Sternberg 1492: Rekonstruktion, Rezeption, Aufarbeitung

Sternberg 1492: Rekonstruktion, Rezeption, Aufarbeitung

Veranstalter
Prof. Dr. Kristin Skottki (Juniorprofessur für Mittelalterliche Geschichte, Universität Bayreuth); Prof. Dr. Oliver Plessow (Historisches Institut, Universität Rostock); Prof. Dr. Heinrich Holze (Theologische Fakultät, Universität Rostock)
PLZ
digital
Ort
per Zoom
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.05.2022 - 07.05.2022
Deadline
02.05.2022
Von
Kristin Skottki, Juniorprofessur für Mittelalterliche Geschichte, Universität Bayreuth

Erste wissenschaftliche Tagung zum Sternberger Hostienfrevelprozess von 1492 und der anschließenden Heiligblutwallfahrt.

Sternberg 1492: Rekonstruktion, Rezeption, Aufarbeitung

Am 24. Oktober 1492 wurden insgesamt 25 Männer und zwei Frauen jüdischen Glaubens auf dem später so genannten „Judenberg“ außerhalb Sternbergs auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Vorausgegangen war dieser Hinrichtung ein Prozess unter Beteiligung der Mecklenburger Herzöge und anderer Adeliger und Prälaten aus den umliegenden Territorien, in dem es um den Vorwurf eines Hostienfrevels und (wohl auch) um die Authentizität der vermeintlich blutenden Wunderhostien ging. Wohl spätestens seit 1493 entwickelte sich Sternberg zu einem neuen überregionalen Wallfahrtszentrum der damals überaus populären Heiligblutfrömmigkeit. Etwa in der Mitte des 16. Jahrhunderts kam der Wallfahrtsbetrieb endgültig zum Erliegen, nicht zuletzt auch durch die reformatorische Kritik am spätmittelalterlichen Wallfahrtswesen, wie sie Martin Luther auch explizit im Hinblick auf Sternberg (und andere Orte) formulierte.

Sternberg steht somit exemplarisch für viele ähnliche Phänomene dieser Zeit, in denen sich Antijudaismus und sich fortentwickelnde Formen christlicher Frömmigkeit in folgenschwerer Weise miteinander verbanden. Trotz der bis heute erhaltenen Zeugnisse in und an der Kirche und den zahlreichen Schriftzeugnissen aus den Jahrzehnten nach 1492 ist die Geschichte des Sternberger Hostienfrevelprozesses und der Heiligblutwallfahrt bis dato nur ansatzweise erforscht worden.

Der Workshop wird daher erste Ergebnisse bündeln, die sich
a) aus der intensiven Auseinandersetzung mit einzelnen Zeugnissen des Sternberger Hostienfrevelprozesses und/oder der Sternberger Heiligblutwallfahrt ergeben;
b) die sich aus der Untersuchung der konkreten historischen, politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und theologischen Kontexte des Sternberger Falls (idealerweise auf lokaler, regionaler und auch europäischer Ebene) ergeben. Gefragt wird dabei nicht nur nach der Bedeutung dieser Ereignisse in ihrer Zeit, vielmehr sollen auch
c) deren Nachwirkungen über epochale Brüche hinweg sowie die Herausforderungen einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit ihnen diskutiert werden. Dementsprechend soll auch eine Perspektive der „langen Dauer“ eingenommen und der Bogen bis in die erinnerungskulturellen Aufarbeitungen der Gegenwart geschlagen werden.

Programm

Freitag, 06. Mai 2022
13.00–13.30 Begrüßung/Eröffnung: H. Holze, O. Plessow, K. Skottki
13.30–14.15 Hartmut Kühne: Überblick über die Zeugnisse von Sternberg-Besucherinnen und -besuchern
14.15–15.00 Christine Magin: “Dies ist die Tischplatte …”: Inschriftliche und materielle Zeugnisse der Hostienfrevelbeschuldigung
15.00–15.30 Pause
15.30–16.15 Cordelia Heß: Präsentation der Objekte in der Sternberger Kirche im Vergleich mit anderen antijüdischen Kunstwerken
16.15–17.00 Doreen Brandt: “van der mishandelinghe” - Rhetorik und Poetik der Schmähung in der Reimrede über die Sternberger Hostienschändung in der Mecklenburgischen Reimchronik des Ernst von Kirchberg
17.00–17.30 Pause
17.30–18.15 Jörn Christophersen: Sternberg und Berlin - Abhängigkeiten, Bezüge, Vergleichsebenen

Samstag, 07. Mai 2022
09.00–09.45 Marie Lehmann: Die Flugschriften zum Sternberger Hostienfrevelvorwurf zwischen Antijudaismus und Frömmigkeitsbestrebungen (Werkstattbericht)
09.45–10.30 Simone Hallstein: Judenfeindlichkeit und Medienwandel. Die Inkunabeldrucke zu Sternberg 1492/93 am Beispiel der Magdeburger Offizin Simon Kochs
10.00–10.30 Pause
10.30–11.15 Vinicius Freitas: Zur Beschreibung des erschienenen Blutes der Bluthostien: Bilder, Devotion und Authentizität bei den Inkunabeln zum Sternberger Fall
11.15–12.00 Anna Krüger: Nikolaus Marschalk - ein Humanist und seine Sicht auf das Sternberger Judenpogrom 1492
12.00–13.00 Mittagspause
13.00–13.45 Alexander Will: Der Sternberger Hostienschändungsvorwurf vor dem Hintergrund der modernen Antisemitismusforschung
13.45–14.30 Kristin Skottki: Was bedeutet eigentlich „alle Juden wurden vertrieben“? Spuren jüdischer Migration um 1500
14.30–15.00 Pause
15.00–15.45 Oliver Plessow: Sternberg 1492 im kollektiven Gedächtnis? Eine erinnerungskulturelle Annäherung
15.45–16.15 Abschlussdiskussion & Pläne für weiteres Vorgehen

Kontakt

Eine Teilnahme ist nach vorheriger Anmeldung (bis spätestens 02. Mai) per Email bei Kristin Skottki möglich: kristin.skottki@uni-bayreuth.de
Angemeldete Teilnehmer*innen bekommen dann den Zoom-Link zugeschickt. Bitte nicht an unbefugte Dritte weitergeben!

https://www.mittelalter.uni-bayreuth.de/de/index.html