Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung

Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung

Veranstalter
DFG-Forschungsprojekt „Menschenrechte, queere Geschlechter und Sexualitäten seit den 1970er Jahren" (Abteilung Geschichtsdidaktik, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin)
Ausrichter
Abteilung Geschichtsdidaktik, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin
Veranstaltungsort
Berlin
Gefördert durch
DFG
PLZ
14195
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.02.2022 - 25.02.2022
Deadline
31.01.2022
Von
Andrea Rottmann, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Das DFG-Forschungsprojekt „Menschenrechte, queere Geschlechter und Sexualitäten seit den 1970er-Jahren“ der DFG-Forschungsgruppe 2265 „Recht – Geschlecht – Kollektivität“ lädt dazu ein, im Rahmen einer zweitägigen Tagung am 24. und 25. Februar 2022 die Genese eines "Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung" zu historisieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, in welchen Spannungsfeldern sich der Topos eines solchen Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung entwickelte.

Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung

Uns interessiert, auf welche Weise das Konzept der sexuellen Selbstbestimmung verflochten ist mit Konzepten von Autonomie, Individualität/Subjektpositionen/Identität auf der einen Seite sowie anderseits mit kollektiven Vorstellungen etwa von „Sittlichkeit“ und Moral. Ausgehend von den Debatten der ersten deutschen Frauenbewegung(en) im Kaiserreich sowie der ersten deutschen Homosexuellenbewegung und vor dem Hintergrund der normativen Grundlagen des RStGB, das 1872 in Kraft trat, möchten wir fragen, wie und in welchen historischen Kontexten das Recht auf Sexualität, auf sexuelle Selbstbestimmung, sexuelle Orientierung sowie sexuelle Vielfalt als schutzwürdig gefordert, und in welchen Konflikt- und Spannungsfeldern es definiert wurde. In den Blick geraten dabei die Anerkennung und Gleichstellung nicht-(hetero)normativer Sexualitäten und Geschlechter, aber auch die Regulierung von Beziehungen und Partner:innenschaften durch rassifizierte Verbote oder Tabuisierungen von Sexualität für Menschen mit Behinderungen oder der Einfluss der Kirchen. Insgesamt streben wir eine intersektionale Betrachtung unter Einbeziehung von Kategorien wie race, class, gender, dis/-ability/body sowie Religion an.

Wir möchten fragen: Welche Akteur:innen und Bewegungen waren an den Forderungen um sexuelle Selbstbestimmung beteiligt? Welche Transferprozesse zwischen Recht, Wissen und politischen Bewegungskollektiven lassen sich dabei ausmachen? Wie weiteten sich die Forderungen nach sexueller Selbstbestimmung in die (Menschen)rechte?

Die Tagung findet am 24. und 25. Februar 2022 an der Freien Universität Berlin statt. Sie ist aktuell als Präsenzveranstaltung geplant. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen und gebeten, sich bis zum 31. Januar 2022 per Email an arbeitsbereich-didaktik@geschkult.fu-berlin.de anzumelden.

Programm

24.02.2022 - Erster Tag

13:00 Uhr Begrüßung und Einführung in das Thema durch das Tagungsteam

Merlin Sophie BOOTSMANN, Greta HÜLSMANN, Martin LÜCKE, Andrea ROTTMANN, Veronika SPRINGMANN

13:30 bis 15:30 Uhr Block A: Das Recht auf Selbstbestimmung in Fachdebatten (120 min)

Chair: Veronika SPRINGMANN

- Miriam BRUNNENGRÄBER: Zwischen Selbst-Beherrschung und Selbst-Befreiung. Konstruktionen von „sexueller Selbstbestimmung“ im sexualpädagogischen Diskurs des 20. Jahrhunderts.
- Regina DACKWEILER: Verrechtlichung von Vergewaltigung in der Ehe in der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz: Konstruktionsprozesse (heteronormativer) sexueller Verletzungsoffenheit und Verletzungsmächtigkeit
- Katharina SCHMIDT: „Das bedeutsamste aller Rechtsgüter… ist das Leben“: Kurt Hiller, Theodor Sternberg und das „Recht über sich selbst“

- Kommentar: Petra SUßNER

15:30 bis 16:00 Uhr Pause

16:00 bis 18:00 Uhr Block B: Sexuelle Selbstbestimmung in Debatten der Weimarer Republik (120 min)

Chair: Andrea ROTTMANN

- Elija HORN: Jugendbewegte Forderungen nach sexueller Selbstbestimmung im 20. Jahrhundert in der Perspektive des Orientalismus
- Nora M. KIßLING: Sexuelle Selbstbestimmung und Verortung von Sexualität im Kontext der zionistischen Jugendbewegungen der 1920er-Jahre.
- Richard KÜHL: „Sexuelle Menschenrechte“ und ihre Feinde. Anfechtungen der Weltliga für Sexualreform in der deutschen politischen Öffentlichkeit 1926–1932

- Kommentar: Martin LÜCKE

Ab 18:30 Uhr Elisabeth HOLZLEITHNER: Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung heute. Perspektiven der Legal Gender Studies (Abendvortrag)

Begrüßung und Vorstellung des Gastes: Martin LÜCKE

Moderation der Diskussion: Merlin Sophie BOOTSMANN

19:30 Uhr Rezeption

25.02.2022 - Zweiter Tag

09:00 bis 11:00 Uhr Block C: Abtreibungsdebatten (120 min)

Chair: N.N.

- Jessica BOCK: „Das gelobte Land der Gleichberechtigung“? – die Debatte über den Schwangerschaftsabbruch in der nichtstaatlichen Frauenbewegung in der DDR
- Pia MARZELL: Selbstbestimmung auf dem Prüfstand. Feministische Debatten zu Reproduktionstechniken, Abtreibung und Eugenik in den 1980er-Jahren
- Michael ZOK: „Progressiv”, „Das kleinere Übel“, „Nicht mit den Menschenrecht vereinbar“. Das Recht auf (weibliche) sexuelle Selbstbestimmung in polnischen Diskursen seit den 1960er-Jahren

- Kommentar: Imke SCHMINCKE

11:00 bis 11:30 Uhr Pause

11:30 bis 13:00 Uhr Block D: Sexuelle Selbstbestimmung in schwulen und lesbischen Bewegungen seit den 1970er Jahren (90 min)

Chair: Maja APELT

- Birgit BOSOLD: Ein (ver-)störendes Vermächtnis. Zum aktuellen Stand der Aufarbeitung der politischen Allianzen der Schwulenbewegung der 1970er- und 1980er-Jahre mit pädosexuellen Aktivist:innen.
- Lorenz WEINBERG: „Sexuelle Selbstbestimmung“ als Argument in der „SM-Debatte“ im ostdeutschen „Info-Blatt für Lesben“ frau anders (1989–1993)

- Kommentar: Beate BINDER

13:00 bis 14:00 Uhr Mittagspause

14:00 bis 15:30 Uhr Block F: Wer hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung? (90 min)

Chair: Hanna MEIßNER

- Sarah KARIM / Anne WALDSCHMIDT: Sexuelle Selbstbestimmung behinderter Menschen - eine Befreiungsgeschichte? Dispositivanalytische und genealogische Perspektiven auf behinderte Sexualität
- Merlin Sophie BOOTSMANN: Heterosexuelle Transsexuelle. Heteronormative Subjektkonstruktion von Transsexualität in der Bundesrepublik Deutschland während der 1970er-Jahre

- Kommentar: Nina FRAESER

16:00 bis 17:00 Uhr Schlusspodium

Moderation: Adrian LEHNE

Kontakt

Andrea Ladányi
E-Mail: arbeitsbereich-didaktik@geschkult.fu-berlin.de

https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/bereiche/ab_didaktik/MenschenrechteQueereGeschlechterSexualitaeten/index.html