Historiographie am Ende der Antike

Historiographie am Ende der Antike – Konzeptionen, Milieus und Regionalität im erweiterten östlichen Mittelmeerraum, ca. 500 – 700

Veranstalter
Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik
PLZ
6020
Ort
Innsbruck
Land
Austria
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
08.06.2023 - 11.06.2023
Von
Jakob Riemenschneider, Institut für Alte Geschichte und Altorientalisik, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Konzeptionen, Milieus und Regionalität im erweiterten östlichen Mittelmeerraum, ca. 500 – 700

Historiographie am Ende der Antike – Konzeptionen, Milieus und Regionalität im erweiterten östlichen Mittelmeerraum, ca. 500 – 700

Das Ende der antiken Geschichtsschreibung wird im östlichen Mittelmeerraum häufig gleichgesetzt mit dem Ende einer bestimmten historiographischen Konzeption: Das schrittweise Verschwinden von Werken, die sich an den traditionellen Vorbildern Herodot und Thukydides orientieren, liefert dabei nicht nur den vermeintlichen Schlusspunkt, sondern auch die Maßeinheit, mit der dieses Verschwinden bewertet wird. Zusammen mit der Kontraktion der römischen Herrschaft im siebten Jahrhundert n. Chr. kann so der Eindruck entstehen, dass die jahrhundertealte Tradition der antiken Geschichtsschreibung vorläufig untergegangen sei.
Diese Vorstellung kollidiert jedoch an vielen Orten mit der Existenz regionaler Varianten von Geschichtsschreibung, die vom Verschwinden deutlich weniger betroffen sind. Syrische, armenische, georgische oder koptische historiographische Traditionen entwickelten im Gegenteil zwischen dem fünften und siebten Jahrhundert eigene Dynamiken, die im modernen historischen Diskurs zu häufig übersehen wurden. In den vergangenen Jahren wurde bereits viel unternommen, die gemeinsamen literarischen Wurzeln und die Ähnlichkeiten und Besonderheiten dieser Traditionen zu problematisieren. Die Tagung „Historiographie am Ende der Antike“ soll an diesem Punkt ansetzen und den Fokus erweitern. Schwerpunkte der Analyse sollen Untersuchungen sein, die einerseits die Konzeptionen von Geschichte und Geschichtsschreibung im Vergleich herausarbeiten und andererseits Autoren und ihr Publikum gesellschaftlich verorten. Das Ziel ist es, einen gemeinsamen Referenzrahmen herzustellen für regional und sprachlich getrennte historiographische Texttraditionen der Spätantike zwischen Griechenland, dem Kaukasus und dem Roten Meer.

Programm

Donnerstag, 08.Juni, 18 Uhr

Keynote Prof. Dr. Bruno Bleckmann: Die Türken bei Menandros Protektor

Freitag, 09. Juni

9:00-9:30
Begrüßung – Jakob Riemenschneider, Roland Steinacher
9:30-11:00
Der richtige Ausgangspunkt? Klassizistische Geschichtsschreibung und der erweiterte östliche Mittelmeerraum
assoz.- Prof. Dr. Irene Madreiter: “Griechische“ Geschichtsschreibung? Trans- und interkulturelle Aspekte der klassischen Historiographie
Jakob Riemenschneider MA: Finding Audiences for Classicising Historiography in the Sixth Century
11:15-12:45
Der andere Leser. Chronistik und ihr Milieu
Dr. Robin Whelan: For Official Use? Zachariah Rhetor’s Ecclesiastical History as Political Advice
Paulina Kaczmarczyk MA: Seeking Comfort in the Past. John Malalas about Hellenistic Syria
14:00-15:30
Neue Editionen und Kommentare im Fokus
Dr. Daria Elagina: Digital Edition of the Chronicle of John of Nikiu as a Research Tool
Dr. Florian Battistella: Der 'Ur-Malalas' und seine Probleme. Gedanken zu Autor und Überlieferung der sog. Weltchronik des Johannes Malalas
Prof. Dr. Hartmut Leppin: Nicht-Römer bei Johannes von Ephesos

Samstag, 10. Juni

9:00-10:30
Fragmentierung und die Etablierung neuer Zentren
Dr. Frank Schleicher: Politische Handlungsspielräume sāsānidischer Vasallenherrscher. Die
Perspektive der südkaukasischen Überlieferung
Christina De Rentiis MA: Johannes von Nikiu: Eine Weltchronik zur Konstruktion lokaler Identität?
Maurits de Leeuw MA: Writing the History of the Holy Land: The Polemics of Historiography in the Hagiography of Palestine
10:45-12:15
Neue Grenzen der Genrebetrachung
Sandra Wabnitz MA: „Rove about Seeking Water and Grass“ – Origin and Migration Stories of the Eurasian Steppe Peoples in Latin, Greek and Chinese Sources (4th-9th c.)
Malte Speich MA: Die Gretchenfrage der klassizistischen Historiographie – Religion als Argument bei Theophylakt Simokates
Dr. Mateusz Fafinski: Institutional History as Local History: Libri pontificales between Alexandria and Italy
14:00-15:30
Heilige Geschichte – Heilsgeschichte
Dr. Lucy Parker: Syriac Hagiography and its Historical Outlook in the (Late) Sixth Century
Prof. Dr. Ellen Muehlberger: Strategies to Seed the Future: Sacred History in the Plerophories of John Rufus
Giorgia Nicosia MA: Edifying Stories and Exemplary Histories: New Insights on the Problem of Literary Genres in the Excerpt Collections of Ms. DS 28A

Sonntag, 11. Juni

09:00-10:30
Der Beginn des siebten Jahrhunderts als historiographisches Problem
Dr. Nikolas Hächler: Die Einnahme Jerusalems 614 im Spiegel der griechischen, armenischen und syrischen Geschichtsschreibung
Dr. Alex Sarantis: Local Identities in an era of Imperial Political Collapse: Roman-Barbarian Rhetoric in The Miracles of Saint Demetrius
Alexander Steiner MA: The Spectrum of Mesopotamian Chronography: a Narrative Tradition
10:45-11:15
Rückblick und Ausblick
Roland Steinacher und Jakob Riemenschneider

Kontakt

jakob.riemenschneider@uibk.ac.at