Transzentendal obdachlose Jugend? Sinnsuche, Sinnfragen, sinnvolle Praktiken der jungen Generation in den ersten Nachkriegsjahren (1945–1949)

Transzentendal obdachlose Jugend? Sinnsuche, Sinnfragen, sinnvolle Praktiken der jungen Generation in den ersten Nachkriegsjahren (1945–1949)

Veranstalter
Prof. Dr. Wolfgang Braungart (Universität Bielefeld); Dr. Gabriele Guerra (Rom, Italien); Dr. Justus H. Ulbricht (Dresden) (Archiv der deutschen Jugendbewegung)
Ausrichter
Archiv der deutschen Jugendbewegung
Veranstaltungsort
Burg Ludwigstein
PLZ
37214
Ort
Witzenhausen
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.10.2021 - 24.10.2021
Deadline
18.10.2021
Von
Susanne Rappe-Weber, Archiv der deutschen Jugendbewegung

Das Programm fragt nach Sinngebung und Religiosität für die unmittelbare Nachkriegszeit in Deutschland. Vor allem die Jugend sah sich nach NS-Zeit und Krieg mit Leere und Richtungslosigkeit konfrontiert. Mit welchen Folgen? Mit welchen Antworten? Diskutiert werden soll über die mentale Gestimmtheit einer Jugendgeneration, die - inzwischen hochbetagt - angesichts der Startbedingungen auf erstaunliche Jahrzehnte des Friedens und wachsenden Wohlstands zurückblickt.

Transzentendal obdachlose Jugend? Sinnsuche, Sinnfragen, sinnvolle Praktiken der jungen Generation in den ersten Nachkriegsjahren (1945–1949)

Von „Sinnfragen“, von Weltanschaulichem war in der Forschung zu den frühen Nachkriegsjahren bislang wenig die Rede, obwohl man meinen sollte, dass es gerade damals einen großen Bedarf an Sinn und Trost, auch an Religion und „Religioidem“ (Simmel) gegeben haben muss. Die „junge Generation“ hatte sich mit einer nie dagewesenen „transzendentalen Obdachlosigkeit“ auseinanderzusetzen. Wenn sie das denn wirklich tat! Wie ging sie mit der Schuldfrage um? Griff sie dabei auf das zurück, was sich in Literatur, Philosophie, Theologie „bewährt“ hatte? Erinnerte sie sich wieder an die Institutionen der Religion und wollte sie dort einen Platz finden? In welcher Weise formierte sich kirchlich-konfessionelle Jugendarbeit; und suchten Jugendliche dort ihr Selbstverständnis und ihre Selbstverortung? Oder schloss die Jugend auch an Artikulationsformen nicht-institutionalisierter Sinn-Suche an? Erfand sie neue? Suchte sie neue Semantiken? Initiierte sie neue, auf „Sinn“ gerichtete Kommunikationsprozesse? Wo, wie, in welchem Umfang? Welche Medien und Praktiken, Performanzen und Rituale boten sich ihr an? Vermuten könnte man, dass gerade Kunst und Literatur, Architektur und Natur dazu dienten, neue sinn-volle, womöglich spirituelle Erfahrungen zu machen: War das so? Nahm Jugend den Charakter eines Sondermilieus an, um sich abzugrenzen von denen, die die Katastrophe zu verantworten hatten?

Programm

Freitag, 22. Oktober 2021

19.00 h Begrüßung
Susanne Rappe-Weber (Witzenhausen) / Eckart Conze (Marburg)

Jugend ohne Sinn? Überlegungen zur Einführung
Wolfgang Braungart (Bielefeld)

“...und was machen wir nun, wir Mörder aller Mörder”. Sinnsuche und Krisengefühle nach dem letzten Weltkrieg”
Justus Ulbricht (Dresden)

20.30 h Geselliger Abend im Archiv

Samstag, 23.Oktober 2021

Grundlegendes

9.00 h Jugendsoziologie nach 1945
Hartmann Tyrell (Bielefeld)

An die deutsche Jugend: Antworten auf nicht gestellte Fragen
Meinolf Schumacher (Bielefeld)

11.00 h Kaffeepause

Fallstudien I

11.30 h Sinnsuche nach 1945 im Spiegel der Gruppenbücher im Archiv der deutschen Jugendbewegung
Gloria Colombo (Mailand, Italien)

12.30 h Mittagspause

14.00 h Gebt der deutschen Jugend eine Chance! Ministerialrat Heinrich Hassinger und die Jugendpflege in Württemberg-Baden
Viktor Fichtenau (Heidelberg)

Ästhetischer Sinn? Jugendbewegung nach 1945 als ästhetisches System. Thesen und Überlegungen aus einem laufenden Forschungsprojekt
Lucia Thiede und Marja Kersten (Bielefeld)

16.00 h Kaffeepause

Fallstudien II

16.30 h „Und doch: es würden, mein ich, ein Plato, Hölderlin und Nietzsche nicht nur gelächelt haben“. Jugend und Sinnstiftung in Paul Schempps frühen Nachkriegstexten
Nils Rottschäfer (Bielefeld)

Moralisch verletzt. Junge Soldaten in der deutschen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur
Matthias Buschmeier (Bielefeld)

Schuld und Sinnfragen in der frühen Nachkriegslyrik - am Beispiel von Inge Müllers Gedichtband „Wenn ich schon sterben muß“
Saskia Fischer (Hannover)

18.30 h Abendessen

19.30 h Einführung und Präsentation des Filmes: Roberto Rossellini: Deutschland im Jahre Null (1947)
Gabriele Guerra (Rom, Italien)

Sonntag, 24. Oktober 2021

Fallstudien III

9.00 h „Es lebe Christus in deutscher Jugend!“ Akteure der katholischen Jugendverbandsarbeit im Bistum Augsburg.
Viola Kohlberger (Augsburg)

9.45 h Kaffeepause

Konzept „Jugend nach 1945“

10.15 h Jugend – Selbstverständnisse, Zuschreibungen, Erwartungen, Neuorientierungen und die Sinnfrage
Rainer Kolk (Bonn)

Schlussdiskussion

Kontakt

Dr. Susanne Rappe-Weber
Archiv der deutschen Jugendbewegung
Jugendburg Ludwigstein
37214 Witzenhausen
Tel.: 05542-501720
E-Mail: archiv@burgludwigstein.de

https://www.burgludwigstein.de/forschen/veranstaltungen/archivtagung
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