Wer die großen Herausforderungen der Gegenwart als grenzüberschreitend beschreibt, wagt sich kaum auf dünnes Eis: Pandemie und Klimawandel setzen die Demokratie ebenso unter Druck wie partei- und bewegungsförmiger Rechtspopulismus, Verrohung von Sprache und Diskurs, Fake News und Filterblasen. Hinzu kommt der strukturelle Wandel aufgrund von Digitalisierung, Segregation und Verstädterung bei gleichzeitiger Verödung ländlicher Regionen. Dieser Wandel der politischen und sozialen Räume bleibt nicht ohne Konsequenz(en) für die Politische Bildung, deren markantes Ziel – neben weiteren – die Befähigung (junger) Bürger:innen zur kompetenten Teilhabe in eben jenen Räumen ist. Der Anspruch der Partizipation ist dabei weit gefasst – er reicht in gesellschaftliche, politische und ökonomische Lebensbereiche. Insofern nimmt es kaum Wunder, dass sich die Praxis Politischer Bildner:innen aus ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen speist, ja nachgerade speisen muss.
Auf dieser Folie gilt es, sowohl die Schnittmengen der Politikdidaktik mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen als auch die der Politischen Bildung mit anderen Domänen wissenschaftlich auszuloten und zuvorderst mit Blick auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit in einen konstruktiven Austausch zu bringen. Welche Antworten erwägt die Politikdidaktik auf die drängenden Fragen der Gegenwart, welche die Didaktik der Geschichtswissenschaft, der Geographie oder etwa die der Ökonomie? Lassen sich Ansätze einer Didaktik der Soziologie erkennen, die vor dem Hintergrund der o.g. Diagnosen Berücksichtigung erfahren sollten? Welche Hinweise geben uns die verschiedenen fachwissenschaftlichen Bezugsdisziplinen? Welche Erwartungen/Wünsche/Hoffnungen an Politische Bildung können seitens der fachwissenschaftlichen Bezugsdisziplinen formuliert werden? Und nicht zuletzt: Welche möglichen Antworten werden jenseits des mitunter verengten deutschen Diskurses diskutiert, welche normativen Grundierungen, ideengeschichtlichen Wurzeln, historischen Genesen und Ansätze der empirischen Vermessung prägen die Fachdidaktiken in den europäischen Nachbarländern sowie auf internationaler Ebene?
Willkommen sind Beiträge, die die aktuellen Fragen der Politischen Bildung im Kontext der großen Herausforderungen unserer Zeit ausleuchten, sowie solche, die aus interdisziplinärer und/oder internationaler Perspektive auf die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Politischen Bildung blicken. Die Tagung will dabei besonders empirische sowie ideengeschichtliche bzw. normative Ansätze miteinander ins Gespräch bringen. Ein Ziel ist es auch, den wissenschaftlichen Diskurs für die Praxis zu öffnen, Bedarfe in der täglichen Arbeit politischer Bildner:innen zu ermitteln und mögliche Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
Panel 1: Antworten auf die zeitgenössischen Großthemen
- Welche Themen sind in der Praxis politischer Bildner:innen von besonderer Relevanz? Welche Antworten kann die Politikdidaktik (nicht) geben?
- Welche empirischen Erkenntnisse liegen in den Feldern Strukturwandel und Digitalisierung in der Politikdidaktik vor?
- Welche Konsequenzen haben die inneren Krisen der Demokratie, wie partei- und bewegungsförmiger Rechtspopulismus, Verrohung der Sprache oder Fake News und Filterblasen für die Politische Bildung?
Panel 2: Interdisziplinäre Perspektiven
- Was sind die theoretischen Fundamente, normativen Grundannahmen und empirischen Einsichten der geistes- und sozialwissenschaftlichen Nachbardidaktiken?
- Inwiefern offenbaren sich Schnittflächen zwischen den politikwissenschaftlichen Subdisziplinen innerhalb der Politikwissenschaft und der Politikdidaktik? Wie lassen sich diese nutzen? Welche zentralen Erkenntnisse lassen sich formulieren?
- Welche Hürden tun sich beim Überwinden von Fachgrenzen auf und wie lassen sich diese nehmen?
- Welchen Gewinn hat die interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit für die Praxis?
Einzelstudien aus den einzelnen Fachbereichen sind für dieses Panel ebenso fruchtbar wie vergleichende Ansätze.
Panel 3: Internationale Perspektiven
- Welchen normativen Grundannahmen folgen die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachdidaktiken in den europäischen Nachbarstaaten und auf internationaler Ebene?
- Welche Fragen stehen im Mittelpunkt der jeweiligen Fachdebatten?
- Welche empirischen Erkenntnisse prägen das jeweilige Forschungsfeld?
- Offenbaren sich Schnittstellen zum Diskurs in der Bundesrepublik und, falls ja, welche? Wo liegen blinde Flecken und Potenziale?
Länderstudien sind ebenso willkommen wie vergleichende Fallstudien.
Panel 4: Neue Projekte und neue Ideen – Zukunftsperspektiven
- Beiträge in diesem Panel präsentieren neue Projekte, stellen innovative Forschungsideen zur Diskussion und/oder fragen nach den Zukunftsthemen der Politischen Bildung.
Die Veranstalter:innen ermutigen insbesondere Wissenschaftler:innen in der Qualifizierungsphase sowie Kolleginnen zur Bewerbung. Vorschläge im Umfang von 250-500 Wörtern sind bis zum 30. November 2021 an Isabelle-Christine Panreck (panreck@uni-hildesheim.de) zu richten. Beiträge sind in deutscher und englischer Sprache möglich. Es ist ein Tagungsband beabsichtigt. Bitte geben Sie an, ob Sie digital oder in Präsenz an der Veranstaltung teilnehmen möchten. Es gilt die 3-G-Regel. Das Tagungsprogramm und organisatorische Hinweise werden nach Ablauf der Frist zeitnah versendet..
Tagungsort / Conference venue
Stiftung Universität Hildesheim
Universitätsplatz 1
31141 Hildesheim
Räume/Rooms: G407, G204 & G209
Empfehlung Unterkunft / Recommendation Hotel
Tagungshaus Priesterseminar
Neue Straße 3
31134 Hildesheim
Tel.: 05121-307200
Fax: 05121-307182
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