1780 veröffentlicht die Klasse der belles lettres der Königlich Preußischen Akademie für Wissenschaften ihre Preisfrage „Est-il utile au Peuple d’être trompé? Ob es nützlich für das Volk sei, betrogen zu werden“ – diese Frage löste eine lebhafte Diskussion aus, in der die politischen Implikationen der Aufklärung verhandelt wurden: ob Aufklärung und Regierung wirklich gemeinsame Interessen verfolgten, ob erstere letztlich durch Täuschung geschützt werden müsse oder umgekehrt letztere durch Täuschung kompromittiert werde etc. In diesen Debatten zeigt sich die zunehmende Skepsis gegenüber der Aufklärung am Ende des 18. Jahrhunderts, und an ihnen lassen sich deren Ambivalenzen und Spannungen erkennen: die prekäre Position der deutschen Aufklärung, die den Kampf gegen Vorurteile mit der Unterordnung unter die staatliche Obrigkeit verband, das zweideutige Verhältnis der Aufklärung überhaupt zum „Volk“, deren Glaube und Zweifel an der Macht der Wahrheit. Die Debatte ist aber auch heute aktuell angesichts einer sich zuspitzenden Krise der Öffentlichkeit und eines sich verschärfenden Streites um den politischen Wert der Wissenschaft, in dem oft explizit Bezug auf die Aufklärung genommen wird.
Unter Beteiligung namhafter internationaler Wissenschaftler:innen will die Tagung im Ausgang von der Debatte über die Preisfrage allgemein nach der Politik der Aufklärung und ihrer Relevanz für unsere Gegenwart fragen. Es sind noch einige freie Plätze für Vorträge vornehmlich von Nachwuchswissenschaftler:innen zu vergeben.
Bitte senden Sie bis 15. Januar 2023 einen Titelvorschlag und ein kurzes Exposé (maximal eine Seite) an: elisabeth.decultot@germanistik.uni-halle.de. Reise- und Aufenthaltskosten werden übernommen; eine Publikation der Beiträge ist geplant.
Die Vorträge können in deutscher, englischer oder französischer Sprache gehalten werden. Weitere Informationen und ein ausführliches Tagungsexposé finden Sie unter: https://www.izea.uni-halle.de/veranstaltungen/detail/nuetzt_es_dem_volke_tagung.html.