Strategien gegen imperiale Herrschaft: Wissenstransfer, Informationswege und Formen des Widerstandes

Strategien gegen imperiale Herrschaft: Wissenstransfer, Informationswege und Formen des Widerstandes

Organisatoren
Universität Bern
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
03.06.2010 - 05.06.2010
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Von
Flavio Eichmann, Abteilung für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte, Universität Bern

Die Analyse imperialer Konflikte erlebt derzeit eine regelrechte Hochkonjunktur, welche sich in einer Flut neuerer Publikationen zum Thema niederschlägt.1 Beeinflusst durch die transnationale Geschichtsschreibung konzentriert sich die aktuelle Forschung auf die Lernprozesse von Kolonialmächten in Unabhängigkeitskriegen und den Transfer des dabei erworbenen Wissens auf ähnliche Konfliktszenarien. Transnationale Kommunikationsnetzwerke und Wissenstransfer spielen dabei eine entscheidende Rolle. Allerdings ist dies eine einseitige Betrachtungsweise, die nur die imperialen Mächte in ihrer Analyse berücksichtigt, antiimperiale Kräfte hingegen nicht. Weil es sich bei imperialistischen Konflikten aber um Interaktionen bzw. transkulturelle Konflikte handelt, ist nach Ansicht der Veranstalter/innen des Workshops eine Analyse der Lernprozesse und Kommunikationsnetzwerke antiimperialer Kräfte unerlässlich. Im Zentrum des Workshops standen deshalb die Erfahrungsverarbeitung sowie die Organisation des Wissens und der Informationswege zwecks Generierung antiimperialer Widerstandsstrategien.

Bewaffneter Widerstand gegen imperiale Kräfte sei nämlich nur eine Option unter vielen, wie JÜRG HELBLING (Luzern) in seiner Keynote zum Widerstand so genannter „vorstaatlicher“ Gesellschaften deutlich machte. Helbling sah aus sozialwissenschaftlicher Sicht neben dem bewaffneten Widerstand drei weitere Interaktionsmodelle zwischen „vorstaatlichen“ Gesellschaften und imperialen Kräften: Allianzen, Rückzug und Kontaktvermeidung, sowie Pazifikation. Der hohe Formalisierungsgrad dieser Interaktionsmodelle, der zu einer Vernachlässigung zahlreicher anderer Widerstandsformen führt, war dann unter anderem Thema einer hitzig geführten, aber gleichwohl anregenden Diskussion.

Am Beispiel Indiens zeigte HARALD FISCHER-TINÉ (Zürich) in seiner Keynote, dass die Mythen imperialer Herrschaft bzw. des Widerstands gegen diese kritischer Überprüfung bedürfen. Weder habe die „Pax Britannica“ tatsächlich Frieden und Wohlstand für Indien bedeutet, noch sei der indische Widerstand stets gewaltlos gewesen, wie dies im Zusammenhang mit Gandhi oft behauptet wird. Anhand des subalternen Widerstandes zeigte Fischer-Tiné, dass es immer wieder zu Konflikten zwischen Imperialmacht und antiimperialen Kräften kam. Auch Fischer-Tiné betonte, dass das Spektrum möglicher Widerstandsformen sehr breit ist. Flucht und Selbstverstümmelung seien ebenso als Widerstandsformen zu verstehen wie die religiös motivierten Terroranschläge früher indischer Nationalisten. Gerade für letztere unterstrich Fischer-Tiné die Bedeutung internationaler Netzwerke des Antiimperialismus, die sich nach der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert in mehreren europäischen Metropolen herausbildeten.

UTE SCHÜREN (Bern) demonstrierte in ihrem Referat, wie die Mapuche sich über mehrere hundert Jahre erfolgreich gegen die spanische Kolonialmacht zur Wehr setzten. Da es den Spaniern wegen der instabilen politischen Struktur der Mapuche nicht gelang, diese in ihr Herrschaftssystem einzubinden, kam es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten. Dabei lernten die Mapuche schnell, die Kriegstechniken und Waffen der spanischen Kolonialmacht zu übernehmen und zu verfeinern, womit Kavallerie, metallene Waffen und auch der Bau von Forts nach spanischem Vorbild Einzug in ihr Arsenal hielten. Doch dieser Lernprozess kannte nicht nur eine Richtung: Im Gegenzug adaptierten nämlich auch die Spanier einige der Guerillataktiken der Mapuche.

FRANK SCHUBERT (Zürich) zeigte anhand des Königreichs Buganda, wie sich die politischen Eliten des Königreichs den Briten gegenüber als eine Art afrikanischer Gentry präsentierten und sich erfolgreich gegenüber den anderen Völkern Ugandas abgrenzten. Zu diesem Zweck waren sie den Briten mittels Soldaten und Beamten bei der Eroberung der gesamten Kolonie und beim Aufbau der Kolonialverwaltung dienlich. Diese Bemühungen hatten zum Zweck, möglichst vorteilhafte Bedingungen unter der kolonialen Herrschaft zu erhalten. Tatsächlich sah der im Jahre 1900 abgeschlossene Buganda-Vertrag weitgehende Autonomie für das Königreich vor, dessen politischer Elite zudem das seltene Recht auf privaten Landbesitz zugesprochen wurde.

MATTHIAS HÄUSSLER (Siegen) ging in seinem Referat der These nach, wonach die Herero in ihren Kriegen gegen die deutsche Kolonialherrschaft ausgesprochen technologisierte, wenn nicht gar „zivilisierte“ Kriege geführt hätten. Neben der Verwendung von Gewehren und Pferden spricht auch die Schonung von Frauen und Kindern für diese These. Doch hat laut Häussler diese Annahme die Analyse der Kriegsführung der Herero eher erschwert als erleichtert. Fraglich ist gemäss Häussler, ob diese Kriegsmittel auch die Kriegsführung in ihrer Tiefenstruktur beeinflusst haben. Häussler machte auf wesentliche „nicht-moderne“, „tribale“ Elemente in der Kriegsführung der Herero aufmerksam: Die Herero bedienten sich nämlich im Normalfall klassischer Hinterhalttaktiken und scheuten den offenen Kampf. Auch wenn Frauen und Kinder geschont wurden, zeigten doch die Überfälle im Januar 1904, dass das grundlegende Moment der Entgrenztheit der Gewalt Bestand hatte.

TANJA BÜHRER (Bern) überprüfte in ihrem Referat die These der klassischen Widerstandsforschung der 1960er-Jahre, wonach „tribale“ Widerstandsformen während der Entfaltung imperialer Fremdherrschaft grundsätzlich sporadische, isolierte und rückwärtsgerichtete Reaktionen traditioneller Führungsschichten seien. Anhand dreier Beispiele des antiimperialen Widerstandes in Deutsch-Ostafrika zeigte Bührer, dass diese These einer empirischen Überprüfung nicht standhält. So lernten beispielsweise die Chagga-Chiefdoms am Kilimandscharo und die Hehe, traditionelle Rivalitäten zu überwinden, um politische Allianzen mit ihren früheren Gegnern gegen die Deutschen zu bilden. Am Beispiel der Maji-Maji-Kriege (1905-1907) legte Bührer zudem dar, dass neue Führungskräfte es teilweise verstanden, die große Anhängerschaft des Maji-Maji-Kultes in einem Massenheer gegen die imperiale Fremdherrschaft zu organisieren und sie ins Feld zu führen.

Das zweite Panel, das sich dem antiimperialen Widerstand in der Phase der Fremdherrschaft widmete, eröffnete CHRISTIAN KOLLER (Bangor / Zürich) mit einem Referat über den indigenen Widerstand in Französisch-Westafrika gegen die französischen Rekrutierungen während des Ersten Weltkriegs. Nebst Bestechung, Flucht und vorgetäuschten Krankheiten und Behinderungen, waren laut Koller vor allem kollektive Formen des Widerstands von Bedeutung. In einigen Fällen wehrten sich ganze Dörfer gegen die Rekrutierung junger Männer. Dieser Rekrutierungspraxis standen aber auch große Teile der französischen Kolonialverwaltung kritisch gegenüber. Mit dem Versprechen politischer Besserstellung wurde erstmals ein Afrikaner, Blaise Diagne, mit weitreichenden Vollmachten für die Rekrutierung ausgestattet, was große Erfolge bei der Rekrutierung neuer Soldaten zur Folge hatte. Die aufkeimenden Hoffnungen der indigenen Eliten auf eine politische Emanzipation nach dem Krieg wurden aber größtenteils enttäuscht.

Einen ganz anderen und erfrischenden Ansatz für das Problem des indigenen Widerstandes verfolgte GUY THOMAS (Basel). In seinem Referat zum Wandel der historischen Raumordnung im kolonialen Kamerun ging Thomas davon aus, dass Landkarten den Blick der Kolonialherren auf das unterworfene Gebiet wesentlich prägten. Sie definierten den Handlungsspielraum der Kolonialverwaltung und somit sowohl die kolonialen Kontaktzonen als auch die peripheren Gebiete innerhalb der Kolonie. Dementsprechend stellten eigene Kartierungen sowie die Erfindung einer eigenen Schriftsprache, wie sie Thomas am Beispiel Sultan Ibrahims exemplifizierte, eine Form kulturellen Widerstandes und eine Möglichkeit dar, dem „imperial gaze“ zu begegnen.

ANDREAS STUCKI (Bern) referierte anschließend über den bewaffneten Widerstand gegen die spanische Herrschaft auf Kuba. Er vertrat die These, dass die Strategen des Kubanischen Befreiungsheeres 1895-1898 bei den Kämpfen nicht nur von ihren lokalen Kenntnissen profitierten, sondern auch von ihren langjährigen Erfahrungen im Krieg von 1868-1878. Im Bereich des Kampfes um die internationale Meinung seien sie den Spaniern gar weit überlegen gewesen. Die Kubanischen Patrioten waren in Europa und den USA präsent, was nicht nur einen ungehinderten Zugang zu Informationen ermöglichte, sondern auch eine aktive Stimmungsmache in den westlichen Metropolen. Damit habe der „Informationskrieg“ um die kubanische Unabhängigkeit bereits zahlreiche Elemente der „modernen“ Dekolonisierungskriege des 20. Jahrhunderts vorweggenommen.

In der Folge verlagerte sich der Themenschwerpunkt des Workshops hin zu den gewaltlosen Widerstandsformen in antiimperialen Konfliktfeldern. Hatte Fischer-Tiné in seiner Keynote vor allem den gewaltsamen Widerstand indischer Nationalisten gegen die britische Kolonialherrschaft thematisiert, konzentrierte sich im Gegenzug DANIEL MARC SEGESSER (Bern) in seinem Beitrag auf die Instrumentalisierung von Recht und Geschichte in Indien und Siam als Mittel des antiimperialen Widerstandes. Die “Wiederentdeckung” und Propagierung der eigenen Geschichte, welche derjenigen europäischer Mächte in ihrer Bedeutung zumindest ebenbürtig sei, war sowohl im formell unabhängigen Siam als auch im britisch beherrschten Indien eine beliebte Strategie, imperiale Herrschaftsansprüche in Frage zu stellen. Hinzu gesellten sich Reformen nach europäischem Vorbild im Bereich des Rechtswesens, die dazu dienten, das Land als progressiv und “zivilisiert” darzustellen.

Einen ähnlichen Ansatz vertrat CLEMENS SIX (Bern) in seinem Referat zum gewaltosen Widerstand im Indien der 1920er-Jahre. Six konzentrierte sich dabei auf die primär religiös inspirierten Widerstandsformen. Das Ziel dieser Widerstandsbewegungen war es, die Legitimation der britischen Herrschaft in Frage zu stellen, indem die indische “Überlegenheit” im spirituellen Bereich proklamiert wurde. Religiöse Inhalte, Rituale und Einrichtungen dienten der Schaffung einer idealisierten nationalen Gemeinschaft sowie der antikolonialen Mobilisierung. Wie Six überzeugend darstellte, fungierte Religion im indischen antiimperialen Widerstand als Kommunikationsmittel, während religiöse Orte und Gemeinschaften als Infrastruktur der Vernetzung der Widerstandsgruppen dienten.

RITA SCHÄFER (Berlin) referierte zum Schluss des Panels über die Widerstandsstrategien von Frauen in ihrem Kampf gegen das Apartheidsregime Südafrikas. Die Mitwirkung von Frauen an politischen Protesten führte, wie Schäfer ausführte, immer wieder zu Kontroversen über Geschlechterhierarchien innerhalb der Widerstandsgruppen. Die Widerstandsformen umfassten in den 1950er-Jahren vor allem Konsumboykotte, die Eingabe von Petitionen sowie öffentliche Protestaktionen, die im Übrigen auch von weißen Frauen mitgetragen wurden. In den 1980er-Jahren nahmen Frauen auch am bewaffneten Kampf gegen das Apartheidsregime teil, was auf eine tief greifende Militarisierung Südafrikas in jener Periode zurückzuführen war. Doch auch beim bewaffneten Widerstand sahen sich die Kombattantinnen oftmals mit den Männlichkeitsidealen ihrer Mitstreiter konfrontiert.

MORITZ FEICHTINGER (Bern) eröffnete das letzte Panel mit seinem Beitrag zur antiimperialen Vernetzung im 20. Jahrhundert. Dabei ging er von der These aus, dass die Ausbildung einer globalen Wissensgemeinschaft nach 1945 entscheidend zur Dynamik der Dekolonisierungsprozesse jener Periode beigetragen habe. Derartige Informationsnetzwerke existierten aber bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Namentlich die Pariser Union Intercoloniale und die von ihr herausgegebene Zeitschrift Le Paria hätten sich einer globalen Vernetzung des antiimperialen Widerstands verschrieben. In diesem Zusammenhang verwies Feichtinger auch auf die vom deutschen Kommunisten Willi Münzberger gegründete Liga gegen den Imperialismus, welche 1927 in Brüssel eine Konferenz veranstalte, an der die wichtigsten Protagonisten der antiimperialen Widerstandsbewegungen teilnahmen.

FABIAN KLOSE (München) zeigte im darauf folgenden Beitrag, wie der Menschenrechtsdiskurs den antiimperialen Widerstandsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg dazu diente, Asymmetrien zwischen Kolonialmacht und Befreiungsbewegung auszugleichen, indem sie die Weltöffentlichkeit von der Rechtmäßigkeit ihres Anliegens überzeugten. Klose demonstrierte diesen Zusammenhang eindrucksvoll anhand entsprechender Bemühungen des Front de Libération Nationale (FLN) während des Algerienkrieges (1954-1962). Just in dem Moment, als die militärische Niederlage des FLN vor der Tür stand, gelang es ihm, großen diplomatischen Druck auf Frankreich zu generieren, indem mithilfe der arabischen Bruderstaaten und eines umfangreichen Netzwerkes eigener Informationsbüros in der ganzen Welt erfolgreich auf die schweren Menschenrechtsverletzungen der französischen Armee aufmerksam gemacht wurde.

TAKUMA MELBER (Mainz) widmete sich in seinem Referat dem bewaffneten Widerstand der Malayan People’s Anti-Japanese Army (MPAJA) gegen die japanische Besatzungsmacht auf der malaiischen Halbinsel 1942-1945. Der Rückhalt für diese chinesisch-kommunistische Widerstandsbewegung war in der Bevölkerung jedoch aus Furcht vor japanischen Repressalien gering. Entsprechend schwer fiel es der Bewegung bis 1943 effektiven Widerstand zu leisten, da sie in erster Line um ihr eigenes Überleben besorgt war. Erst nach einer Phase der Konsolidierung, die mit einer Lockerung der japanischen Okkupationspolitik einherging, und nachdem die MPAJA von den Alliierten mit Material versorgt wurde, konnten vermehrt Hinterhalte und Überfälle durchgeführt werden.

Das letzte Referat des Panels knüpfte an die Ausführungen Fabian Kloses an. ROBERT HEINZE (Konstanz) zeigte nämlich in seinem Beitrag, wie sich die antiimperialen Bewegungen Afrikas neuer Massenmedien, insbesondere des Radios, bedienten. Massenmedien waren zum einen hervorragende Instrumente, um die internationale Öffentlichkeit über die Anliegen der Widerstandsbewegungen zu informieren und die lokalen Missstände anzuprangern. Zum anderen dienten sie aber auch der Mobilisierung der Kolonisten für die eigenen Zwecke. Daraus habe sich teilweise eine regelrechte „Kultur des Widerstandes“ entwickelt, was jedoch zur Folge gehabt habe, dass Informationsabsicht und Informationsrezeption nicht immer deckungsgleich gewesen seien.

Im Schlusskommentar von DIERK WALTER (Hamburg) und der anschließenden Abschlussdiskussion wurden mehrere Problemkreise identifiziert: So müsse bedacht werden, dass es sich bei der Diskussion um antiimperiale Widerstandsformen und -strategien um einen Elitendiskurs handelt, bei dem die „Massen“ weitgehend ignoriert werden. Entsprechende Bemühungen der subaltern Studies dieses Quellenproblem zu lösen, würden rasch an ihre methodologischen Grenzen stoßen. Die Analyse von verschiedenen Widerstandsformen und -strategien berge zudem stets die Gefahr der Teleologie in sich, weil im Rückblick historische Prozesse als Widerstand und Widerstandsstrategien deklariert werden, die von den damaligen Akteuren womöglich gar nicht als solche reflektiert wurden. Diese teleologische Perspektive verleite zudem zur Reproduktion nationaler Mythen. Ferner sei grundsätzlich der Frage nachzugehen, wem überhaupt die Definitionshoheit zur Frage, was Widerstand sei und was nicht, zukomme. Die Analyse von Lernprozessen und Wissenstransfer im Rahmen antiimperialen Widerstandes erschwere sich im Weiteren dadurch, dass sich in vielen Fällen die Unterscheidung zwischen intuitiver Adaption und bewusster Umsetzung neu erlernter Strategien schwierig gestalte. Die im Workshop vorgestellten Fallbeispiele hätten überdies deutlich werden lassen, dass Kategorien wie Nation und Ethnie nur von beschränktem Wert für die historische Analyse von antiimperialen Widerstandsformen und -strategien seien, weil sich Fraktionsbildungen oftmals über derartige Kategorien hinweg entwickelt hätten. Schließlich sei zu überprüfen, inwiefern sich Widerstandsformen identifizieren lassen, die aus universalhistorischer Perspektive generalisierbar wären und somit theoretisch verdichtet werden könnten.

Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass der Workshop unter anderem wegen der breiten thematischen Streuung der Beiträge anregend und informativ zugleich war. Bei mehreren Beiträgen hätte man sich aber gewünscht, dass sie besser auf die Fragestellung des Workshops eingegangen wären, wurde doch nicht immer deutlich, welche Bedeutung Lernprozesse und Wissenstransfer im Rahmen antiimperialer Widerstandsstrategien hatten. Dies war wohl nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der Begriff der „Widerstandsstrategie“ eher schwammig blieb. Wie die Abschlussdiskussion bereits andeutete, bleibt methodisch noch viel Grundlagenarbeit zu leisten. Dies ist aber zugleich ein Zeichen dafür, dass in diesem Feld noch vieles unerforscht ist und auf historische Aufarbeitung wartet.

Konferenzübersicht:

Keynote:
Jürg Helbling: Widerstand „vorstaatlicher“ Gesellschaften

Harald Fischer-Tiné: Antikolonialer Widerstand in Südasien

Moderation Tanja Bührer

I. Eroberung
Moderation Arndt Brendecke

Ute Schüren: Mapuche – Strategien gegen (internen) Kolonialismus

Frank Schubert: "The favourite child of imperialism": Das Königreich Buganda und der Buganda-Vertrag von 1900

Matthias Häußler: Formen des antikolonialen Kampfes in Deutsch-Südwestafrika 1904-1907

Tanja Bührer: Antikolonialer Widerstand in Deutsch-Ostafrika

II. Fremdherrschaft
Moderation Stig Förster

Christian Koller: Rebellion und Kooperation als Widerstandsstrategien in Französisch Westafrika im Ersten Weltkrieg

Guy Thomas: Territorialität, Widerstand und Loyalität im Ersten Weltkrieg: Zum Wandel der Historischen Raumordnung im kolonialen Kamerun

Andreas Stucki: Revolten und Revolutionen in der Karibik

Daniel Segesser: Recht – Geschichte – Gewalt. National und international ausgerichtete Widerstandsstrategien in Indien und Siam im Umfeld des Ersten Weltkrieges

Clemens Six: Metaphysik des Widerstands: Religion als Strategie der „zivilisatorischen

Entzauberung“ kolonialer Herrschaft in Indien nach dem Ersten Weltkrieg

Rita Schäfer: Widerstandsstrategien von Frauen im Anti-Apartheidkampf in Südafrika

III. Befreiung
Moderation Christian Gerlach

Moritz Feichtinger: Internationale Vernetzung von Antiimperialismus im 20. Jahrhundert

Fabian Klose: Menschrechtsdiskurs als Instrument antikolonialer Befreiungsbewegungen

Takuma Melber: Militärischer Widerstand gegen die japanische Besatzung der malaiischen Halbinsel, 1942-1945: Die Malayan People’s Anti-Japanese Army

Robert Heinze: Moderne Medien und Befreiungskampf in Afrika

Schlusskommentar: Dierk Walter

Schlussdiskussion
Moderation Andreas Stucki

Anmerkung:
1 Einen guten Einstieg ins Thema bietet der Sammelband von Thoralf Klein / Frank Schumacher (Hrsg.), Kolonialkriege. Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus, Hamburg 2006. Siehe demnächst auch Tanja Bührer / Christian Stachelbeck / Dierk Walter (Hrsg.), Imperialkriege (im Druck, erscheint voraussichtlich 2011).