Decolonizing Animal Studies

Veranstalter
Forschungsnetzwerk Cultural and Literary Animal Studies (CLAS)
Veranstaltungsort
Forschungskolleg Humanwissenschaften
PLZ
61348
Ort
Bad Homburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.09.2022 - 08.09.2022
Deadline
15.05.2022
Von
Esther Köhring

Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler:innen (insbesondere in der Promotions- und PostDoc-Phase) aller Disziplinen, die in den Animal Studies und/oder Postcolonial Studies sowie an deren Verschränkung und gegenseitigen Befragung arbeiten.

Decolonizing Animal Studies

Obwohl Animal Studies und Postcolonial Studies analog strukturiert sind, wurden sie zunächst vor allem als in einem problematischen Verhältnis stehend wahrgenommen: Von der einen Seite kritisierten die Postcolonial Studies die metaphorische Animalisierung indigener Menschen als Praxis des Othering. Von der anderen Seite erschienen Argumente der Postcolonial Studies anthropozentrisch.

In den letzten Jahren jedoch wird das Verhältnis der beiden Herangehensweisen im Hinblick auf mögliche gegenseitige Ergänzung reflektiert. Eröffnet wird damit eine intersektionelle Analyse des „Ecological Imperialism“ (Alfred Crosby) und der „kolonisierten“ und „kolonialen“ Tiere (Iris Därman, Bernhard Gissibl).

Mit der Betonung der strukturellen Nähe und Verschränktheit der Konzepte „Colonialism and Animality“ wird zudem der Hoffnung auf eine gegenseitige Erhellung der eigenen blinden Flecken Ausdruck verliehen. Zugleich aber, und hier will der Workshop ansetzen, bedeutet die Entwicklung eines „Postcolonial Ecocriticism“ (Graham Huggan/Helen Tiffin) bzw. einer „Postcolonial Critique in a Multispecies World“ (Neel Ahuja) auch eine selbstkritische Befragung der Standpunkte, Begriffe und Selbstverständnisse der Animal Studies, wie sie etwa Billy Ray Belcourt mit seiner „Indigenous Critique of Critical Animal Studies“ (Billy Ray Belcourt) formuliert. Diskutiert werden dabei bisher insbesondere die Spannungen zwischen Tierrechtsaktivismus und Dekolonisierung. Doch die Infragestellung der eigenen Position betrifft auch Theoriebildung, Analyse und Strukturen des Arbeitens.

Die Dringlichkeit dieser selbstreflexiven Wendung zeigt sich auch daran, dass Zeitschriften ihnen Sonderausgaben (Humanimalia: Special Issue: Decolonizing Human-Animal Studies, 2019) und Institutionen ihnen Jahresthemen widmen (Australasian Animal Studies Association Conference „Decolonizing Animals“, 2019) sowie einschlägige Sammelbände erscheinen (Colonialism and Animality, Anti-Colonial Perspectives in Critical Animal Studies, Hrsg. von Kelly Struthers Montford und Chloë Taylor, 2020).

Was also heißt „Thinking ‚Critically‘ About Animals After Colonialism“ (Dinesh Joseph Wadiwel)? Welche Rolle spielen andere Ontologien und nicht-westliche Mensch-Tier-Beziehungen in den Animal Studies, und wo folgen sie sentimentalen, kolonialen Logiken? Wie lässt sich die Dekolonialisierung auch und gerade der Animal Studies denken und umsetzen? Was heißt das für das Selbstverständnis der Animal Studies, was für das eigene Arbeiten? Der Workshop soll diesen Fragen in gemeinsamen Diskussionen nachgehen. Mögliche Arbeitsformen und damit Formate für die Beiträge der Teilnehmenden umfassen Präsentationen von Projekten/Thesen, Diskussion eigener Papers/Ausschnitte aus größeren Arbeiten, Vorstellung und Diskussion von theoretischen Texten, Werken, Quellen oder Forschungsdaten, sind aber nicht auf diese beschränkt. Wir werden aus den Vorschlägen zusammen mit den eingeladenen Teilnehmenden das Programm und einen Reader zur Vorbereitung entwickeln.

Wir bitten um eine kurze Darstellung des Bezugs zum und Interesse am Thema (ca. eine Seite) und einem Vorschlag für das Format des eigenen Beitrags zum Workshop bis zum 15. Mai 2022 per Email an koehring@lingua.uni-frankfurt.de
Für die eingeladenen Teilnehmer:innen werden die Anreise- und Unterkunftskosten übernommen.

Veranstaltungsort: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Bad Homburg bei Frankfurt/Main.
Eine Veranstaltung des Forschungsnetzwerks Cultural and Literary Animal Studies, organisiert von Roland Borgards und Esther Köhring
Roland Borgards, borgards@lingua.uni-frankfurt.de
Esther Köhring, koehring@lingua.uni-frankfurt.de

Kontakt

koehring@lingua.uni-frankfurt.de