Von der Schwimmkunst zum Badevergnügen und Schwimmsport

Von der Schwimmkunst zum Badevergnügen und Schwimmsport. 16. Irseer Sporthistorische Konferenz und 10. Symposium der Deutschen Gesellschaft von Sportmuseen, Sportarchiven und Sportsammlungen e.V.

Organisatoren
Schwabenakademie Irsee
PLZ
87665
Ort
Irsee
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
20.05.2022 - 22.05.2022
Von
Markwart Herzog, Direktion, Schwabenakademie Irsee

In seinem Grußwort dankte MARKWART HERZOG (Irsee) dem Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS) für die großzügige finanzielle Ausstattung der Tagung, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Sektion Sportgeschichte in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) für vielfältige Unterstützung; sodann gab er einen kurzen Rückblick auf die seit dem Jahr 2000 von der Schwabenakademie ausgerichteten sporthistorischen Konferenzen. In dem anschließenden Grußwort strich BFS-Vizepräsident ANDREAS PAATZ (Bad Nenndorf) die Wichtigkeit der Veranstaltung für die in der Praxis des Schwimmens stehenden Sportler und Organisatoren heraus, während MICHAEL KRÜGER (Münster), Vorsitzender der DAGS und Mitausrichter der Tagung, darauf hinwies, dass es sich bei dieser Konferenz um die erste sport-historische Tagung zum Themenkomplex Baden, Schwimmen und Schwimmsport handle. Als Vizepräsident der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Bayern und Kooperationspartner der Konferenz, begrüßte HARALD JATZKE (München) das Plenum und wies auf die große Bedeutung der Befähigung zum Schwimmen hin, die im Verlauf der Konferenz immer wieder angesprochen wurde. Jatzke rekonstruierte die Geschichte des Rettungsschwimmens und die Handlungsfelder seiner Organisation, deren Gründung 1913 durch ein im Jahr zuvor geschehenes Unglück auf der Seebrücke des Ostsee-Badeortes Binz mit 14 Ertrunkenen angestoßen wurde. Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung konnte damals schwimmen, noch weniger Ertrinkende retten.

I Tourismus – Freizeit – Unterhaltung – Kommerz

Sporthistoriker ERIK EGGERS (Kellinghusen/Holstein) eröffnete die erste Sektion mit einem Vortrag über den heute weitgehend vergessenen „Kurbäder-Schwimmer“ Otto Kemmerich, einen Nordfriesen, der ab Mitte der 1920er-Jahre Weltruhm erlangte. Er war ein „touristischer Dienstleister“, der seine spektakulären Erfolge (z.B. Durchqueren des Ärmelkanals) mit aggressiven Methoden professionell vermarktete. Nicht nur Seebäder nahmen Kemmerich unter Vertrag, sondern auch Zirkusensembles oder die Continental Gummi-Werke AG, die den Sportstar für ihre Produktwerbung einspannte.1

JAN-HINNERK ANTONS (Hamburg) skizzierte zwei große Wenden in der Wahrnehmung der Meere, die sich höchst unterschiedlich auf den Ostseetourismus ausgewirkt hätten. Bis ins 18. Jahrhundert vor allem als bedrohlich und feindlich erlebt, setzte sich die naturwissenschaftliche Erkenntnis vom Meer als Ursprung allen Lebens durch. Während die literarische und bildkünstlerische Romantik die Meere mit einer Ästhetik des Erhabenen überhöhte, zeichnete sich in den 1970er-Jahren ein ganz anderer Umschwung ab, der aus der enormen Verschmutzung der Meere zu gesundheitsgefährdenden Kloaken resultierte und dem Tourismus – nicht nur an der Ostsee – erhebliche Einbußen bescherte. Hotelbetreiber setzten infolgedessen verstärkt auf eigene, hygienischere, saisonunabhängige Hallenschwimmbäder.

II Geschlechterhistorische Aspekte – Diskurse über Badekleidung

KLAUS GRAF (Freiburg im Breisgau) eröffnete die Sektion über geschlechterhistorische Aspekte mit Ausführungen über die Schwimmlehre (1538) von Nikolaus Wynmann2 und das in der Frühen Neuzeit nur in wenigen Schriftzeugnissen überlieferte Baden und Schwimmen von Mädchen und Frauen. Quellenkritische Reflexionen über die Aussagekraft der spärlichen Überlieferungen, die erst ab etwa 1800 zahlreicher vorlägen, standen im Vordergrund.

Der Vortrag von MARGARET ROBERTS (Manchester, UK) stellte das von Fred Beckwith gegründete „Swimming Empire“ vor. Beckwith betrieb ein kommerzielles „Swimming Entertainment“, aus dem seine Tochter Lizzie schon als Dreijährige herausstach („the smallest swimmer in the world“). Die Familie tourte durch ganz Europa und Amerika, nahm an finanziell lukrativen Wettbewerben teil, führte Kunststücke auf, inszenierte in Aquarien und Tanks anspruchsvolle Tauchübungen. Auch auf Tanz-, Musical- und Varieté-Bühnen waren die Unterhaltungskünstler zu Hause.3 Ebenfalls ins Viktorianische England führte DAVE DAY (Manchester, UK). Auf der Basis von Volkszählungen und von Gesetzen, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts den Betrieb von öffentlichen Bädern und Waschhäusern regelten und dabei Geschlechtertrennung vorsahen, ergaben sich Chancen für Frauen als Kassen-, Reinigungs-, Lehr- und Aufsichtspersonal, die wiederum gesellschaftliche Perspektiven gemäß den Zielen der Emanzipationsbewegung zu erschließen vermochten.

Mit Gertrude „Trudy“ Ederle stellte ANNE-KATHRIN KILG-MEYER (Augsburg) eine Zeitgenossin Otto Kemmerichs, Pionierin des Frauenschwimmsports und Vorbild im Kampf um Frauenrechte vor. Spektakuläre Leistungen wie die Ärmelkanal-Durchquerung 1926 machten sie weltberühmt und zu einem Medienstar, den – im Unterschied zu Kemmerich – auch bekannte Karikaturisten feierten. Sie räumte nicht nur mit dem Vorurteil auf, dass Frauen allenfalls badeten, um sich nass zu machen, wohingegen Männer zu schwimmen vermochten, vielmehr entledigte sie sich auch der Frauen auferlegten Vermummung in schweren Kleidern – nicht zuletzt dadurch, dass sie selbst das Design von Badekostümen entwarf.4

III Ästhetik – Bildpropaganda – Bildkünste – Literatur

In einem gemeinsam mit ÅSA BÄCKSTRÖM (Stockholm, Schweden) erarbeiteten Beitrag nahm DAGMAR DAHL (Bodø, Norwegen) die ästhetische Attraktion des Schwimmens im offenen Wasser in den Blick. In autobiografischen Schilderungen u.a. von Roger Deakin, Joe Minihane und Lynne Roper fanden sich Antworten auf die Frage nach der Faszination des Schwimmens in der freien Natur, das sich in Nordeuropa enormer Beliebtheit erfreut. Sinnliches Erleben von multisensorischer Intensität („feast of the senses“), Bewegung in und Eins-Werden mit der Natur und ihrer Schönheit konnten als zentrale Aspekte eines Attraktionspotenzials benannt werden, das zum Auszug aus der Schwimmhalle hin zu einer „Rückkehr in die Natur“ lockte.

Anhand der Unfallstatistik und Bildpropaganda des Reichsversicherungsamtes und der Berufsgenossenschaften ging SEBASTIAN KNOLL-JUNG (Heidelberg) auf Nichtschwimmen als gesellschaftliches Problem und darauf reagierende präventive Maßnahmen ein, die ergriffen wurden, um kostspielige Entschädigungen zu vermeiden. Die Statistiken belegten, dass Arbeitssicherheit, Unfallverhütung, Rettungsinfrastrukturen, die Kampagne „Kampf dem nassen Tod!“, Sportbegeisterung und ein Rückgang der Nichtschwimmer infolge des Baus von Badeanstalten nach 1945 zu einer Minderung der Gefahr des Ertrinkens und zu dessen Verlagerung aus der Arbeitswelt in den Freizeitbereich geführt hätten. Der Verkehrstod habe dem Ertrinkungstod den negativen Rang abgelaufen.

Erhebliche technische Verbesserungen von Fotografie und Film im Dienst der Verwissenschaftlichung des Sports haben im frühen 20. Jahrhundert, so OLAF STIEGLITZ (Leipzig), wesentlich zu einer Visualisierung und Modernisierung, Versportlichung, Popularisierung und Optimierung auch des Schwimmsports beigetragen. Mit Unterwasserkameras konnten entscheidende, aber dem Publikum sonst verborgene Vorgänge sichtbar gemacht und mit seriellen Bildern als Anschauungsmaterial das Training verbessert werden. Der vielfache Weltrekordler, fünffache Olympionike und Filmstar Jonny Weißmüller („Tarzan“) trug im Medium des Films seinen Teil dazu bei, dem amerikanischen Kraulen gegenüber dem „deutschen“ Brustschwimmen zum Durchbruch zu verhelfen. Kein Wunder, dass er die Armarbeit von Gertrude Ederle in höchsten Tönen lobte.

Während BARBARA MARGARETHE EGGERT (Linz) Schwimmen und Baden als Metaphern für Grenzerfahrungen und die Konstitution „neuer Normalität“ in Graphic Novels von Bastien Vivès sowie Jillian und Mariko Tamaki verstand, interpretierte IMKE LICHTERFELD (Bonn) anhand zeitgenössischer Romane aus dem angloamerikanischen Raum (Roger Deakin, Victoria Whitworth) die Körpererfahrung im Wasser als ozeanische Überwältigung, Identitätsdiffusion und -verlust, als spirituelle Metamorphose („rite de passage“) bzw. Wiedergeburt („like a newborn baby“). Demzufolge wird der Schwimmer zu einem Teil eines religiös verstandenen („state of grace“), großen, kosmischen Ganzen („eternity of nature“). In der Diskussion wurde vermerkt, dass das Erleben solcher Selbstüberschreitung auch aus anderen Sportarten (Laufen, Radfahren) bekannt ist.

IV Bau-, Architektur- und Infrastrukturgeschichte

Dem Bautyp Seebrücken galt das Referat von LARS LAURENZ (Münster). Ursprünglich für Fischkutter errichtet, wurden Seebrücken auch als Anlegestellen von Dampfschiffen vor allem touristisch genutzt. Als Prestigeobjekten den Bahnhöfen vergleichbar, lagerten sich deshalb an die der Verkehrsanbindung dienenden Zweckbauten zunehmend andere Gebäudetypen an, sodass wahre „Kulturtempel“ entstanden: Kiosk, Restaurant, Lesehalle, sogar Kino und Wachsfigurenkabinett (Heringsdorf). Auf Postkarten vermarktet, wurden diese Gebäudekomplexe zu Wahrzeichen der jeweiligen Orte, waren jedoch immer von Hochwasser, Sturmflut und Eisgang gefährdet.

Die Wichtigkeit des Schwimmbadbaus in Propaganda und Alltag unter dem NS-Regime stellte ALEXANDER PRIEBE (Marburg) dar. Ihm zufolge wurden zahlreiche Bäder ab Mitte der 1930er-Jahre in Mittelstädten und auf dem Land gebaut, von denen viele bereits in der Weimarer Republik geplant worden waren. Dem Faktum, dass 90 Prozent der Bevölkerung Nichtschwimmer waren, antwortete die vom DVS, der Deutschen Turnerschaft (DT) und der DLRG mitgetragene Kampagne, Schwimmen solle – unter Ausschluss der Juden – „Allgemeingut des deutschen Volkes“ werden. Zwangsmaßnahmen eingeschlossen: So sollte nur der ein Universitätsstudium absolvieren dürfen, der Schwimmbefähigung nachzuweisen vermochte. Noch im Jahr 1938 seien im Landkreis Marburg zahlreiche Schwimmbäder auf dem Land geplant worden; wie viele dieser Projekte tatsächlich realisiert wurden, bedürfe weiterer Forschung.

Im Anschluss stellte STEFAN ZIMMERMANN (Rosengarten) erste Ergebnisse seiner Forschungen über Schwimmbäder im Landkreis Harburg, der „grünen Lunge Hamburgs“, als Beispiel für die Sport- und Freizeitinfrastruktur im ländlichen und suburbanen Raum der jungen Bundesrepublik vor. Vor allem der starke Zuzug von Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten war ein Grund für den intensiven Freibadbau in den 1950er- und 1960er-Jahren. Sodann skizzierte WERNER BEUSCHEL (Zwickau) die Geschichte des Johannisbades Zwickau und stellte die dort geplante Wanderausstellung zur Bädergeschichte vor.

V Pädagogische ethische und soziale Perspektiven

Einen Blick zurück in die Zeit der Antike warf BERNARDETTE DESCHARMES (Braunschweig). Sie stellte Vorstellungen von Sauberkeit und Unreinheit im Badewesen der Römischen Kaiserzeit und deren Ambivalenz vor. Dabei unterschied sie materielle (Verschmutzung durch intensive gemeinsame Nutzung), moralische (Verunreinigung durch Sexualpraktiken) und soziale Aspekte (Produktion und Demonstration gesellschaftlicher Ordnung durch soziale Distinktion bei der Bädernutzung). Interessant, dass materielle Verunreinigung das Wasser moralisch gleichsam zu adeln vermochte, wenn sie von Soldaten stammte (Seneca). Descharmes’ Ausführungen stehen im Kontext eines Forschungsprojektes über Unreinheit im Römischen Kaiserreich beim Baden, Essen und in der Liebe.

MATTHIAS OLOEW (Berlin) rekonstruierte die Kulturgeschichte des Freibads im Spannungsfeld von Erziehung und Erholung. Von den Sportverbänden protegierte Bäder mit 50-Meter-Bahnen und 10-Meter-Sprungbrett erfüllen die ambitionierten Bedürfnisse der Leibesertüchtigung und des Wettkampfs, wohingegen Planschbecken und Rutschen dem Vergnügen dienen, Kinder und Jugendliche jedoch auch in die Welt des Schwimmens einführen sollen. Dies sei insofern dringlich, als von den Zehnjährigen heute nur 40 Prozent schwimmen könnten. Der Charakter eines Bades hänge, wie an zahleichen Beispielen verdeutlicht, stark von jenen Interessengruppen ab, die seinen Bau vorantreiben, und von den Institutionen, die ihn finanzieren. Die Frage, wer beim Wettkampfschwimmen im 20. Jahrhundert dabei sein durfte und wer nicht, behandelte ANNA CORSTEN (Jena) anhand von sexistischen und rassistischen Ein- und Ausgrenzungsmechanismen.

VI „Versportung“ des Vergnügens

CHRISTINE HIEB (Berlin) ging auf öffentliche Swimmingpools bzw. Hallenbäder unter den Gesichtspunkten von Modernisierung, Standardisierung und Versportung ein. Im Gegensatz zu den früher weit verbreiteten, aber häufig verschmutzten Flussbädern erfüllen Hallenbäder – unabhängig von der Jahreszeit – nicht nur höhere Hygienestandards, vielmehr lassen sich bei Sportveranstaltungen erbrachte Leistungen präziser messen und vergleichen. So werden Deutsche Meisterschaften seit den 1980er-Jahren nur noch in beheizten Hallen ausgetragen. Daran anknüpfend identifizierte WOLFGANG PHILIPPS (Lehrte) die 1970er-Jahre als „Schwellenjahrzehnt“ des deutschen Schwimmsports. In diesem Dezennium seien die meisten öffentlichen Hallenbäder und beheizte, für Wettkämpfe geeignete Freibäder gebaut worden, die eine sportfreundliche, großflächige Versorgung gewährleisteten. Deutschland sei „bis heute ein Land der Sportbäder“ geblieben.

Der Frühgeschichte des Badens und Schwimmens und des Schwimmsports in Magdeburg widmete sich MICHAEL THOMAS (Magdeburg). Er suchte nach Antworten auf die Frage, warum sich in Magdeburg schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schwimmanstalten- und -gesellschaften, Badevereinigungen und Schwimmfeste reichlich nachweisen lassen, während moderne Schwimmsportvereine und eine ausgesprochene Wettkampfkultur und -infrastruktur jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts und das auch nur zögerlich entstanden seien. Hierfür entscheidende Faktoren seien die Kritik des Magistrats an den angeblich gesundheitsschädlichen Folgen des Leistungsprinzips, ferner die zögerliche Einführung des Schulschwimmunterrichts. Zudem galt Schwimmen als marginaler Bestandteil von bürgerlich-geselligen Festveranstaltungen, denen ein ausgeprägtes sportliches Konkurrenzstreben fremd gewesen sei.

Schlussdiskussion

In der abschließenden Diskussion wurde die Bedeutung des Schwimmens und geeigneter, moderner Badeanstalten für die kommerzialisierte Unterhaltungsindustrie herausgestrichen; diese ermögliche massenmedial aufbereitete Karrieren von Stars, die sich glänzend zu vermarkten verstanden. Benannt wurde ferner die Spannung zwischen der – je von Zeit, Kontext und Zielsetzungen – abhängigen Attraktivität des Schwimmens in Hallenbädern, Freibädern und in der freien Natur sowie zwischen den Interessen eines ausgesprochenen Sportpurismus in Konkurrenz zu dem in den 1980er-Jahren aufkommenden „Spaßbaden“ in Erlebnisbädern, das eine andere Infrastruktur erfordert als das Wettkampfwesen. In religiöse Dimensionen stießen jene Beiträge vor, die (nicht nur) durch Schwimmen erzeugte Entgrenzungserfahrungen und Flow-Erlebnisse thematisierten. Wie ein Roter Faden zogen sich durch die Konferenz geschlechterhistorische Aspekte: Die Teilhabe von Mädchen und Frauen ist bis heute ein konfliktträchtiges Terrain, wie die Debatten über Körperverhüllung und -enthüllung von muslimischen Migrantinnen verraten – oder das ihnen in ihren Herkunftskulturen häufig bestrittene Recht, überhaupt Sport treiben zu dürfen.5

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Einleitung

Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee
Andreas Paatz, Vizepräsident des Bundesverbandes zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS)
Michael Krüger, Westfälische Wilhelms-Universität Münster; Vorsitzender der DAGS
Harald Jatzke, Vizepräsident der DLRG Bayern, Die Geschichte des Rettungsschwimmens und die DLRG

I Tourismus – Freizeit – Unterhaltung – Kommerz

Erik Eggers (Kellinghusen/Holstein): Der erste Profi. Der „Kurbäder-Schwimmer“ Otto Kemmerich

Jan-Hinnerk Antons (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg): Heilmittel und „Sinnesrausch“. Das Bad im Meer als historisch konstitutives Element des Ostseetourismus

Fabian Brändle (St. Gallen): Auftauchen, um Luft zu holen. Schwimmen und Schwimmsport in der gesellschaftlichen Breite

II Geschlechterhistorische Aspekte – Diskurse über Badekleidung

Klaus Graf (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Nikolaus Winmanns Schwimmlehre (1538) und das Frauenschwimmen

Margaret Roberts (Manchester): In the Pool and on the Stage in the Long Nineteenth Century. English Entertainer Lizzie Beckwith

Dave Day (Manchester Metropolitan University): Unintended Consequences. Bathhouses and the Expansion of Occupational Opportunities for Nineteenth-Century British Women

Anne-Kathrin Kilg-Meyer (Augsburg): Gertrude „Trudy“ Ederle. Pionierin des Frauenschwimmsports, Badekostümdesignerin und zeitloses Vorbild im Kampf um Frauenrechte

Peter Tauber (Universität der Bundeswehr, München): „Badehosenzwang war meistens abgeschafft.“ Schwimmen, Baden und Sport im Ersten Weltkrieg

III Ästhetik – Bildpropaganda – Bildkünste – Literatur

Dagmar Dahl (NORD University Bodø, Norway) (& Åsa Bäckström, GIH Stockholm): From Outside to Inside to Outside. The Aesthetic Attractions of Swimming in Open Water

Sebastian Knoll-Jung (Universität Heidelberg): „Kampf dem nassen Tod!“ Nichtschwimmen als gesellschaftliches Problem und präventive Reaktionen dargestellt anhand der Unfallstatistik und Bildpropaganda der Unfallversicherung

Olaf Stieglitz (Universität Leipzig): „The action is sometimes too swift for the camera.“ Fotografie, Film und die Verwissenschaftlichung des Schwimmsports im frühen 20. Jahrhundert

Barbara Margarethe Eggert (Kunstuniversität Linz): Verschwimmende Perspektiven? Schwimmen und Baden als Metaphern in ausgewählten Graphic Novels

Imke Lichterfeld (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn): „In the water, there is only Now.“ Swimming outside and experiencing nature in contemporary novels

Markwart Herzog (Schwabenakademie Irsee): Führung durch Kloster Irsee und zu den Gedenkstätten für die Krankenmorde in der NS-Zeit

IV Bau-, Architektur- und Infrastrukturgeschichte

Lars Laurenz (Westfälische Wilhelms-Universität Münster): Seebrücken. Geschichte, Wandel und Zukunft eines Bautyps

Uta Maria Bräuer (Berlin): Das Schwimmbecken des ehemaligen Deutschen Stadions in Berlin (1913–1934)

Alexander Priebe (Philipps-Universität Marburg): Der Schwimmbadbau in der Zeit des Nationalsozialismus

Stefan Zimmermann (Direktor Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg): Schwimmbäder im Landkreis Harburg als Beispiel für die Sport- und Freizeitinfrastruktur im ländlichen und suburbanen Raum der jungen Bundesrepublik

Werner Beuschel (Förderverein Johannisbad Zwickau): Wanderausstellung zur Bädergeschichte. Vorstellung des Projektes

Dirk Franke (Berlin): Hallenbäder im Konsumsozialismus. Die DDR-Typenbauten C und Berlin 83

V Pädagogische, ethische und soziale Perspektiven

Bernadette Descharmes (Technische Universität Braunschweig): „Seit man saubere Bäder erfunden hatte, sind sie allerdings schmutziger geworden“. Unreinheit und Badewesen in der Römischen Kaiserzeit

Matthias Oloew (Berliner Bäder-Betriebe): Erziehungs- oder Erholungsanstalt? Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Freibads

Anna Corsten (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Sozial- und Kulturgeschichte des Schwimmbades, 1870–1961. Zwischen Ein- und Ausgrenzungsmechanismen

VI „Versportung“ des Vergnügens

Christine Hieb (Technische Universität Berlin): An Entangled History of Public Swimming Pools. Modernization – Standardisation – Sportification

Wolfgang Philipps (Lehrte): Vom „Verein ohne Winterbad“ zum Olympiastützpunkt. Das „Schwellenjahrzehnt“ des deutschen Schwimmsports

Michael Thomas (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg): Schwimmgesellschaften und Badevereinigungen in Magdeburg. Zur Geschichte des Schwimmens vor der Gründung moderner Schwimmsportvereine

Anmerkungen:
1 Ausführlich zu Kemmerich: Erik Eggers, Der Mensch als Fisch. Die Abenteuer von Otto Kemmerich, friesischer Schwimmpionier, Kellinghusen 2020.
2 Nikolaus Wynmann, Nicol. Wynmanni Colymbetes, sive de arte natandi dialogus, Augsburg 1538; neu hrsg. von Karl Wassmannsdorf, Heidelberg 1889.
3 Vgl. Margaret Roberts / Dave Day, Swimming Communities in Victorian England, Cham 2019.
4 Ausführlich zu Ederle: Anne-Kathrin Kilg-Meyer, Gertrude Trudy Ederle. Eine Schwimmerin verändert die Welt, Kellinghusen 2020.
5 Entfallen mussten die Vorträge von Fabian Brändle, Uta Maria Bräuer, Dirk Franke und von Peter Tauber, dessen Beitrag über Schwimmen, Baden und Schwimmsport im preußischen Militär während des Ersten Weltkriegs vorab veröffentlicht wurde. Eine schriftliche Dokumentation der Tagungsergebnisse ist in zwei Sammelbänden geplant: Sonderband von STADION. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports sowie DAGS-Jahresband. Peter Tauber, „Badehosenzwang war meistens abgeschafft.“ Schwimmen, Baden und Sport im Ersten Weltkrieg, in: STADION. Internationale Zeitschrift zur Geschichte des Sports 45 (2021), S. 229–265.

Redaktion
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