Der montierte Fluss - Donaunarrative in Text, Film und Fotografie

Der montierte Fluss - Donaunarrative in Text, Film und Fotografie

Veranstalter
IKT/IdGL
Veranstaltungsort
Universität Tübingen, Neue Aula
PLZ
72074
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.11.2021 - 06.11.2021
Von
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde und Institut für Kulturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Die Veranstaltung steht in Zusammenhang mit dem internationalen Forschungsprojekt „Die Donau lesen“. Dieses wird in Kooperation zwischen dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL, Tübingen) und dem Institut für Kulturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien) durchgeführt. FWF/DFG-DACH-Programm, Laufzeit: 2020 bis 2023.

Der montierte Fluss - Donaunarrative in Text, Film und Fotografie

Die Veranstaltung steht in Zusammenhang mit dem internationalen Forschungsprojekt „Die Donau lesen“. Dieses wird in Kooperation zwischen dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL, Tübingen) und dem Institut für Kulturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien) durchgeführt. FWF/DFG-DACH-Programm, Laufzeit:2020 bis 2023.

Die Donau berührt oder durchfließt gegenwärtig zehn Staaten – mehr als jeder andere große Strom der Welt. Der Fluss, der den europäischen Kontinent von West nach Südost quert, steht im Brennpunkt zahlreicher national wie auch übernational gefärbter, teils sich ergänzender, teils sich widersprechender Erzählungen. Traumatische Ereignisse wie Kriege, gesellschaftliche Umbrüche und einschneidende politische Zäsuren haben dazu geführt, dass die kulturellen und gesellschaftlichen Narrative dieses Flusses immer wieder umgeschichtet, verändert und zu neuen Sinneinheit zusammengesetzt wurden.

Im Forschungsprojekt „Die Donau lesen“ werden ausgewählte Fluss-Erzählungen mit literatur-, kultur- und medienwissenschaftlichen Instrumentarien analysiert. Es wird herausgearbeitet, wie sich die Donaunarrative im 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts im Wechselspiel unterschiedlicher Bild- und Textmedien (literarische Texte, Filme und Fotografien) verändert haben. Untersucht werden die narrativen und transmedialen Logiken der einzelnen Medien ebenso wie die gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, in die diese eingebettet sind.

Wir schlagen für den Prozess des narrativen Baus und Umbaus von Flussbildern den Begriff der „Montage“ vor. Die Donau ist, so behaupten wir, nicht nur im Motiv des natürlich und unaufhörlich dahinfließenden Stromes zu fassen, sondern mindestens ebenso in Bildern der Grenze, der Brüche und der Einschnitte. Die in literarischen Texten, Filmen und Fotografien produzierten und transportierten Flussbilder greifen zwar immer wieder auf Kontinuitätsdiskurse zurück, mindestens ebenso aber tragen sie die Zeichen der Konstruktion und Rekonstruktion in sich. Sie bedienen sich einer Vielfalt medialer und diskursiver Techniken der Collage und der Montage, die es in der Tagung beispielhaft zu entschlüsseln gilt.

Die Idee des „montierten“, des „zusammengesetzten“ Flusses, kann in vielerlei Hinsicht Anregung geben, neue Perspektiven auf die Donau als Erzählraum zu erproben. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Etablierte Donau-Klischees können aufgebrochen oder auch demontiert werden, wenn die konstruktiven Bauweisen kollektiver Flussbilder ausgelotet und offengelegt werden. Innerhalb einzelner Medien können die Strategien der Collage und der Montage bzw. der Bricolage als Erzählprinzipien untersucht und dargestellt werden. Aber auch die baukastenartigen Verbindungslinien zwischen nationalen und übernationalen Diskursen und den damit assoziierten Flussbildern können unter dem Blickwinkel der Montage neu beleuchtet werden. Neue Einblicke gewährt der Strom auch als Konstruktionselement zeitgenössischer, von Migrationen und Diversität geprägter und in ihrem Selbstverständnis übernationaler Lebensräume oder etwa von Identitätsnarrativen der multilokalen donauschwäbischen Gemeinschaften oder anderer Minderheiten.

Es ist geplant, die überarbeiteten Beiträge der Tagung in einem Tagungsband zu veröffentlichen.

Programm

Donnerstag, 4.11.21, 18.00 Uhr:

Reinhard Johler: Begrüßung

Dorothee Kimmich: Einleitung

Christoph Leitgeb: D-A-CH Projekt Die Donau lesen. (Trans-)Nationale Narrative im 20. und 21. Jahrhundert: Präsentation der Homepage

Freitag, 5.11.21:

9.00-10.30 Uhr:

Der Fluss der Geschichte

Jozef Tancer: Vom Strom der Worte und Geschichten. Ján Rozners Výlet na Devín

Christoph Leitgeb: Péter Nádas und der Fluss der Geschichte

10.30-10.45 Uhr: Kaffeepause

10.45-12.15 Uhr:

Blicke auf den Fluss

Éva Fisli: Picturing waves. The Danube on photographs

Anton Holzer: Der Fluss als Bühne. Die Konstruktion der Donau im Medium der Bildpostkarten

12.15-14.30 Uhr: Mittagspause

14.30-16.00 Uhr:

Ferenc Vincze: Die Donau als Möglichkeit für Erinnerung und
Perspektivenwechsel

Flusslandschaften, (un)natürlich

Edit Király: Landschaft aus Resten

16.00-16.15 Uhr: Kaffeepause

16.15-17.45 Uhr:

Martin Schmid: Ein umwelthistorisches Donau-Narrativ: Industrialisierte Flusslandschaften zwischen Verklärung und Vernichtung

Arnost Stanzel: Rumänischer Nationalstolz durch Naturzähmung? Eine umwelt- und technikhistorische Betrachtung des Wasserkraftwerks Eisernes Tor I an der Donau

Samstag, den 6.11.21:

9.00-10.30 Uhr:

Der (trans-)nationale Fluss

Marijeta Bozovic: A River Unaligned: The Danube in Film and Cold War

Ingeborg Bratoeva-Daraktchieva: The Danube as a narrative space in Bulgarian feature films from the beginning of the 21st century (2004-2020) 

10.30-10.45 Uhr: Kaffeepause

10.45-12.15 Uhr:

Olivia Spiridon: Migrationen und Mischungen: Die Donau in Filmen von und über Donauschwaben

Branko Ranković: The Danube in "Yugoslav" Vojvodina

12.15-12.45 Uhr:

Ausblick

Den Link für die online-Vorträge finden Sie vor Tagungsbeginn unter www.idglbw.de oder auf der Facebookseite des IdGL.

Kontakt

Dr. Olivia Spiridon
olivia.spiridon@idgl.bwl.de
T. 0049 7071 9992515

https://idglbw.de/de
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