Biographien als Sonden der Transformation? ‚Agency‘ der NS-Täter:innen nach 1945 in der Bundesrepublik, der DDR und Österreich

Biographien als Sonden der Transformation? ‚Agency‘ der NS-Täter:innen nach 1945 in der Bundesrepublik, der DDR und Österreich

Veranstalter
Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
Veranstaltungsort
Depot – Kunst und Diskussion, Breite Gasse 3
Gefördert durch
Gerda Henkel Stiftung, Stiftung Zeitlehren
PLZ
1070
Ort
Wien
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.06.2022 - 03.06.2022
Deadline
18.05.2022
Von
Oliver Gaida, Institut für Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin

Workshop in Wien, 02.-03. Juni 2022, Organisationsteam: Oliver Gaida (Humboldt-Universität zu Berlin), Kathrin Janzen (Universität Wien), Stefan Jehne (Humboldt-Universität zu Berlin), Yves Müller (Universität Hamburg)

Biographien als Sonden der Transformation? ‚Agency‘ der NS-Täter:innen nach 1945 in der Bundesrepublik, der DDR und Österreich

Das Jahr 1945 ist mit einer Reihe von gesellschaftlichen Transformationsprozessen verbunden, welche die Nachkriegszeit in der Bundesrepublik, der DDR und Österreich prägten. Auch die nationalsozialistischen Täter:innen standen in Beziehung zu diesen Prozessen. Das weitere Wirken der Täter:innen nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ hingegen findet lediglich als Nachgeschichte des Nationalsozialismus, in der „Vergangenheitspolitik“ Erwähnung und wird eher selten als Vorgeschichte der postnationalsozialistischen Gesellschaften interpretiert.
Im Workshop soll das Konzept der ‚agency‘ im Hinblick auf die Biografien der NS-Täter:innen vorgestellt und diskutiert werden. Wie wurde individuell mit der eigenen Tatbeteiligung umgegangen? Wie reagieren Akteur:innen auf Systemzusammenbrüche und -wechsel? Wie findet die Einbindung von Akteur:innen in das neue System statt? Wie ist die Bedeutung der gesellschaftlichen Struktur für die Handlungsentscheidungen der Akteur:innen einzuschätzen? Wer behielt seine legale Existenz bei und wer ging in die Illegalität?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Workshop mit dem Ziel die gewonnen Erkenntnisse aus den Einzelbiografien der Täter:innen zu synthetisiert, zu diskutieren und zur Konjunktur von Forschung zu den Transformationsprozessen um 1945 beizutragen.
Anmeldungen bitte bis zum 18. Mai an taeterbiografien.ifz@univie.ac.at
Liveübertragung via YouTube-Channel: Informationen auf https://zeitgeschichte.univie.ac.at/

Programm

Donnerstag, 02. Juni 2022
Ab 13.00 Begrüßung: Prof. Bertrand Perz (Wien) und Projektteam

13.30 – 15.00 PANEL I
Robert Obermair (Salzburg): „Für gute Absichten und Handlungen zum Kriegsverbrecher und Hochverräter erklärt“? Überlegungen zur Handlungsmacht nationalsozialistischer Täter:innen am Beispiel Oswald Menghins
Stefan Seefelder (Berlin): Koloniale Kontinuitäten. Die NS- und Nachkriegskarriere des letzten Gouverneurs von Togo, Adolf Friedrich zu Mecklenburg (1873-1969)
Kathrin Janzen (Wien): Dietrich Allers vor und nach 1945. Persönliche Netzwerke und die NSG-Verfahren

15.30 – 17.00 PANEL II
Stephanie Kaiser (Aachen): Biographien als Sonden der Transformation im Kontext der NS-Täterinnenforschung. Potentiale und Herausforderungen am Beispiel der drei NS-(Zahn)Medinzinerinnen von Schnizer, Soeken und Coronini-Kronberg
Anastassiya Schacht (Wien): „Ein fesselnder Besuch“ – Österreichische Episode in dem Konflikt um den sowjetischen politischen Psychiatriemissbrauch im Kalten Krieg
Philipp Mettauer (St. Pölten): Ärzte und andere Täter:innen. Die NS-„Euthanasie“-Morde in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Mauer-Öhling

Freitag, 03. Juni 2022
9.00 – 10.00 Keynote: Hans-Christian Jasch (Berlin)

10.45 – 11.45 PANEL III
Sandra Klos (Wien): Selbstverfasste Lebensläufe von Mitgliedern der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1945 bis 1950 – Die Akademie als Auffangnetz belasteter Professoren?
Mirjam Schnorr (Frankfurt am Main): Die Stadt als Täterin der „Arisierung“. Angehörige der Frankfurter Kommunalverwaltung zwischen Raub, Rechtfertigung und Neuorientierung
Stefan Jehne (Berlin): Doppelter Neustart in Ost und West – Der Erbgesundheits- und SS-Richter Werner Kühn (1892-1979)

12.45 – 14.15 PANEL IV
Norman Domeier (Stuttgart): Schreibmaschinentäter nach 1945. Straflosigkeit und internationale Karrieren von NS-Journalisten
Haydée Mareike Haass (München): Herbert Reinecker: NS-Propagandist und ZDF-Erfolgsautor. Eine mediale Verwandlungsgeschichte

14.45 – 16.15 PANEL V
Michel R. Pauly (Luxemburg): Die Zweideutigkeit in Biografien luxemburgischer Freiwilliger in der Wehrmacht und Waffen-SS während und nach dem Zweiten Weltkrieg
Yves Müller (Hamburg): „Die SA war der Aufstand der Anständigen“. Narrative der Selbst-Verharmlosung von SA-Angehörigen nach 1945
Gero Wollgarten (Düsseldorf), „Keine gewöhnlichen Kriminellen“ – Die ehemaligen Angehörigen des KdS Minsk in der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich

Kontakt

taeterbiografien.ifz@univie.ac.at

https://zeitgeschichte.univie.ac.at/
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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