In der Dämmerung. Christian Voller und Falko Schmieder im Gespräch über die Vor- und Frühgeschichte der Kritischen Theorie

In der Dämmerung. Christian Voller und Falko Schmieder im Gespräch über die Vor- und Frühgeschichte der Kritischen Theorie

Veranstalter
Helle Panke e. V. - Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Veranstaltungsort
Helle Panke - Kopenhagener Straße 9
PLZ
10437
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
04.11.2022 -
Von
Fabian Kunow, Helle Panke e. V. - Rosa Luxemburg Stiftung Berlin

Die Kritische Theorie reicht zurück in die Jahre 1922/23. Kommunisten, die vom tatsächlichen Verlauf der Revolution enttäuscht, nicht selten auch abgeschreckt waren, trafen auf junge, bürgerlich sozialisierte Akademiker, die über die eng gesteckten Grenzen der neukantianischen Erkenntniskritik hinausdrängten. Unter der Parole "Rückkehr zu Marx" diskutierten sie das Kapital und begründeten jene Form des historischen Materialismus, der sich dann zur Kritischen Theorie weiterentwickeln sollte.

In der Dämmerung. Christian Voller und Falko Schmieder im Gespräch über die Vor- und Frühgeschichte der Kritischen Theorie

Mit Max Horkheimers im Exil verfasstem Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“ findet sie 1937 ihre bündige Bestimmung, im Nachkriegsdeutschland wird sie als „Frankfurter Schule“ zur intellektuellen Institution und moralischen Instanz. Doch die Ursprünge der Kritischen Theorie reichen zurück in die Jahre 1922/23. Arbeiter- und Soldatenräte, die sich im Ausgang des Ersten Weltkriegs gebildet hatten, waren blutig niedergeschlagen worden, die Inflation begann sich Bahn zu brechen, und die russische Revolution, an die sich beträchtliche Hoffnungen geknüpft hatten, geriet zusehends zur bolschewistischen Einparteienherrschaft. Zur selben Zeit stürzte eine Philosophie in ihre finale Zusammenbruchskrise, die in ihren metaphysischen Strängen unglaubwürdig geworden war, während sie in ihren positivistischen sinnlos erschien. Orientierung jedenfalls vermochte sie keine mehr zu bieten. Vor diesem Hintergrund kam es zu einer eigentümlichen Annäherung: Kommunisten, die vom tatsächlichen Verlauf der Revolution enttäuscht, nicht selten auch abgeschreckt waren, trafen auf junge, bürgerlich sozialisierte Akademiker, die über die eng gesteckten Grenzen der neukantianischen Erkenntniskritik hinausdrängten. Unter der Parole „Rückkehr zu Marx“ diskutierten sie das Kapital und begründeten jene Form des historischen Materialismus, der sich dann zur Kritischen Theorie weiterentwickeln sollte.

Christian Voller ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien am Lehrstuhl für Medienkultur und Medienphilosophie an der Leuphana Universität Lüneburg; von ihm erschien jüngst das Buch In der Dämmerung. Studien zur Vor- und Frühgeschichte der Kritischen Theorie, Matthes & Seitz Berlin 2022.

Dr. Falko Schmieder ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin; Veröffentlichung u.a.: Begriffsgeschichte und historische Semantik. Ein kritisches Kompendium, Suhrkamp Berlin 2019.

Kontakt

E-Mail: fabian.kunow@helle-panke.de