Die Erforschung der protestantischen Aufklärungstheologie ist in jüngerer Zeit stärker als bislang Thema der kirchen- und theologiehistorischen Forschung geworden, was sich in Tagungen, Editionen und zahlreichen Einzelstudien widerspiegelt. Ein beständiges Thema dieser Forschungen ist auch die Frage nach der historiographischen Beschreibung der Aufklärungstheologie: Meist wird sie in das überkommene vierteilige Schema von Übergangstheologie, Wolffianismus, Neologie und Rationalismus im Sinne einer chronologischen Abfolge untergliedert. Gleichzeitig wird diese Schematisierung grundsätzlich in Frage gestellt. Dies ist der Ausgangspunkt der geplanten Tagung: Sie will die Übergangstheologie, also die Anfänge der Aufklärungstheologie im deutschsprachigen Raum, in den Fokus rücken. In drei Perspektiven sollen grundlegende Fragen zur Übergangstheologie bearbeitet werden: Die erste Perspektive zielt auf die bisherige Nutzung des Begriffs Übergangstheologie, seine historiographische Tragfähigkeit und eine Grenzklärung zum Wolffianismus, zu dem die Grenzen zuweilen fließend sind. In einer zweiten Perspektive werden die zentralen Protagonisten (Mosheim, Pfaff, Baumgarten, Walch, Buddeus) behandelt, die um die als Helvetisches Triumvirat bzw. vernünftige Orthodoxie bekannten Theologen Werenfels, Turrettini und Ostervald ergänzt werden. Thematische Querschnitte bilden die dritte Perspektive, in der sowohl die Ausrichtung der Dogmatik, Dogmenkritik, Predigt, Ethik, Anthropologie bzw. Psychologie sowie die Konzeption des Theologiestudiums behandelt werden. In diesem dreifachen Zugriff sollen die Ausgangslage und die Anfänge der theologischen Aufklärung erhellt werden, die prägend für die weitere Entwicklung im 18. Jahrhundert waren. Damit soll ein bestehendes Forschungsdesiderat befriedigt werden, da die Übergangstheologie im Verhältnis zur Erforschung späterer Phasen der Aufklärungstheologie bislang wenig Beachtung gefunden hat.
Es sind jeweils 30-minütige Vorträge mit anschließender Diskussion (15 min) geplant. Eine Publikation der Tagungsbeiträge in Form eines Tagungsbandes ist geplant.
Die Tagung findet vom 4. bis 6. Oktober 2023 statt. Tagungsort ist die Philipps-Universität-Marburg, Fachbereich 05 Evangelische Theologie, Alte Universität/Lahntor 3, 35032 Marburg.
Vorschläge für Referate mit Titel und einem kurzen Abstract (ca. 10 bis 15 Zeilen) werden erbeten bis zum 30. September 2022.