Orte des Ankommens. Lager, Unterkünfte und Siedlungen für Geflüchtete in Europa seit 1945. Architekturen, Wandel, Erinnerung

Orte des Ankommens. Lager, Unterkünfte und Siedlungen für Geflüchtete in Europa seit 1945. Architekturen, Wandel, Erinnerung

Veranstalter
Stiftung Berliner Mauer, Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe der Technischen Universität Berlin
Veranstaltungsort
Erinnerungsstätte Marienfelde und Dokumentationszentrum Berliner Mauer
PLZ
13355
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
12.04.2023 - 14.04.2023
Deadline
15.09.2022
Von
Małgorzata Popiołek-Roßkamp, Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS)

Anlässlich des Jubiläums zu 70 Jahren Notaufnahmelager Marienfelde veranstaltet die Stiftung Berliner Mauer in Kooperation mit dem Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe der Technischen Universität Berlin eine internationale Tagung „Orte des Ankommens. Lager, Unterkünfte und Siedlungen für Geflüchtete in Europa seit 1945. Architekturen, Wandel, Erinnerung“ am 12-14.04.2023.

Orte des Ankommens. Lager, Unterkünfte und Siedlungen für Geflüchtete in Europa seit 1945. Architekturen, Wandel, Erinnerung

Anlässlich des Jubiläums zu 70 Jahren Notaufnahmelager Marienfelde veranstaltet die Stiftung Berliner Mauer in Kooperation mit dem Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe der Technischen Universität Berlin eine internationale Tagung „Orte des Ankommens. Lager, Unterkünfte und Siedlungen für Geflüchtete in Europa seit 1945. Architekturen, Wandel, Erinnerung“ am 12-14.04.2023.

Die Konferenz nimmt das Jubiläum zum Anlass über historische und aktuelle Orte der Unterbringung Geflüchteter, ihre Entstehung, Entwicklung und gesellschaftliche Erinnerung zu thematisieren. Das Notaufnahmelager Marienfelde, am 14. April 1953 für die Geflüchteten aus der DDR gebaut, nimmt dabei eine Scharnierfunktion zwischen unterschiedlichen Formen der Unterbringung als temporäres Notlager und langfristig gedachte Siedlungsstruktur ein und ist darüber hinaus eines der wenigen denkmalgeschützten Flüchtlingslager und so gleichzeitig Gedenk- und Denkmal-Ort.

Flüchtlingsunterkünfte sollen Menschen, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten, Zuflucht und Versorgung bieten. Oft wurden und werden für diesen Zweck bereits bestehende Objekte umgenutzt, früher Häftlingsbaracken, Zwangsarbeiter:innenlager, heutzutage Schulen, Sporthallen, Hotels und andere öffentliche Bauten. Neue Architektur, vollständig Funktionalität untergeordnet, wird meistens auf das Notwendigste reduziert. Die strenge räumliche Abgrenzung durch Mauern, Zäune und der beschränkte Zugang erschweren jegliche Identifikation mit dem Ort von außen. Verschiedene Aneignungspraktiken und ein home making „von innen“ dienen eher der Bewältigung des Alltags und führen nur in Ausnahmefällen zu einem „Ankommen“ auch im übertragenen Sinne.

Gerade in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg prägten temporäre Flüchtlingslager und Notunterkünfte das Bild vieler Städte. Die meisten davon verschwanden in den darauffolgenden Jahren sowohl aus dem Stadtbild als auch aus der Erinnerung, einige verfügten jedoch auch über eine erstaunliche Dauerhaftigkeit und prägen als Spuren und Relikte viele Stadträume bis heute. Ihre Materialität unterliegt dabei stetig Veränderungen, was sie schwer lesbar macht und auch für die klassischen Methoden der auf Authentizität fokussierenden Denkmalpflege kaum fassbar. Gerade durch ihre stetige Transformation sind diese Orte, eingebettet in den städtischen Strukturen, jedoch wichtige Zeugnisse städtebaulicher Entwicklungen einerseits und einer Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs mit Flucht und Fluchterfahrungen andererseits.

Ähnlich wie die Notunterkünfte sollten die „Nachfolgearchitekturen“, oft als ganze Siedlungen geplant, die zwar eine dauerhafte Bleibe bieten, auch günstig und schnell realisierbar sein. Diese schwierigen Projektvoraussetzungen führen dazu, dass die im öffentlichen Auftrag entstandenen, äußerst bescheidenen Architekturen „ohne Architekten“ oft übersehen werden und somit nicht im Fokus der Öffentlichkeit und der Forschung stehen.

In den letzten Jahren rückten auch vor dem Hintergrund aktueller massiver Migrationsbewegungen die Untersuchung von Orten des Ankommens sowohl in historischer als auch aus ganz aktueller Perspektive (arrival infrastructures) in den Fokus von Forscher:innen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen. Die konkreten baulichen Strukturen und Spuren des Ankommens der Geflüchteten sowie Fragen nach möglichen baulichen Konzepten, die Ankommen ermöglichen, werden dabei jedoch oft nur punktuell behandelt. Das Ziel dieser Tagung ist, die aktuelle Forschung zu räumlichen und materiellen Aspekten der Unterbringung von geflüchteten Personen in Europa nach 1945 aus historischer Perspektive zu diskutieren und davon ausgehend gleichzeitig einen vergleichenden Blick auf die Gegenwart werfen.

Die Vorträge sollen verschiedene Eigenschaften von Marienfelde aufgreifen, das Lager und Wohnarchitektur zugleich war, und bis heute in dieser doppelten Funktion genutzt wird. Die bewegte Entstehungs- Nutzungs- und Veränderungsgeschichte von Marienfelde soll mit den Beiträgen zu anderen Unterkünften, Lagern, Siedlungen und anderen Unterbringungspraktiken zeitlich sowie geografisch in Bezug gesetzt werden. Da in Teilen des Lagers immer noch Geflüchtete wohnen, reicht die Zeitspanne der Konferenz bis in die heutigen Entwicklungen hinein.

Die Konferenz wird in fünf thematische Blöcke gegliedert:

1. Notunterkünfte nach dem Zweiten Weltkrieg
Welche architektonischen Formen hatten die ersten Unterkünfte nach dem Ende der Kriegshandlungen? Wie wurde bestehende Objekte umgenutzt, umgebaut und umgedeutet? Welche Aneignungspraktiken dieser temporären Architekturen ließen sich beobachten?

2. Wohnsiedlungen für Geflüchtete
Wie wurde versucht eine dauerhafte Architektur schnell, günstig und für möglichst viele Menschen zu schaffen? Welche Kriterien und Vorstellungen vom zukünftigen Leben lagen diesen Planungen zugrunde? Wie wurden solche Siedlungen in den Stadtraum integriert? Auf welche architektonischen Vorbilder wurde dabei zurückgegriffen?

3. Flüchtlingsunterkünfte als Aufgabe für (städtebauliche) Denkmalpflege
Wie wird diese spezielle Architektur von der Denkmalpflege behandelt? Was wird wie erhalten – oder nicht? Welche (konkurrierende, oder fehlende) Erinnerungsdiskurse lassen sich bei der Wahrnehmung der Anlagen beobachten?

4. Arrival cities / Arrival neighbourhoods
Welche sozialräumlichen Veränderungen können in den Gegenden oder Städten festgestellt werden, die Geflüchtete aufnehmen? Welche städtebaulichen Strategien wurden und werden dabei verfolgt und wie wirken sich solche Anlage auf die Städte und Quartiere aus?

5. Geflüchtete und ihre Architekturen im Stadtraum heute
Welche alten und neuen architektonischen Konzepte (z.B. Tempohomes, MUF – Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge) werden heute bei der Unterbringung der Geflüchteten eingesetzt? Wie werden die Architekturen von außen (durch Architekt:innen) gestaltet und von innen (durch Nutzer:innen) bewohnt und gelebt?

Die Konferenz findet in deutscher Sprache statt, es gibt aber die Möglichkeit einzelne Vorträge auf Englisch zu halten.

Die Beiträge sollen eine Redezeit von 20 Minuten nicht überschreiten.

Abstracts (max. 200 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf schicken Sie bis zum 15.09.2022 per E-Mail an: malgorzata.popiolek@leibniz-irs.de

Die Tagungsorte sind Erinnerungsstätte Marienfelde und Dokumentationszentrum Berliner Mauer.

Kontakt

Kontakt: malgorzata.popiolek@leibniz-irs.de