Re-Make, Re-Model, Re-Issue – Formen und Funktionen der Wiederveröffentlichung von Pop-Musik

Re-Make, Re-Model, Re-Issue – Formen und Funktionen der Wiederveröffentlichung von Pop-Musik

Veranstalter
Stefan Höppner (Klassik Stiftung Weimar / Universität Freiburg) und Till Huber (Universität Hamburg)
Veranstaltungsort
Online
PLZ
99423
Ort
Weimar
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.08.2021 - 12.08.2021
Von
Stefan Höppner, Klassik Stiftung Weimar / Universität Freiburg

Auf dem Pop-Musik-Markt nehmen Wiederveröffentlichungen einen immer größeren Raum ein. Die besondere Konjunktur der Re-Issues seit den 2000er-Jahren lässt sich als Reaktion auf die Digitalisierung verstehen. Zugleich konstatieren manche Kritiker eine Art Stillstand hinsichtlich des Innovationspotenzials von Pop-Musik. Unser Workshop widmet sich der Frage, welche Werke wiederveröffentlicht und somit kanonisiert werden, und warum das geschieht.
Workshop vom 11. – 12.08.2021

Re-Make, Re-Model, Re-Issue – Formen und Funktionen der Wiederveröffentlichung von Pop-Musik

Auf dem Pop-Musik-Markt nehmen Wiederveröffentlichungen einen immer größeren Raum ein. Wiederveröffentlicht werden Songs, die seit den 1930er-Jahren entstanden sind (z.B. historische Blues-Aufnahmen), ein Großteil der Re-Issues bezieht sich aber auf den kreativen Boom der Pop-Musik in der Zeit von ca. 1965 bis 1985. Derzeit verkaufen sich Deluxe-Ausgaben der Musik der 1960er- und 1970er-Jahre besonders gut, was auch an den finanziellen Möglichkeiten des (meist männlichen, älteren) Zielpublikums liegen mag. So erschien zum 50-jährigen Jubiläum von „1968“ eine Fülle von teilweise sehr hochwertigen Box-Sets, beispielsweise eine 7-CD-Box des White Album der Beatles und eine 3-CD-Box zu Jimi Hendrix’ Album Electric Ladyland.

Die besondere Konjunktur der Re-Issues seit den 2000er-Jahren lässt sich als Reaktion auf die Digitalisierung verstehen. Zugleich konstatieren manche Kritiker eine Art Stillstand hinsichtlich des Innovationspotenzials von Pop-Musik: Simon Reynolds spricht von einer „Retromania“, die in ihrer Rückwärtsgewandtheit innovative Tendenzen in der Pop-Musik überlagert oder diese durch einen dominanten Fokus auf das Archiv gar nicht erst zustande kommen lässt. Mark Fisher sieht den Rave und HipHop der 1990er-Jahre als letzte popmusikalische Strömungen mit einem Anspruch auf eine ästhetische Innovation, die zugleich eine gesellschaftliche Utopie impliziert. Dieses Zukunftsversprechen von Pop geistert fortan als „Hauntology“ durch die Pop-Welten und verweilt, so Fisher mit Bezug auf Derrida, durch ein Zuviel an „kapitalistischem Realismus“ in einem Zustand zwischen Präsenz und Absenz.

In unserem Projekt möchten wir untersuchen, welche Werke wiederveröffentlicht und somit kanonisiert werden, und warum das geschieht. Darüber hinaus wird die jeweilige Form der Box-Sets untersucht, gerade auch im Hinblick auf eine spezifische Ästhetik der Wiederveröffentlichung. Welche Werke werden archiviert und im Rahmen des Re-Issues kommerzialisiert? Welche Medienformate, welche medialen Rahmungen und welche Vermarktungsstrategien werden genutzt? Verliert die Pop-Musik durch ihre Kanonisierung ihr ursprünglich subversives Potenzial oder gibt es vielleicht ein Kuratieren „gegen den Strich“? Und schließlich: welche gesellschaftlichen Zwecke erfüllt die Konjunktur der Re-Issue? Diese Fragen möchten wir in unserem Workshop erkunden.

Wer zuhören und mit uns diskutieren möchte, ist willkommen. Für den Zugang schreiben Sie bitte eine E-Mail an: stefan.hoeppner@klassik-stiftung.de.

Programm

Mi., 11.8.2021

10.30–11.15 Uhr
Re-Make, Re-Model, Re-Issue: Zur Einführung
Till Huber / Stefan Höppner

11.30–12.15 Uhr
„Double Dare Ya!“ – Selbst-Archivierung mit Agency
Anna Seidel (Innsbruck)

Mittagspause

14.00–14.45 Uhr
Re-Issues im Spiegel des Musikjournalismus am Beispiel Progressive Rock – Ein Bericht aus erster Hand
Sascha Seiler (Mainz)

15.00–15.45 Uhr
Textualisierung qua Kontext. The Who Sell Out vom französischen Doppelalbum zur Deluxe Edition
Moritz Baßler (Münster)

Do., 12.8.2021

9.30–10.15 Uhr
Power Of Soul: Jimi Hendrix’ Live-Album Band of Gypsys (1970) als Re-Issue-Dokument
Jan Süselbeck (Trondheim)

10.30–11.15 Uhr
Formatierte Erinnerung: Kraftwerk inszenieren Kraftwerk
Stefan Höppner (Weimar/Freiburg)

11.30–12.15 Uhr
Invented Genres: Yacht Rock
Till Huber (Hamburg)

Mittagspause

14.00–14.45 Uhr
Retroaktive Traditionsbildung: Über Genrebildung und Selektionsverfahren am Beispiel von Lords of Chaos. Die Geschichte der Okkulten Musik
Niels Penke (Siegen)

15.00–15.45 Uhr
Punk/Grunge Reissued/Remastered: Zur Veredelung von Krach zwischen Nostalgie und Kanonisierung
Martin Butler (Oldenburg)

16.00–16.30 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

Stefan Höppner (stefan.hoeppner@klassik-stiftung.de)

Till Huber (till.huber@uni-hamburg.de)