Emperor Maximilian I. Perceptions, Transfers, Comparisons

Emperor Maximilian I. Perceptions, Transfers, Comparisons

Organizer(s)
Wirth Institute for Austrian and Central European Studies; University of Alberta
Location
Edmonton
Country
United States
From - Until
02.10.2009 - 03.10.2009
Conf. Website
By
Daniela Unterholzner, Institut für Geschichte und Ethnologie, Universität Innsbruck

Das Wirth Institut for Austrian and Central Europan Studies veranstaltete am 2. und 3. Oktober eine Tagung zum Thema ‚Emperor Maximilian I. Perceptions, Transfers, Comparisons’. Die konzeptuelle Ausrichtung dieser Tagung folgte dem Vorhaben eines Sammelbandes, der von Heinz Noflatscher, Michael Chisholm und Bertrand Schnerb herausgegeben wird. Die inhaltlichen Schwerpunkte, die von HEINZ NOFLATSCHER (Universität Innsbruck) der Tagung vorausgeschickt wurden, orientierten sich demnach am Konzept dieses Sammelbandes: Die Person Maximilians – mehr als Symbol zu verstehen – sowie die verschiedenen sozialen Gruppen am Hof erscheinen als ein Vehikel für kulturellen Austausch und Übersetzung, quasi als eine von vielen Schaltstellen und Vermittlungsinstanzen des zeitgenössischen Globus. Insofern könnten mehr dynamische und zunächst weniger ‚interne’ oder ‚ästhetische’ Strukturen und Kontexte analysiert werden. Der Ansatz bezieht die zeitgenössische, multilaterale Beeinflussung des Hofes mit ein, dementsprechend könne auch eine gewisse Fixierung auf das Modell Burgund hinterfragt werden.

Nach der Eröffnung durch FRANZ A.J. SZABO (Direktor, Wirth Institut) erinnerte MICHAEL CHISHOLM (Wirth Institut) in einem Nachruf an Hermann Wiesflecker, der wenige Tage vor der Konferenz verstorben war, wobei er dessen Verdienste für die Erforschung der Zeit und Person Maximilians I. hervorhob.

Die erste Sektion der Konferenz wurde unter dem Titel „Perception, projection and pretension“ zusammengefasst. MANFRED HOLLEGGER (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Graz) analysierte in seinem Beitrag das Verhältnis zwischen den Ständen und Maximilian I. Anhand ausgesuchter Beispiele unterstrich er seine These, dass die Abschaffung traditionellen Rechts, die Transformations-, Zentralisierungs- und Integrationsprozesse ohne gemeinsame Ziele schwer zu erreichen waren. Richtung, Geschwindigkeit und Durchführung hingen vom Einfluss all jener Gruppen ab, die in den jeweiligen Diskussionsprozess inkludiert waren. Die Akzeptanz von Reformen orientierte sich an Nützlichkeitserwägungen. PAULA SUTTER FICHTNER (Brooklyn College; City University of New York) richtete in ihrem Vortrag den Blick auf Realität und Fiktion im politischen Handeln Maximilians, besonders auf dessen Wahrnehmung des Osmanischen Reiches. Sutter Fichtner untersuchte dabei die Selbstrepräsentation Maximilians anhand der Darstellungsweisen seiner Gegner, unter anderem in seinem quasi-autobiographischen Werk „Weißkunig“.

Der zweite Teil war dem Rahmenthema „Diplomacy and culture“ gewidmet. Eine Analyse der außerhöfischen Wahrnehmung von Diplomatie und Kultur am Hof Maximilians I. nahm MICHAEL CHISHOLM (University of Alberta, Edmonton) vor, indem er zeitgenössische Briefe des englischen Gesandten Wingfield am kaiserlichen Hof untersuchte. ISABELLA LAZZARINI (Università di Molise) hingegen behandelte in ihrem Beitrag die Beziehungen zwischen dem mantuanischen Hof unter Francesco Gonzaga und Kaiser Maximilian während der kritischen Zeit der Italienkriege im späten 15. Jahrhundert, sowie deren Auswirkungen auf das diplomatische Netzwerk.

Die Beiträge der dritten Sektion waren unter dem Titel „Contact, stereotype, reception, and adaptation“ zusammengefasst. MICHAIL BOJCOV (Universität Moskau) untersuchte den Aufenthalt der russischen Gesandtschaft des Großfürsten Basilius III. in Innsbruck im Jahr 1518. Nicht nur die Tatsache, dass diese russischen Berichte die erste mehr oder weniger detaillierte Beschreibung eines ausländischen Hofes in der offiziellen russischen Dokumentation darstellen, sondern auch der Vergleich von russischen und österreichischen Quellen lieferten interessante Erkenntnisse: Es zeigte sich, dass die russische Gesandtschaft in ihrer Berichterstattung einige wichtige Episoden verschwiegen hatte. Die Darstellung des Kaisers und seiner Umgebung sollten vor allem die Ehre des Großfürsten wahren. Beim nachfolgenden Besuch der Innsbrucker Gesandtschaft beim Großfürsten wurde das von der russischen Gesandtschaft gewonnene Bild und hierarchische Konzept des maximilianeischen Hofes auf den Moskauer Hof ‚übersetzt’ und einige Besonderheiten des Innsbrucker Empfanges imitiert. HEATHER MADAR (Humboldt State University, Arcata CA) lenkte das Augenmerk auf die Aufnahme und das Verständnis außereuropäischer Kultur zu Zeiten Maximilians und beleuchtete die Darstellungsweisen des ‘Exotischen’ in den um Kaiser Maximilian entstandenen Druckwerken. Die musikalischen Leistungen am Hofe Maximilians standen im Mittelpunkt des Referates von KEITH POLK (University of New Hampshire, Durham NE). Auch wenn Maximilian kein überdurchschnittlich großes Ensemble besaß, konnte kein kontemporärer Hof eine vergleichbare musikalische Qualität aufweisen. Eine kulturell stimulierende Umgebung schuf die Basis für hohe musikalische Leistungen. Die Überzeugung, Musik um ihrer selbst willen und nicht nur für Gesang und Tanz zu schreiben, spiegelt ein neues musikalisch Denken am Hofe Maximilians wider.

Der erste Teil des zweiten Konferenztages war den Schwerpunkten „Senses, emotion, body, and gender“ gewidmet. In der Eröffnungspräsentation sprach CHRISTINA ANTENHOFER (Universität Innsbruck) über die politische Rolle und Funktion der zweiten Frau Kaiser Maximilians, indem sie in der Forschung bisher nicht berücksichtigte Korrespondenzen zwischen Bianca Maria und ihrem Onkel Ludovico Sforza aus den Jahren 1493 bis 1499 auswertete. Weiters analysierte Antenhofer die Verwendung von Emotionen in diesen Briefen und stellte die vorherrschende Meinung von Bianca Maria als ‚gänzlich unpolitische’ Person in Frage. KLAUS BRANDSTÄTTERs (Universität Innsbruck) Beitrag ‚Aspects of Festival Culture under Maximilian‘ gab einen Einblick in die Festkultur Maximilians. Anhand ausgewählter schriftlicher Quellen von Festen, die unter Anwesenheit Maximilians stattfanden, sowie anhand des Bildwerkes „Freydal“ analysierte Brandstätter die Festlichkeiten unter den Gesichtspunkten von Kulturtransfer, Geschlechterrollen und der Memoria. Die Grundlage für den Beitrag von DANIELA UNTERHOLZNER (Universität Innsbruck) bildeten so genannte Speiselisten. Anhand dieser ‚Alltagsquellen’, die vornehmlich für die finanzielle Verwaltung des weiblichen Hofstaates angefertigt worden waren, und des Vergleichs mit Hofordnungen wurde die ideale und reale Situation von Alltagsmahlzeiten hinterfragt. Auswirkungen von strukturellen internen Veränderungen und der damit zusammenhängende Stellenwert nonverbaler Kommunikation wurden anhand dieser Quellen sowie weiterer zeitgenössischer Berichte analysiert.

JOSEPH PATROUCH (Florida International University, Miami) und THOMAS SCHAUERTE (Museum der Stadt Nürnberg) beschäftigten sich in der abschließenden Sektion der Konferenz mit der „Memoria“ Maximilians. Patrouch untersuchte bildliche Darstellungen Maximilians aus dem späten 16. Jahrhundert, vornehmlich aus dem Besitz von Elisabeth von Frankreich und Kaiser Rudolf II. Zeitgenössisches Kunstsammeln kann dabei als ein ‚Neu-Erkennen’ verstanden werden, infolgedessen sich in den Jahrhunderten nach Maximilians Tod eine von ihm wohl unvorhergesehene Entwicklung seines Selbstbildnisses beobachten lässt. Schauerte befasste sich mit der Disposition der bronzenen Figurenzyklen für das Grab Maximilians in der Hofkirche in Innsbruck. Er verglich Kaiser Maximilians Grab mit der Grabanlage seiner Tochter Margarethe in Brou und kam zum Schluss, dass Maximilians Tumba für den Chor einer großen Stiftskirche des Georgs- sowie des Vliesordens gedacht gewesen sein dürfte. Die Vermutung liege nahe, dass die 40 Großplastiken dort um das Grab positioniert, während die kleineren Heiligenfiguren und Kaiserbüsten auf der Abschrankung des Binnenchors beziehungsweise im Chorgestühl angebracht gewesen wären.

HOWARD LOUTHAN (University of Florida, Gainesville FL) fasste die Ergebnisse der Konferenz zusammen. Der Sammelband wird voraussichtlich im Herbst 2010 im StudienVerlag in der Reihe der Innsbrucker Historischen Studien erscheinen.

Konferenzübersicht:

Grußworte durch MICHAEL CHISHOLM (Wirth Institute) und FRANZ A.J. SZABO (Direktor, Wirth Institute)

HEINZ NOFLATSCHER (Universität Innsbruck): The Maximilian Project

Sektion: Perception, projection and pretension

MANFRED HOLLEGGER (ÖAW, Graz): Unheard innovations. Maximilian I’s ambitions from lordship to lordliness

PAULA SUTTER FICHTNER (Brooklyn College, City University of New York): Maximilian I and his ‘Others’: A Dialogue of the Fantastic and the Real

Sektion: Diplomacy and culture

MICHAEL CHISHOLM (Wirth Institute): Maximilian I and the Tudors

ISABELLA LAZZARINI (Università di Molise): News from Mantua: Diplomatic Networks and Political Conflict in the Age of the Italian War (1493-1499)

Sektion: Contact, stereotype, reception, and adaptation

MICHAIL BOJCOV (Universität Moskau): Maximilian and his court in 1518 as seen by the Russians

HEATHER MADAR (Humboldt State University): Maximilian and the Exotic

KEITH POLK (University of New Hampshire): On the Road with Maximilian I: New thoughts on instrumental music at the Imperial Court

Sektion: Senses, emotion, body, and gender

CHRISTINA ANTENHOFER (Universität Innsbruck): Emotions in the Correspondence of Bianca Maria Sforza

KLAUS BRANDSTÄTTER (Universität Innsbruck): Aspects of festival culture under Maximilian

DANIELA UNTERHOLZNER (Universität Innsbruck): Eating and Sitting. Everyday meals of the Frauenzimmer of Bianca Maria Sforza

Sektion: Memoria

JOSEPH PATROUCH (Florida International University): Maximilian I as Reflected in the Later Sixteenth Century: Aspects of his ‘Gedechtnus’ in Wiener Neustadt, Prague, Vienna, and Innsbruck, 1560-1612

THOMAS SCHAUERTE (Museum der Stadt Nürnberg): Maximilian's Planning for his Tomb: Attempt to a Vision

Abschließende Betrachtungen

HOWARD LOUTHAN (University of Florida)
MICHAEL CHISHOLM (Wirth Institute)


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