Bruchzonen der Transformation. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Folgen von Wandel und Zusammenbruch vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Bruchzonen der Transformation. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Folgen von Wandel und Zusammenbruch vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Veranstalter
BMBF-Verbundprojekt: "Das umstrittene Erbe von 1989"
Veranstaltungsort
Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS)
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
PLZ
79014
Ort
Freiburg/Br.
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.05.2022 - 13.05.2022
Von
Anna Lux, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Br.

Der BMBF-Projektverbund „Das umstrittene Erbe von 1989“ untersucht die Auswirkungen des Gesellschaftszusammenbruchs auf die (ost-)deutsche Gesellschaft. Ausgehend von den zentralen Perspektiven des Verbunds – Politisierung, Popularisierung und außerschulische Vermittlungspraxis – nimmt die Tagung eine vergleichende Perspektive ein. In den Blick kommen neben Forschungen über Ostdeutschland Perspektiven auf Osteuropa, die USA im Zuge der Reconstruction sowie auf den Strukturwandel im Ruhrgebiet.

Bruchzonen der Transformation. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Folgen von Wandel und Zusammenbruch vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

Der BMBF-Projektverbund „Das umstrittene Erbe von 1989“ (an den Universitäten in Freiburg und Leipzig) untersucht die Folgen des Gesellschaftszusammenbruchs und Transformationsprozesses auf die (ost-)deutsche Gesellschaft. Der Schwerpunkt liegt auf den Auswirkungen auf die politische Kultur sowie auf Deutungen und Deutungskonflikten. Ausgehend von den drei zentralen Perspektiven des Verbundprojekts – Politisierung, Popularisierung und außerschulische Vermittlungspraxis – nimmt die Tagung eine vergleichende Perspektive ein.

Im interdisziplinären Austausch kommen dabei verschiedene Zusammenbruchsräume und -zeiten in den Blick. Der Transformationsprozess und Deutungswandel von 1989/90 in Deutschland wird mit dem post-sozialistischen Osteuropa sowie mit räumlich und zeitlich entfernteren Zusammenbruchsregionen in Beziehung gesetzt, konkret mit den USA im Zuge der sog. Reconstruction sowie mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet.

Unter dem Begriff der Transformation verstehen wir tiefe gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Wandlungsprozesse, die in ihrem Ausgang offen sind. In Transformationsphasen verdichten sich Phänomene und Wahrnehmungen von historischem Wandel. Strukturen, Ordnungen, Normalitätsvorstellungen und Erfahrungen verändern sich grundsätzlich, ebenso das Bewusstsein für historische Zeit und die Vorstellung von Zukunft.

Mit dem Tagungstitel „Bruchzonen der Transformation“ zielen wir auf die Untersuchung von Zeiten und Räumen, die durch den beschleunigten historischen Wandel entstanden sind. Bruchzonen verstehen wir als ein Ergebnis dieser Prozesse. Hier traf Altes auf Neues in einer jeweils spezifischen Mischung von ereignishaften Zäsuren und gewaltsamen Brüchen, dem Nebeneinander von Rasanz und allmählicher Veränderung, von Aneignungs- und Abwehrprozessen, von Abbrüchen und Neuanfängen als kollektiver lebensweltlicher Erfahrung.

Während Transformationsprozesse nach einem bestimmten Zeitraum als abgeschlossen gelten, bleiben die Bruchzonen bestehen. Ihre Entwicklungen, Effekte und Deutungen vergleichend in den Blick zu nehmen, ist Ziel der Tagung. Zentrale Fragen sind:

- Wie prägen Zäsuren des Zusammenbruchs und die Bruchzonen der Transformation Vorstellungen von Gesellschaft sowie die jeweilige politische Kultur? Wie gestaltet sich, mit Koselleck gesprochen, das Verhältnis von Erfahrungsraum und Erwartungshorizont? Entsteht jeweils etwas Drittes?
- Inwiefern werden die Wandlungsprozesse zum Aushandlungsobjekt populärkultureller Auseinandersetzungen? Welche populärkulturellen Verarbeitungen des Zusammenbruchs gibt es und welche Funktionen haben sie? Wo greifen sie bestehende Narrative auf und ergänzen sie diese? Wo entstehen Gegenerzählungen, und wie prägen diese erinnerungskulturelle Diskurse?
- Welche spezifischen Herausforderungen bergen Zustandekommen und Existenz der Bruchzonen für die Vermittlungspraxis in der (außerschulischen) Bildungsarbeit? Wie lässt sich das Neben- und Gegeneinander jenseits von charismatischen historischen Ereignissen an Jugendliche vermitteln?

Die Veranstaltung ist in Präsenz geplant, Informationen zu den Räumlichkeiten und zu den Covid-19-Schutzmaßnahmen vor Ort folgen auf der Website https://www.erbe89.de.
Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist bis zum 29. April 2022 unter info@erbe89.de möglich.

Programm

Donnerstag, 12. Mai

9:00-9:30
Begrüßung und Einführung
Sylvia Paletschek und Anna Lux (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Panel I: Der Fall Ostdeutschland

9:30-10:30
Politischer Bruch, biografischer Bruch? Transformationen der Erfahrung in Ostdeutschland
Franka Maubach (Universität Jena)

10:30-11:00 Pause

11:00-12:30
Zur Gegenwart eines Gesellschaftszusammenbruchs. Ergebnisse aus dem Verbundprojekt „Das umstrittene Erbe von 1989”
Podiumsgespräch mit Greta Hartmann (Universität Leipzig), Alexander Leistner (Universität Leipzig), Anna Lux (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Christina Schwarz (Universität Leipzig)

Moderation: Katharina Thoms, Journalistin (Deutschlandradio)

12:30-14:00 Mittagspause

Panel II: Der Fall USA

14:00-15:00
Erstarrte Fronten: Die Reconstruction in der politischen Kultur der USA
Michael Hochgeschwender (Ludwig-Maximilians-Universität München)

15:00-16:00
Reconstruction Revisited: Das Ende der Sklaverei und seine Folgen im amerikanischen Roman
Christine Gerhardt (Universität Bamberg)

Moderation: Thomas Schmidt-Lux (Universität Leipzig)

16:00-16:30 Pause

Panel III: Vermittlung und Bildungsarbeit

16:30-18:00
Wie lassen sich Transformationsprozesse in der Bildungsarbeit vermitteln? Herausforderungen und Chancen
Podiumsgespräch mit Christina Schwarz (Universität Leipzig), Saskia Handro (Universität Münster), N.N.

18:00 Ende des ersten Tagungstages

Freitag, 13. Mai 2022

Panel IV: Der Fall Osteuropa

8:30-9:30
Die „illiberale Revolution“? Polen und das populistische Phänomen
Klaus Müller (AGH University of Science & Technology, Krakow und FU Berlin)

9:30-10:30
Katowice: Von der Bergbaumetropole zur Kulturhauptstadt? Standortbestimmungen und Zukunftsentwürfe einer Stadt im (Struktur)Wandel
Juliane Tomann (Universität Regensburg)

Moderation: Sabine Stach (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, GWZO, Leipzig)

10:30-11:00 Pause

Panel V: Der Fall Ruhrgebiet

11:00-12:00
Vom alten zum neuen Ruhrgebiet: Transformationsprozesse im Sozialraum
Stefan Goch (Ruhr-Universität Bochum)

12:00-13:00
„Es blättert die Fassade, Geisterorte werfen sich in Schale“. Zur Transformation des Ruhrgebiets in der Populärkultur
Helen Wagner (Universität Erlangen-Nürnberg)

Moderation: N.N.

13:00-13:30
Abschlussdiskussion

13:30 Ende der Tagung

Kontakt

Dr. Anna Lux
Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
anna.lux@geschichte.uni-freiburg.de

https://www.erbe89.de