Widerstand von Frauen gegen den Nationalsozialismus in Europa. Aktuelle Forschungen, Vermittlungsformate und Debatten im internationalen Vergleich

Widerstand von Frauen gegen den Nationalsozialismus in Europa. Aktuelle Forschungen, Vermittlungsformate und Debatten im internationalen Vergleich

Organisatoren
Alma Hannig, Haus der Frauengeschichte, Bonn; Tobias Hirschmüller, Haus der Frauengeschichte, Bonn
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Fand statt
Hybrid
Vom - Bis
27.09.2023 - 29.09.2023
Von
Eva Muster, Institut für Kunstgeschichte, FAU Erlangen-Nürnberg

Auf der dreitägigen Veranstaltung, die das Haus der Frauengeschichte mit Unterstützung des Centre Ernst Robert Curtius (CERC) und des Institut français Bonn (If) ausrichtete, bündelten sich die Fragen nach weiblichen Aspekten des Widerstands. Auch die Teilnehmenden betonten diese Tatsache mehrfach positiv und forderten, dass geschlechtergeschichtliche und insbesondere frauenspezifische Themen rund um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus auch zukünftig nicht bloß eine Sektion auf Tagungen bilden soll, sondern, dass dem Beispiel öfter gefolgt werden soll.

Der erste Tag begann mit der Sektion Erinnerung, was, wie die Veranstalter:innen zuvor erläuterten, ungewöhnlich ist, aber als Möglichkeit verstanden werden soll, die Teilnehmer:innen bei dem Bekannten abzuholen und auch die gängigen Bilder ins Gedächtnis zu rufen, um dann die weiteren Sektionen tiefer in die einzelnen Themenbereiche gehen zu können. Dies ist auch in der geplanten Ausstellung des Hauses der Frauengeschichte angedacht, für die diese Tagung ein wichtiger Baustein ist. Die Mehrheit der Referent:innen blieben die gesamte Tagung und trug zu einer fruchtbaren Diskussion und einem synergetischen Austausch bei.

MARTINA GUGGLBERGER (Linz) und ALEXANDRA WACHTER (Wien) begannen die Sektion Erinnerung mit der Darstellung der ,,Späten Würdigung“ und des regionalen Gedenkens an Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime in Oberösterreich. Zuerst berichtete Gugglberger von den Aushandlungsprozessen rund um das Denkmal für Frauen im Widerstand, das in der Landeshauptstadt Linz an einem zentralen Platz aufgestellt werden soll. Dabei stellte sie heraus, welche Debatten und Konflikte zwischen Politik, Verwaltung und Wissenschaft aufkamen und wie die Bevölkerung auf das Vorhaben reagierte. Danach präsentierte Wachter die Hauptinhalte der 2021 erschienenen wissenschaftlichen Publikation, die in Verbindung mit dem vorgestellten Prozess um die Errichtung des Denkmals steht. Das Buch legt den Widerstand und die Zivilcourage der Frauen im Kampf gegen das NS-Regime von 1938 bis 1945 dar und gliederte sie nach folgenden Widerstandsformen: Alltagswiderstand, organisierter und religiöser Widerstand, Widerstand von Verfolgten.

Über geschlechterstereotype beim Gedenken an die Shoa in digitalen Zeiten sprach KATJA S. BAUMGÄRTNER (Berlin), die das israelische Instagram-Profil „@eva.stories“ aus dem Jahr 2019 vorstellte. Der Account war dem 2021 in Deutschland produziertem Projekt „@ichbinsophiescholl“ vorangegangen. Die Referentin stellte die seit 1947 veröffentlichten Filme und Bücher wie „Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiß“, „Shoa“ oder „Schindlers Liste“ dem israelischen Projekt gegenüber. Die männlich dominierten Werke werden im „digitalen Zeitalter“ von einer jungen weiblichen Person abgelöst. Das historische Vorbild ist die 13-jährige Eva Heymann, eine Jüdin aus Ungarn, die 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Die Erzählung auf Instagram verfolgte einen fiktiven Ansatz und Baumgärtner sieht dieses Format als Möglichkeit, junge Menschen zu erreichen. Sie charakterisiert das Projekt als feministisch, was im Plenum kontrovers diskutiert wurde.

Den von der ARD produzierten Film „Die Flucht“, der in Kooperation mit ARTE hergestellt wurde, analysierte BRIGITTE RIGAUX-PIRASTRU (Angers) und hinterfragte das darin dargestellte Bild der Protagonistin Magdalena Gräfin von Mahlenberg, gespielt von Maria Furtwängler. Die Referentin sezierte die einzelnen Elemente der Rolle detailliert und kommt zur Conclusio, dass dargestellt wird, der Widerstand wäre von Frauen ausgegangen, da diese mutiger und spontaner gewesen seien. Die Rolle des Adels wurde herausgestellt und ebenso propagiert, dass es einfach und wenig riskant gewesen wäre, Widerstand zu leisten. Zudem ist die Armut, die durch den Krieg und die Flucht ausgelöst wurde, im Film allgegenwärtig.

TOBIAS HIRSCHMÜLLER (Bonn) machte deutlich, wie sich Schauspieler:innen-Biografien von der NS-Zeit bis in die 1960er Jahre wandelten und wie in westdeutschen Spielfilmen der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte das Thema des Widerstands von deutschen und französischen Frauen gegen die nationalsozialistische Diktatur dargestellt wurde. Er stellt heraus, dass im bundesdeutschen Nachkriegskino deutsche Schauspielerinnen französische Widerstandskämpferinnen spielten und die dabei gemimten Charaktere eine Identifikationsfläche für die deutsch-französische Verständigung bieten sollten. Insbesondere anhand der Filme „Die grünen Teufel von Monte Cassino“ (1958), „Nacht fiel über Gotenhafen“ (1960), „Der Stern von Afrika“ (1957) sowie „Der Fuchs von Paris“ (1957) und „Liebling der Götter“ (1960) zeigte Hirschmüller, welche Rolle den Protagonistinnen zugeschrieben wurde und wie Elemente der Handlungen die unterschiedlichen Arten von Widerstand präsentieren.

Wie Ehefrauen von Widerstandskämpfern in der Erinnerungskultur und Wissenschaft dargestellt wurden und werden zeigte JULIANE KUCHARZEWSKI (Potsdam) in ihrem Vortrag auf. Dabei legte sie den Fokus auf die Ehefrauen der Attentäter des 20. Juli 1944, des „Kreisauer Kreises“ sowie der „Roten Kapelle“. Ihr Ausgangspunkt ist die fehlende fundierte Erforschung über die tatsächliche Beteiligung von Ehefrauen und so stellt sie in ihrer Theorie dem Widerstandsbegriff die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Frauen gegenüber, wobei sie von der Unsichtbarkeit der Ehefrauen ausgeht. Die Ehefrauen seien primär Informationslieferantinnen ihrer Männer und positionierten sich auch hinter ihren Ehemännern. Kucharezewski stellte heraus, dass die Rolle der Ehefrau als spezifische Gruppe des Widerstandes neu zu bewerten ist und erörtert dies an ausgewählten Beispielen wie Freya von Moltke oder Marion Yorck von Wartenburg.

In der Sektion Motive sollten spezifisch weiblichen Beweggründe, sich im Widerstand zu betätigen, herausgestellt werden: Zu Beginn legte LAYLA KIEFEL (Bordeaux/Konstanz) die Rolle der Frauen des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) gegen den Nationalsozialismus in den Jahren von 1926 bis 1939 dar und typologisierte ihre Arbeit und Handlungsräume. Kiefel beschrieb, dass es innerhalb des Widerstands ein breites Verständnis für die Rolle der Frauen in der Organisation gab. Bis zur „Machtergreifung“ waren die Frauen des ISK publizistisch gegen den Nationalsozialismus tätig und innerhalb des Verbands ebenso führende Funktionärinnen. Nach 1933 nahm dies im Deutschen Reich sowie im französischen und dänischen Exil deutlich ab. Dabei waren Frauen vor der „Machtergreifung“ beispielsweise wichtig für die Finanzierung des ISK, unter anderem indem sie sie vegetarischen Gaststätten („Vegas“) gründeten. Zudem waren sie in der pädagogische Arbeit in den ISK-Schulen zuständig. Das Jahr 1933 stellt, so Kiefel, für die Frauen des ISK einen geschlechterspezifischen Bruch dar.

FRAUKE GEYKEN (Göttingen) porträtierte Annedore Leber und deren Verdienst als Widerstandskämpferin, Journalistin, Autorin, Politikerin und Verlegerin. Geyken fokussierte besonders auf die Frage, wie Leber den Widerstand ihres Mannes unterstütze und welche Motive für diese Unterstützung festzumachen sind. Ihr Mann, Julius Leber, Chefredakteur des „Lübecker Volksboten“ und SPD-Reichstagsabgeordneter, kämpfte seit der Weimarer Republik gegen die Nationalsozialisten und seine Frau unterstütze ihn seit seiner Inhaftierung im Mai 1933 entschlossen. Sie ermöglichte Treffen für politische Besprechungen und unterhielt Kontakte zum „Kreisauer Kreis“. Geyken hob auch die Zeit nach 1945 und Annedore Lebers wichtige Rolle bei der Erinnerung an den Widerstand hervor.

In der Sektion Formen und Methoden stellten die Beitragenden insbesondere die Modalitäten des Widerstands der Frauen in den Fokus ihrer Ausführungen: So arbeitete ANDREAS WILKENS (Metz) heraus, dass Hilda Monte als Figur des deutschen und europäischen Widerstandes bisher kaum beachtet wurde, ihre Biografie aber einer Erinnerung wert ist. Als Hilde Meisel in Wien geboren, wurde sie politisch vor allem durch den ISK-Ableger in London, wo sie ab den frühen 1930er-Jahren studierte, geprägt. Von da an schrieb sie unter mehreren Pseudonymen in London, Berlin, Köln oder Paris. Wilkens zeigte, wie eindrücklich die Arbeiten Montes waren – zuerst für den ISK, aber auch nachdem sie sich von der Gruppierung löste und autonom widerständige Texte verfasste. Vor allem die Problematik der marginalen Erinnerung an Hilda Monte nach 1945 und die mehr als schlechte Quellenlage veranschaulichte der Referent.

FLORENCE HERVÉ (Düsseldorf) skizzierte die Biografien sowie die literarischen Werke von Madeleine Riffaud und Elsa Triolet. Hervé hob besonders die Tätigkeiten für die Résistance hervor und zeigte, wie sich der Widerstand im Oeuvre der beiden Schriftstellerinnen manifestierte. Darlegen konnte die Referentin, wie sich die unterschiedlichen Lebenssituationen auf die Sprache und die literarische Form auswirkten. Riffaud kämpfte in Paris und anderen Orten entlang der Seine aktiv gegen die deutschen Besatzer und wurde letztendlich verhaftet, wohingegen Triolet in Nizza für die Resistance publizierte, bevor sie in der Provence versteckt im Untergrund lebte.

Der Frage nach dem strafwürdigen Verhalten des „verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen“ als Widerstand ging ALEXANDER LIEMEN (Bayreuth) anhand der im Staatarchiv Gotha verwahrten Bestände der Staatsanwaltschaft des Landgerichts sowie des Sondergerichtes Erfurt nach. Er stellte die Quellenlage über die Anklagen gegen Mädchen und Frauen vor und versuchte damit die Handlungsspielräume auszumachen. Ob und inwieweit die Anklagen als Widerstand zu verstehen sind, konnte aufgrund der ausgewählten Beispiele nicht eindeutig gezeigt werden.

Wie individueller Widerstand am Wiener Jugendamt greifbar gemacht werden kann, zeigte IRENE MESSINGER (Wien) am Beispiel der Arbeitsverweigerung und des Versteckens einer jüdischen Kollegin. Durch die Quellenlage kann Messinger nachzeichnen, wie oppositionell eingestellte Mitarbeiterinnen, sogenannte Fürsorgerinnen, mit Krankenständen oder freiwilliger Pensionierung das System blockierten. Nach dem „Anschluss“ 1938 kann eine Zunahme der Anzahl und Dauer bei dieser Gruppe nachgewiesen werden. Beispielsweise wurden die Diagnosen von psychischen Erkrankungen strategisch genutzt. Exemplarisch zeigte Messinger Fälle von pensionierten oder krankgeschriebenen Frauen sowie von denjenigen Mitarbeiterinnen, die Jüdinnen und Juden versteckten oder ihnen zur Flucht verhalfen. Somit versuchte sie die Netzwerke nachzuzeichnen, warnte aber vor einer vorschnellen Interpretation, nach der alle Krankenstände strategischer Widerstand waren.

Die Sektion Aktionsräume war von der Frage nach den Handlungsspielräumen sowie der Darstellung geografischer Unterschiede und Ausprägungen gekennzeichnet: Über Mala Zimetbaum, die sogenannte „die vergessene Heldin von Auschwitz“, referierte BENJAMIN PFANNES (Potsdam) zu Beginn der Sektion. Er gab einen chronologischen Lebensabriss, wobei die Quellenbasis hiervon unsicher ist. Die einzig noch vorhandene Korrespondenz von Zimetbaum mit ihrer Familie, die in der Kaserne Dossin in Belgien aufbewahrt wird, sowie Dokumente ehemaliger Häftlinge wurden durch den Referenten noch nicht ausgewertet. Kritik rief zudem hervor, dass die gezeigten Bilder zur Erinnerungskultur an Zimetbaum durch den Referenten nicht kontextualisiert werden konnten.

OLIVER SCHULZ (Clermont-Ferrand) verdeutlichte den weiblichen Widerstand in Südosteuropa am Beispiel der bulgarischen Partisanenbewegung während des Zweiten Weltkriegs. Er ordnete die Rolle von Frauen in die allgemeine Partisanenbewegung in Bulgarien ein und skizzierte die Geschlechterrollen innerhalb der Gruppierungen, die nur zum Teil umgestürzt wurden, während traditionelle Zuschreibungen weitgehend bestehen blieben. Vor allem das Bild der Partisaninnen, die scheinbar wie Männer kämpften, war und blieb prägend. Beispielbiografien stützten den Vortrag. Die Frage nach den Einflüssen bulgarischer Partisaninnen in Jugoslawien oder Griechenland gilt es noch zu verifizieren, ebenso wie jene nach der Stellung jüdischer Partisaninnen innerhalb dieser Gruppierungen.

Anhand der Ausstellung „Widerstand, Verfolgung und Deportation von Frauen aus Frankreich. 1942–1945“ der Gedenkstätte Ravensbrück zeigte MECHTHILD GILZMER (Saarbrücken) die transnationale Geschichte von Widerstand am Beispiel des Aktionsraumes in Frankreich. Dabei blickte Gilzmer vor allem auf die Aktionsformen von unterschiedlicher sozialer und nationaler Herkunft und verdeutlicht diese anhand von Beispielbiografien, wobei hierbei die Formen der Repressionen gegenüber Frauen sowie deren spezifische Erfahrungen im Widerstand besonders berücksichtigt wurden.

Mit der Frage nach der „Rettung als Widerstand“ beschäftigte sich LILLY MAIER (München) in ihrem Vortrag. Dabei richtete sie ihren Fokus auf jüdische Frauen als Retterinnen und sogenanntem jüdischem „Rettungswiderstand“ in Frankreich. Neben der Vorstellung der einzelnen Gruppen der „Retterinnen“, beispielsweise Sozialarbeiterinnen oder Pfadfinderinnen, stellte Maier zum einen die Motivation der Frauen und die Entwicklung ihrer Hilfeleistungen im Verlauf vor. So konstatierte Maier, dass anfänglich ein emanzipatorischer Gedanke bei den Frauen überwog und sie mit dem Engagement in der sozialen Arbeit und bei den Rettungen selbstbestimmt leben konnten. Für Diskussion sorgte die Frage aus dem Plenum, ob es nicht überholt sei, mit jüdisch sein als Kategorie in der Widerstandsforschung zu operieren.

Die letzte Sektion präsentierte unter dem Schlagwort Vermittlung unterschiedliche didaktische Aufbereitungen in ausgewählten Bildungseinrichtungen: Wie die Bildungsarbeit in der „Gedenkstätte Stille Helden“ aussieht, skizzierte ANDREA HEUBACH (Berlin) am Beispiel des Themenbereichs „Frauen im Widerstand gegen die Judenverfolgung in Europa 1933–1945“. Neben der Einführung in die Ausstellung zeigte Heubach Beispiele der pädagogischen Materialien und verdeutlicht, dass auch das Widersetzen gegen die eigene Verfolgung als Widerstand gegen den Nationalsozialismus vermittelt wird. Wichtig war der Referentin immer die Formulierung „Widerstand von Frauen“ im Gegensatz zu „weiblichen Widerstand“ zu verwenden. Ebenso wies sie auf die Schwierigkeit des durch eine androzentrische Geschichtsschreibungen und die von sexistischen Vorannahmen geprägten Blicke auf Quellen hin und gab zu bedenken, dass es nur wenige Darstellungen des eigenen Widerstandes in Ego-Dokumenten von Frauen gibt.

Der Kurator der Ausstellung „Frauen im Widerstand“ der Gedenkstätte Ravensbrück, HENNING FISCHER (Leipzig), stellte die dort präsentierten Biografien und Lagerobjekte vor. Im Zentrum stand die politische Emanzipation von Frauen. Verdeutlicht werden soll diese anhand der ausgestellten Biografien in „Biografiemappen“ als didaktische Materialien. Besonders die sogenannten Lagerobjekte, kleine kunsthandwerkliche Gegenstände oder Zeichnungen, sollen eindrücklich einen persönlichen Bezug zu den Biografien herstellen.

Aus dem Programm des Archivs in Somme stellte ELISE BOURGEOIS (Amiens) die Möglichkeiten der Bewahrung und Erinnerung an die Widerstandskämpferinnen des Zweiten Weltkriegs in Frankreich vor. Vor allem die Arbeit mit biografischen Quellen stand im Vordergrund der Ausführungen. So veranschaulichte die Referentin, wie die Benutzerinnen und Benutzer im Archiv ihren Forschungsfragen in Bezug auf Widerstand von Frauen nachgehen können. Vor allem das Programm für Schulen hat einen besonderen Stellenwert, wie Bourgeois mit der Präsentation der verschiedenen Angebote des Archivs verdeutlichte.

KEYWAN KLAUS MÜNSTER (Bonn) sprang für den erkrankten Helmut Rönz ein und stellte das LVR-Projekt „Widerstand im Rheinland 1933–1945“ mit seinen Grundlagen, Zielsetzungen und vordergründigen Forschungsfragen vor. Vor allem auch die Nutzbarkeit für die Forschung stand im Zentrum der Nachfragen. Münster verweist darauf, dass die Datenbank kontinuierlich mit neuen Beispielen ergänzt wird und Hinweise dankend angenommen werden. In der Diskussion wurde die Wahl der Kategorienbildung von Widerstand, mit der die Datenbank operiert, als schwammigen bemängelt.

Über das zur Zeit der Corona-Pandemie entstandene Projekt #MujeresResistentes des Holocaust Museum of Buenos Aires berichteten BRENDA FICHER und ELIANA HAMRA (Buenos Aires). Pandemiebedingt wurde das Projekt auf der Plattform Instagram gestartet und danach mit einer analogen Präsentation im einzigen Holocaust Museum Lateinamerikas erweitert. Im Fokus der Ausstellung standen 15 Geschichten, die mit einem argentinischem beziehungsweise lateinamerikanischem Perspektive, beispielsweise ausgewählte Biografien, ergänzt wurden.

Konferenzübersicht:

Alma Hannig (Bonn): Einführung

1. Sektion: Erinnerung
Moderation: Laura Altmann / Julia Maaßen

Martina Gugglberger (Linz) / Alexandra Wachter (Wien): ,,Späte Würdigung“ - Regionales Gedenken an Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime“

Katja S. Baumgärtner: Gender Tropes in Memorializing the Shoah in Digital Times

Brigitte Rigaux-Pirastruv (Angers): Le telefilm allemand Die Flucht: Une «heure des femmes» dans la lutte contre le nazisme? Analyse de la representation de l'hero'ine antinazie et de son couple francoallemand

Tobias Hirschmüller (Bonn): Rollenbilder in (west-)deutschen Spielfilmen über Widerstand

Juliane Kucharzewski (Potsdam): Ehefrauen im Widerstand - eine feministische Aufarbeitung der erinnerungskulturellen und wissenschaftlichen Darstellung

2. Sektion: Motive
Moderation: Julia Maaßen

Layla Kiefel (Bordeaux/Konstanz): Frauen des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes gegen den Nationalsozialismus (1926-1939): Versuch einer Typologie

Frauke Geyken (Göttingen): Annedore Leber: Widerstandskämpferin, Journalistin, Autorin, Politikerin und Verlegerin

3. Sektion: Formen und Methoden
Moderation: Alma Hannig (Bonn)

Andreas Wilkens (Metz): Hilda Monte im Widerstand. Vergessen, entdecken, erinnern

Florence Hervé (Düsseldorf): ,,Ein Gedicht zu schreiben war ein Akt der Resistance.“ Madeleine Riffaud und Elsa Triolet, Schriftstellerinnen der Resistance

Alexander Liemen (Bayreuth): Verbotener Umgang als Widerstand. Deutsche und ausländische Mädchen und Frauen als Angeklagte

Irene Messinger (Wien): Individueller Widerstand am Wiener Jugendamt am Beispiel Arbeitsverweigerung und das Verstecken einer jüdischen Kollegin

4. Sektion: Aktionsräume
Moderation: Katrin Winter

Benjamin Pfannes (Potsdam): Mala Zimetbaum - Die vergessene Heldin von Auschwitz

Oliver Schulz (Clermont-Ferrand): Weiblicher Widerstand in Südosteuropa am Beispiel der bulgarischen Partisanenbewegung während des Zweiten Weltkrieg

Maren Richter (München) / Pirkko Langer (Heidelberg): Wege in den Widerstand - Das Leben der Ärztin Maria Daelen. Eine Musikalische Lesung

Mechthild Gilzmer (Saarbrücken): Widerstand und Deportation von Frauen in Frankreich (1939-1944) – eine transnationale Geschichte

Lilly Maier (München): Frauen als Retterinnen: Jüdischer Rettungswiderstand in Frankreich während der Shoah

5. Sektion: Vermittlung
Moderation: Sandra Müller-Tietz / Julia Maaßen

Andrea Heubach (Berlin): Frauen im Widerstand gegen die Judenverfolgung in Europa 1933–1945 in der Bildungsarbeit der Gedenkstätte Stille Helden

Nadine Cremer (Wuppertal): Gamification und weiblicher Widerstand: Die Vermittlung und Repräsentation von historischen Akteurinnen am Beispiel von Hilde Meisel – Publizistin – Sozialistin – Widerstandskämpferin (entfallen)

Henning Fischer (Leipzig): Die Ausstellung „Frauen im Widerstand“ in Ravensbrück: Biografien und Lagerobjekte im Jahrhundertkontext

Elise Bourgeois (Amiens): Conserver et faire vivre la memoire des femmes resistantes de la Seconde Guerre mondiale aux Archives de la Somme

Keywan Klaus Münster (Bonn) sprang für den erkrankten Helmut Rönz ein: LVR-Projekt „Widerstand im Rheinland 1933-1945“ – Grundlagen, Zielsetzungen und Forschungsfragen

Brenda Ficher (Buenos Aires) / Eliana Hamra (Buenos Aires): #MujeresResistentes - From Instagram into the Holocaust Museum of Buenos Aires