Monarchische Herrschaftswechsel des Spätmittelalters im Vergleich. Aushandlungen – Akteure – Ambivalenzen

Monarchische Herrschaftswechsel des Spätmittelalters im Vergleich. Aushandlungen – Akteure – Ambivalenzen

Veranstalter
Wolfgang Huschner, Historischen Seminar, Universität Leipzig
Veranstaltungsort
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft; Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig e.V.
PLZ
04107
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.09.2021 - 15.09.2021
Deadline
20.08.2021
Von
Sven Jaros, Historisches Seminar, Universität Leipzig

Herrschaftswechsel als transitive Phase von Krise und (Neu-)Aushandlung stehen im Zentrum dieser Tagung, die zugleich den Abschluss unseres DFG-Projektes zur Mediation von Herrschaft darstellt. Stärker als in der bisherigen Forschung sollen die Grenzbereiche Lateineuropas im Spätmittelalter berücksichtigt und mit zentraleuropäischen Fallbeispielen in Beziehung gesetzt werden. Der Fokus liegt auf den konkreten Akteur:innen hinter den Wechseln und wie diese die Neukonfigurationen legitimierten.

Monarchische Herrschaftswechsel des Spätmittelalters im Vergleich. Aushandlungen – Akteure – Ambivalenzen

Für die Erforschung herrschaftlicher Ordnungen in der Vormoderne haben sich die Herrschaftswechsel als fruchtbares Umfeld erwiesen, da sie bestehende Ordnungen erschütterten und neue Aushandlungen bedingten. Diese transitiven Phasen boten nicht nur den Monarchen, sondern auch den Eliten weitreichende Spielräume, welche diese für die Verfolgung von eigenen und übergeordneten Interessen nutzten. Nicht selten führte dies zu einer nachhaltigen Reorganisation der Herrschaftskonfigurationen.

Herrschaftswechsel an den Grenzen Lateineuropas standen auch im Zentrum des DFG-Projekts "Mediation von Herrschaft an den Grenzen Lateineuropas im Spätmittelalter". Auf der Tagung sollen dessen Hauptergebnisse diskutiert und in die gesamteuropäische
Debatte eingebettet werden. Durch den Fokus auf die Grenzbereiche des lateinischen Europas werden stärker als bisher auch Gebiete mit muslimischer, christlich-orthodoxer oder gentilreligiöser Prägung in
den Blick genommen. Zugleich wird aber auch der vergleichende Blick zurück auf das zentrale Europa gerichtet, um mögliche Gemeinsamkeiten oder Spezifika herauszuarbeiten. Die Vergleichbarkeit der Fallstudien wird durch ein gemeinsames Frageraster gewährleistet.

Die Tagung findet in hybrider Form statt. Interessierte sind herzlich zur digitalen Teilnahme über ZOOM eingeladen. Um vorherige Anmeldung wird gebeten bis zum 20. August 2021.

Changes of Monarchical Rule in Late Medieval Societies in Comparison. Negotiations – Actors – Ambivalences

For the study of ruling systems in the pre-modern period, changes of rulership have proven to be a fertile environment, as they shook existing arrangements and triggered new negotiations. These transitive phases opened up extensive leeway, which both the monarchs and the elites could use to pursue their own as well as joint interests. Not infrequently, this led to a lasting reorganisation of the configurations of rulership.

Changes of rulership at the margins of Latin Europe have been the focus of the DFG funded research project “Mediation of Rule at the Borders of Latin Europe in the Late Middle Ages“. Within the conference, its main results shall be discussed and integrated in the European debate. By focussing on the border regions of Latin Europe, areas under Muslim, Christian-Orthodox or gentile-religious rule will be considered more broadly than before. At the same time, the comparative view will be directed back to Central Europe in order to discern possible similarities or specifics. The comparability of the case studies is ensured by a common analytical grid.

The conference will take place in hybrid form, with the digital part running via ZOOM. We kindly ask those, who wish to take part digitally to register via E-Mail until August 20th.

Programm

Montag, 13. September 2021

15.00 Uhr – WOLFGANG HUSCHNER (Leipzig), Einführung

15.30 Uhr – Sektion 1: „reguläre“ Wechsel: innerdynastische Thronfolge

CHRISTIAN LÜBKE (Leipzig), Externe Subordinationsansprüche, dynastische Kämpfe, Blendungen: Vasilijs ‚des Blinden‘ langer Kampf um die Moskauer Großfürstenwürde

16.00 Uhr – Pause

STEFAN MAGNUSSEN (Leipzig), Strategies and Actors during the Accession to Power of King Christoffer of Norway (1441/42)

SVEN JAROS (Leipzig), Jadwiga Rex Poloniae? Succeding in Poland and obtaining Western Rus’ (1382–1389)

17.30 Uhr – Kommentar und Diskussion (1): BARBARA SCHLIEBEN (Berlin)

Dienstag, 14. September 2021

9.30 Uhr – Sektion 2: „reguläre“ Wechsel: Dynastiewechsel und dynastische Zusammenschlüsse

JULIA BURKHARDT (München), Waffengewalt und Wortgefechte. Kollektive Partizipation und Identität bei Dynastiewechseln im spätmittelalterlichen Ungarn (1400–1500)

ŽARKO VUJOŠEVIĆ (Belgrad), Vom anspruchsvollen Kaisertum zum bedrohten Fürstentum: Der Dynastiewechsel in Serbien im Schatten der osmanischen Expansion

10.30 Uhr – Pause

FLORENCE SAMPSONIS (Paris), From the Villehardouin to the Angevine Dynasty on the Throne of the Principalitiy of Morea. A Change of Ruler in Several Steps (1267–1309)

11.30 Uhr – Kommentar und Diskussion (2): CHRISTINE REINLE (Gießen)

12.30 Uhr – Mittagspause

14.00 Uhr – Sektion 3: Erzwungene Wechsel: Absetzung/Abwahl/Sturz (von innen)

CHRISTIAN OERTEL (Erfurt), Der Einfluss der Verhältnisse in Böhmen vor und nach der Absetzung Wenzels IV. auf seine Handlungsmöglichkeiten im Reich

MICHAEL GRÜNBART (Münster), Minderjährigkeit als Problem der Herrschaftsnachfolge im späten Byzanz

15.00 Uhr – Pause

RANDI BJØRSHOL WÆRDAHL (Trondheim), Isabella of Habsburg and the deposition of Christian II of Norway

16.00 Uhr – Kommentar und Diskussion (3): IAN PETER GROHSE (Tromsø)

17.00 Uhr – Abendvortrag: ANDREA STIELDORF (Bonn) Die Tücke liegt im Detail. Spätmittelalterliche Herrschersiegel zwischen Konflikt und Idealisierung

Mittwoch, 15. September 2021

9.30 Uhr – Sektion 4: Erzwungene Wechsel: Eroberung (von außen)

SIMON HASDENTEUFEL (Paris), Deus miraculose nobis tradiderit imperium Romanum: Conquering, inventing and negotiating kingship in the first years of Latin Empire of Constantinople (1204–1216)

ERIC BÖHME (Konstanz), Wa-ḥalafū ʿalā al-wafāʾ bihā. The Banū ʿĪsā and the Christian Conquest of Šāṭiba/Xàtiva (c. 636–641 / 1239–1244)

10.30 Uhr – Kaffeepause

ROBERT FRIEDRICH (Greifswald), Gesellschaft organisieren. Die Bettelorden und die Eroberung von Mallorca/Mayūrqa unter Jakob I. von Aragón

JULIA BÜHNER (Münster), Menceyes und Guanartemes: Zur Rolle indigener Eliten bei der Eroberung des Kanarischen Archipels (1402-1496)

12.00 Uhr – Kommentar und Diskussion (5): STÉPHANE PEQUIGNOT (Paris)

13.00 Uhr – Mittagspause

14.30 Uhr – Sektion 5: „gescheiterte“ Wechsel: Baldiger Herrschaftsverlust bzw. Folgewechsel

GEORG JOSTKLEIGREWE (Halle/Saale), Ein Mißverständnis? Die Parteikonflikte im französischen Königreich und das „Scheitern“ Heinrichs VI. von England

MARIE JAROS (Leipzig), Das launische Eiland. Der Verlust der Insel Sizilien und seine Konsequenzen für die Politik Karls I. von Anjou

15.30 Uhr – Pause

SERGEJ POLECHOV (Moskau), Volunt esse liberi et dominum suum Swidergal habere regem et habere jus imperiale. Die Erhebung Swidrigals zum Großfürsten von Litauen nach dem Tod Witolds (1430)

16.30 Uhr – Kommentar und Diskussion (5): STEFAN ROHDEWALD (Leipzig)

17.30 Uhr – Abschlusskommentar und Diskussion: BERND SCHNEIDMÜLLER (Heidelberg)

Kontakt

Sven Jaros (sjaros@uni-leipzig.de)

https://www.gkr.uni-leipzig.de/historisches-seminar/institut/professuren/mittelalterliche-geschichte/tagungen/#c383503