Grenzüberschreitungen: Widerrechtliche Übertritte, Kontrollen, Strategien (16.–19. Jahrhundert)

Grenzüberschreitungen: Widerrechtliche Übertritte, Kontrollen, Strategien (16.–19. Jahrhundert)

Veranstalter
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen; Arbeitsgruppe „Geschichte und Region/Storia e regione“
Veranstaltungsort
Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen
PLZ
39042
Ort
Brixen/Bressanone
Land
Italy
Vom - Bis
01.12.2022 - 03.12.2022
Deadline
31.05.2022
Von
Francesca Brunet, Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte, Freie Universität Bozen

Das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und die Arbeitsgruppe "Geschichte und Region" richten eine internationale Tagung zu einer spezifischen sozialen Dynamik aus, die seit jeher mit staatlichen Grenzen verbunden war und ist, nämlich deren widerrechtliche Überschreitung.

Grenzüberschreitungen: Widerrechtliche Übertritte, Kontrollen, Strategien (16.–19. Jahrhundert)

Das Thema der (politischen, physischen, kulturellen, sprachlichen...) Grenzen nimmt seit langem einen breiten Raum in der öffentlichen Debatte ein und steht im Mittelpunkt des Interesses von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen: von der Geschichtsschreibung bis zur Geographie, von den Global Studies bis zur Anthropologie, von der Philosophie bis zur Linguistik, vom Recht bis zur Wirtschaft. Durch die Globalisierung, die großen Migrationswellen und die jüngste Rekonstruktion von Grenzen während der Coronakrise hat das Thema an Aktualität gewonnen. Ein Nachdenken über die historische Dimension der Grenzen und ihre Bedeutung für die Bevölkerung und die Regionen, die von ihnen direkt berührt oder durchquert werden, sowie über die Auswirkungen der Grenzen auf die Mobilität von Menschen und Waren erscheint daher sinnvoll.

Im Rahmen dieses erneuerten Interesses für das Thema Grenzen richten das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen und die Arbeitsgruppe „Geschichte und Region“ eine internationale Tagung zu einer spezifischen sozialen Dynamik aus, die seit jeher mit staatlichen Grenzen verbunden war und ist, nämlich deren illegale Überschreitung. Dieses Thema steht in engem Zusammenhang mit den Praktiken und Techniken der Überwachung und Identifizierung von Personen, den Instrumenten der territorialen Kontrolle, dem Rechtsbegriff der Staatsbürgerschaft, des Wohnsitzes und des Aufenthaltsortes, den politischen und institutionellen Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie und ganz allgemein mit der Art und Weise, wie Staaten in der Geschichte ihre Grenzen konstruiert, umgestaltet, ausgehandelt und zu verteidigen versucht haben.

Aus disziplinärer Sicht soll ein breites Spektrum historiographischer Ansätze – Sozialgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte, historische Anthropologie und Mikrogeschichte, Wirtschafts-, Rechts- und Kriminalitätsgeschichte – Berücksichtigung finden. Was den geografischen Rahmen betrifft, werden keine Grenzen gesetzt. In Bezug auf den zeitlichen Rahmen nimmt die Tagung eine Perspektive der longue durée ein, von der frühen Neuzeit bis Ende des 19. Jahrhunderts – Jahrhunderte also, in denen sich sowohl die staatlichen Konfigurationen als auch das Konzept der Grenze und die Art ihrer Verteidigung drastisch verändert haben.

Angesichts der zeitlichen, geografischen und disziplinären Breite und um vergleichende Perspektiven anzuregen und zu ermöglichen, grenzen wir das Thema auf drei Gruppen von Akteuren und Akteurinnen im Zusammenhang mit Grenzregionen bzw. auf die Dynamiken des illegalen Grenzübertritts sowie auf die Verbindungen, Interdependenzen und Konflikte zwischen diesen Gruppen ein.

I. Die erste Gruppe umfasst Männer und Frauen, aber auch Tiere und Gegenstände, die Grenzen widerrechtlich oder unerlaubt überschritten haben (Deserteure, Flüchtlinge, Vagabunden, Wanderhändler, Schmuggler und Schmuggelware usw.). Welche Personengruppen wurden als Gefahr oder potenzielle Quelle von Unordnung wahrgenommen, die es abzuwehren galt? Welche Triebfedern, welche wirtschaftlichen Bedürfnisse oder existenziellen Anforderungen, welche individuellen und kollektiven Ereignisse haben diese Menschen dazu gebracht, die Grenze illegal zu überschreiten? Welche Routen wurden beschritten, welche Strategien wurden für den Grenzübertritt angewandt (Fälschung von Dokumenten, falsche Identitätsangaben, Überquerung an bestimmten „Schwachstellen“, Bestechung der Grenzbeamten oder Suche nach Unterstützung und Kooperation durch die örtliche Bevölkerung)?

II. Die zweite Gruppe umfasst die mit der Grenzkontrolle betrauten Personen und Institutionen. Wie war dieses Kontrollsystem organisiert und strukturiert? Welche Strategien wurden angewandt? Welcher Rechtsrahmen und welche möglichen Sanktionsinstrumente wurden entwickelt und in der Praxis angewandt? Welche Formen der Zusammenarbeit und Kommunikation gab es zwischen den Kontrollorganen zweier benachbarter Staaten?

III. Die dritte Gruppe umfasst die Akteure der „Grenze“, die in einer mehr oder weniger direkten Beziehung zu der ersten oder zweiten obengenannten Gruppe stehen konnten: Informanten/Informantinnen, Fährleute, diejenigen, die wirtschaftliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem illegalen Grenzübertritt oder mit dessen Überwachung ausübten. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen den Menschen, die in der Nähe der Grenze lebten und arbeiteten, den Grenzbeamten und den Menschen, die versuchten, die Grenze zu überqueren? Wie war die Selbst- und Fremdwahrnehmung dieser Bevölkerungsgruppe als Teil einer Grenzregion und im Verhältnis zur ersten und zweiten Personengruppe? Was waren die sozialen und wirtschaftlichen Vor- und Nachteile ihrer Grenznähe?

Die Tagung findet vom 1. bis 3. Dezember 2022 an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen in Brixen statt.

Die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung werden von den Organisatoren übernommen.

Bitte senden Sie Ihren Themenvorschlag (ca. 500 Wörtern mit Angabe der verwendeten Quellen sowie in derselben Datei eine Kurzbiographie) bis zum 31. Mai 2022 an Francesca Brunet: francesca.brunet@unibz.it. Allfällige Fragen können an dieselbe Adresse gerichtet werden. Die Abstracts können auf Italienisch, Deutsch oder Englisch eingereicht werden. Die Konferenzsprachen sind Italienisch, Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung.

Die Ergebnisse des Auswahlverfahrens und das endgültige Tagungsprogramm werden bis Mitte Juni 2022 bekannt gegeben.

Organisationsteam: Francesca Brunet, Siglinde Clementi
Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen
Arbeitsgruppe „Geschichte und Region/Storia e regione“

Crossing the Border. Illicit crossings, controls, strategies (16th–19th centuries)

The theme of borders (political, physical, cultural, linguistic...) has long occupied a large space in the public debate and is the focus of interest of scholars in various disciplines: from historiography to geography, from international sciences to anthropology, from philosophy to linguistics, from law to economics. Globalisation, the great waves of migration, as well as the recent re-establishment of borders during the pandemic crisis have made it even more topical to reflect on the historical dimension of borders and their meaning for the populations and regions directly touched or crossed by their presence, as well as on the impact of borders in relation to the spaces of mobility of people and goods.

Within this potentially vast field of interest, the Competence Centre for Regional History of the Free University of Bozen/Bolzano and the working group “Geschichte und Region” are organising an international conference on a specific social dynamic that has always been linked to the presence of borders between states, namely their illegal crossing. This theme is closely linked to that of the practices and techniques of surveillance and identification of individuals, the instruments of territorial control, the legal concept of citizenship, residence and domicile, the political and institutional relations between centre and periphery and, more generally, the ways in which state powers have historically constructed, reshaped, negotiated and attempted to defend their borders.

From the disciplinary point of view, the conference wants to host a wide range of historiographic approaches, such as social history, women's and gender history, historical anthropology and microhistory, history of economics, law and crime. With regard to the geographical framework, the conference is open to any proposal. Finally, with regard to the chronological framework, we would like to maintain a long-term perspective, ranging from the early modern age to the whole of the 19th century: a time span during which both state configurations and, with them, the very concept of borders and the need to defend them changed drastically.

In view of the chronological, geographical and disciplinary breadth, and in order to facilitate comparative reflection, all interested parties are invited to submit proposals for case studies that reflect in particular on three groups of actors related to border regions - or, in other words, three perspectives on the dynamics of illegal border crossings - and the connections, interdependencies and conflicts between these groups.

I. The first group includes men, women, but also animals and objects who crossed borders against the law or otherwise without permission (deserters, fugitives, vagabonds, wandering traders, smugglers and smuggled animals and goods, etc.). Which figures were perceived as a danger or a potential source of disorder to be repelled? What drives, what economic needs or existential requirements, what individual and collective events led these people to cross the border illegally? What were the routes taken, what were the crossing strategies (falsification of documents, false declarations of identity, crossing at certain “weak points”, bribing those who controlled the border or seeking support and cooperation from the local population)?

II. The second group includes the persons and institutions in charge of border control. How was this control system organised and structured? What strategies were used? What legislative apparatus and possible punitive instruments were devised and applied in practice? What were the forms of cooperation and communication between the control apparatuses of two neighbouring states?

III. The third group includes the “border” actors, who could be in a more or less direct relationship with the first or second of the above-mentioned groups: informers/informants, ferrymen/ferrywomen, those who generally carried out economic activities related to the illegal crossing of borders or, on the contrary, to their surveillance. What kind of cooperation was there between the population living and working near the border, the border control officers and the people trying to cross the border? What was the perception of these populations with regard to the first or second group and, in general, to their place in a border region? What were the social and economic advantages or disadvantages?

The conference will take place on 1–3 December 2022 at the Faculty of Education of the Free University of Bozen-Bolzano in Bressanone.

Travel, board and lodging expenses will be covered by the organisers.

Please send your proposals (an abstract of about 500 words, containing an indication of the sources used, as well as, in the same file, a brief bio-bibliographical note) by 31 May 2022 to Francesca Brunet: francesca.brunet@unibz.it. Requests for clarification or organizational questions can be addressed to the same address. Abstracts may be written in Italian, German or English. The conference languages will be Italian, German and English, with simultaneous translation.

The results of the selection process and the final conference programme will be announced by mid-June 2022.

Organisers: Francesca Brunet, Siglinde Clementi
Competence Centre for Regional History, Free University of Bozen-Bolzano
Arbeitsgruppe “Geschichte und Region/Storia e regione”

Passare il confine. Attraversamenti illeciti, controlli, strategie (secoli XVI–XIX)

Il tema dei confini (politici, fisici, culturali, linguistici…) occupa da tempo un ampio spazio nel dibattito pubblico ed è al centro dell’interesse di studiosi e studiose in svariati ambiti disciplinari: dalla storiografia alla geografia, dalle scienze internazionali all’antropologia, dalla filosofia alla linguistica, dal diritto all’economia. La globalizzazione, le grandi ondate migratorie, così come il recente ripristino delle frontiere nel corso della crisi pandemica hanno reso ancor più attuale una riflessione sulla dimensione storica dei confini e del loro significato per le popolazioni e le regioni direttamente toccate o attraversate dalla loro presenza, nonché sull’impatto dei confini in relazione agli spazi di mobilità di persone e merci.

All’interno di questo campo di interesse potenzialmente sterminato, il Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano e il gruppo di lavoro “Geschichte und Region/Storia e regione” organizzano un convegno internazionale su una specifica dinamica sociale da sempre correlata alla presenza dei confini tra stati, vale a dire il loro attraversamento illecito. Si tratta di un tema che si lega strettamente a quello delle pratiche e delle tecniche di sorveglianza e di identificazione degli individui, degli strumenti di controllo territoriale, della concezione giuridica di cittadinanza, residenza e domicilio, dei rapporti politici e istituzionali tra centro e periferia e, più in generale, delle modalità in cui storicamente i poteri statali hanno costruito, rimodellato, negoziato e tentato di difendere le proprie frontiere.

Dal punto di vista disciplinare, il convegno vorrebbe ospitare un ampio ventaglio di approcci storiografici, quali la storia sociale, la storia delle donne e di genere, l’antropologia storica e la microstoria, la storia dell’economia, del diritto, della criminalità. Per quanto concerne il quadro geografico, il convegno è aperto a qualsiasi proposta. In relazione all’ambito cronologico, infine, si vorrebbe mantenere una prospettiva di lungo periodo, che va dalla prima età moderna a tutto il XIX secolo: un arco temporale nel corso del quale mutarono drasticamente sia le configurazioni statali sia, con esse, la concezione stessa dei confini e le necessità della loro difesa.

Data l’ampiezza cronologica, geografica e disciplinare, e per agevolare tuttavia una riflessione comparativa, si invitano tutti/e i/le possibili interessati/e a sottoporre proposte di relazione su casi di studio che riflettano specialmente attorno a tre gruppi di attori/attrici legati alle regioni di confine – o, in altre parole, a tre punti di vista sulle dinamiche di attraversamento illecito dei confini –, e alle connessioni, interdipendenze e conflitti tra questi gruppi.

I. Il primo gruppo comprende gli uomini, le donne, ma anche gli animali e gli oggetti che valicavano i confini contro la legge o comunque senza permesso (disertori, fuggitivi/e, vagabondi/e, commercianti girovaghi/e, contrabbandieri e merci contrabbandate, ecc.). Quali figure sono state di volta in volta percepite come un pericolo o una potenziale fonte di disordine da respingere? Quali spinte, quali esigenze economiche o necessità esistenziali, quali vicende individuali e collettive portavano queste persone ad attraversare illecitamente il confine? Quali erano i percorsi battuti, quali le strategie di attraversamento (falsificazione di documenti, false dichiarazioni di identità, passaggi in determinati “punti deboli”, forme di corruzione di chi controllava il confine o ricerca di appoggio e collaborazione da parte delle popolazioni locali)?

II. Al secondo gruppo vanno ascritte le persone e le istituzioni preposte al controllo dei confini. Come era organizzato e articolato tale sistema di controllo? Quali le strategie messe in atto? Quali strumenti legislativi e quali eventuali mezzi repressivi e punitivi vennero elaborati e concretamente recepiti ed applicati? Quali erano le forme di collaborazione e comunicazione tra gli apparati di controllo di due stati confinanti?

III. Il terzo gruppo comprende gli attori e le attrici “di confine”, che potevano porsi in relazione più o meno diretta con il primo o con il secondo dei gruppi sopra menzionati: informatori/informatrici, traghettatori/traghettatrici, chi in generale conduceva attività economiche correlate all’attraversamento illecito dei confini o, al contrario, alla loro sorveglianza. Quali tipi di collaborazione si instauravano tra la popolazione che viveva e lavorava a ridosso del confine, i controllori dello stesso e le persone che tentavano di valicarlo? Qual era la percezione di queste popolazioni rispetto al primo o al secondo gruppo e, in generale, alla propria collocazione in una regione confinaria? Quali i vantaggi o gli svantaggi sociali ed economici?

Il convengo si terrà nei giorni 1-3 dicembre 2022 presso la Facoltà di Scienze della Formazione della Libera Università di Bolzano, sede di Bressanone.

Le spese di viaggio, vitto e alloggio saranno coperte dagli enti organizzatori.

Si prega di inviare le proposte (un abstract di circa 500 parole, contenente l’indicazione delle fonti utilizzate, nonché, nello stesso file, una breve nota bio-bibliografica) entro il 31 maggio 2022 a Francesca Brunet: francesca.brunet@unibz.it. Allo stesso indirizzo ci si può rivolgere per richieste di chiarimento o domande di carattere organizzativo. Gli abstract possono essere redatti in italiano, in tedesco o in inglese. Le lingue del convegno saranno l’italiano, il tedesco e l’inglese, con traduzione simultanea.

I risultati della selezione e il programma definitivo del convegno verranno comunicati entro la metà di giugno 2022.

Organizzazione: Francesca Brunet, Siglinde Clementi
Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano
Gruppo di lavoro “Geschichte und Region/Storia e regione”

Kontakt

E-Mail: francesca.brunet@unibz.it