Das Märchen. Von einer Kunst zur anderen. Adaptationen und Fortleben von Volksmärchen in Mittel- und Osteuropa im 19. und 20. Jahrhundert

Das Märchen. Von einer Kunst zur anderen. Adaptationen und Fortleben von Volksmärchen in Mittel- und Osteuropa im 19. und 20. Jahrhundert

Organizer
Natacha Rimasson-Fertin, Université Stendhal-Grenoble 3 (Frankreich)
Venue
Université Stendhal-Grenoble 3
Location
Grenoble, Frankreich
Country
France
From - Until
15.11.2012 - 16.11.2012
Deadline
05.03.2012
By
Natacha Rimasson-Fertin

War das 19. Jahrhundert die Entstehungszeit der bedeutendsten europäischen Märchensammlungen, nach dem Vorbild der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, deren erste Ausgabe (Dezember 1812) dieses Jahr ihr 200. Jubiläum feiert, so haben die Adaptationen und Übertragungen dieser Volkserzählungen nicht lange auf sich warten lassen. Schon 1830 übernahm Puschkin nicht nur das Hauptmotiv, sondern auch das gesamte Erzählschema des Märchens „Von dem Fischer un syner Fru“ für sein „Märchen vom Fischer und dem Fische“, und somit ging der Stoff vom Bereich des Volkstümlichen zur sogenannten „Hochliteratur“ über.

Bereits vor der Grimmschen Sammlung hatte die europaweite Popularität der Märchen von Perrault zu einer ersten Reihe von Adaptationen geführt, unter anderem durch die deutschen Romantiker: Man denke zum Beispiel an Tiecks „Gestiefelten Kater“ (1797), an seine „Tragödie vom Leben und Tod des kleinen Rothkäppchens“ (1800), oder auch an Mörikes Gedicht „Rotkäppchen und der Wolf“, das 1830 verfasst und posthum veröffentlicht wurde.

Das Märchen ist offen, im Imaginären angesiedelt, und eignet sich durch seine universellen Strukturen und Themen gut für zahlreiche Adaptationen in Bereichen, die weit über das Feld der Literatur hinausreichen: vom Kino über Kinderliteratur, Psychoanalyse oder Karikatur bis zur Werbung.

Die drei wichtigsten Zielsetzungen des Kolloquiums sind die folgenden:
Es geht zunächst um die Erstellung eines Panoramas der verschiedenen Adaptationen sogenannter Volksmärchen in unterschiedlichen Gattungen und Medien, um deren Reichtum und Vielfalt zu dokumentieren: Berücksichtigt werden sollen selbstverständlich literarische Adaptationen, darunter ebenfalls diejenigen aus dem Bereich der Jugendliteratur, aber auch theatralische, bildliche (Illustrationen und Motivübernahme in der Malerei, in Karikaturen und in der Werbung), filmische (als Spiel- oder Zeichentrickfilm), musikalische Adaptationen, und nicht zuletzt sehr zeitgenössische Gattungen wie Videospiele, Comics oder Manga.
Diese Erfassung der Formen sollte auch eine Bilanz ermöglichen zur Entwicklung und Veränderung der Märchen bei ihrem Übergang von einer Gattung zur anderen, beziehungsweise von einem Medium zum anderen. Wie wirken sich diese Übertragungen auf die Gattung „Volksmärchen“ und deren Ästhetik aus? Welchen Gewinn haben sie für das Märchen, welche Botschaften enthalten sie möglicherweise? Was erfahren wir dadurch über die Bedingungen ihrer Entstehung?
Schließlich sollen die Beiträge der Experten aus diesen Fachbereichen durch den Blick von Psychologen, Soziologen und Schriftstellern gewinnbringend ergänzt werden, die von ihrem jeweiligen Standpunkt aus den steten Rückgriff der verschiedensten Medien auf das Märchen, deren Motive bzw. Figuren und Strukturen beleuchten können.

Die Beiträge sollten sich vorrangig mit Märchenadaptationen aus dem europäischen Raum im weiten Sinne befassen; komparatistische Herangehensweisen sind willkommen.

Die Teilnehmer werden gebeten, den Veranstaltern spätestens zwei Wochen nach dem Kolloquium eine den typographischen Normen des Verlegers entsprechende Datei (Word oder Word-kompatibel) + Druckfassung zuzusenden. Die Beiträge erscheinen in der Online-Zeitschrift ILCEA.

Arbeitssprachen : Französisch, Deutsch, Englisch

Wissenschaftlicher Beirat: Nicole Belmont (EHESS, Paris), Jacques Berlioz (CNRS), Carlo Donà (Universität Messina), Hans-Heino Ewers (Direktor des Instituts für Jugendbuchforschung, Frankfurt/Main), Hans-Jörg Uther (Professor an der Universität Göttingen), Claude Lecouteux (emeritierter Professor an der Universität Paris IV-Sorbonne), Philippe Walter (Professor an der Université Stendhal-Grenoble 3, Leiter des Centre de Recherche sur l’Imaginaire).
Veranstalter: Marc Béghin, François Genton, Herta-Luise Ott, Natacha Rimasson-Fertin, Laure Thibonnier-Limpek, Anne-Marie Monluçon (Université Stendhal-Grenoble 3).

Die Vorschläge (max. 500 Wörter) sowie eine kurze bio-bibliografische Notiz sollten bis zum 5. März 2012 an die folgende Adresse eingereicht werden.

Natacha.Rimasson-Fertin@u-grenoble3.fr

Programm

Contact (announcement)

Natacha RIMASSON-FERTIN

Université Stendhal-Grenoble 3
BP 25, F-38 040 Grenoble Cedex 9

Natacha.Rimasson-Fertin@u-grenoble3.fr

http://w3.u-grenoble3.fr/ilcea/ceraac/spip.php?rubrique3