Digitale Ressourcen und Arbeitstechniken bestimmen zunehmend die internationale und interdisziplinäre Religions- und Bildungsforschung. Wissenschaftler:innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen nutzen beispielsweise digitalisierte Medien zur Geschichte und gegenwärtigen Praxis religiöser Erziehung, Bildung und Sozialisation, wie sie u.a. die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF, das Leibniz-Institut für Internationale Schulbuchforschung (GEI) in Braunschweig und das Jenaer Digitalisierungsprojekt Kirchliches und schulisches Zeitschriftenwesen in vorbildlicher Weise zur Verfügung stellen. Zudem nutzen Wissenschaftler:innen computergestützte Verfahren zur Analyse digitalisierter Medien, um beispielsweise kollektivbiographische Daten auszuwerten, typische Denk- und Verhaltensmuster zu identifizieren oder Diskurse zu rekonstruieren. Etablierte historische Forschungsformate werden durch digitale Ressourcen und Arbeitstechniken weiterentwickelt und ausdifferenziert. Insbesondere die Methoden, Arbeitstechniken und Tools der Digital Humanities wie das Text Mining verheißen in diesem Zusammenhang ein Erkenntnispotential, das bisher kaum erprobt und diskutiert wurde.
Die bevorstehende Jahrestagung des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik (AKHRP) setzt sich zum Ziel, die Nutzung und den Nutzen digitalisierter Medien und computergestützter Analyseverfahren zu reflektieren und mit etablierten Forschungsmethoden in Beziehung zu setzen. In den Blick kommt dabei auch die Geschichte digitaler Arbeitstechniken in der historischen Forschung, wie sie beispielsweise mit der Software IBM SPSS Statistics in den 1970er-Jahren begann. Neben einer Bestandsaufnahme vorhandener Projekte sollen vor allem Forschungsperspektiven in den Blick kommen, die sich aus dem ‚digital turn‘ für die historische Religions- und Bildungsforschung ergeben. Im Einzelnen sind für die Tagung die folgenden Panels vorgesehen:
1. Etablierte Forschungsformate in der historischen Religionspädagogik: Wie werden diese durch digitale Ressourcen und Arbeitstechniken weiterentwickelt, modifiziert und/oder obsolet?
2. Grenzen der Digitalisierung: Was lässt sich nicht digitalisieren? Welche Nachteile haben digitale Ressourcen und Arbeitstechniken?
3. Digitale Ressourcen in der historischen Religions- und Bildungsforschung (Datenbanken, digitalisierte Quellen, digitale Editionen etc.)
4. Digitale Arbeitstechniken in der historischen Religions- und Bildungsforschung (Recherche, Analyseverfahren, neue Formen der Wissenschaftskommunikation etc.)
5. Methoden und Tools der Digital Humanities in der historischen Religions- und Bildungsforschung (Information Retrieval, computerlinguistische Werkzeuge, Korpuslinguistik, Text Mining etc.)
6. Geschichte digitale Ressourcen und Arbeitstechniken in der historischen Religions- und Bildungsforschung (Datenbanken, quantitative Analysen mit SPSS, qualitative Inhaltsanalyse mit MAXQDA etc.)
Der Arbeitskreis lädt Wissenschaftler:innen aus den Geschichts-, Religions-, Politik-, Sozial- und Erziehungswissenschaften sowie der katholischen, evangelischen, jüdischen und islamischen Theologie und Religionspädagogik ein, Forschungsprojekte, die im thematischen Umfeld des Tagungsthemas liegen, im Rahmen dieser Tagung vorzustellen. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.
Die Jahrestagung des „Arbeitskreises für historische Religionspädagogik“ findet am 27./28. Februar 2024; der Tagungsort wird noch bekannt gegeben.
Bitte senden Sie Ihre Themenvorschläge für einen 20-minütigen Vortrag, eine Kurzbeschreibung des Projektes (maximal 500 Wörter) und einen tabellarischen Lebenslauf sowie ggf. eine Publikationsliste bis zum 31. August 2023 per E-Mail an Prof. Dr. David Käbisch, Professur für Religionspädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main (kaebisch@em.uni-frankfurt.de).
Der Sprecherrat des Arbeitskreises besteht gegenwärtig aus:
- Prof. Dr. David Käbisch, Frankfurt am Main (geschäftsführend)
- Prof. Dr. Andreas Kubik, Osnabrück
- Prof. Dr. Antje Roggenkamp, Münster
- Prof. Dr. Werner Simon, Mainz
- Prof. Dr. Michael Wermke, Jena
- Dr. Laura Weidlich, Marburg
- Dr. Johannes Wischmeyer, Hannover
- Prof. Dr. Jan Woppowa, Paderborn
Weitere Informationen zum AKHRP finden Sie unter https://www.uni-frankfurt.de/71593642/Arbeitskreis.