Jenseits der Metropolen: Stadtgeschichte(n) von Mittelstädten und (kleineren) Großstädten 1945 bis heute

Jenseits der Metropolen: Stadtgeschichte(n) von Mittelstädten und (kleineren) Großstädten 1945 bis heute

Veranstalter
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster / Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Veranstaltungsort
Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur Domplatz 10, Münster (Auditorium)
PLZ
48143
Ort
Münster
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
29.09.2022 - 30.09.2022
Von
Christoph Lorke, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte

In der geschichts- und kulturwissenschaftlichen Forschung stellen Klein- und Mittelstädte eine weitgehend vernachlässigte Größe dar. Dies ist erklärungsbedürftig, wenn man bedenkt, dass diese Städte rein quantitativ Großstädte übertreffen und für eine Mehrheit der Menschen die gewohnte Lebensrealität bedeuten.

Jenseits der Metropolen: Stadtgeschichte(n) von Mittelstädten und (kleineren) Großstädten 1945 bis heute

Dieses Schattendasein ist Ergebnis der weitgehenden Konzentration der stadtgeschichtlichen Forschung auf Metropolen und Großstädte, die erst allmählich einem vorsichtigen Gewahr-Werden anderer Stadttypen weicht. Liegen diese kleineren und mittleren Städte in mancherlei Hinsicht „off the map“ (Jennifer Robinson), macht umgekehrt eben jene „Zwischenposition“ einen besonderen Reiz aus – nicht zuletzt für deren historische, sozial- und kulturwissenschaftliche Erforschung. Ob „typische“ Merkmale wie „kurze Wege“, die Vertrautheit mit Umgebung und Menschen, die relative Übersichtlichkeit städtischer Ereignisse, der damit zwangsläufig begrenzte Öffentlichkeitscharakter des sozialen und privaten Lebens, die Dominanz einzelner Wirtschaftsunternehmen, eingeschliffene Netzwerk- und Machtstrukturen, wechselhafte Verortungsprozesse und Identitätskonstruktionen – diese und weitere Aspekte deuten längst nicht erschöpfend mögliche Besonderheiten dieser kleineren und mittleren Städte an, die es bei deren Historisierung zu beachten gilt.

Doch wie kann eine moderne Stadtgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts über diese Städte erzählt werden? Welche Themen, Aspekte, Dimensionen sind relevant oder gar unverzichtbar? Welche methodischen Zugriffe und inhaltlichen Zuschnitte scheinen für welche Settings geboten? Diskutiert werden sollen darüber hinaus Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus der Einbindung von Zeitzeug:innen und der Stadtgesellschaft ergeben. Fragen um die Zielgruppenorientierung bei der Konzeption einer Stadtgeschichte, um narrative und darstellerische Anforderungen sowie um die Potenziale und Grenzen, die aus der Offenheit, Revisionsanfälligkeit und Unabgeschlossenheit der jüngeren und jüngsten Zeitgeschichte resultieren, werden ebenfalls thematisiert.

Der Workshop möchte einen Erfahrungsaustausch anregen und Machbarkeiten und Grenzen stadtgeschichtlicher Forschung sowie neue Perspektiven der Stadtgeschichte im Spannungsfeld von Forschung und Vermittlung erörtern. Kürzere Impulsvorträge vertiefen die oben genannten Fragestellungen anhand konkreter Beispiele und fokussieren dabei konzeptionelle und methodische Aspekte. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt der Beiträge auf dem Nordwesten der („alten“) Bundesrepublik, wobei punktuell regionale und transnationale Vergleiche gezogen werden.

Die Veranstaltung findet in Präsenz statt. Eine Online-Teilnahme ist nach vorheriger Anmeldung unter christoph.lorke@lwl.org möglich.

Programm

Donnerstag, 29. September 2022

12.30-13.00 Uhr Ankunft & Kaffee

13.00-13.30 Uhr Christoph Lorke (Münster): Begrüßung und Einführung
13.30-14.00 Uhr Clemens Zimmermann (Saarbrücken): Kleinstädte in der Geschichtswissenschaft
14.00-14.30 Uhr Brigitta Schmidt-Lauber (Wien): Vermittelstädterung?! Eine kulturwissenschaftliche Zeitdiagnose (digital)

15:00-16:00 Uhr Diskussion & Kaffeepause

Fachwissenschaftliche und gesellschaftspolitische Relevanz (mittel-)stadthistorischer Forschung

16.00-16.15 Uhr Sabine Mecking (Marburg): Skandalgeschichte als Zeit- und Stadtgeschichte
16.15-16.30 Uhr Peter E. Fäßler (Paderborn): Klein- und Mittelstädte - Stiefkinder der kollektiven Erinnerung?

16:30-17:15 Uhr Diskussion & Kaffeepause

Berichte aus der Praxis I: Stadtgeschichten im Entstehen

17.15-17.30 Uhr Alexander Krünes (Gotha): Arbeiter- oder Residenzstadt Gotha? Zur Problematik bei der Aufarbeitung zeitgeschichtlicher Themen in der Stadtgeschichte Gothas
17.30-18.00 Uhr Alexandra Bloch-Pfister (Münster) / Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld): Bocholt im 20. Jahrhundert. Pfadabhängigkeit und Pfadwechsel
18.00-18.15 Uhr Noah Nätscher (Frankfurt/Main): Informalität und fehlende Quellen in der Kleinstadtgeschichte am Beispiel Eschborns

18:15-18:45 Uhr Diskussion

19:30 Uhr gemeinsames Abendessen

Freitag, 30. September 2022

Berichte aus der Praxis II: (Groß-)Stadtgeschichten im Kontrast

9.00-9.15 Uhr Alexander Kraus (Wolfsburg): Auf der Suche nach dem stadtgeschichtlichen Narrativ. „Wolfsburg als Demokratielabor der Wirtschaftswunderzeit“
9.15-9.30 Uhr Ralf Blank (Hagen): Eine Stadtgeschichte für eine kleine Großstadt – das Projekt Hagen.
9.30.-9.45 Uhr Magnus Dellwig (Oberhausen): Oberhausen, eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet. Ein Zugang je Epoche. Eine Jubiläumsschrift mit Bordmitteln

9.45-10.30 Uhr Diskussion und Kaffeepause

Berichte aus der Praxis III: Methodische Herausforderungen

10.30-10.45 Uhr Christoph Strupp (Hamburg): Eine Großstadt auf den Begriff bringen? Überlegungen zu einer neuen Stadtgeschichte Hamburgs
10.45-11.00 Uhr Fabian Köster (Münster/Braunschweig): Die Stadt der Nostalgie – Herausforderungen konstruierter Stadtnarrative am Beispiel Gelsenkirchener Zeitzeug:innen-Interviews

11.00-11.45 Uhr Diskussion und Kaffeepause

Berichte aus der Praxis IV: Blicke nach (Ost-)Westfalen und Lippe

11.45-12.00 Uhr Bärbel Sunderbrink (Detmold): „Tiefenbohrungen“ in der lokalen Geschichte. Resümee zweier Jubiläumsprojekte in Bielefeld und Detmold
12.00-12.15 Uhr Bernd Hammerschmidt / Alfred Wesselmann (Lengerich): Eine Kleinstadt in der Zwischenkriegszeit: Lengerich zwischen 1914 und 1945
12.15-12.30 Uhr Joana Gelhart (Hamburg) / Tim Zumloh (Münster): Gütersloh „auf dem Sprung zur Großstadt“? Zum Umgang mit städtischen Narrativen

Ab 12.30 Uhr Abschlussdiskussion, Ende der Veranstaltung, Mittagsimbiss

Kontakt

christoph.lorke@lwl.org

Redaktion
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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