12:30 Pause (Imbiss)

Moderation: Uta Störmer-Caysa (Mainz)

14:00 - Fabian David Scheidel (Köln): Merveilles quis, maiz nes’ trovai. Mittelalterlicher Mediävalismus und Retrofiktion als Nullpunkt des ‚Mittel-Alters‘

15:00 - Katharina Philipowski (Potsdam): Arkanisierung, Aufschub und Bestätigung im Erzählen vom Gral

16:00 Schlussrunde

Contact (announcement)

t.renz@fu-berlin.de

https://www.sfb-episteme.de/veranstaltungen/Vorschau/2024/B02_workshop_wunder-in-serie.html
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German
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