Mit der WM 2006 wollte die FIFA auch ein deutliches Zeichen gegen Rassismus setzen: Bei allen 64 Spielen der WM wurde vor Spielbeginn ein Banner ausgelegt, welches das WM-Motto "A time to make friends" mit der Antirassismusbotschaft "Say no to racism" verband.
Insofern lag es nahe, die Ereignisse rund um die WM in dem Studiengang "Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Interkulturelle Beziehungen" aufzugreifen. Dies veranlasste eine Gruppe von Studierenden dazu, im Sommer 2006 eine empirische Studie zu konzipieren und in den darauf folgenden Monaten auszuwerten. Begleitet und betreut wurde dieses Projekt von Michael Kreißl, Prof. Dr. Gudrun Hentges und Prof. Dr. Heinrich Bollinger.
Im Rahmen der Tagung "Die Welt zu Gast bei Freunden"?, die vom Fuldaer Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel und dem Vizepräsidenten der Hochschule Fulda, Prof. Dr. Karim Khakzar, eröffnet wurde, stellten Gürcan Kökgiran, Uwe Albrecht und Anna-Lena Schmitt stellvertretend für die studentische Projektgruppe einige Ergebnisse der Studie vor. Mehr als 1000 ausländische Gäste waren während der WM in mehreren Austragungsorten befragt worden, und dabei zeigte sich eine deutliche Veränderung des Bildes der Gäste von den deutschen Gastgebern: Diese wurden als deutlich freundlicher, hilfsbereiter, friedlicher, toleranter, lebensfroher, weltoffener und multikultureller erlebt, als die Gäste dies erwartet hatten.
Geladen waren darüber hinaus externe Referentinnen und Referenten aus dem Bundesministerium des Innern, der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend sowie von der Deutschen Bahn AG, DB Training. Die spannenden Präsentationen von Thomas Castens (BMI), Volker Goll (KOS) und Manuela Fischer (DB Training) gestatteten den Tagungsteilnehmern einen Einblick in die Arbeitsweise und die vielfältigen Aktivitäten rund um die WM.
Abgerundet wurde das Programm durch die Präsentation weiterer Studien zum Thema Nationalismus, Patriotismus und Fremdenfeindlichkeit. Interessante Forschungsergebnisse stellte Frau Sabine Behn (Camino Berlin) vor, die Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Zuschauerverhalten bei Fußballspielen untersucht hatte und mögliche Gegenstrategien entwarf.
Der Vortrag der Marburger Forschergruppe (Julia Becker/Prof. Dr. Ulrich Wagner/Dr. Oliver Christ) stützte sich auf Daten der von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer, Universität Bielefeld, durchgeführten Längsschnittuntersuchung "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit". Frau Becker und Dr. Christ stellten die empirisch begründete These auf, dass nationalistische Einstellungen im Zuge der Fußball-WM zugenommen haben, während bei patriotischen Einstellungen eher ein Rückgang zu verzeichnen sei.
Sehr lebhaft verliefen die Diskussionen zwischen dem mehrheitlich studentischen Publikum und den eingeladenen Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis " vor allem dank der professionellen Moderation von Christian Stahl, Radio Multi Kulti, RBB.
Mit der Tagung und dem studentischen Forschungsprojekt wurde auch einer Aufforderung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst entsprochen, einen Beitrag zur WM zu leisten " sei es in sportlicher, künstlerischer oder wissenschaftlicher Hinsicht.