Jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart

Jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart

Veranstalter
Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft
PLZ
35037
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.04.2022 - 31.05.2022
Deadline
31.05.2022
Von
Hilke Wagner, Herder-Institut

Das Onlineportal „Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa“ (https://www.copernico.eu/) ruft auf zur Einsendung von Beiträgen für den neuen Themenschwerpunkt „Jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart“.

Jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart

Über Copernico
Das neue Recherche-, Themen- und Transferportal „Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa“ macht Geschichte anschaulich. Es informiert attraktiv und wissenschaftlich fundiert über die gemeinsame Geschichte und das geteilte kulturelle Erbe im östlichen Europa und bietet neben einem Online-Themenmagazin auch eine Recherchedatenbank, in der sich die Angebote und Tätigkeiten von bereits mehr als zwei Dutzend Partnereinrichtungen aus den Bereichen Wissenschaft und Kulturerbevermittlung recherchieren lassen.

Das Themenmagazin des Portals richtet sich insbesondere an die breitere Öffentlichkeit: Präsentiert werden Beiträge und Inhalte, die wissenschaftliche Themen und Forschungsergebnisse auch für thematische Einsteiger zugänglich machen und attraktiv aufbereitet sind. Dabei werden komplexe wissenschaftliche Apparate und Fachsprache vermieden, notwendige Fachbegriffe über Infoboxen erklärt, Orte und Länder über Einschubfenster mit Karten vorgestellt.

Arbeitsgebiet und -gegenstand des Portals sind die Länder, Landschaften und Regionen zwischen Ostsee und Schwarzem Meer.

Jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart
Am 22.11.1924 veröffentlichte Joseph Roth in der Frankfurter Zeitung eine Reportage über Lemberg (L'viv, Lwów, L'vov). Darin schildert er das vielsprachige Lemberg, die oft zitierte „Stadt der verwischten Grenzen“, in dem Juden ebenso zuhause waren wie Polen und Ukrainer. Zwar ist dieses Bild angesichts der blutigen Kämpfe zwischen der polnischen und der ukrainischen Bevölkerung und des Novemberpogroms nach Ende des Ersten Weltkriegs nicht frei von nostalgischer Verklärung, doch betont die Reportage zu Recht die starke Präsenz jüdischen Lebens im östlichen Europa vor dem Holocaust: „In der Nähe des Theaters, das am unteren Ende die Straße abgrenzt, sprechen die Menschen Jiddisch. Immer sprachen sie so in dieser Gegend. Sie werden wahrscheinlich niemals anders reden.“

Wie in Lemberg waren Juden an vielen Orten im östlichen Europa seit dem Mittelalter eine der größten Bevölkerungsgruppen, sie prägten Kultur und Bildung, Politik und Wirtschaft. Ihre Anwesenheit schlug sich auch im Stadtbild nieder, wofür insbesondere das Schtetl steht, aber auch die Existenz einzelner, spezifisch ‚jüdisch‘ konnotierter Gebäude, Gebäude-komplexe oder Straßenzüge.

Die gewaltsamen Konflikte des 20. Jahrhunderts, der Holocaust an den europäischen Juden, ‚ethnische Säuberungen‘ und erzwungene Bevölkerungsverschiebungen löschten das für das gesamte östliche Europa einst so charakteristische Nebeneinander verschiedener Sprachen und Religionen beinahe aus. Nach 1945 gab es zaghafte Versuche einiger jüdischer Überlebender, an ihren früheren Wohnorten wieder jüdisches Leben zu etablieren. Dies wurde von der nichtjüdischen Gesellschaft nicht selten ignoriert, offen abgelehnt oder als bloßes Übergangsstadium vor einer Emigration abgetan.

Der Call for Papers fragt nach Beiträgen, die sich mit der Geschichte jüdischen Kulturerbes im östlichen Europa befassen. Dabei können ebenso bekannte religions- und kulturgeschichtliche Phänomene wie die jüdische Aufklärung oder der Zionismus perspektiviert werden wie auch unbekanntere alltags- oder wirtschaftshistorische Facetten. Folgende Aspekte sind denkbar:
- Schtetl und Metropolen: jüdische Räume
- Erinnerungslandschaften und „Lost places“
- „Geteilte“ Geschichte: Miteinander und Begegnungen von Juden und Nichtjuden
- Jüdische Persönlichkeiten und Institutionen
- Geistig-religiöses Leben
- Alltagskultur und Familie
- Ausgrenzung und Verfolgung
- Objektgeschichten: Judaica in Raum und Zeit
- Schwieriger Neuanfang: Neues jüdisches Leben nach 1945

Richtwerte und Formate
Aufgerufen wird zur Einreichung von Beitragsvorschlägen unterschiedlichster Formate und Inhaltsformen, von niedrigschwelligen Einführungsformaten bis hin zu vertiefenden Hintergrundartikeln zu spezifischen Fragestellungen. Die maximale Textlänge beträgt 12.000 Zeichen einschl. Leerzeichen. Weitere Textformen, beispielsweise zur Vorstellung historischer Persönlichkeiten, für Objektgeschichten oder zu ausgewählten historischen Quellen können auch deutlich kürzer ausfallen (4.000-6.000 Zeichen).

Beiträge ab einer Länge von 10.000 Zeichen werden parallel auf dem Publikationsserver des Herder-Instituts publiziert und mit einer DOI versehen. Darüber hinaus verfügen alle Beiträge im Portal über eine Zitierempfehlung, Permalinks und Lizenzhinweis. Sämtliche Beiträge werden zweisprachig publiziert und ins Englische übersetzt (bei Bedarf können Beiträge auch auf Englisch eingereicht und ins Deutsche übertragen werden). Benötigt wird für jeden Beitrag mindestens eine attraktive und hochaufgelöste Illustration mitsamt Bildunterschrift und erfolgter Rechteklärung. Die eingereichten Beiträge werden im Rahmen eines internen Begutachtungsverfahrens lektoriert. Alle Autor:innen behalten die Nutzungsrechte für Ihre eigenen Texte. Weitere Hinweise für Beiträger:innen, zu Illustrationen und Schlagwörtern erhalten Sie im Portal selbst (https://www.copernico.eu/de/hinweise-fuer-beitraege) sowie auf Anfrage unter copernico@herder-institut.de
Es gelten die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis.

Einsendeschluss und Termine:
Bitte schicken Sie bis zum 31. Mai 2022 ein Abstract von max. 300 Wörtern mit einer kurzen Beschreibung des geplanten Beitrags an copernico@herder-institut.de Sie erhalten Rückmeldung bis zum 30. Juni 2022, ob der Beitrag zum Themenschwerpunkt zugelassen ist. Einsendeschluss der fertigen Beiträge ist der 15. Oktober 2022.

CfP online portal “Copernico. History and Cultural Heritage in Eastern Europe”: Jewish Life in Eastern Europe – Past and Present

The online portal "Copernico. History and Cultural Heritage in Eastern Europe" (https://www.copernico.eu/) is calling for submissions for the new topic in focus "Jewish Life in Eastern Europe – Past and Present".

About Copernico
The new research, topic and transfer portal "Copernico. History and Cultural Heritage in Eastern Europe" brings history to life. It provides attractively presented, scientifically sound information about the common history and shared cultural heritage in Eastern Europe. In addition to an online thematic magazine, the portal also features a research database where the offers and activities of already more than two dozen partner institutions from the fields of science and cultural heritage education can be researched.
The portal's thematic magazine caters to the broader public. It presents articles and content in an attractive way that makes scientific topics and research findings accessible to newcomers. Complex scientific apparatus and technical jargon are avoided, while necessary specialist terms are explained through info boxes, and places and countries are presented via slide-in windows with maps.
The portal covers the countries, landscapes and regions between the Baltic Sea and the Black Sea.

Jewish Life in Eastern Europe in the Past and Present
On November 22, 1924, Joseph Roth published a feature on Lemberg (L'viv, Lwów, L'vov) in the Frankfurter Zeitung. In it, he describes multilingual Lemberg, often called the "city of blurred borders," where Jews were as much at home as Poles and Ukrainians. While this image is not free of nostalgic transfiguration, given the bloody battles between the Polish and Ukrainian populations and the November pogrom after the end of World War I, the reportage rightly emphasizes the strong presence of Jewish life in eastern Europe before the Holocaust: "Near the theater that demarcates the street at the lower end, people speak Yiddish. They always spoke that way in this area. They will probably never speak any other way."
As in Lviv, Jews were one of the largest populations in many places in Eastern Europe from the Middle Ages onward, shaping culture and education, politics and the economy. Their presence was also reflected in the cityscape, particularly in the form of the shtetl, but also in the existence of individual buildings, building complexes or streets with specifically 'Jewish' connotations.
The violent conflicts of the 20th century, the Holocaust against the European Jews, ethnic cleansing and forced population displacements almost erased the coexistence of different languages and religions that was once so characteristic of the whole of Eastern Europe. After 1945, there were tentative attempts by some Jewish survivors to re-establish Jewish life in their former places of residence. This was quite often ignored, openly rejected or dismissed by non-Jewish society as a mere transitional stage before emigration.

The Call for Papers asks for contributions dealing with the history of Jewish cultural heritage in Eastern Europe. Well-known phenomena in the history of religion and culture, such as the Jewish Enlightenment or Zionism, can be put into perspective, as well as lesser-known facets of everyday life or economic history. The following aspects would also be conceivable foci:
- Shtetls and metropolises: Jewish spaces
- Landscapes of memory and “lost places”
- “Divided” history: coexistence and encounters between Jews and non-Jews
- Jewish personalities and institutions
- Spiritual-religious life
- Everyday culture and family
- Exclusion and persecution
- Object histories: Judaica in space and time
- Difficult new beginnings: New Jewish life after 1945

Guidelines and formats
Proposals may cover a wide variety of formats and content, ranging from low-threshold introductory formats to in-depth background articles on specific issues. The maximum text length is 12,000 characters including spaces. Other text forms, for example for the introduction of historical personalities, for object stories or for selected historical sources can also be significantly shorter (4,000-6,000 characters).
Contributions longer than 10,000 characters are published in parallel on the Herder Institute's publication server and assigned a DOI. In addition, all contributions in the portal have a citation recommendation, permalinks and license reference. All contributions are published bilingually and translated into English (if required, contributions can also be submitted in English and translated into German). For each entry, at least one attractive, high-resolution illustration with caption and rights clearance is required. The submitted contributions will be proofread within the framework of an internal review process. All authors retain the rights to use their own texts. Further instructions for contributors, illustrations and keywords are available on the portal itself (https://www.copernico.eu/de/hinweise-fuer-beitraege) and on request at copernico@herder-institut.de.
The rules of good scientific practice apply.

Deadline and dates
Please send an abstract of max. 300 words with a short description of your planned contribution to copernico@herder-institut.de by 31 May, 2022. You will receive feedback by 30 June 2022, indicating whether your contribution has been accepted for the thematic focus. The deadline for the submission of finished contributions is 1 October, 2022.

Kontakt

copernico@herder-institut.de

https://www.copernico.eu/en/start