Das Experiment und seine Bedeutung in Medizin, Naturwissenschaften und Technik (Driburger Kreis 2006)

Das Experiment und seine Bedeutung in Medizin, Naturwissenschaften und Technik (Driburger Kreis 2006)

Organisatoren
Florian Öxler (Marburg); Axel Hüntelmann (Berlin); Malte Krüger (Freiberg); Susan Splinter (Kassel); Driburger Kreis
Ort
Braunschweig
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.09.2006 - 28.09.2006
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Von
Susan Splinter, Kassel

Der diesjährige Driburger Kreis wurde von Florian Öxler (Marburg), Axel Hüntelmann (Berlin), Malte Krüger (Freiberg) und Susan Splinter (Kassel) organisiert und fand vom 26. September bis 29. September 2006 in Braunschweig, TU Carolo-Wilhemina Braunschweig, statt. Das Thema lautete „Das Experiment und seine Bedeutung in Medizin, Naturwissenschaften und Technik“ und stieß auf ein enorm großes Echo.

Nach einer Einleitung von Florian Öxler (Marburg), die die didaktische Bedeutung der Wissenschaftsgeschichte bei der Ausbildung von Naturwissenschaftlern betonte, referierten Michael Markert und Christian Reiß (beide Jena), über den sinnvollen Einsatz der Replikationsmethode von historischen Experimenten bei der wissenschaftshistorischen Ausbildung. Dabei reflektierten sie eigene Erfahrungen, die sie bei einem Workshop zur Elektrizitätslehre des 18. Jahrhunderts gesammelt hatten. Über den Stellenwert des Experiments in der modernen Neuropsychologie berichtete Lara Huber (Mainz), die sie mit Ansichten des geistigen Vaters der experimentellen Psychologie, Wilhelm Wundt und dessen Nachfolgern kontextualisierte. Am Mittwoch eröffnete Josef Bordat (Berlin) die Vortragsreihe mit einem Beitrag zu Möglichkeiten und Grenzen der experimentellen Forschung, in dem er das Verständnis von Experiment bei Gottfried Wilhelm Leibniz und Francis Bacon gegenüberstellte. Natascha Adamowsky (Berlin) stellte ihr Projekt vor, in dem sie eine Brücke zwischen Medien- und Wissenschaftsgeschichte schlug. Sie ging der Frage nach, warum sich renommierte Wissenschaftler im 19. Jahrhundert mit okkulten Erscheinungen aus Seancen beschäftigten. Über die sich wandelnden Einsatzmöglichkeiten eines Instruments in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welches zuerst die cartesianische Wirbeltheorie und später die Zentrifugalkräfte zu veranschaulichen suchte, sprach Susan Splinter (Kassel). Wiebke Herr (Wuppertal) berichtete von ihrem Forschungsvorhaben, in dem sie Argumentationsstrukturen in Veröffentlichungen zur Elektrizitätslehre Englands untersuchte. Die Rolle des Experiments innerhalb der Schulausbildung an den Franckeschen Stiftungen im Laufe des 18. Jahrhunderts thematisierte Mechthild Meinike (Halle). Am Beispiel von Abbildungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die Hermaphroditen zeigen, präsentierte Fabian Krämer (Berlin) welche Verweisstrukturen in Berichten über das Monströse in der frühen Neuzeit zu finden sind. Peter Konecny (Regensburg) stellte Forschungen vor, in dem die Ausbildung von Bergbauexperten im 18. Jahrhundert in der heutigen Slowakei mit der in Sachsen verglichen wird. Dabei geraten Professionalisierung, Institutionalisierung und Lehrinhalte ebenso in den Blick wie soziale und kulturelle Praktiken. Mit einer Untersuchung zur „Entdeckung“ der Materiewellen in den ersten drei Jahrzehnten gelang es Kijan Espahangizi (Zürich) darzustellen, wie Experimente zur Erinnerungskultur beitragen: Der Experimentator wird zum Held, das Experiment wird als erfolgreich überhöht. Sebastian Stork (Aachen) wies auf den Begriff der Schönheit in den Arbeiten Ernest Rutherfords, Max Plancks und Werner Heisenbergs hin. Mit einem Vortrag Olaf Meuthers (Düsseldorf) zur Beziehung von Experiment und Macht, in dem auch ethische Fragen reflektiert wurden, begann der Donnerstag. In dem sich Christine Nawa (Regensburg) Forschungsstil und Unterrichtspraxis Robert Wilhelm Bunsens in Heidelberg zuwandte, ging sie der grundlegenden Frage nach, was Wissenschaft ist und wie diese funktioniert. Den letzten Beitrag lieferte Verena Witte (Bielefeld) mit einer Studie zur Rezeption der Systemtheorie in den Naturwissenschaften der DDR, der vor allem durch Lehrstühle für die Philosophie der Naturwissenschaften getragen wurde.

Das weit gefächerte Spektrum an Vorträgen spiegelte sich in der Abschlussdiskussion, in der man angesichts der vielfältigen Facetten des Themas zu keiner synthetisierenden Zusammenfassung kam. Vielmehr wurden die unterschiedlichen Arten von Experimenten ebenso wie die verschiedenen Zielsetzungen von Experiment erörtert. Aber auch die dargelegten politischen, ethische, ästhetischen, philosophischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontexte wurden vor dem Hintergrund des Gehörten betrachtet. Alle Teilnehmer lobten die anregende und diskussionsfreudige Atmosphäre und waren sich einig, dass dieses umfangreiche und spannende Forschungsgebiet durch weitere Untersuchungen und dem Austausch von Erkenntnissen intensiviert werden sollte.


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