Besitz und Gebrauch - Bücher in bürgerlicher Hand

"Besitz und Gebrauch - Bücher in bürgerlicher Hand"

Veranstalter
Prof. Dr. Claudine Moulin (Trier Center for Digital Humanities) und Dr. Matthias Meinhardt (Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg)
PLZ
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Ort
Online
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.12.2021 - 03.12.2021
Deadline
01.12.2021
Von
Matthias Meinhardt, Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek

Die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg und das Trier Center for Digital Humanities veranstalten am 2. und 3. Dezember 2021 einen Online-Workshop über den bürgerlichen Buchbesitz und Buchgebrauch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit.

"Besitz und Gebrauch - Bücher in bürgerlicher Hand"

Die Frage nach Erwerb und Aneignung von Büchern in ihrem spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Benutzungskontexten wird in der Forschung derzeit intensiv diskutiert. Der Blick richtet sich dabei u.a. auf Kulturen des Sammelns, auf Praktiken des Lesens und Annotierens und auf methodische Wege der Erschließung und Analyse von textlichen Artefakten im Sinne von „Buchbiographien“. Der Workshop greift diese Fragen fokussiert auf bürgerlichen Buchbesitz und Buchgebrauch vom 15. bis 17. Jahrhundert auf.

Neben kirchlichen Institutionen und Angehörigen des Adels, waren es insbesondere wohlhabende und gebildete Bürgerinnen und Bürger, die Bücher erwarben, einige von ihnen bauten größere Büchersammlungen auf. Das Spektrum reicht hier von Gelehrten über städtische Führungsgruppen bis hin zu Handwerkern und Händlern. Funktion und Stellenwert des Buchbesitzes in bürgerlicher Hand variierten allerdings in den unterschiedlichen sozialen, politischen und kulturellen Kontexten. Wie wurde mit dem Objekt „Buch“ jeweils umgegangen? Bedeutete Buchbesitz auch Buchlektüre? Wie sah die Praxis des Lesens in den verschiedenen bürgerlichen Milieus aus? Was war wichtig, was wurde wie verstanden und vielleicht auch weitergegeben? Lassen sich Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Buchbesitz und Buchgebrauch ausmachen, wie kann bürgerlicher von adeligem oder geistlichem Umgang mit Büchern abgegrenzt werden?

Diesen Fragen geht der Workshop in einem interdisziplinären Zugriff nach, wobei insbesondere den Gebrauchsspuren Aufmerksamkeit zukommen soll: Randnotizen, Zeichen und Zeichnungen, hinzugefügte Bilder und Wappen, An- und Unterstreichungen gelten als Formen der Aneignung von Büchern und deren Inhalten, aber auch als Austausch, in dem Besitzerinnen und Besitzer in den Dialog sowohl mit Autorinnen und Autoren als auch mit den Büchern als Objekte treten.

Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldungen können per E-Mail gerichtet werden an Frau Prof. Dr. Claudine Moulin unter moulin@uni-trier.de. Im Anschluss erhalten Sie eine Anmeldebestätigung und die Zugangsdaten für den Online-Workshop.

Programm

Donnerstag, 2. Dezember 2021

09.00–09.30 Uhr Claudine Moulin und Matthias Meinhardt: Begrüßung und Einführung

Lebenslauf und Lebenswerk: Bücher im biographischen Kontext

09.30–10.15 Uhr Berndt Hamm: Der Ulmer Pfarrer Dr. Ulrich Krafft (gest. 1516) als Büchermensch und Bibliotheksgründer

10.15–11.00 Uhr Maria Hermes‐Wladarsch: Melchior Goldast von Haiminsfeld – ein bibliophiler Büchersammler und seine Sammlung

11.00–11.30 Uhr Pause

11.30–12.15 Uhr Gotthard Kemmether: Die Büchersammlung Andreas Eberts (1584–1648) – Lehrer der Ratsschule in Frankfurt (Oder)

12.15–13.00 Uhr Isolde Kalter: Der dichtende Kanzleisekretär: Ein Sammelband des Juristen und Poeta laureatus Stephan Cornarius in der Landesbibliothek Coburg

13.00–14.00 Uhr Pause

Glaube und Bekenntnis: Bücher in Frömmigkeitspraxis und religiösem Umbruch

14.00–14.45 Uhr Luise Czajkowski: Hillige moder godes soete vn(de) schone bidde vor uns. Mittelniederdeutsche Stundenbücher als Zeugnis kultureller Identität im 15. Jahrhundert

14.45–15.30 Uhr Claudine Moulin: Die Reformation in privatem Gebetbuchformat – Toronto, Fisher Rare Book Library Ms. 01000

15.30–16.00 Uhr Pause

16.00–16.45 Uhr Ulrich Bubenheimer: Die Bibliothek des Wittenberger Humanisten und Medizinprofessors Heinrich Stackmann (gest. 1532) und seine Bucheinzeichnungen

16.45–17.30 Uhr Matthias Meinhardt: Bibeln in bürgerlicher Hand – Hans Plocks Sensenschmidt-Bibel und Bartholomäus Rühels Luther-Bibel (Buchpräsentation)

Freitag, 3. Dezember 2021

Glaube und Bekenntnis: Bücher in Frömmigkeitspraxis und religiösem Umbruch (Fortsetzung)

09.00–09.45 Uhr Andrea Thiele: Ratsmeister Caspar Querhammer – Buchbesitz und literarische Tätigkeit eines altgläubigen „leyen vnd Burger“ im Halle der Reformationszeit

Lesen und Benutzen – Lektüreinstruktion und Lektürepraxis

09.45–10.30 Uhr Patrick Nehr-Baseler: Der Schenkende als dritte Instanz – vorbereiteter Buchbesitz am Beispiel einer eschatologischen Inkunabel von 1473

10.30–11.00 Uhr Pause

11.00–11.45 Uhr Uwe Golle, Katharina Plate, Carsten Wintermann: Spuren des Gebrauchs und ihre Deutung. Kunsttechnologische Ansätze zur Erschließung der Bibel des Hans Plock

11.45–12.30 Uhr Jessica Ammer: Klassiker für das Bürgertum? Besitz und Gebrauch von Übersetzungen antiker Werke seit dem Mittelalter

12.30–13.00 Uhr Zusammenfassung und Schlussdiskussion

Kontakt

Prof. Dr. Claudine Moulin
Universitaet Trier
Fachbereich II / German Studies - Historical Linguistics and Trier Center for Digital Humanities
D-54286 Trier