Das jüdische Frankfurt: Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus

Das jüdische Frankfurt: Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus

Veranstalter
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Goethe-Universität Frankfurt am Main; Jüdisches Museum Frankfurt; Zentralrat der Juden in Deutschland; Institut für christlich-jüdische Studien und Beziehungen, Augustana-Hochschule Neuendettelsau; LOEWE-Forschungsprojekt Religiöse Positionierung
Veranstaltungsort
Jüdisches Museum Frankfurt
Gefördert durch
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Georg und Franziska Speyersche Hochschulstiftung Stiftung; Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main
PLZ
60311
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2021 - 12.10.2021
Von
Stefan Vogt, Martin-Buber-Professur, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Konferenz widmet sich der Geschichte der Juden in Frankfurt als herausragendes Beispiel und als zentraler Ort für die deutsche und die hessische jüdische Geschichte, für deren kulturelle, soziale und religiöse Entwicklung und für die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden.

Das jüdische Frankfurt: Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus

Die Stadt Frankfurt nimmt in der deutsch-jüdischen Geschichte einen einzigartigen Platz ein. In Frankfurt bestand lange Zeit die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, und bis 1933 war die Stadt eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Deutschland und in Europa. Ihre Geschichte wurde wie die wohl keiner anderen Stadt in Deutschland geprägt durch ihre jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die einen wesentlichen Anteil daran hatten, dass Frankfurt zu einer der bedeutendsten kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen Deutschlands wurde. Frankfurt war aber auch die erste Stadt in Deutschland, die Juden zwang, in einem Ghetto zu leben, und eine der letzten, die diesen Zwang aufhob. Von den etwa 30.000 Juden, die 1933 in Frankfurt lebten, haben nur etwas mehr als 100 den Nationalsozialismus in der Stadt überlebt. Tausende wurden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet, viele weitere mussten fliehen. Trotzdem hat sich die Frankfurter jüdische Gemeinde nach schwierigen Anfängen nach 1945 heute wieder zu einer der größten und lebendigsten in Deutschland entwickelt.

Die Konferenz widmet sich der Geschichte der Juden in Frankfurt von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus, als als herausragendes Beispiel und als ein zentraler Ort für die deutsche und die hessische jüdische Geschichte, für deren kulturelle, soziale und religiöse Entwicklung und für die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden. Sie untersucht, wie sich Frankfurt zu einer so bedeutenden jüdischen Stadt entwickelt hat, aber auch wie es zu einem Ort der Ausgrenzung und Verfolgung wurde, und sie diskutiert das Verhältnis der Frankfurter jüdischen Gemeinden zur Stadt Frankfurt und zu deren jüdischen und nichtjüdischen Bewohnern. Sie fragt außerdem nach der Rolle Frankfurts für die jüdische Geschichte Hessens und nach der Bedeutung der Stadt und ihrer jüdischen Gemeinden für die Gemeinden und für die Juden in der Region und darüber hinaus. Die Konferenz bringt dafür international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte Frankfurts. Sie ist damit Teil des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer Synagogen zum Ziel gesetzt hat.

Die Teilnahme ist aufgrund der aktuellen Corona-Auflagen nur online möglich. Die Konferenz wird per Livestream im Internet übertragen.

Youtube-Kanal des Jüdischen Museums Frankfurt: https://www.youtube.com/channel/UCLs02UuJNRdwi1Yb2lKXqww

Youtube-Kanal der Martin-Buber-Professur: https://www.youtube.com/channel/UC3nXa7GsCUKLklTuMI5S-oA

Youtube-Kanal des Zentralrats der Juden in Deutschland: https://www.youtube.com/watch?v=TjICtK5WCdg

Programm

Sonntag, 10.10.2021

18:00-19:00
Begrüßung und thematische Eröffnung
Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt)

Grußworte
Josef Schuster (Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland)
Boris Rhein (Präsident des Hessischen Landtags)
Uwe Becker (Antisemitismusbeauftragter des Landes Hessen)

Einführung
Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Gury Schneider-Ludorff (Augustana-Hochschule Neuendettelsau), Doron Kiesel (Zentralrat der Juden in Deutschland)

19:00-20:00
Keynote Vortrag

Salomon Korn (Vorsitzender, Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main):
Die Frankfurter Jüdische Gemeinde im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Moderation: Doron Kiesel (Zentralrat der Juden in Deutschland)

Montag, 11.10.2021

9:00-11:00
Der Beginn der Emanzipation in Frankfurt
Moderation: Grazyna Jurewicz (Universität Potsdam)

Vera Kallenberg (Universität Erfurt):
Emanzipation, Geschlechter- und Rechtsgeschichte: Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz

Till van Rahden (Université de Montréal):
Vielheit im Zeichen der Emanzipation: Juden und die Ambivalenzen der bürgerlichen Gesellschaft

Sonja Thäder (Jüdisches Museum Frankfurt):
Die Familie Rothschild

11:00-11:30 Kaffeepause

11:30-13:00
Jüdische Kunst und Jüdisches Kunsthandwerk in Frankfurt

Moderation: Erik Riedel (Jüdisches Museum Frankfurt)

Susan Nashman Fraiman (The Hebrew University, Jerusalem):
Jew, Artist and Citizen of Frankfurt: The Lives of Moritz Oppenheim

Eva Atlan (Jüdisches Museum Frankfurt):
Fashion-Conscious Silverware and Ceremonial Art: The Frankfurt Silversmiths' Manufactures Lazarus Posen Witwe and Gebrüder Horovitz

13:00-14:00 Mittagspause

14:00-16:00
Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Bürgergesellschaft
Moderation: Stefan Vogt (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Andrea Hopp (Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin):
Jüdisches Bürgertum im 19. Jahrhundert: Das Beispiel Frankfurt am Main

Heike Drummer (Jüdisches Museum Frankfurt):
„Vertheidigung der bürgerlichen Gleichstellung der Juden“: Vormärz und Paulskirche. Hoffnungen. Enttäuschungen

Franziska Krah (Jüdisches Museum Frankfurt):
„Es war ihr geliebtes Daham“. Die Franks, eine Familie aus Frankfurt

16:00-16:30 Kaffeepause

16:30-18:30
Die Wissenschaft des Judentums in Frankfurt
Moderation: Gury Schneider-Ludorff (Augustana-Hochschule Neuendettelsau)

Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Frankfurt als Zentrum der Wissenschaft des Judentums vor 1933

Rachel Heuberger (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Nehemias Anton Nobel und das Jüdische Lehrhaus

Kerstin von der Krone (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Die Freimann-Sammlung in der Frankfurter Universitätsbibliothek

19:30-20:30
Keynote Vortrag:

Micha Brumlik (Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg):
Frankfurt und seine Juden – ein Fall von Zugehörigkeit

Moderation: Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Dienstag, 12.10.2021

9:00-11:30
Religiöse Strömungen im Frankfurter Judentum
Moderation: Doron Kiesel (Zentralrat der Juden in Deutschland)

Andreas Gotzmann (Universität Erfurt):
Das Frankfurter Rabbinat in der Moderne. Entwicklungen und Bedeutung

George Y. Kohler (Bar-Ilan University, Ramat-Gan):
Rabbiner Leopold Stein als Theologe

Adam Ferziger (Bar-Ilan University, Ramat.Gan):
Hirschian Orthodoxy in Frankfurt, and its Diverse Heirs

Cornelia Berger-Dittscheid (Augustana-Hochschule Neuendettelsau):
Die Architektur der Frankfurter Synagogen - Ausdruck der Einbindung der Juden in die großstädtische Gesellschaft

11:30-12:00 Kaffeepause

12:00-13:30
Jüdische Frauen- und Geschlechtergeschichte in Frankfurt
Moderation: Werner Hanak (Jüdisches Museum Frankfurt)

Eva-Maria Ulmer (Frankfurt University of Applied Sciences):
Jüdische Pflegegeschichte in Frankfurt

Britta Konz (Technische Universität Dortmund):
Bertha Pappenheim und der Jüdische Frauenbund

13:30-15:00 Mittagspause

15:00-17:30
Die Frankfurter Schule
Moderation: Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt)

Philipp Lenhard (Universität München):
Friedrich Pollock und der Anfang der Kritischen Theorie

Yael Kupferberg (Zentrum für Antisemitismusforschung, Berlin / Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt):
Max Horkheimer und die Präsenz des Judentums

Jörg Später (Universität Freiburg):
Der Nichtdazugehörige: Siegfried Kracauer, die jüdische Renaissance und die Frankfurter Schule

Natan Sznaider (Academic College Tel Aviv-Yafo):
Auch eine Frankfurter Schule: Karl Mannheim und seine jüdische Studierenden

17:30-18:00 Kaffeepause

18:00-19:30
Podiumsgespräch: Geschichtsschreibung und Vermittlung von jüdischer Geschichte und Kultur

Mirjam Wenzel (Jüdisches Museum Frankfurt)
Doron Kiesel (Zentralrat der Juden in Deutschland)
Miriam Rürup (Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam)
Hetty Berg (Jüdisches Museum Berlin)

Moderation: Theresa Weiß (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Kontakt

Stefan Vogt
s.vogt@em.uni-frankfurt.de