Neue Wege der Edition frühneuzeitlicher Ständeversammlungen. Aktuelle geschichtswissenschaftliche Konzeptualisierungen ständischer Teilhabe und digitale Methoden

Neue Wege der Edition frühneuzeitlicher Ständeversammlungen. Aktuelle geschichtswissenschaftliche Konzeptualisierungen ständischer Teilhabe und digitale Methoden

Organisatoren
Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung: „Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556–1662“, München / Graz; Institut für Geschichte, Geschichte der Frühen Neuzeit, Universität Graz; Zentrum für Informationsmodellierung – Austrian Centre for Digital Humanities, Universität Graz
PLZ
8010
Ort
Graz
Land
Austria
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
06.04.2022 - 08.04.2022
Von
Elisabeth Brantner / Constanze Rammer, Institut für Geschichte, Geschichte der Frühen Neuzeit, Karl-Franzens-Universität Graz

Die Frage nach den Erscheinungsformen politischer Partizipation in Europa, auch und gerade in ihrer longue durée, ist aktueller denn je. Die Tagung, die am Ende der ersten Phase des von DFG und FWF geförderten interdisziplinären Projekts „Der Regensburger Reichstag 1576. Ein Pilotprojekt zur digitalen Edition frühneuzeitlicher Quellen“ stattfand, versammelte ForscherInnen aus acht europäischen Ländern. Sie alle haben neuere Studien zu ständisch-parlamentarischer Teilhabe in der Frühen Neuzeit vorgelegt und/oder beschäftigen sich mit der digitalen Edition von (parlamentarischen) Quellen. Ziel der Tagung war es, ins Gespräch darüber zu kommen, welche Möglichkeiten für aktuelle geschichtswissenschaftliche Fragestellungen zu ständisch-parlamentarischer Teilhabe mit digitalen Editionsmethoden verbunden sind und welche Herausforderungen mit digitaler Quellenrepräsentation einhergehen. Tagungssprachen waren Deutsch und Englisch.

GABRIELE HAUG-MORITZ (Graz / München) wies in ihrer Einführung darauf hin, dass gerade das bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichende Editionsvorhaben „Deutsche Reichstagsakten“ (1376–1662) verdeutliche, dass Forschen und Edieren zwei Seiten einer Medaille seien. Editorisches Arbeiten habe daher stets Forschungsgeschichte und aktuelle Forschungsansätze zu reflektieren (und vice versa). GEORG VOGELER (Graz) betonte, dass es gelte, zwischen digitalisierten (nachträglich digital aufbereiteten) und digitalen Editionen (digital born) zu unterscheiden. Letztere bedürften eines ständigen Austausches mit der scientific community, um digitale Standards auszumachen und gemeinsame Editionsrichtlinien zu schaffen.

Im Fokus des ersten Panels, welches von Christoph Kampmann (Marburg) geleitet wurde, standen neuere Forschungszugänge zum Thema. Der Vortrag von RACHEL RENAULT (Le Mans) unterstrich eindrücklich, wie sehr das Verständnis zentraler Begriffe wie ‚Repräsentation‘ in der französischen und deutschen Historiographie divergiert. In Frankreich wurde aufgrund des absolutistischen Modells lange der Blick auf sozialgeschichtliche Aspekte gerichtet. Die Forschung im deutschsprachigen Raum war hingegen durch die Frage nach Staatlichkeit und Modernität geprägt, weshalb die institutionengeschichtliche Perspektive im Vordergrund stand. Dadurch würden aber nicht nur unterschiedliche Quellen herangezogen, sondern auch verschiedene Methoden angewandt werden, die die Begrifflichkeiten entscheidend mitprägen und in weiterer Folge einen Vergleich erschweren.

Auch TIM NEU (Wien) betonte die Notwendigkeit einheitlicher Begriffe, um vergleichende Studien zu ermöglichen. Die bisherigen Begrifflichkeiten würden Versammlungen in ihrer instrumentellen Funktion und als performativ-symbolische Praxis in den Blick nehmen. Um die Beratungskultur in ihrer gesamten Vielfalt sprachlich und konzeptionell erfassen zu können, schlug Neu den Begriff ‚Gefüge‘ (Assemblage) vor, da dieser Heterogenität zulasse und eine adäquate Übersetzung in andere Sprachen erlaube. Neu thematisierte mit dem „Übersetzen“ von Begriffen und Konzepten einen Aspekt, der in den Präsentationen und Diskussionen im weiteren Verlauf der Tagung immer wieder als eine der zentralen Herausforderungen einer vergleichenden Betrachtungsperspektive benannt wurde. Der Terminus ‚Gefüge‘ umfasse nicht nur Menschen, sondern auch Objekte und deren Verflechtungen miteinander. Wie allerdings ein solches Verständnis der Beratungskultur in die Praxis des (digitalen) Edierens einfließen könnte, blieb offen.

Die ersten beiden Vorträge thematisierten zentrale Aspekte, die verständlich machen, warum die Forschung zu vormodernen Formen von Mitsprache nationale Deutungs- und Editionstraditionen bislang nur in allerersten Ansätzen hinter sich gelassen hat. LARS BEHRISCH (Utrecht / Berlin) stellte sein aktuelles Forschungsprojekt vor, in dem er den grundlegenden Wandel politischer Repräsentation in der Sattelzeit untersucht. Er strich heraus, dass eine schlichte Fortschrittserzählung unzulänglich sei. Stattdessen gelte es zu untersuchen, wie die elitäre, auf sozialer Ungleichheit beruhende Praxis politischer Teilhabe mit Konzepten, die individuelle Gleichheit propagierten, und Praktiken, die diese hervorbrachten, konvergierten. Dergestalt werde es möglich, politische Mitsprache in historischer wie gegenwartsbezogener Perspektive gleichermaßen besser zu verstehen.

Der Tag endete mit der Präsentation des Projekts, in dessen Rahmen die Tagung stattfand. Das Projektteam, bestehend aus ROMAN BLEIER, ELISABETH BRANTNER, JOSEF LEEB, EVA ORTLIEB, CONSTANZE RAMMER und FLORIAN ZEILINGER (Graz / München), präsentierte das bisher Erarbeitete und hob als wichtiges Projektziel hervor, den Reichstag als Knotenpunkt von Kommunikationen der Forschung zugänglich zu machen. Das dafür entwickelte Datenmodell diene dazu, die dynamischen Kommunikationszusammenhänge als solche zu konzeptualisieren. Die dafür entwickelte Ontologie solle auch auf andere Ständeversammlungen übertragbar sein und komplexe Suchabfragen ermöglichen.1

Weitere Beispiele für digitale Editionsprojekte und die Überlegungen, die ihnen zugrunde liegen, bot das zweite Panel, dem Arno Strohmeyer (Salzburg) vorsaß. KRZYSZTOF FOKT (Krakau) stellte das IURA-Vorhaben der juristischen Fakultät der Universität Krakau vor, in dessen Rahmen die vielgestaltigen Gesetze des polnischen Sejm digitalisiert bzw. digital zugänglich gemacht werden.2 Ziel des Projekts sei es zum einen, die bisher gesammelten Materialien (Scans) der ‚Volumina Legum‘ maschinenlesbar aufzubereiten, um eine Volltextsuche zu ermöglichen. Zum anderen sollen die ersten beiden Bücher der ‚Volumina Constiutionum‘, welche wesentliche verfassungsrechtliche Verordnungen des polnisch-litauischen „Commonwealth“ aus dem 15. bis 17. Jahrhundert beinhalten, nach dem digital-first-Prinzip ediert werden. Die Edition selbst solle inhaltlich wie zeitlich so erschlossen werden, dass die Integration zusätzlicher Akten auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich sei.

Mit den Vor- und Nachteilen digitaler Editionen beschäftigte sich auch JORIS ODDENS (Amsterdam), der das seit 2019 laufende Projekt „Resolutions Published in a Computational Environment (REPUBLIC)“ des Huygens Instituts vorstellte, welches darauf abzielt, die zwischen 1576 und 1796 erlassenen Resolutionen der niederländischen Generalstaaten digital zugänglich zu machen.3 Um die Vielzahl der Beschlüsse der Generalstaaten erschließen zu können, nutzt das Projektteam Texterkennungsprogramme für gedruckte und handschriftliche Texte (OCR und HTR). Bearbeitet werden rund eine halbe Million Scans, was geschätzt einer Million Beschlüssen entspricht. Zwar liegen die Vorzüge dieser Herangehensweise klar in der Bearbeitung großer Textmengen, doch sei genau deswegen keine Edition nach den herkömmlichen Standards mehr möglich. Ob demnach ein solches Projekt noch als klassische Edition oder vielmehr als komplexe Suchmaschine historischer Quellen zu verstehen sei, hielt Oddens für diskussionswürdig.

PAUL SEAWARD (London), der über den aktuellen Digitalisierungsstand der englischen Parlamentsakten sprach, erläuterte die unterschiedlichen Kategorien des Schriftgutes. Zu den offiziellen Aufzeichnungen zählen einerseits die Parliament Rolls, die bezüglich Form und Vollständigkeit sehr divers seien, und seit dem 16. Jahrhundert die sogenannten Journals, die aus tagesaktuellen Zusammenfassungen, Anwesenheitslisten und Eingaben (Bills) bestehen konnten. Darüber hinaus gab es die Kategorie der inoffiziellen Parliamentary Diaries. Sie wurden von verschiedenen Personen verfasst, als Manuskripte verbreitet und sind in unterschiedlichen Archiven überliefert. Seaward resümierte, dass in der ersten großen Digitalisierungswelle der 2000er-Jahre zwar ein Großteil des Schriftgutes digitalisiert wurde, die jeweiligen Erschließungsstandards allerdings stark voneinander abweichen und zu wenig Verbindungen zu zugehörigem Material hergestellt worden seien. Die Finanzierung der weiteren Arbeit stelle eine große Herausforderung dar.

Mit editorischen Herausforderungen im Hinblick auf die Erschließung ständischer Landtagsakten in der Habsburgermonarchie beschäftigte sich auch PETR MAŤA (Wien). Diese sei durch viele „Stolpersteine“ gekennzeichnet, was nicht zuletzt auf zwei entgegengesetzte Ständeforschungsstränge zurückzuführen sei, die unterschiedliche zeitliche wie thematische Fragestellungen behandelten und demzufolge verschiedenartiges Quellenmaterial heranzögen. Ebenso stelle die räumlich zersplitterte Aufbewahrung der Quellen ein erhebliches Hindernis bei der systematischen Erschließung der Landtagsakten dar, weshalb Maťa für die Erstellung eines digitalen Registers plädierte. In einem solchen sollten systematisch die wichtigsten Informationen zu Ständeversammlungen zusammengetragen, gebündelt und aufbereitet werden, um den Zugang zu einschlägigen Quellen aller Art zu vereinfachen.

Das dritte Panel, dem Gabriele Haug-Moritz (Graz) vorsaß, bot Raum, Probleme und Hürden digitalen Edierens zu besprechen. Wie historische Quellen mit geschichtswissenschaftlichen Konzepten verknüpft und mittels digitaler Werkzeuge aufbereitet werden können, veranschaulichten MARIJN KOOLEN und RIK HOEKSTRA (Amsterdam), die, gemeinsam mit Joris Oddens, an der Edition der Resolutionen der niederländischen Generalstaaten arbeiten. Die intensive Befassung mit den äußeren Strukturen der Textquellen zeige deren zumeist identischen Aufbau, wodurch die Algorithmen der Texterkennung verbessert werden könnten. Dies wiederum stelle die unabdingbare Voraussetzung dafür dar, mehrere Hunderttausend Resolutionen automatisiert zu erschließen und bereitzustellen. Ziel sei es zwar, die automatisierten Texterkennungsprogramme zu verbessern, doch seien fehlerhafte Transkriptionen nicht auszuschließen, weshalb stets das Spannungsverhältnis zwischen Qualität und Quantität zu reflektieren sei.

Ein weiteres Beispiel digitaler Editionen wurde von KEVIN WUNSCH (Darmstadt) und ANDREAS ZECHERLE (Mainz) präsentiert. Das auf einundzwanzig Jahre angelegte Vorhaben „Europäische Religionsfrieden Digital“ 4, welches im Rahmen des Akademienprogramms der deutschen Union der Akademien der Wissenschaften gefördert wird, verfolgt das Ziel, 234 europäische Religionsfriedensregelungen aus dem Zeitraum zwischen 1485 und 1791 digital zugänglich zu machen und dadurch insbesondere vergleichende Analysen zu ermöglichen. Die digitale Erschließung der Quellen skizzierten Wunsch und Zecherle am Beispiel des Augsburger Interims von 1548. Exemplarisch gingen sie dabei auf die zahlreichen biblischen Zitate ein, die in diesem Text angeführt werden, um die dogmatischen Festlegungen zu begründen. Die Schlussfolgerung, dass das Interim aufgrund seiner Argumentationsweise als Ausnahme innerhalb der Religionsfrieden zu gelten habe, sei nur im deutschsprachigen Kontext, nicht aber im europäischen Vergleich richtig, wie in der Diskussion angemerkt wurde.

Am Beispiel der Reiserelationen Philipp Hainhofers widmete sich MARTIN DE LA IGLESIA (Wolfenbüttel) den besonderen Herausforderungen digitalen Edierens frühneuzeitlicher Texte. Als Erstes müsse die Schrift identifiziert werden. Die meisten zeitgenössischen Zeichen könnten unproblematisch transkribiert und via Unicode-Standards repräsentiert werden. Manche würden jedoch durch optisch ähnliche, aber semantisch wenig passende digitale Zeichen wiedergegeben, wodurch Textanzeige und Volltextsuche beeinträchtigt würden. Die zweite Hürde ergebe sich aus Verständnisschwierigkeiten bei der Lektüre historischer Texte. Ein Vorteil von digitalen Editionen sei zwar zweifellos der nahezu unbegrenzte Platz für sprachliche wie inhaltliche Erläuterungen, doch gelte es genau abzuwägen, welche Hilfestellungen man wie zur Verfügung stellen möchte. Die Anbindung von aus Editionen generierten Daten an die Linked Open Data Cloud formulierte de La Iglesia aufgrund mangelnder Normdatenressourcen für frühneuzeitliche Entitäten als dritte Herausforderung. Besonders wichtig sei, dass digitale Editionen möglichst vielfältig benützt werden können.

Auch ANDREAS WAGNER (Frankfurt am Main) widmete sich in seinem Vortrag Linked Open Data (LOD), wobei er deren kollaborative bzw. soziale Dimension hervorhob. Die Kooperation verschiedener Datenbereitsteller ermögliche es dank LOD, die Informationen mehrerer Datenbanken zu verbinden und übergreifende Abfragen zu generieren. Um dies allerdings zu gewährleisten, bedürfe es eines intellektuell wie technisch anschlussfähigen Vokabulars. Anhand der Beispiele The School of Salamanca 5, Nichtstaatliches Recht der Wirtschaft 6 und Research in Historical Ordinances and Normative Data 7 stellte er dar, dass das automatisierte Extrahieren von Linked Data aus angereicherten Dokumenten keineswegs der wesentliche Schritt sei. Die tatsächliche Nutzung der zur Verfügung gestellten verknüpften Daten bliebe laut Wagner dürftig, solange deren bloße Publikation nicht von einer parallel aufzubauenden, lebendigen Gemeinschaft der NutzerInnen begleitet werde. Hier stellten sich ganz eigene Herausforderungen des fachlichen und fächerübergreifenden Austauschs ebenso wie der Kollaborations-Infrastrukturen.

TOMAŽ ERJAVEC (Ljubljana) präsentierte die Projekte ParlaMint I (2020–2021) und ParlaMint II (2022–2023) des CLARIN ERIC (Common Language Resources and Technology Infractructure, European Research Infrastructure Consortium).8 Im ersten Projekt wurden 500.000 Reden aus 17 europäischen Parlamenten einheitlich codiert, mit Metadaten versehen und linguistisch annotiert. Das laufende Projekt verbessere beispielsweise das XML-Schema wie den Workflow und erweitere die Daten. Die innerhalb des Projekts angedachte maschinenbasierte Übersetzung diverser Sprachen ins Englische löste eine kontroverse Diskussion aus.

Mit der Aufbereitung von Forschungsdaten stellte SUSANNE HAAF (Berlin) die Erfahrungen des Deutschen Textarchivs (DTA) vor.9 Ursprüngliches Ziel des Projekts DTA war es, so Haaf, möglichst diverse Textsorten des 17.-19. Jahrhunderts unterschiedlichen Disziplinen zugänglich zu machen. Hierfür sei ein umfangreiches Kernkorpus aus TEI-annotierten Volltexten aufgebaut worden, dessen Texte einzeln oder im Zusammenhang unter freien Lizenzen und in unterschiedlichen Formaten (z.B. TEI-XML, TCF, HTML-Leseversion) zum Download zur Verfügung stünden. Daneben könnten TextgeberInnen selbst Werke in das DTA integrieren, wodurch das DTA-Erweiterungskorpus ständig wachse (DTAE). Eine qualitätssichernde Umgebung (DTAQ) ermögliche die Fehlerkorrektur und das kollaborative Arbeiten an den historischen Quellen. Damit die Texte mit denselben Tools bearbeitet werden können und vergleichbar sind, würden sie standardisiert gemäß dem TEI-Format DTABf (DTA-Basisformat) aufbereitet. Mittlerweile würden auch größere Sammlungen historischer Texte in die DTA-Infrastruktur integriert. Derzeit würden die Auszeichnungslevels neu spezifiziert und die Projektdokumentation werde aktualisiert.

Fragen und Überlegungen, die bereits nach den einzelnen Vorträgen (an-)gestellt wurden, wurden in der Abschlussdiskussion erneut aufgegriffen. Deutlich wurde, wie wichtig die Erarbeitung eines standardisierten Vokabulars sowohl auf konzeptueller als auch digitaler Ebene ist. Einigkeit bestand darin, dass das besondere Augenmerk auf die in den einzelnen europäischen Sprachen divergierenden Semantiken zu richten sei und zwar sowohl in der historischen Sprache als auch in der Wissenschaftssprache. Um allerdings ein einheitliches Vokabular zu erarbeiten, bedürfe es eines verstärkten internationalen wie interdisziplinären Austausches, zu dem auf dieser Tagung ein erster Grundstein gelegt worden sei. Projekte, die dem digital-first-Prinzip folgen, eröffnen zudem neue Forschungsfragen und beeinflussen diese maßgeblich, wodurch neue Herangehensweisen erforderlich werden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, den Austausch bestehender Ontologien und Schemata stärker zu forcieren, um so die einzelnen Projekte wirksamer miteinander zu verknüpfen und interoperabel zu gestalten. Eindrücklich zeigte die Vielgestaltigkeit der gegenwärtigen digitalen Quellenrepräsentation die Notwendigkeit auf, den Begriff Edition neu zu denken. Dabei könne etwa an Überlegungen von PATRICK SAHLE, der leider kurzfristig an der Tagung nicht teilnehmen konnte, angeknüpft werden, die nunmehr auf einer breiten empirischen Basis weiterzuführen seien. Um jedoch all diese Überlegungen zu realisieren, bedürfe es entsprechender Finanzmittel, die, so die einhellige Einschätzung aller Diskutierenden, zunehmend schwieriger zu lukrieren seien.

Konferenzübersicht:

PANEL I: Ständeversammlungen und Parlamente: Aktuelle Forschungsperspektiven / Assemblies of Estates and Parliaments: The State-of-the-Art
Sitzungsleitung: Christoph Kampmann (Marburg)

Rachel Renault (Le Mans), Europäische Versammlungskultur und politische Repräsentation. Ein Vergleich der französisch- und deutschsprachigen Historiographie

Tim Neu (Wien): Teilhabegefüge, oder: Wie lässt sich die europäische Beratungskultur der Vormoderne konzeptionell fassen (und was könnte daraus für Editionsprojekte folgen)? / From Assemblies to Assemblages: How to Conceptualize Europe’s Parliamentary Culture (and What it Could Mean for Edition Projects)

Lars Behrisch (Utrecht / Berlin): The Genesis of Democracy in Early Modern Europe [digital]

Projektpräsentation „Der Regensburger Reichstag des Jahres 1576. Ein Pilotprojekt zum digitalen Edieren frühneuzeitlicher Quellen / The Imperial Diet of Regensburg of 1576 – a Pilot Project on the Digital Edition of Sources on the Early Modern Era”

PANEL II: Ständeversammlungen digital edieren / Parliamentary Records, Represented Digitally
Sitzungsleitung: Arno Strohmeyer (Salzburg)

Krzysztof Fokt (Krakau): Digitalisierung des ältesten Erbes des Polnischen Sejm im Rahmen des IURA-Vorhabens: Dilemmata, Begrenzungen, Aussichten

Paul Seaward (London): The Sources for the English Parliament in the Sixteenth and Seventeenth Centuries and their Digitisation: Journals and Diaries

Joris Oddens (Amsterdam): Digital Access to the Resolutions of the States General: How Will this Affect Our Research Practices?

Petr Mat’a (Wien): Wege und Irrwege der Erschließung ständischer Landtagsakten in der Habsburgermonarchie: Bestandsaufnahme – Relevanz – Perspektiven

PANEL III: Frühe Neuzeit, digital edieren – Semantic Web / The Early Modern Era, Digital Editions – Semantic Web
Sitzungsleitung: Gabriele Haug-Moritz (Graz)

Marijn Koolen / Rik Hoekstra (Amsterdam): Exploiting Structure for Information Access in Serial Government Documents: the Case of the Resolutions of the States General

Kevin Wunsch (Darmstadt) / Andreas Zecherle (Mainz): Das Projekt „Europäische Religionsfrieden Digital – EuReD”

Martin de la Iglesia (Wolfenbüttel): Besondere Herausforderungen des digitalen Edierens frühneuzeitlicher Texte am Beispiel der Reiserelationen Philipp Hainhofers

Andreas Wagner (Frankfurt am Main): Integrating Editions of Early Modern (Legal) Texts into a Linked Data Landscape / Die Integration von Editionen frühmoderner (Rechts-)Texte in eine Linked Data Landschaft

PANEL IV: Parlamentarische Texte digital verarbeiten / Processing Parliamentary Texts Digitally
Sitzungsleitung: Georg Vogeler (Graz)

Tomaž Erjavec (Ljubljana): The ParlaMint Corpora of Parliamentary Proceedings

Susanne Haaf (Berlin): Historische Texte der neuhochdeutschen Sprachstufe als Forschungsdaten – Erfahrungen des Deutschen Textarchivs [digital]

Patrick Sahle (Wuppertal): Wrap up! Wo stehen wir: Digitale Edition in der Geschichtswissenschaft?

Schlussdiskussion

Anmerkungen:
1 Der Regensburger Reichstag von 1576: https://gams.uni-graz.at/context:rta1576 (16.08.2022).
2 IURA: https://iura.uj.edu.pl/dlibra (16.08.2022).
3 REPUBLIC: https://www.huygens.knaw.nl/en/projecten/resoluties-staten-generaal-1576-1796-de-oerbronnen-van-de-parlementaire-democratie-2/ (16.08.2022).
4 Europäische Religionsfrieden Digital: https://eured.de/ (16.08.2022).
5 Die Schule von Salamanca. Eine digitale Quellensammlung und ein Wörterbuch ihrer juristisch-politischen Sprache: https://salamanca.school (16.08.2022).
6 Nichtstaatliches Recht der Wirtschaft: https://www.lhlt.mpg.de/forschungsprojekt/nichtstaatliches-recht-der-wirtschaft (16.08.2022)
7 Research in Historical Ordinances and Normative Data: https://github.com/rhonda-org (16.08.2022).
8 ParlaMint: Towards Comparable Parliamentary Corpora: https://www.clarin.eu/parlamint (16.08.2022).
9 Deutsches Textarchiv: https://www.deutschestextarchiv.de/ (16.08.2022).