Politischer Journalismus im Spannungsfeld von Medienwandel und Demokratisierung (17.-21. Jahrhundert)

Politischer Journalismus im Spannungsfeld von Medienwandel und Demokratisierung (17. bis 21. Jahrhundert)

Veranstalter
Volker Depkat (Regensburg), Susanne Lachenicht (Bayreuth), Hans-Jürgen Lüsebrink (Saarbrücken), Christine Vogel (Vechta)
Veranstaltungsort
Bayreuth
Gefördert durch
DFG, Universitätsgesellschaft des Saarlandes, Universitätsverein Bayreuth, Friedrich Naumann Stiftung
PLZ
95440
Ort
Bayreuth
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.06.2022 - 18.06.2022
Von
Susanne Lachenicht

Mit unserer Tagung wollen wir in einer langen historischen Perspektive das Verhältnis von Medienwandel, politischem Journalismus und Demokratisierung in interdisziplinärer, transregionaler, kultureller und transepochaler Perspektive in den Blick nehmen.

Politischer Journalismus im Spannungsfeld von Medienwandel und Demokratisierung (17. bis 21. Jahrhundert)

Als Anfang 2021 das US-Capitol von Anhänger:innen des damaligen Präsidenten Donald Trump gestürmt wurde und kurz darauf die großen Social Media Konzerne dessen Accounts sperrten, erreichte die seit Jahren andauernde weltweite Debatte um den digitalen Medienwandel, den Aufstieg des Populismus und die Krise des westlichen Demokratiemodells einen neuen Höhepunkt.

Doch die Fragen nach den Wechselwirkungen von Medien und demokratischer Kultur sowie nach Formen, Funktionen und Legitimation des politischen Journalismus haben die modernen Demokratien von Anfang an begleitet. Krisen und Umbrüche der letzten 250 Jahre waren immer auch Schlüsselmomente des politischen Journalismus und haben diesen Fragen stets aufs Neue Virulenz verliehen. Die Antworten fielen dabei im jeweiligen historischen Kontext durchaus unterschiedlich aus.

Mit unserer Tagung wollen wir in einer langen historischen Perspektive das Verhältnis von Medienwandel, politischem Journalismus und Demokratisierung in interdisziplinärer und transkultureller Perspektive analysieren.

Untersucht werden soll der Zusammenhang von politischem Journalismus und Demokratisierung in Abhängigkeit von historisch sich wandelnden Medienverbünden vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. In den Blick kommt damit das Zusammenspiel von „alten“ und „neuen“ Medien, von Printmedien (17. Jh. ff.), Foto- (19. Jh. ff.), Radio- und Fernsehjournalismus (20. Jh. ff.) und digitalen Medien (21. Jh. ff.).

Fragen wollen wir, was in Reflexion auf diese Medien politischer Journalismus und Demokratisierung jeweils heißen, anders gesagt, wie sich der Zusammenhang von historischem Kontext, Demokratievorstellungen und gattungsspezifischen Medialitäten gestaltet und wie sich dies auf politischen Journalismus auswirkt. Welche Akteur:innen sind involviert, welche Diskurse und Praktiken werden generiert, welche Art von Partizipation auf Seiten der Medienproduzent:innen und -konsument:innen findet statt? Welches Selbstverständnis haben die Journalist:innen, welches Rollenbild verkörpern sie? Was heißt dies für Demokratisierung? Mit welchen Norm- und Wertvorstellungen werden Begriff und Prozess der Demokratisierung verbunden? Und inwieweit repräsentieren diese universelle, seit der Aufklärungsbewegung des 18. Jahrhunderts ausgeprägte Werte oder europäisch-westliche Vorstellungen, die zunehmend sowohl in politischen Diskursen als auch in intellektuellen und journalistischen Medien in Frage gestellt werden? Wie stellt sich der Zusammenhang von Demokratisierung, Massenmedien und Populismus dar?
Unser besonderes Augenmerk wollen wir auf Schlüsselmomente von Demokratisierung in unterschiedlichen Weltregionen und historischen Epochen richten, an denen auch mittel- und langfristige Prozesse von Demokratisierung sichtbar werden.

Programm

Do, 16. Juni

14-15 Uhr Einführung / Introduction: Volker Depkat, Susanne Lachenicht, Hans-Jürgen Lüsebrink, Christine Vogel

15-18 Uhr Meinungsjournalismus – Journalisten als politische Aktivisten / Opinion Journalism – Journalists as Political Activists /
Le journalisme d’opinion – les journalistes comme activistes politiques

Chair: Astrid Blome (Dortmund, Institut für Zeitungsforschung)
Sabine H. Thöle (Bremen) – Die Journalistin der Weltbühne 1918-1933: Martha Maria Gehrke
Christoph Streb (LMU München) – Demokratisierung als Popularisierung: Persönlicher Meinungsjournalismus und mediales Publikum, ca. 1780-1800
Diskussion

Kaffeepause

Chair: Hans-Jürgen Lüsebrink
Daniel Stienen (BAW, München) – Selbstbehauptung durch Radikalität: Polnische nationaldemokratische Journalisten im späten Kaiserreich
Arouna Coulibaly (Abidjan, Elfenbeinküste) – Entre presse et littérature: contribution vallésienne à l'émergence d'une République sociale
Diskussion

18.30-20.00 Uhr Keynote 1: Jeremy D. Popkin (Lexington/KY, USA): Media and the French Revolution
Reception

Fr, 17. Juni

9-11 Uhr Journalisten und die Macht: Zwischen Distanzierung, Verflechtung und Indienstnahme I / Journalists and Power: Between Distancing, Entanglements, and Instrumentalizations I / Les journalistes et le pouvoir : entre distanciation, interconnexions et instrumentalisations I

Chair : Susanne Lachenicht (Bayreuth)
Marion Brétéché (Orléans) – Dévoiler et interpréter le ‚spectacle politique’, est-ce démocratiser la politique aux XVIIe et XVIIIe siècles ?
Heiner Stahl (Siegen) – Zeitungsmacherinnen und –macher zwischen Literarischen Salons und Literarischen Büros (1785-1815)
Iwan Michelangelo d’Aprile (Potsdam) – Die Käuflichkeit der Presse. Debatten und Praktiken zwischen Nachmärz und Kaiserreichsgründung
Diskussion

Kaffeepause

11.30-13 Uhr Journalisten und die Macht: Zwischen Distanzierung, Verflechtung und Indienstnahme II / Journalists and Power: Between Distancing, Entanglements, and Instrumentalizations II / Les journalistes et le pouvoir : entre distanciation, interconnexions et instrumentalisations II

Chair: Ute Fendler (Romanistik, Bayreuth)
Jean-Yves Mollier (Saint-Quentin en Yvelines) – Le Journalisme politique en France pendant l'affaire Dreyfus
Isaac Bazié (Montréal, Kanada) – La Chine-Afrique à travers le prisme du journalisme politique au Canada et en Afrique de l’Ouest
Diskussion

13 Uhr Lunch

15-17 Uhr Journalisten und die Macht: Zwischen Distanzierung, Verflechtung und Indienstnahme III / Journalists and Power: Between Distancing, Entanglements, and Instrumentalizations III / Les journalistes et le pouvoir : entre distanciation, interconnexions et instrumentalisations III

Chair: Christine Vogel (Vechta)
Norman Domeier (Prag) – Demokratischer Journalismus und NS-Diktatur: Die amerikanischen Auslandskorrespondenten als politische Akteure im „Dritten Reich“ und danach
Florian Homann (Münster) – Politisches Schreiben, Demokratisierung und Medienwandel bei Gabriel García Márquez und Juan Gabriel Vásquez
Diskussion

17.30-19 Uhr Keynote 2: Caja Thimm (Bonn): Digital Society - Digital Democracy? Utopian and Dystopian Perspectives on the Datafied Future

Reception

Sa, 18. Juni
9-12.30 Uhr Neue Medien (-formate) im Spannungsfeld von Populismus und Demokratisierung / New Media – Between Populism and Democratization / Nouveaux médias – entre le populisme et la démocratisation

Chair: Matthias Christen (Bayreuth)
Silvia Verdiani (Turin) – Digitale Kommunikationskanäle als operative Orte der Demokratisierung: Der Fall Soko Chemnitz vom Zentrum für Politische Schönheit
Sylvère Mbondobari (Bordeaux) – Dynamique diasporique, culture médiatique et conquête de l’espace public en Afrique francophone
Diskussion

Kaffeepause

Harm Kaal, Malte Fischer, Jamie Lee Jenkins, Solange Ploeg (Radboud University, NL) – Media as a pacesetter for democratization: ‘The voice of the people’ in newspapers and on radio and television in Germany, Great Britain and the Netherlands (1954-1980)
Diskussion

12.00-13.00 Uhr Abschlussdiskussion / Final Discussion / Discussion finale

Kontakt

susanne.lachenicht@uni-bayreuth.de

https://www.fruehe-neuzeit.uni-bayreuth.de/de/termine/2022-06-16-Tagung-Politischer-Journalismus/index.html