Performance der Leistung: Praktiken der Humandifferenzierung von 1900 bis in die Gegenwart

Performance der Leistung: Praktiken der Humandifferenzierung von 1900 bis in die Gegenwart

Veranstalter
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz (Gregor Feindt, Johannes Paulmann, Mita Banerjee und Benjamin Wihstutz)
Ausrichter
Gregor Feindt, Johannes Paulmann, Mita Banerjee und Benjamin Wihstutz
Veranstaltungsort
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz
PLZ
55116
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.05.2022 - 20.05.2022
Von
Stefanie Mainz, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz

Der Workshop »Performance der Leistung« betrachtet Leistung als eine dynamische Praxis der Humandifferenzierung im langen 20. Jahrhundert und in unterschiedlichen historischen Konstellationen, Gesellschaften und Weltregionen. Grundlegend ist dafür die Annahme, dass Leistung historisch geworden, geografisch variabel und sozial kontingent ist.

Performance der Leistung: Praktiken der Humandifferenzierung von 1900 bis in die Gegenwart

Der Workshop untersucht gezielt die Aufführung, Darstellung und Vermittlung von Leistung in einzelnen Situationen und anhand von Individuen, wie auch deren Wirkung auf Gesellschaften über eine lange Dauer. Damit schließt der Workshop an die fruchtbare interdisziplinäre Forschung zu Leistungspraktiken und Diskursen in den letzten Jahren an und fragt wie Leistung sich als Prinzip der Unterscheidung von Menschen durch Performances historisch verfestigte. Die Beiträge stellen drei zentrale, aber bislang nur wenig beachtete Aspekte der Leistung ins Zentrum der Diskussion:

(1) Leistung als Praxis der Humandifferenzierung entsteht im Zusammenspiel von Diskurs und Performance unabhängig davon an welchen Aspekten menschlicher Existenz sie ansetzt. Leistung wurde nicht nur in Lohnordnungen, bürokratischen Richtlinien oder Regelbüchern des modernen Sports definiert, sondern zugleich am Zahltag, in der Amtsstube oder auf dem Sportplatz ausgehandelt und in Aufführungen vermittelt.

(2) Menschen sind nicht bloße Objekte der Leistung, sondern ihre Subjekte. Sie werden nicht nur durch Bewertung differenziert, evaluiert und hierarchisiert, sie nehmen an einer solchen Bewertung durch Tests und Leistungsschauen selbst teil, können diese nachvollziehen und selbstständig andere Menschen bewerten. Diese durch Leistung differenzierten Menschen und ihre Perspektiven stehen im Fokus der Untersuchungen.

(3) Schließlich sind besonders Umbrüche im modernen Leistungsparadigma von Interesse, also Momente und Konstellationen in denen sich der Begriff oder die Performance von Leistung veränderten bis hin zu ihrer völligen Infragestellung in den Krisen der Leistungsgesellschaft.

Der Workshop bringt Forschende aus Amerikanistik, Geschichtswissenschaft, Theaterwissenschaft, Germanistik und Kulturwissenschaft zu einem offenen Arbeitsgespräch zusammen. Die Forschungsfelder Arbeit, Altern wie auch Dis/ability ermöglichen den interdisziplinären Austausch zu Perfomance und Leistung und bieten eine übergreifende Perspektive auf Praktiken der Humandifferenzierung.

Programm

Donnerstag, 19. Mai 2022

13:00 Uhr Johannes Paulmann, Mainz
Begrüßung

13:15 Uhr Mita Banerjee, Gregor Feindt, Benjamin Wihstutz, alle Mainz
Einführung in den Workshop

13:45 Uhr Ulla Kriebernegg, Graz
Erfolgreiches, aktives, und produktives Altern als Dystopie?
Literaturgerontologische Perspektiven auf die Abschaffung des Alterns in der Leistungsgesellschaft

14:45 Uhr Mita Banerjee / Ruth Gehrmann, Mainz
Schönes Alter: Diversity, Leistung und Wettbewerb im Castingformat »Germany's Next Top Model«

15:30 Uhr Alexander Mayer, München
Leistung, sozialer Status und Selbstverständnisse in Ego-Dokumenten (1900–1970)

16:45 Uhr Reinhild Kreis, Siegen
Nachwuchs für die Leistungsgemeinschaft. Jugendwettbewerbe und Leistungsgefühle im 20. Jahrhundert

17:30 Uhr Gregor Feindt, Mainz
Unterscheidung und Gruppierung. Performance der Leistung im
Schuhunternehmen Bat’a zwischen Werkhalle, Personalverwaltung und Öffentlichkeit, 1925–1940

Freitag, 20. Mai 2022

9:00 Uhr Benjamin Wihstutz, Mainz
Die Performativierung von Leistung. Zum Verhältnis von
Leistungsgesellschaft und Performanzkultur um 1900

9:45 Uhr Nathan Taylor, Frankfurt
Der Leistungsroman. Literatur zwischen Fehl- und Dienstleistung um 1900

10:45 Uhr Elena Backhausen, Mainz
Der Mythos von individueller Leistung und Unabhängigkeit.
Paralympische Inszenierungen im historischen Wandel

11:45 Uhr Alexandra Oberländer, Berlin
Die kleine Schwester der Leistung? Produktivität im sowjetischen Betrieb

12:30 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Gregor Feindt
feindt@ieg-mainz.de

https://www.ieg-mainz.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger