Das Krankenhaus der Zukunft

Veranstalter
Deutsche Gesellschaft für Krankenhausgeschichte
PLZ
52074
Ort
Aachen
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2022 -
Deadline
31.03.2022
Von
Fritz Dross, Deutsche Gesellschaft für Krankenhausgeschichte

Für den Band „Das Krankenhaus der Zukunft“ (Historia Hospitalium 33) werden Beiträge angefragt, die sich aus historischer Perspektive mit Zukunftsvorstellungen, Planungen, Utopien, Dys- und Heterotopien im Umfeld von in Stein gebauten und planerisch imaginierten Hospitälern und Krankenhäusern befassen.

Das Krankenhaus der Zukunft

Schon lange vor der Moderne war das Krankenhaus ein Ort der Zukunft. Die dort versprochene Zukunft war und ist zunächst eine bessere Versorgung, vor allem für die dort Versorgten, ferner aber auch für die dort Arbeitenden. Nicht erst seit der Revolutions- und napoleonischen Ära wurde die Funktion als Wissens- und Erfahrungsraum der Medizin als Versprechen auf eine bessere Zukunft durch eine verbesserte Medizin diskutiert, seitdem rückte schließlich die systematische Forschung und Lehre in den Universitäts- und Ausbildungskrankenhäusern in den Mittelpunkt. Eine schon früh die „Moderne“ ankündigende Krankenhausarchitektur fungierte als sozialutopisches Monument der technologischen Beherrschbarkeit von Krankheit und Tod sowie eines gerechteren Zugangs zu den besten Behandlungsmöglichkeiten in verschiedenen politischen Systemen.

Neben den Hoffnungen stand zunehmend die Befürchtung, dass der wissenschaftliche und technologische Fortschritt mit dem Verlust des Individuums und der Menschlichkeit in einer „Apparatemedizin“ zu bezahlen sei. So geriet das Krankenhaus in das Spannungsfeld konfligierender Zukünfte, in denen Utopie und Dystopie nicht immer trennscharf zu unterscheiden waren. Darauf verweisen auch für die Historiographie des Krankenhauses äußerst einflussreiche theoretische Entwürfe von Foucault über Goffman und Popitz’ „kasernierter Vergesellschaftung“, denen andererseits vorgeworfen wurde, sich ihrerseits weniger auf den historisch jeweils konkreten Sozialtypus zu beziehen als auf im Diskurs heterotopisch idealisierte Erwartungen.

Über lange Zeiten der Vor- und Frühmoderne verbanden sich Heil, Heilung, Leiden und Tod zwar konflikthaft, aber weniger widersprüchlich. Vom mittelalterlichen Stiftungsbrief über Reform(versuche) der Frühen Neuzeit bis zu den gesundheits- und sozialpolitischen Debatten des 20. und 21. Jahrhunderts, vom St. Galler Klosterplan (um 820) mit seinem Idealentwurf einer Krankenhausabteilung über die Renaissancespitäler der Toskana, denen auch Bauherren nördlich der Alpen nacheiferten, und die – nicht realisierte – Ulmer „Architectura recreationis“ des 17. Jahrhunderts und die medizinischen Ordnungen der Aufklärung, bis hin zu den Großprojekten des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts etwa in Berlin-Steglitz, München-Großhadern oder Aachen standen Zukunftsentwürfe zur Debatte. Vor allem in Zeiten von Krisen und Umbrüchen umfassten Überlegungen zur stationären gesundheitlichen und sozialen Versorgung Vorstellungen einer durch sie zu erreichenden besseren Zukunft. Viele Krankenhausplanungen wurden nur eingeschränkt, verspätet oder gar nicht umgesetzt – was seinerseits Hinweise auf den utopischen Gehalt der Planungen und sich verschiebende Erwartungshorizonte ergeben kann.

Für den Band „Das Krankenhaus der Zukunft“ (Historia Hospitalium 33) suchen wir Beiträge, die sich aus historischer Perspektive mit Zukunftsvorstellungen, Planungen, Utopien, Dys- und Heterotopien im Umfeld von in Stein gebauten und planerisch imaginierten Hospitälern und Krankenhäusern befassen. Um die Historizität des Phänomens zu unterstreichen, sind Beiträge zu allen Epochen ausdrücklich erwünscht.

Wir bitten um aussagefähige abstracts bis zum 31. März 2022 an info@dgkg.de. Die Entscheidung über die Annahme des abstracts wird Ende April mitgeteilt. Der Eingang der ausformulierten Manuskripte wird bis Mitte August 2022 erwartet. Die Einreichungen werden anschließend redaktionell geprüft und durchlaufen ein konstruktives double-blind peer-review. Der Band soll im Herbst 2023 erscheinen.

https://www.krankenhausgeschichte.de/de/historia-hospitalium