Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft

Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft

Veranstalter
Prof. Dr. Jörg van Norden (Universität Bielefeld); Prof. Dr. Lale Yildirim (Universität Osnabrück) (Arbeitskreis "Geschichtsdidaktik theoretisch")
Ausrichter
Arbeitskreis "Geschichtsdidaktik theoretisch"
Veranstaltungsort
Université Luxembourg, Porte des Sciences
PLZ
4366
Ort
Esch-sur-Alzette
Land
Luxembourg
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
29.09.2022 - 30.09.2022
Deadline
16.09.2022
Von
Lale Yildirim, Historisches Seminar, Universität Osnabrück

Programm der Internationalen Tagung des Arbeitskreises "Geschichtsdidaktik theoretisch" in Luxemburg am 29./30. September 2022.

Anmeldung noch bis zum 16. September 2022 offen!

Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft

Geschichtsbewusstsein ist die Fundamentalkategorie der neueren Geschichtsdidaktik nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Der Begriff ist besonders mit dem Gründungsmythos der bundesdeutschen Geschichtsdidaktik der 1970er-Jahre verbunden. Aktuell steht Geschichtsbewusstsein allerdings einerseits in Konkurrenz zu anderen Modellen wie „Historical Thinking“ oder „Historical Reasoning“. Andererseits ist der Begriff ‚Geschichtsbewusstsein‘ in die Kritik geraten, er exkludiere. Er sei eurozentrisch oder sogar nationalgeschichtlich angelegt. Er privilegiere die kognitive Ebene gegenüber dem Unbewussten beziehungsweise werde zum Korrektiv gegenüber angeblichen Fehlkonzepten gemacht. Wenn diese Kritik zutrifft, ist, so ist Geschichtsbewusstsein in verhängnisvoller Weise mit Deutungshoheit verbunden. Oder ist diese Deutungshoheit ein notwendiges Korrektiv gegenüber postmoderner Beliebigkeit? Eindeutige Definitionen von Geschichtsbewusstsein, gegen die sich eine solche Kritik oder eine solche Wertschätzung richten könnten, sind allerdings damals und heute eher Mangelware. Dies zeigt sich schon, wenn man den Versuch unternimmt, „Geschichtsbewusstsein“ von „Geschichtsbild“ abzugrenzen. Dass es sich bei Ersterem um etwas Abstraktes und bei Zweiterem um seine Konkretisierung handeln könnte, wäre ein möglicher Versuch einer solchen Abgrenzung, aber würde man auf diese Art und Weise der oben skizzierten Kritik entgegentreten können? Sind Geschichtsbilder das, was geschichtsbewusst dekonstruiert werden muss? Oder ist „Geschichtsbewusstsein“ die Grammatik subjektiver Narrationen, die gesellschaftlich gerahmt und dennoch individuell verschieden sind, während ‚Geschichtsbild‘ ein begriffliches Synonym für eine solche Narration ist? Mit der Narration als dem erzählenden Rückgriff auf imaginierte Vergangenheit zwecks Orientierung in aktuellen Krisen, die auf eine tragfähigere Zukunft abzielt, gerät ‚Zeit‘ ins Blickfeld. Sind Geschichtsbilder, ist Geschichtsbewusstsein zukunftsfähig, sind sie in der Vergangenheit verhaftet oder auf die Gegenwart beschränkt, scheitern also an ihrem Anspruch, alle drei Zeitschichten abdecken zu können? Vielleicht sind Geschichtsbilder und Geschichtsbewusstsein aber gar nicht so anspruchsvoll wie behauptet und teilen sich die Zeit untereinander auf: Die Geschichtsbilder stehen dann für die Vergangenheit, das Geschichtsbewusstsein für Gegenwart und Zukunft? Hilft uns Geschichtsbewusstsein, aktuelle Krisen bewältigen zu können und eine tragfähige Zukunft zu ermöglichen?

Anmeldung:

Um eine Übersicht über die Anzahl der Teilnehmer:innen zu haben, möchten wir Sie bitten, sich per E-Mail bei Mike Richatz von der Universität Luxemburg anzumelden. Bitte nutzen Sie diese E-Mail auch für weitere Fragen. mike.richartz@ext.uni.lu.

Programm

Vorabendprogramm:

JÖRG VAN NORDEN: Geschichtsbewusstsein, Geschichtsbilder, Zukunft: Vom Bildungswert historischen Denkens

29. September 2022

09:00–09:30 Uhr Begrüßung, Meet & Greet

09:30–11:30 Uhr Panel I: Geschichtsbild(er), Normativität und Eurozentrismus

Kommentar: LARS DEILE (Bielefeld)
Moderation: PATRICIA HUSEMANN (Osnabrück)

JAN SIEFERT (Duisburg-Essen): Potentiale und Limitierungen eines internationalisierten Geschichtsbewusstseins bei der Integration von globaler und postkolonialer Geschichte

PHILIPP McLEAN (Bielefeld): Was hat Geschichtsbewusstsein eigentlich mit historischem Lernen zu tun?

LALE YILDIRIM (Osnabrück):„Die Produktion des Anderen als überdauernde (nachhaltige) Geschichtsbilder

WOLFGANG HASBERG (Köln): Geschichtlichkeit – oder: Integration von Geschichtsbild und historischem Bewusstsein

12:00–13:30 Uhr Mittagessen und Kennenlernen

13.30–15:30 Uhr Panel II: Ent-/Politisierung

Kommentar: SEBASTIAN BARSCH (Kiel)
Moderation: PETER RIEDEL (Bielefeld)

HANNAH VAN REETH (Graz): Historisierung als Erkenntnisfortschritt? Eine Reflexion über Wege in der Postmoderne
FRANZISKA REIN (Ludwigsburg): Behinderung und Migration als Dimensionen sozialer Ungleichheit? Eine intersektionale Analyse des Geschichtsbewusstseins

OLIVER PLESSOW (Rostock): Geschichtsbewusstsein, Macht und Politik - einige Gedanken zu einem schwierigen Verhältnis

MELANIE NOESEN/MIKE RICHARTZ (Luxemburg): Geschichtsbewusstsein erlernen? Eine Positionierung

16:00–17:30 Uhr Panel III: Geschichtsbewusstsein und Zeit

Kommentar: CHRISTIAN HEUER (Graz)
Moderation: IMKE SELLE (Osnabrück)

JUDIT SABIDO-CODINA, FERIDE DURNA (Barcelona): Aión, Kronos und das Geschichtsbewusstsein

SEBASTIAN BARSCH / Andreas Hübner (Kiel): Geschichtsbewusstsein und „Timefulness“

SABRINA SCHMITZ-ZERRES (Münster): Geschichtsbilder der Zukunft – Wie erzählt man, was man aus der Geschichte für die Zukunft lernen kann?

18:00 Uhr Abendessen

30. September 2022

09:00–10:00 Uhr Panel IV: Zukunft / Geschichtsbild / Geschichtsbewusstsein

Kommentar: OLIVER PLESSOW (Rostock)
Moderation: WANDA SCHÜRENBERG (Bielefeld)

URTE KOCKA (Berlin): Geschichtsbewusstsein: aufklärerisch und zukunftsweisend

MICHAEL ZECH (Kassel): Die Transformation von Geschichtsbewusstsein und Geschichtsbildern in eine Kultur dialogischer Geschichte

10:30–11:30 Uhr Abschlussrunde

Kontakt

E-Mail: lale.yildirim@uni-osnabrueck.de

https://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/abteilungen/didaktik_der_geschichte/profil.html
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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