7. Mitteldeutsche Konferenz für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte

7. Mitteldeutsche Konferenz für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte

Organisatoren
Insitut für Geschichte und Ethik der Medizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2018 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Christian König, Leipzig

Das Anliegen der Konferenz bestand darin, einen Überblick zu laufenden und geplanten medizin- und wissenschaftshistorischen Forschungsprojekten zu bieten und den interdisziplinären Austausch zwischen Historiker/innen, Ärzt/innen und Philosoph/innen zu fördern.

Die diversen Forschungsthemen wurden in vier chronologisch geordneten Sektionen vorgestellt. Den Auftakt für die Frühe Neuzeit machte ANNE PURSCHWITZ (Halle an der Saale), die ihre Arbeit zu den in Halle an der Saale verlegten naturwissenschaftlichen Journalen zwischen 1750 und 1824 vorstellte. Purschwitz betonte die zentrale Rolle der Journale als Medien der "Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts". Die Stadt Halle sei durch das Wirken zahlreicher Verleger ein Zentrum der Wissenschaftskommunikation in dieser Zeit gewesen. Diese Verleger hätten insbesondere im 18. Jahrhundert auch als zentrale Akteure der thematischen Ausdifferenzierung und fachlichen Professionalisierung wissenschaftlicher Zeitschriften gewirkt, so Purschwitz. Auf diese Weise hätten sie maßgeblichen Anteil an der Etablierung des wissenschaftlichen Austauschs, der Bildung von Kommunikationsnetzwerken auf europäischer Ebene sowie der beruflichen Professionalisierung der Autoren selbst und damit letztlich an der Ausdifferenzierung der Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert gehabt.

MARCEL KORGE (Leipzig) gab einen Werkstattbericht seines Forschungsprojekts zu Medizinalhandwerkern im frühneuzeitlichen Leipzig. Ziel seines Vorhabens ist die Erschließung der Lebens- und Arbeitswelt der inhomogenen Gruppe der medizinischen Dienstleister in der Frühen Neuzeit, zu denen etwa die Bader, Barbiere oder Wundärzte zählten. Für seine Lokalstudie zu Leipzig zieht Korge serielle Quellen (Adressbücher, Trau- und Taufbücher, Ratsleichenbücher, gegebenenfalls Polizei- beziehungsweise Einwohnerbücher) heran. Über eine systematische, quantitative Erfassung in einer Personendatenbank und eine soziodemographische Auswertung erhofft sich Korge Aussagen unter anderem zur Zahl der Medizinalhandwerker, zu Familienstrukturen, zur Verteilung in der Stadt oder der Versorgungsdichte. Eine Herausforderung stelle der fragmentarische Charakter der Quellen dar. In der Diskussion wurde angeregt, zusätzlich Anzeigenjournale und Gerichtsakten heranzuziehen, um auch Personen erfassen zu können, die als reisende Medizinalhandwerker von Stadt zu Stadt zogen und sich nur temporär vor Ort aufhielten.

MATTIA MANTOVANI (Berlin), Research Fellow an der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle an der Saale, gab mit seinem Vortrag einen philosophiegeschichtlichen Einblick in die Revolution des anatomischen Wissens in der Frühen Neuzeit. Andreas Vesalius lieferte durch zahlreiche Sektionen den empirischen Beweis, dass die optischen Nerven keinen Hohlraum haben, um Licht und Farbe zum Gehirn zu transportieren. Diese Feststellung widersprach der tradierten Lehrmeinung und stellte eine fundamentale Herausforderung nicht nur für Ärzte, sondern auch die Naturphilosophie dar. Die Frage, wie Licht und Farbe über die Augen und Nerven zum Gehirn übertragen werden, sei eine der größten Fragen der Optik und Philosophie des 17. Jahrhunderts gewesen, so Mantovani. Nach einem Jahrhundert der intensiven wissenschaftlichen und philosophischen Diskussion sei es Descartes gewesen, der einen Lösungsansatz entwickelte. Er habe postuliert, dass es keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Nerven im menschlichen Körper gebe. Über die optischen Nerven werde nicht die Farbe selbst übertragen, sondern es sei ein physiologischer Stimulus, der die Wahrnehmung von Farbe erzeuge.

JENS PAHNKE (Jena) eröffnete die zweite thematische Sektion zu 19. Jahrhundert und Erstem Weltkrieg mit einem Vortrag zur Biographie des jungen Ernst Haeckel zwischen 1840 und 1862. Haeckel war ein passionierter Sammler und hat einen umfangreichen Nachlass hinterlassen. Insbesondere anhand der Korrespondenz, der Tagebücher, Zeichnungen und Herbarbelege rekonstruierte Pahnke die Prägungen der Jugendjahre für die spätere Persönlichkeit Ernst Haeckels. Dabei führte Pahnke am Beispiel der Herbarbelege aus Haeckels Schulzeit und Haeckels umfangreicher Dokumentation seiner Alpenreise von 1855 (Reisetagebuch, Memorialherbarium, Skizzen, Briefe an die Eltern) vor Augen, dass Haeckel bereits in seiner Jugendzeit begann, als sein eigener Biograph an der Historisierung seiner Person zu arbeiten.

Aus ihren Forschungen zur Psychiatriegeschichte um 1900 berichtete ANNA URBACH (Magdeburg). Die Referentin gab Einblicke in die Lebens- und Patientengeschichte von Robert Franz Hermann Eckert (geb. 1890). Ihre Ausführungen stützte sie dabei auf die im Landesarchiv Berlin archivierte, etwa 300 Blatt umfassende Patientenakte. Eckert sei aufgrund wiederholter Raubüberfälle polizeibekannt gewesen und sei nervenärztlich untersucht worden. Mit Etikettierungen als Vagabund, Barbier, Zahnartist, Morphinist und Epileptiker versehen, sei Eckert vielfach stigmatisiert worden, was schließlich seine Entmündigung und dauerhafte Anstaltsunterbringung zur Folge gehabt habe. Urbach diskutierte anhand der Lebensgeschichte von Eckert zwischen Gefängnis, Krankenhaus und psychiatrischer Anstalt die Bemühungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Psychiatrie als angewandte, handlungsleitende Wissenschaft zu profilieren. Eine angeblich kriminelle Neigung Epilepsiebetroffener ließ insbesondere junge, männliche Epileptiker als eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit erscheinen. Daraus entspannen sich lebhafte Diskussionen um die richtige Form der Unterbringung sowie die Frage der Schuld- und Straffähigkeit psychisch kranker Straftäter, so Urbach. Dazu habe auch die Frage gehört, inwiefern eine psychische Erkrankung bewusst als Schutz vor Strafverfolgung benutzt wurde, wie dies am Beispiel von Eckert in zeitgenössischen Medien diskutiert wurde.

Der Psychiatriegeschichte widmete sich auch PETRA KAISER (Schöppenstedt), die in ihrem Beitrag über psychisch Versehrte des Ersten Weltkrieges referierte. Als Quellen dienten Akten der Landes-, Heil- und Pflegeanstalt Uchtspringe, die neben Eintragungen der Ärzte und des Pflegepersonals auch Selbstzeugnisse der Patienten in Form von Briefen, Postkarten oder Gedichten enthielten. Anhand einer ausgewählten Biographie führte Kaiser exemplarisch den Lebensweg eines ehemaligen Frontsoldaten vor. Dieser habe sich auf der Suche nach Hilfe gegen seine wiederkehrenden Alpträume zunächst freiwillig in psychiatrische Behandlung begeben und sei schließlich dauerhaft in die "Irrenanstalt" Schleswig aufgenommen worden. Schrieb der Patient zunächst zahlreiche Briefe, sei ab den 1930er-Jahren keine Korrespondenz mehr überliefert; sie sei möglicherweise auch von der Anstalt unterbunden worden. Außerdem fänden sich im Laufe der 1930er-Jahre vermehrt abwertende Einträge über das Verhalten des Patienten; gleichzeitig seien außer der Fixierung keinerlei Therapiemaßnahmen in der Patientenakte vermerkt. Der Patient sei schließlich 1942 nach Uchtspringe verlegt und dort im Rahmen der sogenannten dezentralen Euthanasie ermordet worden. Kriegstraumata ehemaliger Soldaten des Ersten Weltkrieges seien von der Psychiatrie nicht ernstgenommen, nicht kommentiert und nicht therapiert worden, so Kaisers These. Ihre Befunde zu Uchtspringe bestätigten und ergänzten damit bereits vorliegende Forschungsergebnisse.

Die dritte und vierte Sektion widmete sich Themen des 20. Jahrhunderts. HANNES WALTER (Berlin) stellte sein Dissertationsprojekt zu Selbst- und Fremdbildern von Kokainsüchtigen vor. Dazu analysiert Walter Krankenakten der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité aus den 1920er-Jahren. Ziel seiner Studie sei es, die Genese des Krankheitsbildes des Kokainsüchtigen zu rekonstruieren sowie die medizinische Fachdiskussion und die klinische Praxis der Suchtbehandlung zu beleuchten. Diskutiert wurde, inwiefern Patientenakten als Egodokumente einzustufen seien, und ob aus ihnen auch die "Stimme der Patienten" herausgefiltert werden könne. Walter konnte zeigen, dass das Krankheitsbild des Kokainsüchtigen anhand evident gewordener Problemfälle konstruiert wurde; dagegen wurden etwa Gelegenheitskonsumenten nicht erfasst. Kokainismus sei stets in Verbindung mit Devianz (Homosexualität, Prostitution) gebracht und von Ärzten mangels anderer Erklärungen auf eine pathologische Veranlagung zurückgeführt worden. Zugleich hätten sich zahlreiche Patienten geweigert, den Krankheitscharakter ihres Konsumverhaltens anzuerkennen. Dieser Umstand zusammen mit der Pathologisierung und Stigmatisierung als "deviantes Mängelwesen" habe die Patienten letztlich in die randständige "Familie der Kokainisten" gedrängt.

Die Rolle ärztlicher Sachverständigengutachten in Verfahren wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen vor bundesdeutschen Gerichten zwischen 1947 und 1971 beleuchtete ALEXANDER LIEMEN (Gotha). Anliegen von Liemens Promotionsvorhaben sei es unter anderem, Erklärungsmuster der Psychiater für das Täterverhalten in der damaligen Zeit herauszuarbeiten. Liemen berichtete, dass in etwa 30% der knapp 400 Strafverfahren eine Begutachtung auf Zurechnungsfähigkeit stattfand. Er konnte feststellen, dass in 15% dieser Fälle den Tätern eine verminderte Zurechnungsfähigkeit attestiert worden sei, insbesondere aufgrund von Alkoholkonsum zum Tatzeitpunkt. Liemen stellte weiterhin fest, dass bei Verbrechen gegen Zwangsarbeiter, Häftlinge oder Widerständige in den letzten Wochen und Monaten vor Kriegsende die Gutachter eine durch die besonderen Umstände der Zusammenbruchsgesellschaft bedingte Massenpsychose als Rechtfertigungsgrund für eine verminderte Zurechnungsfähigkeit bescheinigt hätten. Dagegen sei der Mehrheit der Funktionshäftlinge in Konzentrationslagern keine verminderte Zurechnungsfähigkeit aufgrund ihrer besonderen Lage zuerkannt worden. In diesem Sinne wäre zu diskutieren, inwiefern durch die gutachterliche Bestätigung beziehungsweise Ablehnung psychotraumatischer Faktoren in der Rechtsprechung der Nachkriegszeit NS-Feindbilder fortgeführt wurden.

Anschließend stellte FRANK HENSCHEL (Kiel) sein geplantes Forschungsprojekt zur Biopolitik der Kindheit im Nachkriegseuropa (1945–1975) vor. Das Ziel bestehe darin, Akteure und Intentionen bei der Definition von Normen sowie der Unterscheidung zwischen Normalität und psychosozialer Devianz zu charakterisieren. Aufbauend darauf gelte es, die vielfältigen Kooperationen zwischen Staat, Wissenschaft und Gesellschaft zu erforschen, um den Umgang mit Devianz und Steuerungselementen wie Überprüfung, Überwachung, Disziplinierung, Selbstdisziplinierung und Aneignung offenzulegen. Hierfür will Henschel Biopolitik im Sinne von Thomas Lemke als ein Analyseprisma nutzen. Angelegt sei das Projekt als Vergleichsstudie zwischen wohlfahrtsstaatlich-demokratischen Ländern westlicher Prägung und staatssozialistischen Ländern in Osteuropa. Henschel möchte dabei nicht das kindliche Subjekt, sondern die Fachdiskurse in den Fokus seiner Betrachtung stellen und historische Kontinuitäten sowie transnationale Verflechtungen zwischen unterschiedlichen Gesellschaftssystemen sichtbar machen.

PHILIPP KARSCHUCK (Dresden) stellte Ergebnisse seiner Dissertation vor, in der er sich mit den Wandlungen der anthroposophischen Medizin im 20. Jahrhundert beschäftigte. Die von Rudolf Steiner zu Beginn des Jahrhunderts entwickelte anthroposophische Medizin verbindet naturwissenschaftlich-rationale Elemente mit theologischen und spiritistischen Konzepten. Anthroposophische Medizin erfreue sich einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz, so Karschuck, und werde immer wieder neu interpretiert und pragmatisch an die Entwicklungen der naturwissenschaftlichen Medizin angepasst. Am Beispiel der Palliative Care hob Karschuck hervor, dass es unter Schulmedizinern nach wie vor deutliche Widerstände gegen anthroposophische Ansätze gebe. Dagegen sei zu beobachten, dass im Bereich der Pflege die Anthroposophie im 20. Jahrhundert als komplementäre Praktiken in die Palliative Care diffundiert sei. Dieser Widerspruch sei unter anderem auf die unterschiedlichen Rollenverständnisse von Ärzten und Pflegenden zurückzuführen, so Karschucks These.

ANJA WERNER (Halle an der Saale) gab einen Einblick in ihr Habilitationsprojekt zu Taubheit und der Entwicklung eines Cochlea-Implantates (CI) in der DDR. Aus volkswirtschaftlichen Überlegungen habe die DDR-Führung in den 1950er-Jahren Qualifizierungsprogramme initiiert, um Gehörlose als Arbeitskräfte zu gewinnen. Parallel hätten HNO-Spezialisten die internationale Forschung zur Entwicklung von Hörprothesen verfolgt. An der Universitätsklinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg habe Harry Jacobi in den 1960er- und 1970er-Jahren zahlreiche international besetzte HNO-Fachkongresse organisiert. Nach ersten Implantationen von Cochlea-Implantaten in den USA, in Österreich und der BRD habe 1982 die Berliner Charité gemeinsam mit der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt begonnen, ein DDR-eigenes Einkanal-Cochlea-Implantat zu entwickeln. Die DDR habe hierfür auf eine Kooperation mit erfolgreichen österreichischen Forschern aus Wien gesetzt. 1985 sei die erste von insgesamt acht Implantationen in der DDR durchgeführt worden; jedoch hätten sich ähnlich wie in anderen Ländern die Implantierten unzufrieden mit dem Ergebnis der Operation gezeigt. Sie kritisierten beispielsweise die unangenehme Verstärkung von Nebengeräuschen und den langsamen Spracherwerb, so Werner. Die Charité habe deshalb die Zusammenarbeit mit Psychologen angeregt, um überzogene Erwartungen zu korrigieren. Trotz erfolgreichen wissenschaftlichen Netzwerkens, habe das DDR-Cochlea-Implantat keine Zukunftschance gehabt; ökonomische Gründe hätten der zielgerichteten Weiterentwicklung der Cochlea-Implantate in der DDR entgegengestanden, so Werner.

Zum Abschluss der Tagung sprach FREDERIK WINTER (Halle an der Saale) über Kinderleichen im Anatomischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Forschungsauftrag und zugleich Dissertationsprojekt von Winter war die Untersuchung der Identität von 74 Kinderleichen unbekannter Herkunft in der hallischen Anatomie. Aufgrund der Konservierungsmethoden sei davon auszugehen, dass die Leichen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Anatomie kamen. Alle Leichen seien eingehend gesichtet, dokumentiert und zum Teil mittels Computertomographie (CT) untersucht worden. Dabei hätten sich keine Hinweise auf Gewalteinwirkungen ergeben. Derzeit gebe es entsprechend keine Belege, dass die Kinder Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gewesen seien. Die begleitenden Recherchen im kommunalen Begräbnisregister sowie im Stadtarchiv Halle hätten ergeben, dass zwischen 1920 und 1942 insgesamt 2.602 Kinder in das Institut für Anatomie in Halle gelangten. Dabei habe es sich überwiegend um Totgeburten und wenige Kindertodesfälle gehandelt. Die Leichen seien im Institut für Anatomie zu Lehr- und Forschungszwecken genutzt sowie einzelne Präparate für die Meckelschen Sammlungen angefertigt worden. Winter konstatierte, dass es trotz der intensiven Bemühungen in keinem Fall gelungen sei, die Identität einer Leiche zu klären, da gerade die Akten der Anatomie zwischen 1936 und 1945 verschollen seien. Die Kinder wurden schließlich mit einer Gedenkfeier im Frühjahr 2018 auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) beigesetzt.

Die Vorträge der diesjährigen 7. Mitteldeutschen Konferenz präsentierten das beachtliche Spektrum der laufenden und geplanten Forschungsaktivitäten zu medizin- und wissenschaftsgeschichtlichen Themen. Die engagierten Diskussionen zeigten die Potenziale, die ein interdisziplinärer Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen von der Medizin, über die Geschichte bis hin zur Philosophie birgt. In der Diskussion zu Winters Beitrag kamen mit Blick auf den "Trend zur Nachbestattung" auch ethische Fragen zum Umgang mit historischen Präparaten zwischen Verantwortung und Forschung zur Sprache. In diesem Sinne wäre darüber nachzudenken, den interdisziplinären Ansatz der Konferenz auszubauen und perspektivisch auch medizinethische Themen auf der Hallenser Tagung aufzugreifen.

Konferenzübersicht:

Frühe Neuzeit

Anne Purschwitz (Halle an der Saale): Die naturwissenschaftlichen Journale Halles 1750–1824

Marcel Korge (Leipzig): Medizinalhandwerker im frühneuzeitlichen Leipzig. Ein Werkstattbericht

Mattia Mantovani (Berlin): Are the Optical Nerves Truly Hollow? Challenging Anatomical Authorities in the Early Modern Age (1543–1644)

19. Jahrhundert und Erster Weltkrieg

Jens Pahnke (Jena): Ernst Haeckels frühe Biographie im Spiegel seiner Korrespondenz und Tagebücher

Anna Urbach (Magdeburg): Der Fall „Athleten-Robert“ und die „hochgradige Criminalität der Epileptiker“ um 1900

Petra Kaiser (Schöppenstedt): „...mir sind hier die Flügel abgeschnitten worden“ – Psychisch Versehrte des Ersten Weltkriegs in den Mühlen der Psychiatrie

20. Jahrhundert I

Hannes Walter (Berlin): Selbst- und Fremdbilder des Süchtigen – Der Kokainismus im Spiegel von Krankenakten aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Berliner Charité

Carolin Wiethoff (Berlin): Funktion und Aufgaben des Vertrauensärztlichen Dienstes der LVA Berlin in der NS-Zeit (krankheitsbedingt entfallen)

Alexander Liemen (Gotha): Westdeutsche NSG-Verfahren und ärztliche Sachverständigengutachten 1947–1971

Frank Henschel (Kiel): Normalität und Devianz – Biopolitik der Kindheit im Europa der Nachkriegszeit (1945–1975)

20. Jahrhundert II

Philipp Karschuck (Dresden): Die Transformation der anthroposophischen Medizin am Beispiel der Palliative Care (1920–2018)

Anja Werner (Halle an der Saale): Cochlea-Implantat Made in GDR: Die Cochleaforschung der DDR an der Hallenser HNO-Universitätsklinik und der Charité Berlin

Frederik Winter (Halle an der Saale): Kinderleichen in der hallischen Anatomie 1920–1945