Wie gestalten wir Gesellschaft? Interdependenzen auf dem Feld des Sozialen

Wie gestalten wir Gesellschaft? Interdependenzen auf dem Feld des Sozialen

Veranstalter
Public Interest Design / Bergische Universtität Wuppertal
PLZ
42119
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2022 - 21.05.2022
Deadline
16.05.2022
Von
Christoph Rodatz, Public Interest Deisgn, Bergische Universität Wuppertal

Immer mehr Designer:innen begeben sich in das Feld der Gestaltung des Sozialen. Dadurch intensivieren sich vielfältige Überschneidungen mit im ‚Sozialen‘ verorteten Disziplinen, die Handlungsweisen beobachten, initiieren, konzipieren, reflektieren, theoretisieren etc. Genau diesen Verschränkungen und Überschneidungen wollen wir in unserem Sammelband „Wie gestalten wir Gesellschaft?“ nachgehen, der in der Reihe Public Interest Design beim transcript Verlag veröffentlicht werden wird.

Wie gestalten wir Gesellschaft? Interdependenzen auf dem Feld des Sozialen

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In den letzten Jahren haben sich vermehrt Studiengänge und auch praktische Arbeits- sowie Forschungsfelder etabliert, die Gestaltung im Feld des Sozialen verorten: Gestaltung wird dabei gesehen als ein Mittel, um ‚Gutes zu tun‘, zu gesellschaftlichem Wandel beizutragen oder – in enthusiastischer Absicht formuliert – ‚die Welt zu retten‘. Zwar hat Gestaltung schon immer auch Einfluss auf die Gesellschaft genommen, aber Public Interest Design, Transformationsdesign, Social Design (und ähnliche Ansätze) zielen nun fokussiert auf das Feld des Sozialen – wobei ‚sozial‘ hier sowohl als Chiffre für zwischenmenschliches Handeln, als auch zur Beschreibung eines an moralischen (anstelle marktwirtschaftlicher) Prinzipien orientierten Gestaltens dient. Durch diese Ausrichtung intensivieren sich vielfältige Überschneidungen mit Disziplinen, die sich ebenfalls im ‚Sozialen‘ verorten und darauf abzielen, soziale Handlungsweisen zu beobachten, zu initiieren, zu konzipieren, zu begleiten, aufzufangen etc. Diesen Bezügen und Überschneidungen wollen wir in unserem neuen Band nachgehen, der in der Reihe Public Interest Design beim transcript Verlag veröffentlicht werden wird. Dabei steht die Überzeugung im Vordergrund, voneinander lernen und kollaborativ das Soziale gestalten zu können.

In der Außensicht wird Design oftmals in der Rolle des ‚Aufhübschers‘, ‚Manipulators‘ und ‚kreativen Problemlösers‘ gesehen – mal despektierlich, mal wertschätzend gemeint. Demgegenüber verstehen wir Design als relativ autonome Disziplin. Dieser Begriff betont zugleich die Selbstständigkeit (Autonomie) und die interdisziplinären Verflechtungen (Bezüge) einer anwendungsorientierten Wissenschaft. Auch in der Designpraxis zeigt sich die doppelte Existenz von Autonomie und vielseitigen Bezügen, insbesondere in einer Arbeitsweise, die die jeweiligen Inhalte und Anforderungen ihres Einsatzbereiches mithilfe des eigenen Ästhetik-, Funktionalitäts- und Entwurfsdenkens transformiert. Die Kombination ästhetischer Aspekte mit a) dem schnellen Antizipieren von fremden Perspektiven, b) dem Einfindungsvermögen in unterschiedliche Inhalte und c) der Übersetzung von unvertrauten Zusammenhängen stellen dabei zentrale Handwerkszeuge von Design dar. Diese Arbeitsweise erlangt in den eingangs beschriebenen Handlungsfeldern eine neue Bedeutung. Mit der Verschiebung hin zum Feld des Sozialen ändern sich sowohl die potenziellen ‚äußeren‘ Bezugspunkte, Arbeitsbereiche und Partner:innen als auch die ‚inneren‘ Methoden, Strategien und Zielsetzungen des Designs.

So entstehen auf dem Feld eines sozial orientierten Design-Projekte, die eine große Ziel- und Methodenvielfalt aufweisen, welche hier nur in Auszügen abgebildet werden kann: Designen im Bereich des Sozialen heißt u.a. (1) Artefakte oder Abläufe zu gestalten, die Begegnungen zwischen Menschen initiieren, moderieren oder modifizieren; (2) Gesellschaftliche Herausforderungen und Ungleichheiten durch Gestaltung zu kommunizieren, verändernd einzugreifen oder durch Gestaltung Benachteiligten zu helfen, sie zu aktivieren oder zu unterstützen; (3) Austausch, Transformation und Beteiligung zu gestalten, beispielsweise in Quartieren, Stadtlaboren oder durch Interventionen im Stadtraum.

In diesen abstrakten Nennungen wird beispielsweise der Bezug zur Disziplin der Sozialen Arbeit sichtbar: So hat sich das Design insbesondere an die Gemeinwesenarbeit und die soziale Gruppenarbeit sowie an deren Prinzipien der Teilhabe oder der Lebensweltorientierung angenähert. Diese kursorische Aufzählung zeigt auf, welches weite Feld an Bezügen und Bezugsdisziplinen sich einem Design eröffnet, das sich im Feld des Sozialen verortet. Damit einher geht jedoch die Frage, wie diese Bezüge jeweils ausgestaltet werden sollen. Dieser Frage und den eben angerissenen Schnittstellen und Gemeinsamkeiten möchten wir im Rahmen unserer Veröffentlichung anhand dreier Schwerpunkte nachspüren:

Welche Methoden und Vorgehensweisen aus welchen Bezugsdisziplinen können für sozialorientiertes Design eingesetzt werden?
Zum Beispiel Methoden der empirischen Sozialforschung, bspw. zur formativen und summativen Evaluation von Praxisentwicklung, Sozialraumanalysen, Instrumente zur Selbstreflexion oder partizipative Forschungsansätze.

Welche Bedeutung hat sozial orientiertes Design in Bezugsdisziplinen?
Zum Beispiel in der Gestaltung von partizipatorischen Settings in der Jugendarbeit, im Entwurf interaktiver Medien für die Arbeit mit älteren Menschen oder in der Entwicklung von kreativen Beteiligungsformaten für die Gemeinwesenarbeit.

Welche theoretischen Grundbegriffe teilt sich sozial orientiertes Design mit Bezugsdisziplinen?
Zum Beispiel ‚das Soziale‘, ‚Gerechtigkeit‘, ‚Helfen‘, ‚Öffentlichkeit‘ oder ‚öffentliche Interessen‘

Wir freuen uns auf einen Austausch über Gestaltung im Sozialen, über Theorieperspektiven und Handlungsweisen, Best Practice Projekte und Methoden, Feld-Zugänge und Reflexion…
Beiträge können sich dabei an einem oder mehreren der von uns angerissen drei Schwerpunkte orientieren.

Organisatorische Hinweise
Abstracts (300 Wörter) zu den Beiträgen bitte bis Montag, 16. Mai 2022
Feedback dazu erhalten Sie bis Ende Mai 2022
Fertige Beiträge (max. 50.000 Zeichen) bis Montag, 19. September 2022

Auch dieser Band richtet sich an Öffentlichkeiten und ist daher als open access Veröffentlichung geplant. Es handelt sich um eine weitere Veröffentlichung aus der Reihe Public Interest Design des transcript Verlags. Bisher erschienen sind der Band „Was ist Public Interest Design?“ (2018) und „Wie können wir den Schaden maximieren?“ (2021) jeweils von Christoph Rodatz und Pierre Smolarski herausgegeben.

Herausgeber:innen: Iris Ebert (iebert@uni-wuppertal.de), Sebastian Rahn (sebastian.rahn@dhbw-stuttgart.de) und Christoph Rodatz (rodatz@uni-wuppertal.de)

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Mitherausgeberin Iris Ebert (iebert@uni-wuppertal.de)

Kontakt

Iris Ebert (iebert@uni-wuppertal.de), Sebastian Rahn (sebastian.rahn@dhbw-stuttgart.de) und Christoph Rodatz (rodatz@uni-wuppertal.de)

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Deutsch
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