Jubiläumsstipendium zur Erforschung der mittelalterlichen Geschichte von Bergwerk und Bürgerschaft Oberzeiring

Jubiläumsstipendium zur Erforschung der mittelalterlichen Geschichte von Bergwerk und Bürgerschaft Oberzeiring

Institution
Marktgemeinde Oberzeiring, Verkehrsverein Oberzeiring (Schaubergwerk), Verein Historisches Zeiring
Ort
Oberzeiring, Steiermark, Österreich
Land
Austria
Vom - Bis
01.09.2013 - 31.08.2016
Bewerbungsschluss
30.06.2013
Von
Verein Historisches Zeiring

Das Silberbergwerk von Oberzeiring (Steiermark/Österreich) war ab dem späten 13. Jahrhundert Katalysator für eine Reihe von regionalen Sonderentwicklungen, von der Entstehung einer Bürgerschaft in relativ isolierter Lage bis hin zu einer im 20. Jahrhundert „erfundenen“ Bergwerkstradition. Nicht zuletzt sind die mittelalterlichen Stollen auch die Basis für einen florierenden Gesundheits- und Kulturtourismus in der Gegenwart. Ausführliche Untersuchungen der lokalen mittelalterlichen Sozial- und Kulturgeschichte stehen dennoch völlig aus, bislang liegen nur Basisdaten aus der Fachliteratur des 19. Jahrhunderts sowie aus nicht fachwissenschaftlich aufbereiteten Darstellungen vor, die nichtsdestotrotz Eingang in zahlreiche Überblickswerke und auch neuere wirtschafts- bzw. regionalhistorische Arbeiten gefunden haben. Dabei ließe die Quellenlage eine umfassende Auseinandersetzung zu, zumal im Bereich der Schriftquellen (Urkunden, Chroniken, Dichtung) ausreichendes Material für eine differenzierte Bearbeitung vorhanden ist, das darüber hinaus durch Sachquellen (archäologische Funde, Kunstdenkmäler etc.) ergänzt werden kann.

Anlässlich des bevorstehenden Jubiläums der Erstnennung von mons cyrich im Otakarischen Urbar (1265/67) schreiben Marktgemeinde und Verkehrsverein Oberzeiring (Schaubergwerk) gemeinsam mit dem Verein Historisches Zeiring ein Stipendium zur Erforschung der Geschichte des Bergwerks, der Bürgerschaft und der damit in Verbindung stehenden Entwicklungen im 13. bis 15. Jahrhundert aus.

Geklärt werden sollen besonders die grundlegenden Fragen nach Entstehung und Veränderungen von Bergbau und civium, nach deren innerer Struktur sowie zeitgenössischer Relevanz (Münzstätte) im Hinblick auf die breiteren kulturellen und sozio-ökonomischen Kontexte. Bearbeitenswert erscheinen darüber hinaus beispielsweise folgende Fragen:

- (Soziale) Herkunft und Zugehörigkeit der Grubenbetreiberinnen und –betreiber sowie deren Verhältnis zu den Landesfürsten, Bischöfen und Klöstern

- Vorbedingungen und Konsequenzen der rechtlichen Regelung des Bergbaus (Bergrichter, Bergordnungen ab 1339)

- Alltags- und technikgeschichtliche Aspekte des Silberabbaus

- Handelsbeziehungen und Ausdifferenzierung der lokalen Gesellschaften in Bezug auf unterschiedliche Wirtschaftsformen (Material-, Geldwirtschaft) , Alters- und Krankenversorgung (Bruderschaften) und Repräsentation von Individuen bzw. Kollektiven

- Überregionale Rezeption im Spätmittelalter bzw. in der frühen Neuzeit

Die Entwicklung anderer und darüber hinausgehender Fragestellungen ist ebenso wie die Ausarbeitung spezifischer Fokussierungen und individueller Perspektiven auf das Thema explizit erwünscht. Wenn auch montanhistorische Aspekte eine Grundlage für die Thematik darstellen, soll der Schwerpunkt der Forschung dennoch auf einer sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verortung liegen.

Ziel ist die Erstellung eines auf diese Fragen Bezug nehmenden Manuskriptes, das danach populärwissenschaftlich (etwa in museumspädagogischen Texten und in einer für eine breite Öffentlichkeit entwickelten Publikation) weiterverarbeitet werden wird.
Die Forschung soll über den Rahmen der traditionellen Regionalgeschichte hinausgehend angelegt sein und dementsprechend aktuelle Debatten in den mediävistischen Wissenschaften aufgreifen. Eine kritische Bewertung der bisher vorhandenen Literatur sowie tradierter Vorstellungen wird dabei ebenso unabdingbar sein wie eine Neuinterpretation der vorhandenen Quellen. Transdisziplinäre Zugänge zur Thematik sind nicht nur erwünscht, sondern angesichts der Vielschichtigkeit des vorhandenen Materials auch notwendig.

Das Stipendium wird einmalig im Sommer 2013 mit einer Laufzeit von maximal 36 Monaten vergeben und ist mit einer Gesamtsumme von € 13.000,-- dotiert. In Bezug auf Anstellungsverhältnisse bzw. zusätzlich bezogene Stipendien besteht keine Beschränkung. Der Kostenaufwand für die Anreisen zum Hearing, zur Präsentation von Zwischenergebnissen und zur Abschlusspräsentation des Manuskriptes wird erstattet (Äquivalent Bahnfahrt 2. Klasse). Weitere Spesen, etwa im Zusammenhang mit Archivbesuchen etc., können nicht abgegolten werden.

Voraussetzung für die Bewerbung ist ein abgeschlossenes Studium einer historischen Wissenschaft und nachweisbare Erfahrung in der Forschung zu verwandten Fragestellungen. Das Stipendium wird ohne Altersbeschränkung und international ausgeschrieben, vorausgesetzt werden ausreichende Kenntnisse der Quellensprachen. Bewerberinnen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt. Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet eine Kommission auf Basis der Bewerbungen und allfällig eingeholter Gutachten sowie eines nicht-öffentlichen Hearings.

Eckdaten zum Stipendium
Gesamtsumme: € 13.000,-- (regelmäßige Anzahlungen, Restbetrag nach Manuskriptvorlage)
Laufzeit: 36 Monate (keine Verlängerung möglich)
Verpflichtungen: Halbjährliche schriftliche Kurzberichte, Abgabe eines Manuskriptes (min. 60.000 Worte) nach Ende der Laufzeit

Bewerbungen werden per E-Mail (historisches@zeiring.com) eingereicht und enthalten folgende Unterlagen im pdf-Format:
- ausführlicher tabellarischer Lebenslauf
- Abschlusszeugnisse
- Publikationsliste
- zwei wissenschaftliche Aufsätze oder zwei Kapitel einer Monographie/Abschlussarbeit
- Empfehlungsschreiben eines senior researchers einer universitären oder außeruniversitären Forschungseinrichtung (im Falle der Abwicklung im Rahmen eines Dissertationsvorhabens von der/dem zuständigen Betreuer_in)
- Motivationsschreiben

Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2013.

Das Stipendium wird im Auftrag einer von der Marktgemeinde Oberzeiring, dem Verkehrsverein Oberzeiring (Schaubergwerk) und dem Verein Historisches Zeiring gegründeten Arbeitsgemeinschaft durch den Verein Historisches Zeiring verwaltet. Im Falle der Nichterbringung der vereinbarten Leistung (Zwischenberichte, Manuskript am Ende der Laufzeit) ist das Stipendium zurückzuzahlen. Auf die Zuerkennung eines Stipendiums, auf eine Zuerkennung in einer bestimmten Höhe oder für einen bestimmten Zeitraum besteht kein Rechtsanspruch.