Feindkonstruktionen im Kalten Krieg. Interdisziplinäre Perspektiven auf eine brisante zeithistorische Phase

Feindkonstruktionen im Kalten Krieg. Interdisziplinäre Perspektiven auf eine brisante zeithistorische Phase

Organisatoren
Martina Schiebel / Yvonne Robel im Rahmen des an der Universität Bremen (Kulturwissenschaften) angesiedelten DFG-Projekts „Politische Biographien im Generationsverlauf 1945-1968“
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.02.2010 - 27.02.2010
Url der Konferenzwebsite
Von
Yvonne Robel, Institut für Kulturwissenschaften, Universität Bremen

Die Konstruktion von „Feinden“ bestimmte in der Phase des Kalten Krieges nicht nur die blockgebundenen, staatlichen Ideologien. Ebenso wirkte sie sich maßgeblich auf Lebensbedingungen und Handlungsmöglichkeiten auf gesellschaftlicher, sozialer oder biografischer Ebene aus. Diesem Themenkomplex widmete sich die vom 25. bis 27. Februar 2010 in Bremen stattfindende Tagung „Feindkonstruktionen im Kalten Krieg. Interdisziplinäre Perspektiven auf eine brisante zeithistorische Phase“. Finanziell ermöglicht wurde die Tagung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Um ein historisches Design einer Feindbilderforschung zu entwerfen, machte INGE MARSZOLEK (Bremen) in ihrem Eröffnungsreferat Erkenntnisse aus der neueren Propagandaforschung, der historischen Bildwissenschaft sowie der visuellen Kommunikationsforschung fruchtbar. Die Wirkmächtigkeit von Propaganda oder Bildern bestimme sich über die Anknüpfung an lebensweltliche Erfahrungen und existente, anpassungsfähige „Gedächtnisbilder“. Ein umfassender Zugriff auf diese Gedächtnisbilder werde dann ermöglicht, wenn sie als Teil persuasiver Kommunikationsprozesse und diskursiver Aushandlungen verstanden würden. Eine solchermaßen konzipierte „Architektur des Feindbildes“ vermöge ältere normative Betrachtungen der Bilder als „falsch“ oder „verzerrt“ zu überwinden.

In der Konstruktion von Feindbildern kommt dem Wechselspiel zwischen „außen“ und „innen“ eine zentrale Rolle zu. Entsprechende Grenzziehungen, Selbstbilder oder Konstruktionen des „Anderen“ sind dabei, so ein Ergebnis der Tagung, erstaunlich flexibel.

THOMAS WEGENER FRIIS (Odense) beschäftigte sich mit den wechselhaften Entwürfen des Feindes, die den Kontext für die Tätigkeit des Geheimdienstes der DDR während des Kalten Krieges in Dänemark bildeten. Grundlegend korrespondiere dabei die Konstruktion von Bedrohungssituationen (meist durch die NATO) mit einem Selbstverständnis des Geheimdienstes als Frieden schützender und deeskalierender Akteur im Ausland.

SILKE BETSCHER (Liverpool) fragte anhand der Presseberichterstattung während der „Berlinblockade“ von 1948/49 nach den visuell abwesenden und dennoch implizit anwesenden Feinden. In Ost und West seien es Repräsentationen des rettenden oder trotzenden Helden, des Opfers der jeweils „anderen“ Weltmacht und des implizit anwesenden Täters, mittels derer eine solche indirekte Bebilderung des Feindes stattfinde. Eventuell sei es gerade seine Abwesenheit, die die Wirkkraft des Feindbildes verstärke. Die Trennung zwischen „innerem“ und „äußerem“ Feind indes gerate angesichts der damals noch unklaren politischen deutsch-deutschen Zukunft an ihre Grenzen.

Der Konstruktion eines „inneren“ Feindes ging JAN BARTKNECHT (Berlin) am Beispiel der Repatriierung sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter nach 1945 nach. Dominant hierfür sei ein Generalverdacht gegen alle ehemaligen Kriegsgefangenen, der die sowjetische Gesellschaft (vor allem auch in ihren biographischen Auswirkungen) tief geprägt habe. Zugleich stünden die internationalen Debatten über die sowjetische Repatriierungspolitik und deren Brüche für die differierende Herausbildung eines Feindbildes „Sowjetunion“ in den Anfängen des Kalten Krieges.

Die Unterscheidung zwischen „staatlichen“ und „nichtstaatlichen“ Akteuren der Feindzuschreibungen hinterfragte OLAF STIEGLITZ (Münster) in seinem Eingangsreferat. Am antikommunistischen Diskurs der McCarthy-Ära und der Sichtbarmachung des inneren kommunistischen Feindes sei stattdessen ein Netzwerk aus „öffentlichen“ und „privaten“, „offiziellen“ und „nicht-offiziellen“ Akteuren beteiligt gewesen. Indem der Antikommunismus mit Bildern des Täuschers, des Kolonisten, des unmännlichen nationalen Profiteurs oder mit Analogien zu homophoben Diskursen gearbeitet habe, offenbare sich ein produktiver Prozess, der zugleich ein hochkomplexes Geflecht an (amerikanischen) Subjektpositionen generiert habe.

Dass Konstruktionen von Feinden immer auch Selbstbilder schaffen und damit ein permanentes Wechselspiel erzeugt wird, illustrierte ANNA PELKA (Barcelona) anhand von Mode-Diskursen im Polen der 1950er-Jahre. Der Streit über die Entscheidung zwischen „sozialistischer“ und „kapitalistischer“ Kleidung fungiere dabei als Metapher für einen grundsätzlichen ideologischen Kampf zwischen dem polnischen Staat und subkulturellen Jugendgruppen. Gerade auch die staatliche Inszenierung des Feindes habe Oppositionelle nur mehr angeregt, sich dieser Codes zu bemächtigen und Kleidung als Form des Widerstands einzusetzen.

LEO GORETTI (Reading) beschäftigte sich mit Feindbildern in Cartoons, Comics oder Postern der Jugendorganisation der kommunistischen Partei Italiens. Die Konstruktion des „äußeren“ Gegenspielers USA habe mit Bildern des Antimilitarismus und der Dehumanisierung gearbeitet. Die Abbildung des „inneren“ Feindes in Gestalt der Christdemokraten sei an antiklerikale Deutungsmuster anschlussfähig gewesen. Analogien zum Nationalsozialismus und der Rückgriff auf antisemitische Stereotype ermöglichten zudem einen Transfer von Feindbildern über ideologische Grenzen hinweg.

Die Übertragung von Feindbildern über nationalstaatliche Grenzen hinweg fokussierte OLIVER SCHMIDT (Münster). So seien Bilder des „fascist pig“ von einer Antikriegsbewegung innerhalb der in der Bundesrepublik stationierten GIs in den 1960er/70er-Jahren verwendet worden und infolge in das Repertoire der neuen Linken der Bundesrepublik eingeflossen. Vor allem afroamerikanische GIs seien infolge als Freiheitskämpfer par excellence romantisiert und gleichzeitig als per se radikale Black-Panther-Mitglieder diffamiert worden. Dabei offenbare sich eine transnationale Dynamik wechselseitiger Stereotypisierungen.

Deutlich wurde auf der Tagung, dass es immer auch repräsentierender Ausdrucksformen bedarf, um den Feind sichtbar zu machen. Entsprechend nahm CLAUS PIAS (Wien) in seinem Eingangsreferat den Feind als Wissensfigur in den Blick. Am Beispiel der RAND Corporation verdeutlichte er, dass think tanks im Kalten Krieg mit einem Wissen spielten, das sich vordergründig um rein potentielle Kriege und ferne Feinde drehe. Indem neue Denkbarkeiten (etwa der potentielle Atomkrieg) generiert würden, kreiere man neben einem Expertentum und einer angepassten Architektur zugleich zuträgliche Arbeitsformen. Mittels mathematischer Spieltheorie oder Rollentheorie würden Beschreibungen von Freund-Feind-Konstellationen ermöglicht oder ein denkbares Verhalten der politischen Gegner austariert. Der Feind werde hierbei objektiviert und positiviert, was nicht zuletzt mit der bildlichen Inszenierung der eigenen Wissensproduktion korrespondiere.

Der Sichtbarmachung des „Zum-Feind-Gemacht-Werdens“ widmete sich HEIDRUN HAMERSKY (Bremen) in ihrem Vortrag über tschechoslowakische Gefängnisbilder der 1970er-Jahre. Dabei deutete sie das Gelingen eines fotografischen Vorgangs – etwa Gefängnisgebäude, Inhaftierte oder Angehörige abzulichten – als subversive Praxis, mittels derer Überwachungsmechanismen und Repressionen gegen politische „innere Feinde“ indirekt visualisiert worden seien.

CHRISTIAN KÖNNE (Freiburg) wendete sich dem Medium Radio zu. Anhand von Kindersendungen des Hörfunks der DDR zeigte er, dass die staatlich gelenkte Inszenierung von Freundbildern dazu gedient habe, neue Gesellschaftsformen zu propagieren und abweichende Modelle zu negieren. Die Repräsentation eines „sozialistischen Menschenbildes“ habe auf indirektem Weg zugleich Feindbilder effizient und wirksam werden lassen.

Nach Feindkonstruktionen in unterhaltenden Genres des DDR-Fernsehens fragten KATJA KOCHANOWSKI (Kiel) und SASCHA TRÜLTZSCH (Salzburg). Fernsehserien der 1970er/80er-Jahre seien insbesondere durch ein Spannungsverhältnis zwischen Unterhaltungsansprüchen der Bevölkerung und ideologischen Anweisungen dominiert worden. Die umfassende staatliche Einflussnahme und Kontrolle habe es jedoch bedingt, dass die medialen Bilder stringent entlang klassischer Freund-Feind-Linien entstanden und damit auch der Herrschaftslegitimierung nach innen dienten.

NICOLA HILLE (Tübingen) verwies anhand von Karikaturen und Plakaten der deutschen Nachkriegszeit auf Kontinuitäten von Bildtraditionen, Motiven und Symbolen. Die Inszenierung des lächerlichen Gegners und der eigenen Überlegenheit, die Dehumanisierung des Gegners bis hin zur Vernichtungsaufforderung oder die Konstruktion einer omnipräsenten Bedrohung erwiesen sich für verschiedene ideologische Seiten als anschlussfähig. Solchermaßen diene dieses Bilderrepertoire der jeweils verschiedenen Selbstverständigung und Systemstabilisierung.

Daran anschließend beschäftigte sich VLADIMIR DOBRENKO (Oxford) mit sowjetischen Plakaten und Karikaturen. Indem er die abgebildeten Feindbilder mit Entwicklungen der sowjetischen Innen- und Außenpolitik der 1940er- bis 1980er-Jahre kontrastierte, fokussierte er insbesondere Diskontinuitäten. So habe die national-chauvinistische Bildsprache in der stalinistischen Nachkriegszeit mit internationalistischen Deutungen der 1920er-Jahre gebrochen. Auch mit den Regierungsantritten von Kruschtschow und Breschnew seien jeweils Diskontinuitäten einer Bildsprache zu verzeichnen. Zugleich habe man immer wieder auch ältere Motive der Feindbildkonstruktion wiederbelebt.

Einem der berühmtesten Filme des Kalten Krieges – „The Manchurian Candidate“ (1963) – widmete sich KATHLEEN STARCK (Osnabrück) in ihrem Abendvortrag. Die Interaktion der Hauptpersonen fließe zu einer kontradiktischen Botschaft über Feinde des Kalten Krieges zusammen, die sich vordergründig klassischer Gender-Zuschreibungen bediene. In der satirischen Darstellung der McCarthy-Politik einerseits und des kommunistischen Feindes andererseits werde dabei an antikommunistische Bilder der Verweiblichung und Homosexualität sowie an Traditionen angeknüpft, den politischen Feind als unmännlich, schwach und weiblich dominiert darzustellen. Auf diesem Wege werde das Bild einer feindlichen „Kalten Kriegerin“ entworfen.

Mit ihrem Referat lenkte MARTINA SCHIEBEL (Bremen) den Blick auf die Wirkmächtigkeit von Feindbildern für einzelne Biographien und Handlungsoptionen. Feindbilder seien für biographische Selbstentwürfe von Personen, die in der SBZ/DDR oder in der BRD nach 1945 wegen ihrer politischer Tätigkeit verfolgt, sanktioniert oder inhaftiert wurden, bedeutend gewesen. Erfahrungen des „Feind-Seins“ seien dabei auch auf deutsch-deutsche Gemeinsamkeiten hin zu befragen. Sie könnten sich sowohl auf den weiteren Lebensweg als auch auf lebensgeschichtliche Deutungen aus der Gegenwartsperspektive auswirken. Vor allem letztere blieben dabei an – vor dem Kontext der Verfolgung geformte – Gegenfeindbilder gebunden.

MATTHEW STIBBE (Sheffield) illustrierte am Beispiel des in der DDR lebenden Kommunisten Jürgen Kuczynski, inwieweit Spionagevorwürfe an ehemalige (jüdische) Mitglieder der Londoner Exilgruppe 1953 der inneren Säuberung der SED dienten. Über den Einzelfall hinaus offenbart sich dabei ein Geflecht von Feind- und Eigenkonstruktionen, in dem die (verhörten) Emigranten selbst anti-jüdische, anti-westliche und anti-tschechische Stereotype bedienten, um sich gegenseitig zu denunzieren und damit an einer Legende über einen westlichen Spionagering der Londoner KPD-Gruppe während des Krieges mitzustricken.

Auch MEIKE HAUNSCHILD (Bremen) fokussierte in ihrem Beitrag ein Einzelschicksal. Sie fragte danach, wie sich ein staatlich getragenes Feindbild „Russe“ auf den Lebensalltag und die Interaktionen einer westdeutschen, mit einem russischstämmigen Mann verheirateten Frau auswirke. Dabei hob sie Kontinuitäten des wirkmächtigen Russlandbildes bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hervor. Feindbilder seien so langlebig und präsent, dass sie selbst in die gegenwärtige lebensgeschichtliche Erzählung der Frau hineinreichen.

IRENE STOEHR (Berlin) untersuchte die Wirkung antikommunistischer Feindbilder auf die Konzeption weiblicher Staatsbürgerschaft der Bundesrepublik der 1950er-Jahre. Vor der negativen Folie der verblendeten, naiv frieden liebenden und dennoch bedrohlich intellektuellen Kommunistin oder der politisch uninformierten und fremd gesteuerten kommunistischen Frau „am Herd“ habe sich ein Frauenleitbild herausgebildet, das sich an männlicher Stärke, Verstandesdenken und politischem Verantwortungsbewusstsein orientierte. Dabei habe der Kalte Krieg eine "elementare Furcht" vor den Abgründen des Weiblichen mobilisieren können.

Offiziell propagierte Feindbilder entfalteten insbesondere ihre Wirkmacht, indem sie grundlegend die Handlungsspielräume verschiedenster Akteure bestimmten. Eine zentrale Arena des Kalten Krieges stellten laut TILL KÖSSLER (München) die schwerindustriellen Betriebe dar, die eine ganz eigene Ökonomie konkurrierender und mittelfristig widersprüchlicher Feindbildentwürfe hervorbrachten. Während sich die Stärke der kommunistischen Betriebsbewegung in den späten 1940er-Jahren auch über das Bedienen klassischer anti-bürgerlicher und anti-unternehmerischer Feindbilder erklären lasse, hätten Vorstöße der SED, aber auch antikommunistische Kampagnen der Bundesregierung und Unternehmungsleitungen, den betrieblichen Feindbildkosmos nach 1949 grundlegend verändert und damit letztlich auch zum allmählichen Machtverlust der KPD in den Betrieben beigetragen.

HOLGER NEHRING (Sheffield) fragte am Beispiel der westeuropäischen Antiatomkraftbewegung der 1950er/1960er-Jahre, inwieweit eine dabei betriebene Politik der Symbole Identitäten kreierte und Feindbilder produzierte. Insbesondere der Atompilz als abstrakter, nichtpersoneller Feind verdeutliche, dass solche Symbole keine festgefügte Bedeutung haben, verschieden aufladbar seien und von daher nicht nur vereinheitlichen würden. Damit seien sie an einer diskursiven Feindbildkonstruktion beteiligt, die letztlich individuelle Handlungsoptionen wesentlich bestimme.

Anhand lebensgeschichtlicher Interviews mit in den 1950er/1960er-Jahren politisch aktiven Kommunist/innen zeigte YVONNE ROBEL (Bremen), dass es in diesen Selbstdarstellungen zur retrospektiven Beschreibung eines „Anders-Gemacht-Werdens“ komme, die letztlich zu einer (Selbst-)Inszenierung des „Andersseins“ gerate. Auf der individuellen Erzählebene offenbare sich dabei – in Darstellungen der eigenen Familie und Familiengeschichten – eine ungebrochene Gültigkeit der (Feind-)Zuschreibungen und Selbstinszenierungen des Kalten Krieges.

SÁNDOR HORVÁTH (Budapest) illustrierte anhand des Bildes „gegnerischer Jugendkulturen“ im offiziellen ungarischen Diskurs, dass eine Grenzziehung zwischen Ost und West innerhalb der ungarischen Gesellschaft wirksam wurde. Printmedien, Groschenromane, Filme, Comics oder Kleidung hätten nicht nur Vorstellungen vom „Westen“ geformt, sondern auch „westliche“ Argumentationen gegen die Jugendrevolte adaptiert. Das Feindbild einer „westlich orientierten Jugend“ sei somit nicht nur fortwährend umgeschrieben worden, sondern lasse sich zudem transnational kontextualisieren.

Ausgehend von Verhören und Verurteilungen ehemaliger Kriegsverbrecher in Ungarn fragte ANDREA PETÖ (Budapest), worauf die „blinden Flecken“ in der Geschichtsschreibung zurückzuführen seien, wenn es um weibliche Mitglieder der Pfeilkreuzler gehe. Dieses Dilemma der (Un-)Sichtbarkeit stehe symptomatisch für die Schwierigkeiten einer biographietheoretischen, feministischen Forschung, welche die Verbindung von gender und Macht fokussiere. Eine solche Perspektive würde jedoch dazu beitragen, das komplexe Erbe der sogenannten Volkstribunale – welches bis in die gegenwärtige ungarische Gesellschaft nachwirke – besser zu verstehen.

Die Tagung hat ein Spektrum von Ansätzen aufgezeigt, unter denen Prozesse der Feindbildkonstruktion zu fassen wären: als Ideologie, Propaganda, Diskurs oder persuasive Kommunikation. Jenseits der Vor- und Nachteile dieser theoretischen Zugänge offenbaren sich übergreifende Fragen nach der Anschluss- und Anpassungsfähigkeit von Feindbildern, nach der (Un-)Sichtbarkeit von „Feinden“ oder auch nach den an der Konstruktion beteiligten „Akteuren“. Ein Verdienst der Tagung besteht sicher darin, die Feindbilder des Kalten Krieges auch jenseits der aufeinander bezogenen Staatsbilder fokussiert zu haben. Aus der Frage nach den Konsequenzen der Feindbildproduktion auf gesellschaftlicher, sozialer und biographischer Ebene ergibt sich zugleich ein weiterer Diskussionsbedarf hinsichtlich methodologischer Vereinbarkeiten. Die Erforschung von Dynamiken des Kalten Krieges kann eine solche Diskussion nur bereichern.

Konferenzübersicht:

Inge Marszolek (Bremen): Public Enemies im Kalten Krieg. Konstruktionen von Ordnung und Bedrohung in Ost und West

Thomas Wegener Friis (Odense): Spionage für den Frieden? Feindbilder der ostdeutschen Spionage in Dänemark

Silke Betscher (Liverpool): The propagandistic battle of images during the Berlin-crises 1948/49

Jan Bartknecht (Berlin): „Collaborators, Traitors of the Motherland or Oppressed People?” The Repatriation of Soviet citizens 1945-1948 as reflected in US and Soviet constructions of „the enemy”

Olaf Stieglitz (Münster): Enemies in Disguise. Strategies of Visualizing the Other in the United States during the Early Cold War

Anna Pelka (Barcelona): Der Feind kleidet sich amerikanisch. Konstruktion der Feindbilder im Modebereich und deren gesellschaftliche Auswirkung in den fünfziger Jahren in Polen

Leo Goretti (Reading): „American Gangsters“, „Perverted Priests“ and „Flabby Businessmen”. Images of the Enemy in the Communist Magazines for Young People in Italy (1947-1953)

Oliver Schmidt (Münster): „The enemy within“ and „The war against the fascist pigs“. Afro-American GIs and the popularisation of transnational images of enmity in the Federal Republic of Germany in the late 1960s

Claus Pias (Wien): Mit dem Anderen spielen. Vom medialen Möglichkeitsdenken

Heidrun Hamersky (Bremen): Zur subversiven fotografischen Praxis in Ostmitteleuropa: die Gefängnisbilder von Ivan Kyncl aus der CSSR der 1970er-Jahre

Christian Könne (Freiburg): Ausbildung im Äther: Werden Feind- und Freundbilder im Funk die gewünschten Bilder im Kopf?

Katja Kochanowski/ Sascha Trültzsch (Kiel/ Salzburg): „Fakt ist, wir sind hier nicht bei Freunden…“ Feindkonstruktionen in unterhaltenden Genres des DDR-Fernsehens: Der Einfluss der Politik auf die Arbeit der DDR-Fernsehschaffenden

Nicola Hille (Tübingen): Visuelle Feindbildkonstruktionen beider deutscher Teilstaaten in Karikaturen der frühen Nachkriegszeit

Vladimir Dobrenko (Oxford): The Image of the Enemy during the Cold War: A study of Soviet Cold-War Posters and Caricatures

Kathleen Starck (Osnabrück): The Good, the Bad, and the Stupid – Enemy Masculinitiers in the Cold War Film „The Manchurian Candidate”

Martina Schiebel (Bremen): Biografischer Umgang mit politischer Verfolgung in Ost- und Westdeutschland

Matthew Stibbe (Sheffield): Jürgen Kuczynski and the Search for a (Non-Existent) Western Spy Ring in the East German Communist Party in 1953

Meike Haunschild (Bremen): Feindbild „Russe“ in lebensgeschichtlichen Erzählungen

Irene Stoehr (Berlin): „Friedensklärchens“ Feindinnen. Westdeutsche Staatsbürgerinnen und antikommunistische Weiblichkeitskonstruktionen im Kalten Krieg

Till Kössler (München): Betriebsfeinde. Antikommunismus und Feindbilder in schwerindustriellen Betrieben nach 1945.

Holger Nehring (Sheffield): West European protests against nuclear weapons and the Cold War

Yvonne Robel (Bremen): Auswirkungen politischer Sanktionierungen auf „Familiengeschichten“ westdeutscher Kommunist/innen

Sándor Horvath (Budapest): Young Enemies and Generational Conflicts: Images of Youth Subcultures in Hungary in the Socialist Period

Andrea Petö (Budapest): Heroines lost and found. The changing narrative frames about World War II in Eastern European lifestories


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger