Grenzen in der und um die Stadt

Organisatoren
Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung; Institut für Geschichte der Universität Graz
PLZ
8081
Ort
Graz
Land
Austria
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
22.09.2022 - 24.09.2022
Von
Michael Held, Universität Wien

Die zunehmende Entstehung von urbanen Ballungszentren während und nach dem europäischen Mittelalter führte zu unterschiedlichen städtischen Raumvorstellungen, alle konstituiert durch eine kollektive Erfahrung der Stadtbevölkerung.1 Diese wusste ihre Identität in einer Vielzahl unterschiedlicher sozialer und politischer Räume zu verankern. Unterschiedliche physische, rechtliche und soziale Abgrenzungsräume und Grenzlinien zwischen dem bestehenden Raumkonglomerat der Stadt und dem Land sollten die Stadtgemeinschaft erhalten und ihre Identität über diverse Inklusions- und Exklusionsmechanismen reproduzieren.2 Um diese Rahmung und Veränderung von städtischen Bevölkerungsgruppen aus verschiedenen Perspektiven zu untersuchen, griff die Stadtgeschichtsforschung gegen Ende des 20. Jahrhunderts im Zuge des spatial turns vermehrt auf interdisziplinäre Einflüsse zurück. Im Zeichen dieses kulturwissenschaftlichen Paradigmenwechsels versammelten sich die Vertreter:innen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichte im Grazer Geschichtsinstitut, um die Art und Weise der Grenzziehungen, Übergangszonen, aber auch Überlappungen städtischer horizontaler und vertikaler Grenzen im weitesten Sinne auszuloten.

In seinem Eröffnungsvortrag bot der Mitorganisator NIKOLAUS REISINGER (Graz) einen breiten Überblick über die gängigen historisch-philosophischen Grenzkonzeptionen. Anhand eines etymologischen Exkurses in die Begriffsgeschichte der Grenze zeigte er die Interdisziplinarität der Thematik auf. Damit entwickelte Reisinger chronologisch das begriffliche Fundament für die Tagung und stellte die wichtigsten begrifflichen Stationen vor. Grenzen verleihen den Objekten ihre Form (Aristoteles), schaffen die Möglichkeiten des Beisammenseins (Kant) oder gelten als unabänderliche Grenzsituation, die fundamental für die menschliche Existenz war (Jaspers). Sie können aber auch naturwissenschaftlich als poröse Membrane verstanden werden, die trennen und sich in Beziehung setzen (Luhmann). Insbesondere mithilfe der (Grenz-)Soziologie vermag die Geschichtswissenschaft die sozial und physisch determinierten, aber auch imaginierten Grenzen angemessen zu analysieren. Damit sollte – nach Reisinger – der Grenzbegriff nicht allein auf seine physisch-geographischen Merkmale reduziert, sondern auch aus der Perspektive anderer wissenschaftlicher Disziplinen und als Teil der menschlichen Imagination interpretiert werden.

Die historische Einführung in das Thema der fundamentalen physischen Grenzziehungen übernahm ANDREAS WEIGL (Wien). Er skizzierte die Evolution der Stadtmauer ausgehend von der römischen Civitas, die bereits damals als Markierung der Stadtgemeinschaft zum Umland zu verstehen war, bis zum Bau von Burgen im 11. Jahrhundert. Unweigerlich kam es durch die verstärkte Artillerieentwicklung im 19. Jahrhundert zum Fall dieser Befestigungsanlagen, die allerdings in den gated communities des 20. und 21. Jahrhunderts eine Renaissance erfuhren. Neben dem physischen Schutz sollte die Stadtmauer auch als rechtliche Abgrenzung vom ländlichen Raum den Status der Stadt symbolisieren. Der Vortrag endete mit seinen Ausführungen zu den mental maps als mental imaginierte Konstruktionen, die das System der Grenzen trotz der oft fehlenden physischen Repräsentationen heute noch subtil in den Köpfen der Menschen verankern.

Aufbauend darauf leitete FERDINAND OPLL (Wien) die zweite Sektion über die unbefestigten Grenzen mit einer Vergleichsanalyse der Städte Wien, Wiener Neustadt, Baden und Mödling ein. Im Mittelpunkt stand die Genese des Burgfrieds als Jurisdiktions- und Verwaltungszone, die neben den Vorstädten auch das Umland über die Mauern hinaus inkludierte. Heute nur noch anhand einzelner Grenzsteine physisch nachvollziehbar, bot der Burgfried als administrativ-rechtlich relevantes Gebiet der städtischen Herrschaft Anlass zu Auseinandersetzungen mit den angrenzenden Grundherrschaften. Diese Konflikte entstanden vor allem durch die expandierende städtische Gerichtsherrschaft, die versuchte die umliegenden Grundherren zunehmend zu entmachten. In diesem Sinne handelt es sich beim Burgfried um juristische Übergangszonen zwischen den städtischen und ländlichen Gemeinschaften bzw. Gerichtsbarkeiten. Aber trotz gewisser Ähnlichkeiten unterschied sich in den genannten Beispielstädten sowohl die Überlieferungslage als auch der Zeitpunkt der juristischen Absteckung des Burgfrieds.

In Vertretung von ROSA SMURRA (Bologna) trug Ferdinand Opll ihre Ausführungen über die Ausbreitung der italienischen Stadt in ihre ländliche Umgebung vor. Zwar handelt es sich bei dem im Mittelalter aufkommenden „Contado“ ähnlich dem mitteleuropäischen Burgfried ebenfalls um eine juristische Zone rund um die Stadt. Auch war der „Contado“ als Territorialisierung des Landes durch die Städte auf Kosten der angrenzenden Grundherrschaften begreifbar, wobei die Bevölkerung des „Contados“ das Bürgerrecht erhielt. Allerdings beschränkte er sich nicht nur auf Angelegenheiten der Jurisdiktion und des Gewerbes, sondern stellte vielmehr in eigens von Beamten verwalteten administrativen Bezirken (Capitanei) den tatsächlichen Einflussbereich der Stadt dar. Zum Zweck der Überwachung der Straßen, der Rekrutierung von Soldaten, der Erhebung von Steuern und, besonders wichtig, der Nahrungsmittelversorgung, dehnten sich die Städte in das Umland aus.

MARTIN SCHEUTZ (Wien) näherte sich in der dritten Sektion dem Thema der politisch-sozialen Grenzen innerhalb von Wien vor allem über die lokalisierte Ebene der „Viertelmeister“ und des Stadtviertels an. Über die Erforschung der administrativen Funktion dieser Amtsträger, denen die Aufsicht über Feuer, Verteidigung und Steuererhebung in den Stadtvierteln oblag, sollte der bisherigen schlechten Forschungslage zur Genese, Namensgebung und genaueren Merkmalen von Stadtvierteln Abhilfe verschafft werden. Besonders geprägt waren die Grätz(e)l – Quartiere oder auch Stadtviertel genannt – sowohl durch die traditionelle Vierteilung der römischen Stadt (Quadrata) als auch durch die physischen Grenzen wie Stadtmauern und Stadttore. Darüber hinaus bestimmte gerade die Durchlässigkeit der Mauer, manifestiert beispielsweise im Wiener Stuben- oder Schottentor, maßgeblich die Benennung, Größe und damit Pflichten der Viertel als Verwaltungseinheiten. Insbesondere der Hohe Markt der Stadt Wien war als „Hub“ und Ausgangsort für alle angrenzenden Stadtteile ein prägender Begegnungsort städtischer Partizipation und Planung.

Ebenfalls eine interdisziplinäre Herangehensweise präsentierte HANS-PETER WEINGAND (Graz), der die Geschichte von Graz ethnologisch anhand der natürlichen Trennungslinie der Mur mit Zahlen und Fakten darlegte. Die Mur stellt für Graz als klassische Zuwanderungsstadt des 19. Jahrhunderts bis heute eine politische, religiöse und soziale Schranke dar, die zwei unterschiedliche Stadthälften hervorbrachte. Auf der westlichen Seite entstanden in den Jahren 1867 bis 1910 Arbeiterhaushalte und letztlich Arbeiterviertel, während östlich die wohlhabendere Bevölkerung und die kirchlichen Vereine dominierten. Zudem führten die Klassenunterschiede der beiden Uferseiten zu einer Konzentration der städtischen Prostitution und Armut westlich der Mur. Letztlich begann allerdings die Bevölkerung im 20. und 21. Jahrhundert die spaltende Kraft der natürlichen Grenze allmählich zu überwinden, sodass sich heute einstige Einkommens- und Lebenshaltungsunterschiede zwischen den Uferseiten angenähert haben.

Über die Kartographie näherte sich EVA CHODĚJOVSKÁ (Durham) via Videoschaltung dem Thema der jüdischen Ausgrenzung in böhmischen und mährischen Städten an. Da ab dem Jahr 1726 eigene Gesetze die jüdische Bevölkerung vom Rest der Stadt in spezielle Wohnviertel und Straßen abtrennten, verweisen zahlreiche spätere Karten auf die neue innerstädtische Grenzziehung. Diese „Segregationspläne“, geschaffen zum Zweck der Separierung der jüdischen und christlichen Bevölkerung und zur Prävention von Konflikten, bieten weitere Auskünfte über die sozial-religiöse Abgrenzung in dieser Zeit. Bei besonders kunstvollen Karten (wie jener von Jan Josef Dietzler) kann sogar von genreüberschreitenden Kunstwerken gesprochen werden, die sowohl Skizze als auch kartographische Elemente kunstvoll vereinen.

Einen weiteren interdisziplinären Ansatz verfolgte der Ethnologe BURKHARD PÖTTLER (Graz). Er befasste sich weder mit geographischen noch physisch greifbaren Raumgrenzen, sondern mit der kulturellen Trennung des städtischen und ländlichen Grazer Milieus. Ursprünglich als zwei distinkte Räume mit je eigener Kultur verstehbar, setzten sich zunehmend wechselseitige kulturelle Transferprozesse in Gang. Dies geschah etwa durch Landurlaube bzw. städtische Besitztümer wie Weingärten auf dem Land. Das Resultat war eine soziokulturelle Grenzaufhebung bzw. Durchlässigkeit, die eine Gentrifizierung des ländlichen Raumes, aber auch das Eindringen etwa von architektonischen Einflüssen aus der Provinz in die Stadt bewirkten. Dennoch entwickelten sich in dieser Zeit auch neue Grenzen in Graz wie die neu entstandenen Geschlechterbarrieren des 19. Jahrhunderts und die zunehmende Aufspaltung von Arbeits- und Privaträumen. Eine rege Diskussion am Ende des Vortrags über die Verbreitung der Trachtenvarietäten, hervorgerufen durch die städtische Landimagination, ihre Ideologie und ihre Anbindung an die politische Identität, zeugt von dem heute noch lebhaften Austausch städtischer und ländlicher Regionen.

Die Überwindung der Donau als räumlich prägende Grenze und der Zusammenschluss zweier sehr unterschiedlicher Städte, Ofen (Buda) und Pest, veranlassten KATALIN SIMON (Budapest), die vierte Sektion mit der Genese von Budapest zu beginnen. Nach der Befreiung Ofens 1684/86 von den Osmanen hatten sich beide Städte trotz Kooperation in deutlich unterschiedliche Richtungen entwickelt. Während Pest zu einem bedeutenden Handelszentrum heranwuchs, befand sich in Buda mit seinen zahlreichen Weinbergen der Sitz der habsburgischen Administration. Erst die zerstörerische Expansion des Grenzflusses durch die Überschwemmungen im Jahr 1838 festigte den Willen der „Schwestern- bzw. Zwillingsstädte“, die Donau als natürliche Grenze zwischen den beiden urbanen Räumen zu überwinden. Mit dem Bau der Kettenbrücke unter Graf István Széchenyi im Jahr 1849 vereinigte sich sowohl symbolisch als auch physisch das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes zu einer Stadt. Die administrative Zusammenlegung beider Städte erfolgte im selben Jahr und bewirkte eine Machtverschiebung zugunsten von Pest.

SÁNDOR BÉKÉSI (Wien) stellte nicht nur die Geschichte der Wiener Stadterweiterungen des 19. und 20. Jahrhunderts vor, sondern gewährte auch einen Einblick in die geplanten, aber nicht verwirklichten Grenzexpansionen. Er identifizierte vor allem drei Phasen der urbanen Neugestaltung Wiens: Zuerst präsentierten einige Parteien nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg in den Jahren 1919/20 verschiedene Grenzziehungsvorschläge zur Neufindung Wiens (u. a. von Karl Renner und Josef Sigmund). In der zweiten Phase erweiterten die Nationalsozialisten 1938 nach dem Vorbild einiger deutscher Städte zahlreiche umliegende Ortsgemeinden zum Verwaltungsgebilde „Großwien“. Mit der Errichtung neuer Grenz- und Besatzungszonen seitens der Alliierten begann die dritte Phase, die erst im Jahr 1954 mit der Auflösung des ehemaligen Großwiens endete. Allerdings wurden die nationalsozialistischen Expansionspläne nicht vollständig revidiert, da zwölf Ortsgemeinden bei Wien verblieben.

In einem weiteren historischen Vergleich stellte ZDZISŁAW NOGA (Krakau) die Entwicklung der politischen und sozialen Grenzen der 1257 gegründeten polnischen Stadt Krakau in Verbindung mit ihrer jüdischen Bevölkerung vor. Die Übersiedelung der Menschen jüdischen Glaubens von der St.-Anna-Straße nach Kazimierz Ende des 15. Jahrhunderts grenzte sie aus einem städtischen Kontext aus. Nach der ersten Teilung Polens 1772 entstand mit Podgórze südlich der Weichsel als natürliche Grenze eine habsburgische Konkurrenzstadt. Erste grenzüberwindende Maßnahmen beinhalteten den Anschluss an die Eisenbahn 1847 bis 1849, wobei der Ausbau von Krakau zur „Festungsstadt“ neuerliche Schranken bedeutete. Während der nationalsozialistischen Besatzungszeit von 1939 bis 1945 entstand eine ethnisch-religiöse Teilung zwischen dem deutschen Viertel für Beamte und deren Familien sowie dem jüdischen Ghetto. Im Gegensatz zu Wien blieben die Stadterweiterungen der Nationalsozialisten nach dem Krieg weitgehend erhalten.

Die Besonderheiten von multifunktionellen Grenzräumen veranschaulichte HARALD TERSCH (Wien) in der fünften Sektion am Beispiel des Wiener Praters und des Londoner Hyde Parks. Ursprünglich private und abgegrenzte Räume des fürstlichen Jagdvergnügens, entwickelten sie sich nach ihrer Öffnung im 17. Jahrhundert zu Schwellenräumen zwischen militärischem Aufmarschplatz und ästhetisch-fröhlicher Freizeitgestaltung. Beide Parkanlagen integrierten die Stadtbevölkerung unterschiedlicher Schichten trotz anfänglicher Grenzziehungen in einem künstlich geschaffenen Übergangsraum zwischen lebendiger Großstadt und ländlicher „Natur“. Insbesondere die Kaffeehäuser des Praters, einst ebenfalls sozial abgegrenzte Räume zwischen Adel und Mittelschicht, entwickelten sich zu Begegnungsorten der sozialen Klassen, wie Tersch anhand von zeitgenössischen Augenzeugenberichten illustrierte.

Der Philosoph STEFAN KÖCHEL (Graz) legte seine Vorstellung von Grenzgängen mit philosophischen, literaturwissenschaftlichen und historischen Überlegungen zum urbanen Raum dar. Ausgehend von Ernst Cassirers mythischen, ästhetischen und theoretischen Raumkonzeptionen (1930) übertrug er die Problematik des theoretischen Raums auf den Begriff des mythologischen Raums und leitete daraus die Geschichte des urbanen Raumes in der Moderne ab. In einem literaturwissenschaftlich-philosophischen Vergleich stellte er anhand Walter Benjamin die Geschichte der Literatur des urbanen Raums derjenigen der Spannungsliteratur gegenüber. Er beendete seinen wissenschaftlichen Grenzgang verschiedener Disziplinen, indem er – unter Einbeziehung von Siegfried Kracauer – die Mythologie mit dem Kriminal- und Detektivroman parallelisierte und diese mit der zeitgleichen Entstehung und Geschichte der angrenzenden Kriminalwissenschaft ergänzte.

Den Abschluss der Tagung bildete die sechste Sektion mit dem Thema der vertikalen Grenzen, denen sich PETER PAYER (Wien) anhand von Stadt- und Personenaufzügen widmete. Das Aufwärtsfahren eines Fahrstuhls interpretiert er dabei als absichtliche Entgrenzungserfahrung von oft zahlender Kundschaft zum Zweck der exotischen Wahrnehmung des städtischen Raums. Allerdings verflog die anfänglich große Publikumswirksamkeit der ersten Drahtseil- und Zahnradbahnen auf den und zwischen dem Leopolds- und Kahlenberg ab 1873 schon bald nach der Eröffnung. Dennoch haben sich immer wieder elektrische Aufzüge, etwa jener von Anton Freisler im Jahr 1883 und die Doppelaufzüge des Donauturms 1964, aufgrund des Verlangens der Wiener Bevölkerung, den städtischen und alltäglichen Grenzen zu entkommen, zu Attraktionen entwickelt. Lange Zeit ersetzte das Wiener Riesenrad den Wunsch der Bevölkerung nach „bergiger“ Höhe und führte zu einer Ökonomisierung der Vertikalen im Rahmen des touristischen Angebots des Praters.

Dasselbe Thema, wenn auch aus der fachspezifischen Perspektive eines Architekten, behandelte CHRISTOPH LECHNER (Wien). In einem genreübergreifenden Abriss über verschiedene reale, aber auch mythologisierte Berg- und Gebäudeformationen stellte er den Drang der Menschheit dar, die irdischen Grenzen überwinden zu wollen. Die Moderne nahm eine Entsakralisierung der ursprünglich mythisch-religiös aufgeladenen Turmbauten (wie Pyramiden und Kirchtürme) vor, wobei Hochhäuser diese Kirchlichkeit imitieren. Erzählungen und Filme prägten unsere Vorstellung von hohen Gebäuden, wobei sie von Personenaufzügen entmystifiziert wurden. Doch gerade Hochhäuser waren besonders abhängig von Infrastruktur sowie Energie und verhinderten zudem aufgrund der starken räumlichen Trennung der Etagen die menschliche Interaktion, die lediglich in kurzen Aufzugsfahrten stattfinden kann.

Wie die Vorträge der Tagung veranschaulichten, kann jede Grenze, ob physisch existent, sozial determiniert oder gar imaginiert, verändert, aufgebrochen und schlussendlich überwunden werden. Zwar haben Grenzen eine form- und identitätsstiftende Funktion, indem sie etwa städtische Gemeinschaften schaffen, teilen und prägen. Über interdisziplinäre und internationale Forschungsperspektiven zeigt sich allerdings, dass diese Grenzen nicht fest verankert sein müssen, sondern auch durch Transferprozesse bzw. menschengeschaffene Strukturen überwunden werden oder sich gar hybride Grenzräume herausbilden können.

Konferenzübersicht:

Sektion I: Raumkonzepte

Nikolaus Reisinger (Graz) / Andreas Weigl (Wien): Grenzen: physisch, sozial-determiniert, imaginiert

Sektion II: Stadt(recht) und Umland in Mittelalter und Früher Neuzeit

Ferdinand Opll (Wien): Unbefestigte Grenzen. Zum städtischen Burgfried großer und kleiner Städte (Wien, Baden, Wiener Neustadt, Mödling)

Rosa Smurra (Bologna): City-Contado Relations in Central and Northern Italy

Führung durch das Grazer Kriminalmuseum

Sektion III: Politische und soziale Grenzen

Martin Scheutz (Wien): Wenig lokale Identität im Stadtquartier? Stadtviertel als Organisationseinheit österreichischer Städte

Hans-Peter Weingand (Graz): Armut, Gesundheit, Prostitution. Die Mur als „merkwürdige Grenze“ zwischen Fakten und tradierter Fiktion

Eva Chodějovská (Durham): The Others. Maps of Jewish Settlement in Bohemian and Moravian Town

Burkhard Pöttler (Graz): Grenzen zwischen städtischem und ländlichem Milieu aus historisch-anthropologischer Perspektive

Sektion IV: Grenzziehungen und (nachvollzogene) Stadterweiterungen

Katalin Simon (Budapest): Die Geburt einer Metropole: Das Zusammenwachsen von Buda und Pest

Sándor Békési (Wien): Wienerland, Groß-Wien, Stadtregion. Zum Oszillieren von Grenzen im 20. Jahrhundert

Zdzisław Noga (Krakau): Räumliche Entwicklung der Stadt Krakau vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

Empfang durch die Bürgermeisterin der Stadt Graz

Sektion V: Grenzräume

Harald Tersch (Wien): Grenzgänge des Vergnügens. Reisende im Wiener Hyde Park des frühen 19. Jahrhunderts

Stefan Köchel (Graz): Schauplätze des Verbrechens im urbanen Raum

Sektion VI: Vertikale Grenzen

Peter Payer (Wien): Stadtaufzüge und Aussichtstürme. Elevation als Grenzerfahrung

Christoph Lechner (Wien): Hochhäuser – Türme – Berge

Anmerkungen:
1 Vgl. Martina Löw, Vom Raum aus die Stadt denken: Grundlagen einer raumtheoretischen Stadtsoziologie, Bielefeld 2018, S. 139.
2 Vgl. Marianne Rodenstein, Die Eigenart der Städte, in: Helmuth Berking/Martina Löw (Hrsg), Die Eigenlogik der Städte, Frankfurt 2008, S.261–311, bes. S. 267.

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