Die von Kaiser Otto I. sorgfältig vorbereitete Gründung des Erzbistums Magdeburg wurde vor 1050 Jahren in Ravenna kirchenrechtlich abgeschlossen. Doch nicht nur in Magdeburg, sondern auch in Benevent, Capua und Vic wurden während des Pontifikats Johannes’ XIII. neue Erzbistümer eingerichtet. Vor diesem Hintergrund widmete sich die vorzustellende Tagung der Gründungsphase des Magdeburger Erzbistums im regionalen Kontext, lenkte den Blick darüber hinaus jedoch auch auf die europäischen Zusammenhänge des Ereignisses und weitete zudem chronologisch die Perspektive auf dessen Etablierungsphase (circa 1050–1150) aus.
In seinen einleitenden Worten wies WOLFGANG HUSCHNER (Leipzig) darauf hin, dass die bisherige Forschung die Gründung der Magdeburger Kirchenprovinz vornehmlich aus regionaler Sicht untersucht habe. In der Tagung solle neben dieser nun auch der Blick auf die europäische Ebene erweitert werden, wodurch die politischen Rahmenbedingungen und Ausgangsvoraussetzungen im Vergleich, die beteiligten internationalen Akteure sowie die überregionalen Auswirkungen der Erzbistumsgründungen verstärkte Aufmerksamkeit erfahren sollten.
Im Fokus der ersten, von Wolfgang Huschner moderierten Sektion standen die Rahmenbedingungen der Erzbistumsgründungen in Magdeburg (968), Benevent (969) und Vic (971, 1091). CHRISTIAN LÜBKE (Leipzig) eröffnete die Sektion mit einem Blick auf die politische Ausgangslage zwischen Ottonen, Piasten, Sachsen und Elbslawen. Während der Konflikt mit Böhmen 950 beigelegt worden war und man durch Markgraf Gero auch die sächsischen Großen in Ottos Magdeburg-Pläne integriert hatte, habe sich der amicus imperatoris Miezko I. von Polen als schwerwiegendes Hindernis bei der Gründung des Erzbistums Magdeburg erwiesen. Dennoch seien die Beziehungen zwischen ihm und Otto I. bis zum Tod des Kaisers gut geblieben. Eine tiefe Zäsur in der Entwicklung der ekklesiastisch-administrativen Durchdringung der Region stelle Lübke zufolge dann jedoch der Slawenaufstand von 983 dar.
SEBASTIAN KOLDITZ (Heidelberg) ging auf die Gründungen der Erzbistümer Magdeburg und Benevent in ihrem regionalen ekklesiastisch-administrativen Kontext ein und verortete sie in den politischen Dynamiken der ottonisch-byzantinischen Beziehungen. Waren diese zuvor noch gut gewesen, seien sie ab 967 zunehmend frostiger geworden. So sei die Erhebung Benevents zum Erzbistum, dessen Suffragane teilweise in byzantinischem Gebiet lagen, verschiedentlich als antibyzantinische Maßnahmen gesehen worden. Kolditz resümierte, dass die Gründung des Erzbistums Magdeburg durch Otto I. als strukturbildende Maßnahme des Kaisers im ottonischen Herrschaftsgebiet gesehen werden könne, das Erzbistum Benevent sich seinerseits in komplexere kirchenpolitische Strukturen einordne.
SEBASTIAN ROEBERT (Leipzig) analysierte im Anschluss geografische und politische Rahmenbedingungen auf der Iberischen Halbinsel für die Errichtung eines Erzbistums in Vic. Beziehungen der katalanischen Grafschaften zur römischen Kurie sowie nach Santiago de Compostela hätten einen direkten Einfluss auf die Gründung Vics ausgeübt. Der Gründungsprozess des Erzbistums begann bereits 970, scheiterte jedoch alsbald; als Ursachen hob Roebert neben dem gewaltsamen Tod Erzbischof Attos unter anderem muslimische Überfälle auf Barcelona sowie das Päpstliche Schisma hervor. Aufgrund dieser schwierigen Rahmenbedingungen sei das Erzbistum Vic schließlich eine ephemere Episode geblieben.
JOCHEN JOHRENDT (Wuppertal) stellte in seinem Beitrag die Frage nach dem Anteil Johannes’ XIII. an den Neugründungen Capua, Benevent, Magdeburg und Vic. Die Frage nach der Initiative sei in jedem der Gründungsfälle schwierig, festzuhalten sei jedoch, dass immer multilaterale Interessen von Kurie, Empfänger und dritten Akteuren eine Rolle gespielt hätten. Im Fall von Capua und Benevent sei es das Interesse Johannes’ XIII. gewesen, kirchliche Strukturen zu stärken, die ihn zuvor gegen römische Gegner unterstützt hatten. Im Falle Magdeburgs und Vics habe der Papst die Neuorganisation der Kirchenstruktur auch am Rande der christlichen Welt ins Werk setzen wollen.
Die zweite Sektion unter Leitung von Jochen Johrendt stand im Zeichen der brieflichen, urkundlichen und historiographischen Überlieferungen der Erzbistumsgründungen. ANTONELLA GHIGNOLI (Rom) richtete den Fokus auf die Gründung des Erzbistums Benevent im Spiegel der dokumentarischen Quellen. Als zentralen Überlieferungsträger hob sie einen 1464 erstellten Rotulus mit beglaubigten Kopien von 21 bis zum Jahr 1169 ausgestellten Urkunden hervor. Da dieser jedoch seit 1943 als verloren galt, war es noch in jüngsten Editionen der Palliumsurkunde von 969 zu Fehlern im Editionstext gekommen. Ghignoli konstatierte zur Überraschung der Teilnehmer, dass der Rotulus sich doch erhalten habe. Nach dessen Prüfung konnte sie am Beispiel des protoasekretis-Titels des unterzeichnenden Bischofs Hubert von Parma die Vorrangstellung des Rotulus als Überlieferungsträger demonstrieren.
Wolfgang Huschner lenkte in seinem Beitrag den Blick auf Originale, Blankette und Fälschungen ottonischer Diplome für die Ausstattung des Erzbistums Magdeburg. Huschner betonte, dass nicht alle Urkunden, die man auf die Zeit zwischen 965 und 968 datiert hatte, tatsächlich in dieser Zeit entstanden waren, einige von ihnen vielmehr auch vorher und nachher. Dabei seien 10 Gruppen zu unterscheiden, wozu auf mündliche Verhandlungen zurückgehende, später ausgestellte oder später ausgestellte, jedoch rückdatierte Diplome zählten. Insgesamt verwies Huschner auf die zahlreichen Besitz- und Rechtsübertragungen an St. Mauritius bis 968, welche die maßgeblichen Voraussetzungen für die Erhebung Magdeburgs zum Erzbistum schufen.
IGNASI J. BAIGES JARDI (Barcelona) spannte mit Betrachtungen zur dokumentarischen Überlieferung der Gründung des Erzbistums Vic den Bogen nach Katalonien. Das Pallium für Vic sei 970/ 71 in einer Zeit politischer Spannungen zwischen katalanischen Territorialherren und vermehrter Sarazeneneinfälle erbeten worden. Baiges Jardi hob die gute Überlieferungslage der ältesten Urkunden Vics hervor: So seien drei Papyri, unter ihnen die Verleihung des Palliums an Atto von Vic von 971, im Original erhalten. Der Referent wies jedoch darauf hin, dass die Echtheit der päpstlichen Bullen durch die moderne Forschung auch angezweifelt wird.
Die dritte Sektion, moderiert von ENNO BÜNZ (Leipzig), war der Errichtung und Etablierung der Magdeburger Suffraganbistümer gewidmet. In seinem Beitrag über die Etablierung des Bistums Meißen wies MATHIAS KÄLBLE (Dresden) auf die verhältnismäßig schlechte urkundliche Überlieferung für dessen Gründungsphase hin. Wann die Gründung stattgefunden habe, sei aufgrund einer fehlenden Gründungsurkunde schwer zu sagen. Kälble hob mit dem DO I. 406 von 968 die älteste Urkunde für Meißen hervor, welche die Ausstattung des Bistums nach Verhandlungen mit Otto I. dokumentierte. Die Verfestigung des Bistums habe im 11. Jahrhundert stattgefunden, wobei die enge Nähe zum erzbischöflichen Stuhl eine wichtige Rolle gespielt habe. Im 12. Jahrhundert seien dann erstmals Angehörige des Meißner Domkapitels aufgetreten.
Im Anschluss gab ALEXANDER SEMBDNER (Leipzig) einen Einblick in die Etablierung des Bistums Zeitz-Naumburg im 11. und 12. Jahrhundert. Sembdner hob hervor, dass die Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg 1028 ein durch den Kaiser und die Markgrafen ausgehandeltes Projekt war, wodurch die Außengrenze des Bistums gesichert werden sollte. Nach 1028 häuften sich kaiserliche Schenkungen, jedoch setzte erst Ende des 11. beziehungsweise Anfang des 12. Jahrhunderts eine gezielte bischöfliche Politik zur Erweiterung des Bistums ein. Sembdner bezeichnete vor diesem Hintergrund die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts als „take-off-Phase“ der Diözese.
Die Sonderrolle des Bistums Merseburg unter den Suffraganen Magdeburgs hob MARKUS COTTIN (Merseburg) hervor. Da das Bistum schon 981 aufgelöst und erst 1004 wiedergegründet wurde, hatte es sich mit schwierigeren Startbedingungen auseinanderzusetzen als die Bistümer Meißen und Zeitz. Merseburger Bischöfe zeichneten sich oft durch ihre Königsnähe aus; Cottin verwies auf die umfangreiche urkundliche Erweiterung des Besitzes Merseburgs durch Heinrich II. Im 11. Jahrhundert sei der innere Ausbau des Bistums dann nur langsam vorangeschritten, der Ausbau der Kirchenstruktur erfolgte ab dem 12. Jahrhundert, eine Entwicklung, die Alexander Sembdner etwa zeitgleich für Zeitz-Naumburg konstatiert hatte.
Dass die Bistümer Brandenburg und Havelberg ebenfalls eine Sonderstellung unter den Suffraganen Magdeburgs einnahmen, konnte MATTHIAS HARDT (Leipzig) überzeugend darlegen. Er bestätigte die Gründung beider Bistümer im Jahr 948, nachdem er zuvor auf die Forschungskontroverse darüber eingegangen war. Im Slawenaufstand 983 sei die Organisation der Bistümer vollkommen zusammengebrochen; trotz intensiver Rückgewinnungsbemühungen kam erst im 12. Jahrhundert Bewegung in ihre Wiedererrichtung. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden beiden Bistümern durch Friedrich I. ausführliche Bestätigungsurkunden ihrer Rechte ausgestellt. Hardt unterstrich abschließend, dass dies maßgeblich zum Abschluss ihres Restitutionsprozesses beigetragen habe.
Im letzten Beitrag der Sektion lenkte MARTIN WIHODA (Brno) den Blick auf die ekklesiastisch-administrativen Aushandlungsprozesse für das Bistum Prag zwischen Salzburg, Mainz und Magdeburg. Die Gründung des Prager Bistums sei nach mehreren Etappen erst 973 durch Benedikt VI. endgültig durchgesetzt, das Bistum jedoch nicht der Metropole von Magdeburg, sondern vielmehr dem Erzbistum Mainz unterstellt worden. Wihoda unterstrich, dass dies vor allem eine politisch-pragmatische Entscheidung Ottos II. gewesen sei. Der Kaiser habe dadurch einerseits die gespannten Beziehungen mit dem Erzbischof von Mainz verbessern, andererseits das neue Magdeburger Erzbistum in keine weiteren Streitigkeiten verwickeln wollen.
Die vierte Sektion, geleitet von ANDREAS RANFT (Halle an der Saale), stand unter dem Thema der Gründung von Domstiften in der Magdeburger Kirchenprovinz. Eröffnet wurde sie von Enno Bünz mit Ausführungen zu den Anfängen der Domkapitel in Magdeburg, Meißen und Merseburg. So seien bei den Neugründungen der Bistümer nicht gleich die drei Domkapitel miterrichtet worden. Die kirchlichen Anfänge in Meißen seien unklar, im Gegensatz dazu sei das Domkapitel in Magdeburg bereits 979 institutionell ausgeprägt gewesen. Im Laufe der Ausführungen wurde der Entwicklungskontrast zwischen Magdeburg einerseits und Merseburg und Meißen andererseits weiter deutlich; so existierte etwa in Meißen bis 1046 kein Domkapitel. Bünz konstatierte abschließend, dass fest organisierte Domkapitel im 12. Jahrhundert entstanden seien.
Der Entstehung des Domkapitels des dritten neugegründeten Suffraganbistums nach der Verlegung dessen Bischofssitzes nach Naumburg ging MATTHIAS LUDWIG (Naumburg) nach. Als erste Quelle, die die Dimension des Domkapitels fest umriss, hob Ludwig die Naumburger Kapitelsliste von 1088/90 hervor. Er betonte jedoch das 12. Jahrhundert als Zeit des maßgeblichen Formierungsprozesses des Naumburger Domkapitels – ein Prozess, den Enno Bünz zuvor ebenfalls für die Domkapitel in Magdeburg, Merseburg und Meißen konstatiert hatte. Ludwig wies schließlich darauf hin, dass Naumburg zwar Bischofsstadt mit entsprechenden Kathedralrechten blieb, die Bischöfe jedoch später wieder in Zeitz residierten.
Im letzten Beitrag der Sektion befasste sich STEFAN PETERSEN (Leipzig) mit der Entstehung von Domkapiteln in den Bistümern Brandenburg und Havelberg. Obwohl die Bischöfe im Slawenaufstand von 983 fliehen mussten, seien beide Bistümer nominell nicht untergegangen: 150 Jahre später habe also nicht deren Neugründung, sondern nur die Wieder-Inbesitznahme stattgefunden. Petersen wies jedoch darauf hin, dass die Domkapitel neu gegründet werden mussten. Er konnte im Folgenden zeigen, dass die prämonstratensische Prägung ihrer Domkapitel Brandenburg und Havelberg innerhalb der Reichskirche isolierte. Ihr Schutzgesuch bei den Askaniern habe schließlich zu ihrer Mediatisierung und dem Verlust ihrer Reichsunmittelbarkeit geführt.
Die fünfte und letzte Sektion unter Moderation von Christian Lübke ließ die Bischöfe und Erzbischöfe der Magdeburger Kirchenprovinz selbst als Akteure und Teilhaber an der Regierung des Reiches hervortreten. PIERRE FÜTTERER (Jena) nahm zunächst die Magdeburger Erzbischöfe als Teilnehmer von Versammlungen von Herrschern und Großen in den Blick. Magdeburger Oberhirten seien Teilnehmer zahlreicher Versammlungen gewesen, was Fütterer an mehreren Beispielen illustrierte. Insgesamt gesehen sei die Teilnahme Magdeburger Erzbischöfe an Versammlungen jedoch sehr unterschiedlich ausgefallen. In Hinblick auf alle Versammlungen per definitionem lag ihre Teilnahme zwischen 10 und 40 Prozent. Vor dem Hintergrund des Vorangegangenen konstatierte Fütterer, dass mit Blick auf alle Versammlungen des Reiches eine eher geringe Teilnahme Magdeburger Erzbischöfe an diesen zu verzeichnen sei.
Wie die Erzbischöfe von Magdeburg und die Bischöfe von Naumburg in Italien wirkten, untersuchte anschließend MARTIN RIEBEL (Leipzig / Dresden). An den Tätigkeitsfeldern von Kadeloh und Eberhard von Naumburg sowie Norbert und Konrad von Magdeburg im Umkreis des Kaisers skizzierte Riebel das breite Aufgabenspektrum der Kirchenfürsten. So wirkten diese beispielsweise als Kanzler oder Erzkanzler des Kaisers für Italien oder übernahmen eine wichtige Vermittlertätigkeit zwischen dem Herrscher und den italienischen Großen. Riebel wies schließlich darauf hin, dass die Kirchenfürsten in erster Linie als Unterstützer der Kaiser wirkten, in Italien jedoch auch durchaus ihre eigenen Interessen verfolgten.
STEFAN MAGNUSSEN (Leipzig) rückte das konkrete Aufgabenfeld der Bischöfe der Magdeburger Diözese als königliche Gesandte und Vermittler in den Blick. Diese seien an verschiedene, teils weit entfernte Bestimmungsorte gesandt worden. So wurde beispielsweise Bischof Anselm von Havelberg 1135/36 von Lothar III. nach Byzanz geschickt und konnte dort aufgrund seiner exzellenten Griechischkenntnisse an theologischen Diskussionen teilnehmen. Magnussen wies darauf hin, dass die persönliche Qualifikation der Gesandten oft wichtiger war als ihr Rang. Mit Blick auf die diplomatische Überlieferung konstatierte Magnussen jedoch auch, dass sich Magdeburger Bischöfe als Vermittler nur selten tatsächlich in den Urkunden fassen ließen.
Mit den Erzbischöfen und Bischöfen der Magdeburger Kirchenprovinz als Akteure zwischen Herrschern und Päpsten (1073–1152) setzte sich abschließend MARIANNE WENZEL (Magdeburg) auseinander. Sie skizzierte sechs Phasen, in die sich die Aktivitäten Magdeburger Bischöfe einteilen ließen. Als Phase relativen Einvernehmens wurde die vierte Phase (1125–1137) hervorgehoben, die durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Lothar III. und Norbert von Xanten gekennzeichnet war. Als Konfliktphase wurde hingehen die fünfte Phase (1138–1142) charakterisiert, in die die Auseinandersetzungen Konrads III. mit Heinrich dem Stolzen fiel. Insgesamt machte Wenzel deutlich, dass die Magdeburger Kirchenfürsten durchaus nicht immer im Einvernehmen mit den amtierenden Herrschern handelten.
Vor der Abschlussdiskussion ließ Enno Bünz in seinen zusammenfassenden Ausführungen zur Tagung noch einmal die bisherige Forschung zur Magdeburger Diözese Revue passieren, welche eher Gegenstand der regionalen Forschung gewesen war. Bünz hob hervor, dass das Ziel der Tagung, die Gründung des Erzbistums Magdeburg in den europäischen Kontext zu setzen, um so einen Erkenntnisfortschritt zu erzielen, in vollem Umfang gelungen sei. Er dankte für die thematisch vielfältigen und anregenden Beiträge, die aus der wichtigen europäischen wie auch der regional-vergleichenden Perspektive in den Konferenztagen beigesteuert wurden, welche nun ein differenzierteres Bild der Gründung des Erzbistums Magdeburg zeichneten.
Im Abendvortrag zu den Domen des 10. Jahrhunderts in Magdeburg, Benevent, Capua und Vic spannte BRUNO KLEIN (Dresden) den Bogen zum baulichen Niederschlag der Erzbistumsgründungen. In Vic, Capua und Benevent habe es bei der Gründung der Erzbistümer zuvor Dome gegeben, deren Umbau sei jedoch erst im 11. und 12. Jahrhundert erfolgt. Für Magdeburg könne nicht belegt werden, ob die Kirche des Moritzklosters 967 bereits fertiggestellt war, auch gebe es keinen Beleg, dass die 1207 zerstörte Kathedrale einen ottonischen Kern hatte. Klein resümierte, dass die Gründungen der Erzbistümer im 10. Jahrhundert fast keine baulichen Folgen hatten, nichtsdestotrotz setzten die institutionellen Ereignisse Prozesse in Gang, die sich in späteren Um- und Ausbauten niederschlugen.
Durch die vielfältigen Beiträge aus sowohl regionaler als auch europäischer Perspektive konnten auf der Tagung überregional vergleichende Ergebnisse präsentiert sowie der europäische Kontext stärker verdeutlicht werden. Mit der Ausweitung der Betrachtung auf die Etablierungsphase des Erzbistums und seiner Suffragane wurden zudem bisher kaum berücksichtigte mittel- und längerfristige Vorgänge sichtbar.
Konferenzübersicht:
Hans Wiesmeth (Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Leipzig): Grußwort
Begrüßung: Wolfgang Huschner (Leipzig)
Sektion I: Magdeburg (67/968) – Benevent (969) – Vic (971, 1091). Die Gründungen der Erzbistümer und ihre Rahmenbedingungen
Moderation: Wolfgang Huschner (Leipzig)
Christian Lübke (Leipzig): Ottonen, Piasten, Sachsen und Elbslaven (circa 950–983)
Sebastian Kolditz (Heidelberg): Byzantinisch-ottonische Konflikte und die Errichtung der Erzbistümer Benevent und Magdeburg (circa 962/963–973)
Diskussion
Sebastian Roebert (Leipzig): Intentionen und Rahmenbedingungen auf der Iberischen Halbinsel für die Errichtung eines Erzbistums in Vic
Jochen Johrendt (Wuppertal): Papst Johannes XIII. (965–972) und die Gründung neuer Erzbistümer in Capua, Benevent, Magdeburg und Vic
Diskussion
Sektion II: Die Erzbistumsgründungen im Spiegel der brieflichen, urkundlichen und historiographischen Überlieferung
Moderation: Jochen Johrendt (Wuppertal)
Antonella Ghignoli (Roma): Die Gründung des Erzbistums Benevent im Spiegel der dokumentarischen Überlieferung
Wolfgang Huschner (Leipzig): Urkunden über die Ausstattung des Magdeburger Erzbistums: Originale, Blankette und Fälschungen ottonischer Diplome (circa 965–995)
Ignasi J. Baiges Jardí (Barcelona): Le fondazioni di un arcivescovato a Vic nel riflesso della tradizione documentaria
Diskussion
Sektion III: Errichtung und Etablierung der Magdeburger Suffraganbistümer
Moderation: Enno Bünz (Leipzig)
Mathias Kälble (Dresden): Die Etablierung des Bistums Meißen (11./12. Jahrhundert)
Alexander Sembdner (Leipzig): Die Etablierung des Bistums Zeitz-Naumburg (11./12. Jahrhundert)
Diskussion
Markus Cottin (Merseburg): Ausbau und Neuorientierung des Bistums Merseburg (11./12. Jahrhundert)
Matthias Hardt (Leipzig): Die Etablierung der Bistümer Brandenburg und Havelberg und ihre Integration in die Magdeburger Kirchenprovinz (10.–12. Jahrhundert)
Martin Wihoda (Brno): Das Erzbistum Mainz und das Bistum Prag (10.–12. Jahrhundert)
Diskussion
Sektion IV: Die Gründung von Domstiften in der Magdeburger Kirchenprovinz
Moderation: Andreas Ranft (Halle an der Saale)
Enno Bünz (Leipzig): Die Anfänge der Domkapitel in Magdeburg, Meißen und Merseburg
Matthias Ludwig (Naumburg): Die Anfänge des Domkapitels in Naumburg
Stefan Petersen (Leipzig): Die Anfänge der Domkapitel in Brandenburg und Havelberg
Diskussion
Sektion V: Mitwirkung von Bischöfen und Erzbischöfen der Magdeburger Kirchenprovinz an der Regierung des Reiches
Moderation: Christian Lübke (Leipzig)
Pierre Fütterer (Jena): Magdeburger Erzbischöfe als Ausrichter und Teilnehmer von Versammlungen der Herrscher mit den Großen
Martin Riebel (Leipzig / Dresden): Erzbischöfe von Magdeburg und Bischöfe von Naumburg in Italien
Diskussion
Stefan Magnussen (Leipzig): Bischöfe als königliche Gesandte und Vermittler. Das Beispiel der Kirchenprovinz Magdeburg
Marianne Wenzel (Magdeburg): Bischöfe und Erzbischöfe der Magdeburger Kirchenprovinz zwischen Herrschern und Päpsten (11./12. Jahrhundert)
Diskussion
Abschlussdiskussion
Abendvortrag
Bruno Klein (Dresden): Die Dome des 10. Jahrhunderts in Magdeburg, Benevent und Vic – was sie waren, was sie wurden