Ein Sonderforschungsbereich (SFB) als Feld interdisziplinärer Zusammenarbeit ist nicht nur inhaltlich, sondern auch institutionell betrachtungswürdig. Die Organisator:innen der Abschlusskonferenz des Tübinger SFB „Bedrohte Ordnungen“ legten den Schwerpunkt auf beide Aspekte und wollten die zwölfjährige Forschungsarbeit umfassend Revue passieren lassen, Resümees ziehen sowie einen Blick in die Zukunft wagen. Hierzu wurde gefragt, zu welchen Ergebnissen die Arbeit über „Bedrohte Ordnungen“ gelangt ist, wie die Arbeit im Verbund Forscher:innenpersönlichkeiten geprägt und in- wie außerwissenschaftliche Karrierewege mitgestaltet hat. Zudem wurde immer wieder die Frage gestellt, welche Potentiale die konzeptuelle Arbeit des SFB über seine Lebenszeit hinaus hat.
Die Ausgangspunkte des zugrunde gelegten Ordnungsbegriffs, die MISCHA MEIER (Tübingen) vorstellte, sind Gefüge von strukturierenden Elementen sowie Handlungsroutinen, die Verhaltenssicherheit bieten. Untersucht wurden im SFB Situationen, in welchen diese Aspekte (vermeintlich) bedroht sind und nicht mehr den Erwartungen entsprechen. Hierdurch kommt es zu Unsicherheiten, die schnelles Handeln erforderlich machen. Derartige Prozesse bezeichnet der SFB als re-ordering, weil es nur in den seltensten Fällen zu einer Rückkehr zur alten Ordnung kommt, sondern im Verlauf einer Bedrohung meist eine neue Ordnung entsteht.
Das Forschungskonzept durchlief im Laufe der drei Förderphasen eine Entwicklung von einem Achsenmodell mit den Polen Kommunikationszwang vs. Kommunikationsetablierung sowie Bedrohung von innen vs. von außen hin zum re-ordering-Modell, in welchem Mobilisierung und Reflexion sowie Diagnose und Praxis in Beziehung zueinanderstehen. Der SFB konnte feststellen, dass jedes re-ordering Machtprozesse und Identitätsbildung beinhaltet.
Vier Muster des re-ordering kristallisierten sich heraus: (1) alarmierende Bedrohungstopoi, (2) Verschiebung der Grenzen von Ordnungen und Gruppen, (3) Re-Hierarchisierung von Gruppen und Institutionen sowie (4) die Entwicklung von Identitätsnarrativen und normativen Ordnungsentwürfen. Diesbezüglich ließen sich syn- wie diachrone Interdependenzen ausmachen, die ein Verstehen sozialen Wandels sowie die Historisierung von Krisen ermöglichten, außerdem zum Hinterfragen von Raum- und Zeitperspektiven führten.
HARTMUT LEPPIN (Frankfurt am Main) beleuchtete in seinem Vortrag die Kirchengeschichte des Johannes von Ephesus (ca. 507–ca. 589), der in einer Zeit großer politischer wie religiöser Herausforderungen wirkte, anhand zweier Leitfragen des SFB: (1) Was bedroht uns? – Für Johannes waren dies auf kirchlicher Ebene Andersgläubige und Häretiker, auf politischer Ebene die Bedrohung des römischen Reiches. Um auf die Bedrohung zu reagieren, brauchte es in Johannes` Augen Gott sowie religiöse und politische Ressourcen. (2) Was tun wir? – Bedrohung wurde von Johannes als Normalzustand gesehen. Christus selbst hatte die Not bereits angekündigt, demnach zeigte sich in der Bedrohung die Erfüllung der Zeit, in der die Christen sich bewähren müssten und könnten. Leppin schloss mit der offenen Frage, ob die beschriebenen Szenarien Bedrohte Ordnungen im Sinne des SFB seien.
In der Diskussion lag ein Schwerpunkt einerseits auf Johannes` Ironie und Häme gegen Gegner, die als Umgang mit Bedrohungen gewertet wurden. Andererseits wurden die Naherwartung und persönliche Erfahrungen des Geschichtsschreibers fokussiert: Ein finales re-ordering findet in Gottes Reich statt; der Weg zu diesem Endpunkt ist gewissermaßen vorherbestimmt im göttlichen Heilsplan. Betont wurde die Wichtigkeit der Perspektive des Johannes, welcher aus Sicht der Verfolgten schrieb, durch die Zugehörigkeit zum Monophysitismus – die Lehre, wonach Jesus nach der Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen in der Inkarnation nur eine einzige, göttliche Natur habe – jedoch selbst als Ordnungsbedrohung wahrgenommen wurde. Ein Ergebnis der Diskussion formulierte der Redner selbst: Durch das Konzept des SFB ist das Verhältnis verschiedener Ordnungsstrukturen besser versteh- und formulierbar.
THORSTEN ZACHARY (Tübingen) stellte in seinem Vortrag drei Großprojekte der SFB-Öffentlichkeitsarbeit vor: Zum einen zwei Fokusprojekte zur Geflüchtetenkrise sowie zur Coronapandemie mit Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Vorlesungen, Interviews und Lernangeboten, zum anderen eine digitale Lernplattform für Schulen, die neue Zugänge zu Themen durch selbständiges zeitgemäßes Lernen ermöglichen sollte. Das dritte Projekt, die sog. „Threat!Boxen“, widmeten sich unterschiedlichen Themen wie dem „End of Empire“ in den ehemaligen Siedlerkolonien oder der AIDS-Epidemie der 1980er-Jahre und wurden in verschiedenen Museen der Welt (in Deutschland, Spanien und Kroatien) aufgestellt – finanzielle und politische Schwierigkeiten machten hierbei Planänderungen unumgänglich.
Abschließend wurde der Stellenwert der Öffentlichkeitsarbeit in einem SFB thematisiert: Derartige Projekte sollten auf Augenhöhe in den Verbund eingebracht werden, da Internationalität und Öffentlichkeitswirkung entscheidend für die Wissenschaft sei und derartige Projekte prädestiniert seien, Forschungsergebnisse breit zu vermitteln. Wissenschaftler:innen müssten das Potenzial hierin noch deutlicher sehen. Auch die Fragen nach den Grenzen der Möglichkeiten von Wissenschaftsvermittlung, was breite Öffentlichkeit eigentlich meine und ob man diese mit den beschriebenen Projekten tatsächlich erreichen könne sowie die nach dem Verhältnis von Wissenschaft und ihrer Kommunikation nach außen wurde ergebnisoffen aufgeworfen.
STUART WARD (Kopenhagen) betrachtete die Auflösung des British Empire als globales Phänomen mit variantenreichen Beispielen: Ein Schwerpunkt lag auf verschiedenen Aufständen und Protesten gegen die Kolonialherren in verschiedenen Teilen der Welt (z.B. Kenia oder Kanada). Gleichzeitig persistierte in anderen britisch kontrollierten Regionen der Welt (z.B. in Gibraltar) der Stolz, noch zum Empire zu gehören. Aufgezeigt wurde das Verständnis des Empire als moralischer Gemeinschaft, dem ein mythisches Verständnis Britanniens zugrunde lag. Die Forschung lenkte den Fokus meist auf Großbritannien selbst. Ward nahm hingegen einen globalgeschichtlichen Blick ein und verortete das Geschehen multipolar. Ein erheblicher Ordnungskonflikt ergab sich aus der Unvereinbarkeit von Rassen- und demokratischer Freiheitsordnung, die im Empire immer wieder zum Vorschein kamen und Gegenstand der anschließenden Vortragsdiskussion waren, in welcher die stark ausgeprägte regionale Spezifität des Geschehens betont wurde.
KATHARINA MOTYL (Mannheim) analysierte Drogendiskurse in den USA, die sie als Schauplätze und Aushandlungen sozialer wie politischer Ordnung vorstellte. Dabei verhandelte sie drei Kontexte: (1) Alkoholmissbrauch der indigenen Bevölkerung: In den Augen der Indigenen sahen die Christen die Besiedelung Nordamerikas als Teil des göttlichen Heilsplans an; sie hätten den Indigenen den Alkohol gebracht, mit dem Ziel, sie auszurotten. Als Bewältigungspraxis wurde die Rückbesinnung auf das ‚ursprüngliche‘ spirituelle Leben vorgeschlagen. (2) Opium- bzw. Morphiumabhängigkeit weißer Frauen im 19. Jahrhundert: Da Frauen als physisch und psychisch schwach galten, nutzten Ärzte Morphium als Therapie. Der dadurch entstehende weiterverbreitete Drogenmissbrauch wurde als gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen, weil er zur Vernachlässigung bürgerlicher und häuslicher Pflichten führte, zumal er unter weißen Frauen als emanzipatorisch galt. Überdies wurde im Missbrauch die Gefahr der „Rassenmischung“ gesehen, da Chinesen Hauptvertreiber des Opiums waren. (3) Heroin/Crack-Missbrauch bei Afroamerikaner:innen und der „War on drugs“: Aus dieser Gruppe kam der Vorwurf auf, die Regierung habe die Droge als Mittel zur Hegemoniesicherung Weißer und Stigmatisierung schwarzer Drogenabhängiger verbreitet. Diese Deutung wurde retrospektiv durch Nixons innenpolitischen Berater John Ehrlichmann bestätigt. Dies äußerte sich u.a. in einer unverhältnismäßigen Bestrafung für Crackkonsum im Vergleich zur „Nobeldroge“ Kokain sowie in zwei Verfahren im Umgang mit Abhängigen: Jene aus der Mittel- und Oberschicht wurden medizinisch behandelt, die anderen inhaftiert. Heutzutage, so Motyl, erliegen viele weiße US-Jugendliche der Opiatsucht, weshalb Abhängigkeit mittlerweile als Krankheit und nicht mehr als Verbrechen angesehen wird; dies brachte wiederum den Vorwurf der schwarzen Bevölkerung auf, mit zweierlei Maß zu messen.
In der Diskussion wurde der „War on Drugs“ in den Kontext des Vietnamkrieges eingeordnet: Drogenpolitik diente als Ablenkungsmanöver, indem mit crackabhängigen Schwarzen ein neues Feindbild in der US-amerikanischen Gesellschaft etabliert wurde. Die spezifische US-amerikanische Dimension des Problems besteht in der Multiethnizität und dem starken Pluralismus der Gesellschaft. Motyl gestand zu, dass keine konkreten Bezüge zwischen den Beispielen bestünden, allerdings ließen sich Muster bei Ursachen von Abhängigkeit sowie beim Umgang mit Abhängigen erkennen. Abschließend wurde generalisierend hervorgehoben, dass Abhängigkeit insgesamt als unamerikanisch gelte, da sie dem Selbstbild von Freiheit und Unabhängigkeit widerspreche.
RUDOLF STICHWEH (Bonn) stellte zehn Bedrohungen der modernen Demokratien ab 1945 vor: Eine erste resultiere aus der Vollinklusion von Demokratiefeinden, eine zweite bestehe in antipluralistischen Effekten durch direkte Demokratie als „Tyrannei der Mehrheit“, die dritte im Populismus als autoritärer Stellvertretung eines als differenzlos gedachten „Volkes“. Die vierte bildeten Disbalancen in der Gewaltenteilung, die fünfte zeige sich in der Vorstellung der Nichtnegierbarkeit von Entscheidungsvorschlägen. Im behaupteten Nichtverfügen über Zeit bestehe die sechste Bedrohung, die siebte in der formalen Gestaltung politischer Institutionen und Prozesse, die achte in der Entstehung funktionaler Autonomien (z.B. Expertenbehörden), die neunte in der Negation der Wahrheit (strategische Informationsmanipulation) und schließlich in der Konkurrenz des Autoritarismus. Demokratie sei Kontingenz, Verfügung über Alternativen, Pluralismus, Diversität, Reversibilität und Akzeptation von „constraints“ – eine Negation jedes dieser Gesichtspunkte kann, so Stichweh, als demokratiebedrohend gelten.
In der Diskussion kam Kritik am Begriff des Eigenwerts der Demokratie auf, der als zirkulär und selbstwidersprüchlich wahrgenommen wurde; Stichweh konkretisierte, es gehe um den empirisch erschließbaren Eigenwert einer modernen Gesellschaft, in dessen Zusammenhang der Begriff deskriptiv gemeint sei. Diskutiert wurde außerdem, ob Krisen den Normalzustand der Demokratie darstellten, da die Infragestellung von Menschenrechten als Säulen der Demokratie in der Welt ständig gegeben seien und keine unumstrittene Legitimität vorliege.
EWALD FRIE (Tübingen) und BORIS NIESWAND (Tübingen) stellten ihr laufendes Buchprojekt über die Arbeit des SFB als Beispiel eines großen Verbundprojekts anhand sechzehn leitfadengestützter Interviews unterschiedlicher Beteiligter vor. Als Ergebnis steht eine teilweise disparate Vielfalt von Perspektiven und Wahrnehmungen. Der SFB wurde als typischer Fall für die Analyse von Forschungspraxis herangezogen: Er steht im Spannungsfeld davon, dass in den Wissenschaften nach wie vor Personen und ihre Monografien im Mittelpunkt stehen, andererseits aber interdisziplinäre Projektarbeit eingefordert wird. Als größte Gefahr wurde das allmählich nachlassende Engagement der Projektleiter:innen gegen Ende einer SFB-Laufzeit angesehen.
In der Diskussion wurde kritisiert, dass die Aspekte der Internationalität und des Inputs von außen in den Betrachtungen fehlten. Als entscheidend wurden außerdem die Ökonomisierung der Geisteswissenschaften und der Einfluss des SFB auf Wissenschaftspersönlichkeiten hervorgehoben.
Die erste Podiumsdiskussion versammelte ehemalige SFB-Mitglieder, die über ihre jeweiligen Karrierewege nach der Zeit als Doktorand:in referierten und diskutierten. Neben negativen Erfahrungen im Übergang vom SFB in die Berufswelt (Unsicherheit, Altlasten durch nicht abgeschlossene/unveröffentlichte Dissertationen, Konfrontation mit der Unterstellung, noch keine Berufserfahrung zu haben) wurde hervorgehoben, dass Fähigkeiten und Kenntnisse jenseits der eigentlichen wissenschaftlichen Tätigkeit erworben wurden, die von Arbeitgebern gefragt seien (z.B. Projektmanagement). Aus heutiger Perspektive blicken die Diskutant:innen insgesamt positiv auf die SFB-Zeit zurück, da sie hilfreich und gewinnbringend für das spätere berufliche Arbeiten war.
In der Plenumsdiskussion wurde angeregt, im Rahmen der SFB-Tätigkeit Praktika zu ermöglichen, um Perspektiven für den weiteren beruflichen Weg aufzuzeigen und die Kompetenzen zu erweitern.
Eine zweite Podiumsdiskussion fokussierte Ergebnisse und Wirkungen des SFB. Als entscheidender Impuls wurde die Internationalisierung der Forschung hervorgehoben. Als wichtige Wirkungen galten den Diskutant:innen, dass das SFB-Modell öffentlichkeitswirksam rezipiert und auch an ein nicht-wissenschaftliches Publikum vermittelt wurde; es erwies sich als adaptionsfähig für die Schule, wodurch sich ein neuer Raum für die Vermittlung der Inhalte auftat. Öffentlichkeitsarbeit erhält in SFB-Anträgen eher wenig Gewicht, während deren Stellenwert im Ergebnis deutlich wird. Da Geistes- und Sozialwissenschaften unter hohem Legitimationsdruck stünden, werde die Öffentlichkeitsarbeit als wichtiger Pfeiler für die Vermittlung von Forschungsergebnissen gesehen: Krisendiagnosen seien aktuell nachgefragt, daher erwartet die Gesellschaft Antworten der Wissenschaft. Themen und Ergebnisse sollten außerdem bei jenen ankommen, über die geforscht werde. Die Prognosefähigkeit von Krisen werde durch die Ergebnisse des SFB gestärkt. Beim notwendigen Übersetzungsprozess der wissenschaftlichen Inhalte in laiengerechte Vermittlung seien mehr Synergieeffekte wünschenswert gewesen; insbesondere die Kommunikation von PR-Designern und Wissenschaftler:innen erforderte ein gegenseitiges Sich-aufeinander-einlassen.
Insgesamt wurde die Frage, was von der Öffentlichkeitsarbeit bleibt, zuversichtlich beantwortet: Der SFB konnte Netzwerke schaffen und Vorbild für Projektarbeit sein, womit die Forschungslandschaft mitgeprägt wurde. Für zukünftige SFB wurde empfohlen, sie unbedingt beizubehalten, damit Forschung nicht im Elfenbeinturm bleibe. Außerdem erwarteten Steuerzahlende öffentliche Wirksamkeit von Wissenschaft. Nicht zuletzt könne man der Skepsis mancher Bürger:innen gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen entgegenwirken.
In der Plenumsdiskussion wurde hervorgehoben, dass gute Öffentlichkeitsarbeit auch Forschung und Wissenschaftler:innen verändere, da Komplexitätsreduktion und Vermittelbarkeit neue Impulse für die eigene Arbeit evozierten. Thematisiert wurde außerdem eine unbewusste Despektierlichkeit des öffentlichen Publikums hinsichtlich geisteswissenschaftlicher Themen; es bedürfe eines großen Aufwandes, Wissenschaftskomplexität transparent zu machen. Auch wurde die Möglichkeit erwähnt, über das Öffentlichkeitsprojekt Rückmeldung zur eigenen Forschung zu erhalten.
In der letzten Podiumsdiskussion kamen Teilprojektleitende zu Wort, die zwölf Jahre Mitglied des Verbundes waren, um über ihre Erfahrungen hinsichtlich der Veränderung von Forscher:innenpersönlichkeiten und Themenwahl zu berichten. Als Herausforderung stellte sich die Zusammenarbeit zwischen den Geistes- und den Sozialwissenschaften dar, da sich hier ein unterschiedlicher Umgang mit Theorie zeige (induktives vs. deduktives Vorgehen). Insgesamt habe die Zusammenarbeit jedoch zu einer neuen Wertschätzung der Theorie geführt, wobei teilweise unüberwindliche Grenzen akzeptiert werden müssten. Der Fokus der Themen änderte sich durch die Arbeit im Verbund, hinzu kamen verschiedene Weltereignisse, die die Aktualität des SFB begünstigten.
In der Plenumsdiskussion wurden die Bereicherung durch neue Themen sowie die Horizonterweiterung, außerdem Effekte jenseits des messbaren Outputs hervorgehoben. Nicht zuletzt diente die Arbeit im SFB der Persönlichkeitsentwicklung und befördere den Mut zu Größerem und Neuem.
Im Rahmen der Konferenz wurde die Tübinger Threat!Box zum Thema „Flucht im Jahr 2015“ in der Universitätsbibliothek eingeweiht. REINHARD JOHLER (Tübingen) und TIM SCHUMACHER (Tübingen) stellten das Konzept des Ausstellungsstückes dem interessierten Publikum vor.
Eine öffentliche Buchvorstellung des Bandes „Krisen anders denken. Wie Menschen mit Bedrohungen umgegangen sind und was wir daraus lernen können“ (Berlin: Propyläen 2023), der verschiedene Fallbeispiele Bedrohter Ordnungen zu einem publikumsorientierten Lesebuch vereint, bildete den Abschluss der Konferenz. EWALD FRIE und MISCHA MEIER stellten das Konzept des Buches vor. Anschließend folgten Lesungen aus den darin versammelten Fallgeschichten von TANJA GRANZOW (Freiburg) und LISA PILAR EBERLE (Tübingen).
Die Tagung zeigte einerseits Vorteile und positive Effekte der Arbeit eines und in einem SFB auf, ließ jedoch auch Grenzen interdisziplinärer Verbundforschung aufscheinen. Dass die meisten Beiträge nicht objektiv waren, ergab sich aus der Beteiligung interner Partizipierender. Dennoch wurde oftmals versucht, zwölf Jahre SFB-Tätigkeit kritisch zu reflektieren, mit dem Ergebnis, dass derartige Verbünde internationale wie interdisziplinäre Kooperation förderten sowie disziplinäre Perspektiven erweiterten und schärften. Das Konzept „Bedrohte Ordnungen“ ist hierbei anschlussfähig an viele Themen und Disziplinen und eignet sich daher für einen interdisziplinären Zugang.
Konferenzübersicht
Mischa Meier (Tübingen): Begrüßung und Einleitung
Friends of the SFB I
Moderation: Mischa Meier (Tübingen)
Hartmut Leppin (Frankfurt am Main): Johannes von Ephesos und seine bedrohte Welt
Thorsten Zachary (Tübingen): 12 Jahre Öffentlichkeitsarbeit im SFB 923
Friends of the SFB II
Moderation: Ewald Frie (Tübingen)
Stuart Ward (Kopenhagen): Apprehending the End of Britain: A Global Perspective
Podium I: Karrierewege aus dem SFB 923
Moderation: Lisa Pilar Eberle (Tübingen)
Timm Schönfelder (Leipzig) / Roman Krawielicki (Leipzig) / Sebastian Koch (Bonn) / Tabea Scheible (Böblingen)
Posterpräsentation der Teilprojekte und Vorstellung des Ausstellungsprojekts „Threat!Box – An Exhibition on Threat“
Friends of the SFB III
Moderation: Astrid Franke
Katharina Motyl (Mannheim): Diskurse über Drogen und soziale Minderheiten in der U.S. Kulturgeschichte als Aushandlungsprozesse sozialer Ordnung
Podium II: Ergebnisse und Wirkungen des SFB 923
Moderation: Reinhard Johler (Tübingen)
Rainer Lupschina (Tübingen) / Lorena Popović (Tübingen) / Thorsten Zachary (Tübingen)
Friends of the SFB IV
Moderation: Boris Nieswand
Rudolf Stichweh (Bonn): Demokratie als Bedrohte Ordnung in der Weltgesellschaft des frühen 21. Jahrhundert
Ewald Frie (Tübingen) / Boris Nieswand (Tübingen): Keplerstr. 2: Über die Praxis geisteswissenschaftlicher Forschung
Podium III: Wie verändern sich Forscher:innen und Themenwahl/Arbeitsweisen durch langjährige Zugehörigkeit zum SFB 923?
Moderation: Mischa Meier (Tübingen)
Klaus Gestwa (Tübingen) / Renate Dürr (Tübingen) / Astrid Franke (Tübingen) / Reinhard Johler (Tübingen)
Ewald Frie (Tübingen) / Lisa Pilar Eberle (Tübingen) / Tanja Granzow (Tübingen): „Krisen anders denken“. Lesung und Gespräch