Tools or weapons? Begriffe und Methoden in der Philosophie und Geschichtswissenschaft

Tools or weapons? Begriffe und Methoden in der Philosophie und Geschichtswissenschaft

Veranstalter
Sidonie Kellerer, Emmanuel Faye, Stéphanie Roza
Veranstaltungsort
Universität zu Köln, online per Zoom
Gefördert durch
Volkswagen Stiftung
PLZ
50931
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.03.2022 - 30.03.2022
Von
Sidonie Kellerer

Welches Ziel verfolgen wir in der Philosophie, wenn wir uns mit einem theoretischen Text auseinandersetzen? Welchen Begriff wissenschaftlicher Verständigung und welchen Begriff der Kritik liegt einer solchen Auseinandersetzung zu Grunde? Über welche Mittel verfügen wir, um einen philosophischen Text zu verstehen?

Tools or weapons? Begriffe und Methoden in der Philosophie und Geschichtswissenschaft

Diese Fragen gewinnen an Komplexität, wenn es um ein Werk wie dasjenige Heideggers geht, das sich dem rationalen Zugriff entzieht und das Ende der Philosophie verkündet. Lässt sich im Falle eines solchen Textkorpus‘ dennoch eine Trennlinie ziehen zwischen dem, was darin Philosophie und dem was darin Weltanschauung ist?

Mit Wahrheit und Methode veröffentlichte Hans-Georg Gadamer 1960 die Darstellung einer philosophischen Hermeneutik, die trotz der darin formulierten Abkehr vom „Methodenideal der Wissenschaft“ und vom Anspruch auf „gesicherte Erkenntnis“ faktisch großen Einfluss entfaltete. Diese Abkehr hat mehrere Implikationen. Erstens, die Akzentuierung der Autonomie des Textes. Der „wirkliche Sinne eines Textes“ decke sich nicht mit der Bedeutung dessen, was der Verfasser mit seinen Worten zum Ausdruck bringen wolle. So gehe es in der philosophischen Interpretation auch nicht um die Rekonstruktion dessen, was uns ein Autor sagen wollte, sondern um „Teilhabe an der Mitteilung, die der Text uns macht“. Zweitens die Wirkungsgeschichte: Wir stünden schon immer in der Wirkungsgeschichte und es sei illusorisch, sich davon lösen zu wollen. Das hat Konsequenzen für den Begriff der Kritik: eine grundlegende Korrektur der Wirkung sei nicht anzustreben. Philosophisches Verstehen bestehe vielmehr darin, die geschichtliche Überlieferung „in ihrer Wahrheit zum Sprechen zu bringen“ und es bestehe auch darin, sich nicht aus ihrer „Verbindlichkeit“ „herausreflektieren“ zu wollen.

Die Tagung lädt ein zu einer kritischen Debatte der philosophischen Voraussetzungen, die denjenigen Positionen zu Grunde liegen, die sich auf die ‚Wirkungsgeschichte‘ berufen. Sie verfolgt das Ziel, über einige hermeneutische Kernfragen zu diskutieren: erstens, was macht die Eigentümlichkeit der Interpretation philosophischer Texte aus, in Abgrenzung etwa zu literarischen Texten? Zweitens, welchem Zweck dienen philosophische Begriffe; sind es „Werkzeuge“ oder geistige Waffen? Drittens, inwiefern ist die Kontextualisierung eines philosophischen Textes dem Verstehen förderlich? Und ist es schließlich wissenschaftlich betrachtet zielführend, die Instanz des Autors zu relativieren oder gar zu verabschieden und wie sinnvoll ist es, einen Autor anders oder besser verstehen zu wollen als er sich selbst verstanden hat?

Programm

Montag, 28.3.22
9:30 Uhr
Prof. Dr. Dr. hc. Andreas Speer: Begrüßung und Eröffnung der Tagung

09.40 Uhr
Einführung: Sidonie Kellerer und Stéphanie Roza

1. Panel
Moderation: Günther Mensching

10:15 Uhr
Andreas Kablitz:
Interpretation als Strategie der Informations-gewinnung: Was macht das Spezifische einer Deutung literarischer Texte aus?

11:00 Uhr Kaffeepause

11:30 Uhr
Emmanuel Faye: Pensée critique, herméneutique et déconstruction

12:15 Uhr Mittagspause

2. Panel
Moderation: Stefan Niklas

14:00 Uhr:
Günther Mensching:
Die Waffe der Kritik – Das Verständnis Heideggers in der Frankfurter Schule

14:45 Uhr
Hans Erich Bödeker: Historiographische Begriffsgeschichte als Geschichte des Wissens

15:30 Uhr Kaffeepause

15:45 – 16:30 Uhr
Manfred Bauschulte: Im Vorraum – Das Rätsel der Zeit. Die Geschichtsphilosophie von Siegfried Kracauer auf dem Prüfstand

Dienstag, 29.3.22

3.Panel
Moderation: Emmanuel Faye

09:00 Uhr
François Lecoutre: Déjouer les légendes entourant l'oeuvre d'Eric Voegelin par un effort de recontextualisation

09:45 Uhr
Christian Berner: De l'herméneutique comme méthode à la philosophie herméneutique

10:30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr
Alfred J. Noll: Dekontextualisierung und Instrumentalisierung: Thomas Hobbes im Okular von Eric Voegelin

11:45 Uhr
David Wirmer: Die Bekehrung des Philosophiehistorikers zur Philosophie. Leo Strauss und Hans-Georg Gadamer

12:30 Uhr Mittagspause

4. Panel
Moderation: Livia Profeti

14:00 Uhr
Sidonie Kellerer: Überlegungen zur hermeneutischen Verantwortlichkeit

14:45 Uhr
Julio Quesada: ¿Quién es el Aristóteles de Heidegger? Desaparición de la ‚phrónesis‘

15:30 Uhr Kaffeepause

16:00 – 16h:45 Uhr
François Rastier: Déconstruction des concepts et discours dogmatiques équivoques

Mittwoch, 30.3.22

5. Panel
Moderation: Emanuele Caminada

09:30 Uhr
Louis Pinto: Les stratégies de classement en philosophie

09:45 Uhr
Muriel van Vliet: L'interprétation philosophique des textes selon Ernst Cassirer: idées, figures et vie

10:30 – 11:30 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

sidonie.kellerer@uni-koeln.de

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung