Die Häresie der Katharer wird in der Geschichtskultur gemeinhin mit Südfrankreich assoziiert. Diese verbreitete Idee wird sogar von der regionalen Tourismusindustrie gestärkt, die aus dieser Bezeichnung eine Marke gemacht hat: le Pays cathare. Eine konstruktivistische Tendenz der Häresieforschung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sich hinter diesem Namen ein vielfältiges Phänomen verbirgt, und dass die Idee einer einheitlichen „Gegenkirche“ der Katharer eher das Ergebnis eines vielschichtigen modernen Konstrukts ist. Dieses Konstrukt hängt jedoch von der Schaffung eines Feindbildes im hochmittelalterlichen Europa ab: Der Kampf gegen die Häresie in Südfrankreich und der berüchtigte Albigenserkreuzzug (1209–1229) sind nur ein Teil davon. Ein anderer früher und wichtiger Beitrag entstand im 12. Jahrhundert in den Rheinlanden. Insbesondere der Bonner Kanoniker und spätere Benediktinermönch Eckbert von Schönau „erfand“ aus spätantiken Texten und aus der direkten Auseinandersetzung mit Personen, die als Häretiker wahrgenommen wurden, eine neue, von ihm als „katharisch“ bezeichnete Identität.
Es handelt sich um eine Übertragung und Anpassung einer französischen Ausstellung („Les cathares: une idée reçue“, 2018). Sie besteht aus 9 Postern, 2 Videos, Büchern und Comicbände. Kuratiert von Eugenio Riversi und Alessia Trivellone.
Universität Bonn – Institut für Geschichtswissenschaft, Abteilung für Mittelalterliche Geschichte in Kooperation mit der Universität Paul Valéry Montpellier 3, Centre d’Etudes Médiévales de Montpellier (CEMM), GIS HéPoS - Hérésie, Pouvoirs et sociétés und mit Unterstützung des Centre Ernst Robert Curtius der Universität Bonn.