Epidemie und Emotion. Geschichtswissenschaftliche und transdisziplinäre Perspektiven

Epidemie und Emotion. Geschichtswissenschaftliche und transdisziplinäre Perspektiven

Veranstalter
Verein für Sozialgeschichte der Medizin in Kooperation mit: Department für Psychotherapiewissenschaft der SFU Linz, Forschungszentrum Medical Humanities sowie Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck
Veranstaltungsort
Sigmund Freud Universität, Linz
PLZ
4020
Ort
Linz
Land
Austria
Vom - Bis
23.06.2022 - 24.06.2022
Deadline
13.06.2022
Von
Marina Hilber, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck

Die Jahrestagung 2022 des Vereins für Sozialgeschichte der Medizin, die am 23. und 24. Juni 2022 an der Sigmund Freud Privat-Universität Linz stattfindet, widmet sich dem Spannungsfeld von Epidemie und Emotion aus historischer und transdisziplinärer Perspektive.

Epidemie und Emotion. Geschichtswissenschaftliche und transdisziplinäre Perspektiven

Die vergangenen zwei Jahre waren wie kaum eine Periode seit 100 Jahren von der kollektiven Erfahrung einer Pandemie und ihren vielfältigen Folgen und Begleiterscheinungen geprägt. Je länger dieser „Ausnahmezustand“ andauert, desto deutlicher zeigt sich für viele Beobachter:innen die hohe Relevanz emotionaler Aspekte bei gesellschaftlichen Gesundheitskrisen, wie sie Epidemien darstellen. Enge Interdependenzen von sozio-kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Prozessen auf kollektiver Ebene einerseits sowie psychischen und somatischen Prozessen auf individueller Ebene andererseits wurden und werden u.a. von Psychotherapie und Psychologie, von Gesundheits- und Emotionssoziologie, von Sozialisations- und Bildungsforschung sowie von den Medical Humanities herausgearbeitet; in historischer Ausrichtung ist in diesem Forschungsfeld, neben der Mentalitäts- und Emotionsgeschichte, auch die Sozialgeschichte der Medizin aktiv. Multi- und transdisziplinären Herangehensweisen kommt bei allen diesen Ansätzen hohe Relevanz zu, für die spezifische Fragestellung der mannigfaltigen Konnexe von Epidemie und Emotion erscheinen sie geradezu unerlässlich.

Programm

Do. 23.06.2022
08:30 Begrüßung und Eröffnung:
Ass. Prof. Dr. Marina Hilber – Univ. Prof. Elisabeth Dietrich-Daum (VSGM/Uni Innsbruck),
Univ. Prof. Dr. Thomas Stephenson (SFU Linz)

Panel I: Affektive Aspekte von Seuchen von der Antike bis zur Frühen Neuzeit
Chair: Elena Taddei
09:00 Rupert Breitwieser (Salzburg): Zum Umgang mit Seuchen im Altertum soziale Reaktionen und Emotionen
09:30 Martin Bauch (Leipzig): Hunger, Seuche und Flagellanten. Über die Ursprünge der Geißlerbewegung in der klimatischen Krise des Samalas-Ausbruchs in den 1250er Jahren im globalen Vergleich
10:00 Pause

Panel II: Epidemie-Bewältigung und Emotionalität: Cholera
Chair: Marina Hilber
10:30 Elke Hammer-Luza (Graz): „Verdächtige Krankheits- und Todesfälle“. Die Cholera 1831/32 in der Steiermark
11:00 Christian Promitzer (Graz): Kärntens unerwartete Pandemie: Überraschung, Furcht und Gefasstheit in den Jahren der ersten Cholerapandemie
11:30 Pause

11:45 Maria Heidegger und Elisabeth Dietrich-Daum (Innsbruck): „Nirgends sieht man Beistand“. Zur Historizität der Emotionen in der Pflege und der Emotionalität der Pflegenden am Beispiel der ersten Choleraepidemie der 1830er Jahre in der österreichischen Monarchie
12:15 Marcel Chahrour: Von der Angst vor dem „Anderen“ in der Epidemie. Die deutschsprachige akademische Medizin und die Angst vor dem „Orient“ als Krankheitsherd in der ersten Hälfte des 19. Jh.
13:00 Mittagspause

Panel III: Epidemie-Prävention und Emotionalität: Pocken
Chair: Carlos Watzka
14:30 Martin Gabriel (Klagenfurt): Untertanen des Staates und „Stücke unserer Herzen“ Die Autoritäten Neuspaniens, indigene Populationen und der Kampf gegen die Pocken
15:00 Maximilian Gröber/Elena Taddei (Innsbruck): Wessen Furcht? Wessen Zorn? (Konstruierte) Emotionen im Zusammenhang mit Pockenepidemien und Schutzpockenimpfung
15:30 Eberhard Wolff (Zürich): Wohin mit der pockenkranken Waltraud B.? Wie Epidemien narrativ-emotional konstruiert werden. Eine Mikro-Studie des Pockenausbruchs von Monschau/D. (1962)
16:00 Pause

Panel IV: Epidemien – Die (Be-)Deutung der Affekte
Chair: N. N.
16:15 Vera Faßhauer (Frankfurt): Emotion und Natur: Negative Affekte als Motor epidemischer Erkrankungen in der vitalistischen Medizinauffassung
16:45 Henriette Löffler-Stastka (Wien): Zur Akzeptanz von Begrenzung und der komplexen Funktion der Affekte
17:15 Pause

18:00 Keynote: Bettina Hitzer (Dresden): Pandemiegefühle. Nutzen und Grenzen einer emotionshistorischen Perspektive
Moderation: Elisabeth Dietrich-Daum
NB: Findet im Architekturforum OÖ (AFO) statt
18:45 Diskussion zur Keynote
20:00 Conference Dinner

Fr. 24.06.2022
Panel V: Epidemien und Emotionen im 20. Jahrhundert
Chair: Silke Ortner
09:00 Philipp Reichrath (Tübingen): Viele kranke Kinder: Emotives Tun bei Jane Addams und Alice Hamilton.
09:30 Hans-Martin Behrisch und Matthäus Wehowski (Dresden): Zwischen Panik und Gleichgültigkeit – Die Reaktionen der Bevölkerungen von Sachsen und Oberschlesien auf die Spanische Grippe 1918
10:00 Marina Hilber (Innsbruck): Prinzip Hoffnung. Heilmittel im Kampf gegen die Polio-Epidemie 1947 und ihre (mediale) Rezeption
10:30 Pause

11:00 Alois Unterkircher (Ingolstadt): „Die Hauptsache war dann wirklich die Trauerarbeit“. AIDS Memorial Quilts als außergewöhnliche Objekte der AIDS-Krise in den 1980/90er Jahren
11:30 Gisela Theising (Hannover): „Wendet Wut, Angst und Kummer in Aktivität.“ Zur Dialektik von Emotionen und Pragmatismus in der AIDS-Aktivistenkunst der 1980er und 1990er Jahre
12:00 Mittagspause

Panel VI: Trauma und Affektregulierung – Gegenwart und Zukunft der Vergangenheit
Chair: Marcel Chahrour
13:30 Thomas Stephenson und Agnes Stephenson (Linz): Was nicht erinnert werden darf, muss wiederholt werden. Individualpsychologische und psychoanalytisch-pädagogische Gedanken zu Interdependenzen von biographisch- und menschheitsgeschichtlich-historischem Wiederholungszwang
14:00 Carlos Watzka (Linz): Impfangst und totalitäre Vergangenheit. Politischer Terror und kollektive Traumatisierungen während des 20. Jahrhunderts als Erklärungsfaktor für das Ausmaß gegenwärtiger Ablehnung von Covid-Impfungen innerhalb Europas
14:30 Silke Ortner (Linz): Individuelle Krankheitserfahrungen zwischen Traumatisierung und Resilienz
15:00 Carlos Watzka (VSGM/SFU Linz): Schlussbemerkungen

Anmeldungen zur Tagungsteilnahme werden bis spätestens 13. Juni 2022 erbeten. Die Tagungsgebühr beträgt 100 € und deckt die Kosten für Kaffeepausen und das Conference Dinner ab.

Kontakt

Tagungssekretariat:
Manuel Morawek, BSc.: manuel.morawek@sfu.ac.at
Gabriella Kovacs, B.A.: gabriella.kovacs@sfu.ac.at
Tel. 0732 99 57 99

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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