In der ersten Veranstaltung des Forschungskolloquiums im Sommersemester 2023 spricht Frau Dr. Kerstin Hohner von der "Runden Ecke" Leipzig zum Thema "Der Hinstorff Verlag Rostock im Spiegel der Stasi-Akten"
Bereits frühzeitig begann die Stasi, einen eigenen Apparat für die gezielte Überwachung, Beeinflussung und Unterwanderung des Literaturbetriebes aufzubauen. Zu den Institutionen, die es abzusichern galt, zählten u.a. die Verlage. Sie waren eine der wichtigsten Anlaufstellen, um Informationen zu „feindlich-negativen“ Schriftsteller:innen sowie deren Manuskripte zu erhalten und Einfluss auf den Inhalt von Texten zu nehmen und Änderungen erwirken zu können. Auch im Hinstorff Verlag wurden inoffizielle Mitarbeiter:innen eingesetzt. Der gezielte Aufbau einer IM-Basis im Lektorat erfolgte in den 1960er-Jahren, wodurch der Informationsfluss zur Stasi stets gesichert war. Als Hinstorff Anfang der 1970er-Jahre Autoren wie Franz Fühmann, Jurek Becker, Rolf Schneider, Klaus Schlesinger und Fritz Rudolf Fries um sich versammelte, rückte der Verlag in das Visier der Stasi. Als „Sammelbecken schwankender und negativer Schriftsteller aus der DDR“ wurde er zum Schwerpunkt in der operativen Arbeit, was eine erhöhte Einflussnahme im Lektorat und in der Leitungsspitze des Verlages bis 1989 nach sich zog. Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von umfangreich überlieferten Stasi-Unterlagen über den Hinstorff Verlag der Jahre 1959–1989.
Die Veranstaltung findet am 10. Mai 2023 zwischen 18:00 Uhr und ca. 19:30 Uhr hybrid im Stasi-Unterlagen-Archiv (Karl-Liebknecht-Str. 31, 10178 Berlin, Raum 604) sowie über Zoom statt. Interessierte melden sich bitte unter folgendem Link an: https://zoom.us/j/94160953892?pwd=U0dmM2h5Z3ZNYlMrL0lVLzhwZWp3Zz09.