Kaum ein Linksintellektueller überlebte mehr Regimewechsel und war auf so unterschiedliche Weise wirksam wie Hermann Budzislawski: ob in der Nachfolge von Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky als Leiter der Weltbühne nach 1933, als Mitarbeiter von Dorothy Thompson in den USA oder als prägende Figur der sozialistischen Journalistik in der DDR. Zuerst jagten ihn die Nazis durch halb Europa, dann die selbsternannten Heimatschützer des «Komitees für unamerikanische Umtriebe», zuletzt die Stalinisten von der Parteikontrollkommission der SED. Budzislawski gelang es mit erstaunlicher Wendigkeit, nicht nur alle existenziellen Bedrohungen zu überstehen, sondern sich in verschiedenen Ländern immer wieder neu Einfluss zu verschaffen.
Mit seinem neuen Buch über Hermann Budzislawski und die Weltbühne entwirft Daniel Siemens ein komplexes Panorama des 20. Jahrhunderts, lotet die Freiheitsspielräume sozialistischer Politik aus und fragt nach dem Preis von politischer Anpassung und Widerstand. Es ist die Wiederentdeckung eines weitgehend vergessenen, zu seiner Zeit aber wichtigen deutsch-jüdischen Intellektuellen. Ein Lehrstück über Macht und Möglichkeit und zugleich eine Studie, die einen differenzierten Umgang mit der Geschichte der DDR wagt.
Wir wollen darüber sprechen mit:
- Daniel Siemens, Autor des im März 2022 publizierten Buches «Hinter der Weltbühne. Hermann Budzislawski und das 20. Jahrhundert» und Professor für Europäische Geschichte an der Universität Newcastle, Großbritannien.
- Christoph Links, früherer Verleger und exzellenter Kenner der Verlags- wie Zeitschriftenlandschaft der DDR.
Moderiert wird der Abend von Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
In Kooperation mit dem Aufbau-Verlag.