Der Zweite Weltkrieg war für das Lukaschenka Regime während der gesamten Zeit seines Bestehens eine wichtige symbolische Ressource. Als Reaktion auf die aktuellen politischen Herausforderungen, darunter die Proteste von 2020 und Russlands Krieg in der Ukraine, wurden die Topoi des Faschismus, der deutsche Besatzung der UdSSR und der BSSR-Rolle im Zweiten Weltkrieg erneut instrumentalisiert, um die Verfolgung und die Unterdrückung von Regimegegnern zu legitimieren. Gleichzeitig interpretieren belarussische Protestierende bis heute die gleichen Geschichtsbilder kreativ neu und nutzen sie, um den repressiven Staat auf witzige Weise zu kritisieren.
Ziel der Diskussion ist es, die Verwendung des Zweiten Weltkriegs in der Rhetorik des belarussischen Staates in den letzten zwei Jahren zu thematisieren. Wie stellt sich die zeitgenössische Geschichtspolitik in Belarus dar? Welche rhetorischen Veränderungen hat sie in der letzten Zeit erfahren? Welche Kontinuitäten mit der sowjetischen Erinnerungspolitik erheben sich und inwiefern weicht die zeitgenössische belarussische Staatsrhetorik von ihr ab? Welche Topoi des Zweiten Weltkriegs sind spezifisch für Belarus? Kann die Neuinterpretation dieser Bilder gegen die Staatsideologie wirksam sein?
Einleitung und Moderation:
Prof. Dr. Felix Ackermann, Lehrgebiet Public History, Historisches Institut FernUniversität Hagen
Experten:
- Dr. Ales´ Pashkevich, Historiker und Mitarbeiter der belarussischen unabhängigen Zeitschriften ARCHE und Nascha Historyja
- Dr. Valer Bulhakau, Verleger und Ideenhistoriker
Für diese Veranstaltung wird Simultandolmetschen aus dem Belarussischen ins Englische vorgesehen. Für die Teilnahme melden Sie sich bitte bei support.bel@science-at-risk.org.
Zur Science At Risk Lecture Series
Das Science at Risk Emergency Office – vom Akademischen Netzwerk Osteuropa e. V. im August 2020 gegründet und durch das Auswärtige Amt gefördert – unterstützt diese durch Krieg in der Ukraine bedrohte und nachweislich gefährdeten Studierenden und Wissenschaftler:innen durch die Bündelung und Bereitstellung von Hilfs- und Förderangeboten. Konkret vermitteln wir Betroffene aus den Zielländern in Studien- und Promotionsplätze sowie Lehr- und Forschungsaufträge an deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie in ein von uns initiiertes Mentoringprogramm.
Daneben führen wir eine virtuelle Vortragsreihe durch, Science at Risk Lecture Series, unter der Beteiligung von gefährdeten Wissenschaftler:innen aus Belarus, Russland und der Ukraine. Dies ermöglicht es den Kolleg:innen, in einer sicheren Online-Umgebung ihre akademische Arbeit vorzustellen und fortzuführen. Auf diesem Wege möchten wir wissenschaftliche Stimmen aus unterschiedlichen Wissenschaftssystemen zusammenbringen, aus denen sich eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Zukunft ergeben kann.