Buchpräsentation / William D. Godsey - Petr Maťa (Hg.)
Dieser Themenband bietet einen aktuellen Rahmen, um über den Wandel von Staat und Gesellschaft in der Habsburgermonarchie über einen Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten zu reflektieren. Im Fokus steht die Frage nach dem Zusammenhalt, der Kohärenz, Funktionalität und Legitimität der Habsburgermonarchie unter dem Eindruck von häufigem Krieg und ständiger Mächtekonkurrenz zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den napoleonischen Kriegen. Aus vergleichender europäischer Perspektive befasst sich der Band zunächst mit dem „fiscal-military“ Begriff (John Brewer), dessen Entstehung und bisherige Anwendung beleuchtet und dessen heuristisches Potenzial ausgelotet wird.
Der Band ruft speziell in Erinnerung, dass die Schaffung und Aufrechterhaltung dauerhaft stehender Streitkräfte zentrale Aufgaben und Herausforderungen frühneuzeitlicher habsburgischer Staatlichkeit darstellten, die profunde Auswirkungen auf das Gefüge der Monarchie und auf alle sozialen Gruppen zeigten. Exemplarisch werden dabei Strukturen, Tätigkeiten und Akteure sowohl auf der militärischen wie auch auf der finanziellen Ebene in den Blickpunkt gerückt, die zum Erhalt des habsburgischen „fiscal-military state“ entscheidend beitrugen. Unter anderem werden das Generalkriegskommissariat, ausländische Subsidien und sonstige Formen auswärtiger Unterstützung, die Landstände und Landtage, Steuern und Kredit, die Rekrutierung von Mannschaft und Offiziere, die Versorgung und der Nachschub sowie einzelne Adelsfamilien, Vermittler und Unternehmer mitberücksichtigt. Darüber hinaus kommt die Idee der „composite monarchy“ (J. H. Elliott) zur Anwendung, um auf die Entstehung von Symmetrien und Asymmetrien in den sich ständig im Wandel befindlichen Strukturen der Monarchie aufmerksam zu machen. Die Verdichtung von Staatlichkeit ging zudem auch mit der Entstehung neuer Partikularismen einher.
Mit Festvorträgen von Professor Tim Blanning (Sidney Sussex College, University of Cambridge) und Professor Peter H. Wilson (University of Oxford).