Im Jahr 2006 feierte das „Waldsterben“ 25-jähriges Jubiläum, seit 1981 hält es sich nun im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dies ist für den Freiburger Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Historischen Seminars (Franz-Josef Brüggemeier, Jens Ivo Engels) und das Freiburger Institut für Forstökonomie (Gerhard Oesten, Roderich von Detten) Anlass genug, ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt durchzuführen unter dem Titel „Und ewig sterben die Wälder“. Zentrale Fragestellung ist, wie das Waldsterben im Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik unter den besonderen Bedingungen einer durch die Medien geprägten öffentlichen Debatte zu einem der wirkungsmächtigsten Umweltthemen der deutschen Nachkriegsgeschichte wurde. Das Projekt hat im vergangenen Herbst mit drei aufeinander bezogenen Teilstudien begonnen. Am Beispiel des Waldsterbens wird im Rahmen der Studien das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit in Umweltdiskursen im 19. und 20. Jahrhundert untersucht.
Vom 13. bis zum 15. Juni 2007 veranstaltete das genannte Forschungsprojekt eine internationale Fachtagung mit dem Titel „Und ewig sterben die Wälder. Das deutsche ‚Waldsterben’ in multidisziplinärer Perspektive“. Dem entsprechend nahmen Wissenschaftler/innen aus so unterschiedlichen Fachbereichen wie Geschichte, Forstwissenschaften, Ökologie, Philosophie sowie Sozial- und Kommunikationswissenschaften an der Tagung teil. Ebenso waren Praktiker und Zeitzeugen vertreten.
Verfolgt wurden zwei Ziele: Zum einen sollten der aktuelle Diskussions- und Forschungsstand bzw. die dabei relevanten unterschiedlichen Perspektiven auf das Phänomen „Waldsterben“ in einem weiten Kreis ausgewiesener Fachleute gebündelt und Fächer übergreifend diskutiert werden, zum andern sollten die im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelten Leitfragen und Untersuchungsansätze zur Diskussion gestellt werden.
Eröffnet wurde die Tagung mit einer öffentlichen Abendveranstaltung, bei der Ausschnitte aus mehreren Dokumentarfilmen aus den Jahren 1982 bis 1992 gezeigt wurden. Die einzelnen Beiträge waren zu den drei Themenblöcken Emotionen, Wissenschaft sowie Politik und Medien zusammengefasst. Es wurde exemplarisch deutlich, wie stark die Verunsicherung und wie groß die Ängste der Bevölkerung gewesen sind, wie die Arbeit von Wissenschaftler/innen sowie deren Meinungen präsentiert wurden und wie Politiker/innen in der öffentlichen Debatte agierten. Die betreffenden Dokumentarfilme stellten das Thema sehr einseitig dar, und der „Tod des deutschen Waldes“ war für sie ungeachtet aller wissenschaftlichen Ungewissheit so gut wie sicher. In der jedem Themenblock folgenden lebhaft geführten Diskussion wurden bereits viele der Aspekte angesprochen, die in den nächsten beiden Tagen auf dem Programm standen.
Zu Beginn des zweiten Tages stellten Jens Ivo Engels und Roderich von Detten zunächst das Freiburger Forschungsprojekt vor. Darauf folgte ein Panel zur längeren historischen Dimension des Themas Waldsterben mit dem Titel Alter Wein in neue Schläuche? „Sterbende Wälder“ vor und nach der „ökologischen Wende“. Hier wurde vor allem den Fragen nachgegangen, wie frühere Diskussionen über „sterbende Wälder“ verliefen, wie sich dabei jeweils die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit entwickelten, inwiefern die Diskussionen als Vorläufer der Debatte der 1980er Jahre gelten können und ob diese mit zur Klärung der Heftigkeit der gesellschaftlichen Debatte der 1980er Jahre beitragen können.
Nachdem Ziele und Kernfragen wie bei den später folgenden Panels von einem/einer ProjektmitarbeiterIn skizziert worden waren, gab Hansjörg Küster (Hannover) einen Überblick über die Wald(nutzungs)geschichte Mitteleuropas seit prähistorischer Zeit und über vormoderne Waldsterbensdebatten. Dabei wurde deutlich, dass Veränderungen des Waldbildes, der Waldflächengröße und der Waldbehandlung Konstanten der menschlichen Waldnutzung waren und sind und auch das Waldsterben in dieser Hinsicht betrachtet werden muss. Küster betonte, dass es gerade für den Naturschutz betreffende Thematiken wichtig sei, ökologische Langzeitforschung zu betreiben und Ökosysteme als ständig in Veränderung begriffen zu verstehen.
Bernd-Stefan Grewe (Konstanz) erläuterte in seinem Referat zur „Holznotdebatte um 1800“ sowohl die historischen Hintergründe als auch den Verlauf und die Folgen der seit Beginn der 1980er Jahre heftig geführten wissenschaftlichen Debatte über die Aussagekräftigkeit der verschiedenen Holznotklagen. Er betonte zum einen, dass die Ursachen und die Folgen der Holznotklagen heute viel differenzierter gesehen und auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert würden. Zum anderen verwies er darauf, dass es in Folge der Debatte seit den 1980er Jahren zu einer Annäherung der Forstgeschichte und der Geschichtswissenschaft gekommen sei.
Frank Uekötter (München) beschäftigte sich anschließend mit der Debatte über Vegetationsschäden aufgrund von Schadstoffemissionen der Industrie seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Er stellte fest, dass „Rauchschäden“ nicht nur ein wissenschaftliches Thema gewesen, sondern auch in der Öffentlichkeit über einen langen Zeitraum (von den 1850er bis in die 1970er Jahre) diskutiert worden seien. Dennoch habe es keine überregionale oder gar nationale Debatte gegeben. Die einzelnen Diskussionen seien auch nie durch eine besondere Heftigkeit gekennzeichnet gewesen, sondern vielmehr durch sachliche Argumentationen. Umso erstaunlicher sei es, dass die öffentliche Debatte über das Waldsterben in den 1980er Jahren so stark emotional aufgeladen und zum Teil fast hysterisch geführt wurde.
Johannes Zechner (Berlin) setzte sich daraufhin mit der Ideologisierung des Waldes in Deutschland seit Ende des 19. Jahrhunderts und mit der Dauerwaldbewegung auseinander, deren Anhänger neben einer naturgemäßen Waldwirtschaft vor allem ab den 1920er Jahren verstärkt auch die Umsetzung völkisch-politischer Ideale forderten. Seiner Meinung nach sei die Dauerwaldidee nicht nur auf (natur-)wissenschaftliche Studien und Schlussfolgerungen, sondern auch auf die in jener Zeit unter Intellektuellen weit verbreiteten kulturkritischen Strömungen zurückzuführen. Ohne die starke ideologische Aufladung des „deutschen Waldes“, die vor allem in den 1920er bis 1940er Jahren erfolgt sei, wäre außerdem die Waldsterbensdebatte der 1980er Jahre so nicht möglich gewesen, da nur aufgrund dessen in Deutschland zahlreiche unterbewusste Deutungsmuster des Waldes abrufbar gewesen seien.
Den letzten Vortrag in diesem Panel hielt mit Gerhard Glatzel (Wien) ein Forstwissenschaftler. Glatzel war selbst in den 1980er Jahren an der Waldschadensforschung beteiligt und reflektierte das Verhalten der Wissenschaftler in dieser Debatte kritisch. Die Forstwissenschaften seien zu Beginn der 1980er Jahre noch ein sehr verschlossenes System gewesen und die Wissenschaftler hätten wenig Erfahrung im Umgang mit den Medien gehabt. Dies habe sich während der folgenden Jahre geändert, weil die Waldsterbensdebatte die Forstwissenschaftler zwang, sich intensiv mit Öffentlichkeitsarbeit auseinanderzusetzen. Außerdem hätten sie verstärkt Entwicklungen in anderen wissenschaftlichen Disziplinen rezipiert.
Im zweiten Panel der Tagung mit dem Titel Horrorszenarien, Vorsorgepflichten und Ungewissheiten – Zur Interaktion von Politik, Gesellschaft und Wissenschaft angesichts von Umweltrisiken wurde erörtert, wie Politik mit Komplexität, Unsicherheit und Risiko umgeht, wie wissenschaftliche Politikberatung unter diesen Prämissen aussehen kann, welche Rolle Medien in solchen Diskursen spielen und letztlich, welche spezifischen Eigenheiten Umweltdebatten aufweisen.
Das Panel begann mit einem Vortrag von Michael Pregernig (Wien) zum Thema „Wissenstransfer“, „Schnittstellenmanagement“ oder „Grenzarbeit“? – Zur diskursiven Rahmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik. Dabei war sein Ausgangspunkt, dass die Interaktionsbeziehungen zwischen Politik und Wissenschaft oftmals defizitär sind und dass deren Verbesserung die unterschiedlichen diskursiven Rahmungen oder Deutungsmuster der Akteure berücksichtigen muss. Er präsentierte den Versuch einer Typologie verschiedener Denkmuster zu dieser Interaktionsbeziehung. Auf theoretisch-konzeptionellem Wege identifizierte er elf Deutungsmuster, die er in angebotsseitige, nachfrageseitige und konstruktivistische Erklärungsmuster unterschied.
Josef Herkendell, Leiter des Referates Klima und Energie im Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, berichtete unter dem Titel Politisches Handeln in Risikodiskursen über die Reaktionen des politisch-administrativen Systems in Deutschland und Europa auf die neuartigen Waldschäden. Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks sei es in Deutschland gelungen, schon lange in Arbeit befindliche Regelungen plötzlich sehr zügig und verschärft durchzusetzen. Auf EU-Ebene habe unter maßgeblicher deutscher Beteiligung zügig ein Monitoring-System aufgebaut werden können, das sich auch heute noch bewähre.
Petra Pansegrau (Bielefeld) referierte zu dem Thema Der Diskurs zum globalen Klimawandel zwischen Wissenschaft und Massenmedien. Der Begriff „Klimakatastrophe“ wurde demnach zuerst von Wissenschaftlern verwendet, und im gesamten Diskurs hatte der „Katastrophismus“ eine zentrale Rolle inne. Dies habe zum einen zu einer rasanten Entwicklung der Klimatologie geführt, zum anderen zu einer Gefährdung der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft als auch zu einer Gefährdung der Marktchancen der Medien.
Kurt Imhof (Zürich) sprach über Katastrophen in der öffentlichen Kommunikation. Das dominierende sinngebende Deutungsmuster für Naturkatastrophen sei bis zur Aufklärung das des strafenden Gottes gewesen. Von der Aufklärung an hätten andere Deutungsmuster zunehmend an Bedeutung gewonnen, etwa das Muster „Hybris des Menschen und unberechenbare Natur“. Das heute bei uns dominierende Muster „Mensch als Täter und Natur als Opfer“ habe sich in den 1970er Jahren durchgesetzt und inzwischen den Status einer „neuen Magie“ erreicht. Es sei von großer Wichtigkeit, dass sich die Wissenschaft diesem Deutungsmuster in Zukunft – anders als beim Waldsterben geschehen – entziehe, um nicht ihren Anspruch der Rationalität und letztlich ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Das lebhaft vorgetragene Referat löste eine ebenso lebhafte Diskussion aus.
Das dritte Panel trug den Titel: Eine westdeutsche Debatte? Das Waldsterben im nationalen Kontext und nachbarschaftlichen Vergleich. Hier wurden die Diskussionen über das Waldsterben der 1980er Jahre in Westdeutschland in einen größeren historischen Kontext eingeordnet und mit ähnlichen Debatten in Frankreich und der DDR verglichen. Ziel war, herauszuarbeiten, welche zeithistorischen Faktoren helfen können, das Phänomen zu erklären. Außerdem sollte der Vergleich mit den beiden Nachbarstaaten Aufschluss über die westdeutschen Spezifika der Waldsterbensdebatte geben.
Die ehemalige Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber, die zur Hoch-Zeit der Waldsterbensdebatte Abgeordnete im Europaparlament war, gab Einblick in ihre persönlichen umweltpolitischen Erfahrungen. Sie betonte, dass für sie das Waldsterben im Zusammenhang mit einem Spektrum von weiteren dramatischen Umweltproblemen, die in den 1980er Jahren thematisiert wurden, prägend war. Außerdem gab sie einen interessanten Einblick in die auf europäischer Ebene stattfindende Umweltdiskussion.
Michel Dupuy (Paris) sprach anschließend über die Waldsterbensdebatte in der DDR. Diese sei einzuteilen in drei Phasen: Während der ersten Periode von 1976 bis 1981 sei die Regierung durch zunehmende Warnungen vor Waldschäden aufgrund von Luftverschmutzungen alarmiert worden; die zweite Phase von 1981 bis 1984 sei sowohl gekennzeichnet gewesen von dem Entstehen einer oppositionellen Umweltbewegung und deren verstärkter Repression seitens der Regierung als auch vom offensiven Verschweigen von Umweltproblemen durch die Behörden; die dritte Phase von 1985 bis 1990 schließlich habe eine vorsichtige Öffnung der Wissenschaften und der offiziellen Medien hinsichtlich des Themas Waldsterben gebracht, wobei der Diskurs stark von dem westdeutschen geprägt gewesen sei. Die oppositionelle Umweltbewegung, die vor allem auf Grund der Luftverschmutzung entstanden sei, habe durch ihre politische Arbeit maßgeblich zum Untergang der DDR beigetragen.
Tamara Whited (Indiana/Pennsylvania) trug zu einer weiteren Vergleichsebene bei: Sie referierte über die Auswirkungen und die Wahrnehmung des Sturmes „Lothar“ in Frankreich. Infolge dieses Sturmes war es im Dezember 1999 zu großen Waldschäden in Frankreich gekommen. Anders als das Waldsterben habe „Lothar“ zu einer öffentlichen Debatte geführt, in der erstmals nicht allein Wälder als „no. 1 victims“ wahrgenommen wurden, sondern auch erstmalig über die spezifische Besitzstruktur des französischen Waldes mit hohem Privatwaldanteil diskutiert wurde.
Der dritte Tag begann mit einem Panel über die Waldsterbensdebatte im Kontext gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Unsicherheit. Leitfragen waren dabei unter anderem, was denn Unsicherheit, vor allem angesichts von Umweltproblemen, eigentlich ist und wie Politiker, Wissenschaftler und Medien damit umgehen, welche Rolle dabei wissenschaftliches Wissen und andere Wissensformen spielen und inwiefern die 1980er Jahre als ein besonders „unsicheres Jahrzehnt“ gelten können.
Ulrich Herbert (Freiburg) referierte über den zeithistorischen Kontext der 1980er Jahre. Sein Argument bestand darin, dass sich eine zeitgenössische Angst oder eine gewisses Krisenbewusstsein der westdeutschen Gesellschaft in den 1980er Jahren im Wesentlichen durch zwei Faktoren erklären lässt: Zum einen durch einen tief greifenden ökonomischen und sozialen Wandel, der in den 1970er und den 1980er Jahren in der BRD besonders rasch verlief, zum anderen durch die außenpolitische Situation mit einer erneuten Zuspitzung des Ost-West- sowie des Nord-Süd-Konfliktes.
Kerstin Dressel (München) sprach über Wissensformen in der Waldschadensdebatte und das Problem der „Ungewissheit“ im wissenschaftlichen Diskurs. Basierend auf Interviews mit Forstpraktikern und Forstwissenschaftlern kam sie zu dem Schluss, dass eine mangelnde Berücksichtigung des Wissens von Praktikern zu einem Scheitern der Waldschadensforschung beigetragen hat – oder anders ausgedrückt, dass die Waldsterbensdebatte anders verlaufen wäre, wenn das praktische Wissen angemessene Berücksichtigung gefunden hätte.
Demgegenüber betonte Nils Roll-Hansen (Oslo) die Wichtigkeit einer unabhängigen und kritischen Wissenschaft. Am Beispiel der Waldsterbensdebatte in Norwegen zeigte er, dass wissenschaftliche Politikberatung nicht nur in einer instrumentellen Nutzung wissenschaftlicher Ergebnisse bestehen kann. Stattdessen sei für eine liberale Demokratie gerade auch die aufklärerische Rolle der Wissenschaft zentral, die wesentlich darin bestehe, kritische Fragen zu stellen. Nicht abschließend geklärt werden konnte die Frage, wie solch eine unabhängige, kritische wissenschaftliche Politikberatung institutionell gesichert werden kann.
Der Nachmittag des dritten Tages war trotz Regen und Nebel einer Exkursion auf den Schauinsland gewidmet, einem Berg nahe Freiburg. Bei einem Besuch der dortigen Luftmessstation des Umweltbundesamtes wurde unter anderem deutlich, wie stark die Konzentration von Schadstoffen in der Luft (vor allem Schwefeldioxid) nach der Verabschiedung entsprechender Gesetze infolge der Waldsterbensdebatte innerhalb weniger Jahre sank. Anschließend stand noch der Besuch eines Messgeländes des Freiburger Instituts für Waldwachstum auf dem Programm. Gegen Ende der 1980er Jahre wurden dort Studien zum Einfluss von Ozon auf das Baumwachstum durchgeführt, während heute vor allem die Einwirkung des Klimas im Fokus steht.
Insgesamt zeigte die Tagung, wie anregend und viel versprechend es sein kann, verschiedene methodische, thematische und nationale Perspektiven beim interdisziplinären Thema Waldsterben zu verknüpfen. Lediglich ein Einblick in die Medienpraxis fehlte, und die Anwesenheit weiterer Freiburger Forstwissenschaftler/innen wäre wünschenswert gewesen. Gerade in der Zusammenführung unterschiedlicher Perspektiven wurde offensichtlich, dass die Waldsterbensdebatte eingebettet war in eine Vielzahl gesellschaftlicher Konflikte sowie in eine Zeit größerer Unsicherheit, die maßgeblich mit hervorgerufen wurde durch soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen in den 1970er und 1980er Jahren. Außerdem wurde deutlich, dass die Setzung von Umweltthemen auf die politische Agenda ein komplexer Prozess der Interaktion von Wissenschaft, Politik und (Medien-)Öffentlichkeit ist, die jeweils eigenen Funktionsmechanismen und Interessen gehorchen. Es wird weiterhin die Aufgabe des Freiburger Forschungsprojektes sein, die Regeln dieses Zusammenspiels zu erkunden sowie die Interessen und das Verhalten der einzelnen Akteursgruppen und Akteure herauszuarbeiten. Ebenso ist weiterhin den Voraussetzungen nachzugehen, die eine so heftig geführte gesellschaftliche Debatte wie die über das Waldsterben der 1980er Jahre erst ermöglichen. Die Arbeitstagung war ein wichtiger und anregender Schritt in diese Richtung. So sahen auch alle Tagungsteilnehmer/innen angesichts der vorhandenen Wissenslücken die vom Projekt angestrebten detaillierten Studien als wichtiges Desiderat, und zwar sowohl für das Verständnis der Wissenschaft(sgeschichte) als auch der Allgemeinen Geschichte der 1980er Jahre.