Der Holocaust im Comic. Ästhetik, Genre und Geschichtsvermittlung

Veranstalter
Fritz Bauer Institut in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main
Veranstaltungsort
Goethe-Universität Frankfurt am Main Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1 Casino-Gebäude, Raum 823
Gefördert durch
Der Workshop wird unterstützt von der Axel Springer Stiftung und der Stiftung Zeitlehren.
PLZ
60325
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
28.06.2023 - 29.06.2023
Von
Hannah Hecker

Der Workshop ist für Interessierte geöffnet. Wir bitten um Anmeldung unter anmeldung@fritz-bauer-institut.de.

Der Holocaust im Comic. Ästhetik, Genre und Geschichtsvermittlung

In den letzten Jahren erschien eine kaum überschaubare Anzahl an grafischen Erzählungen, die sich mit dem Holocaust befassen. Mit der Graphic Novel, so heißt es, soll der Comic in den 1980er Jahren erwachsen geworden und der Holocaust – meist als akkurater Geschichtscomic oder Überlebenszeugnis – darstellbar geworden sein. Doch gab es schon früher zahlreiche Genrecomics, die sich mit NS-Verbrechen beschäftigen. Der Workshop fragt nach den Besonderheiten der Behandlung des Themas Holocaust im Comic. Lässt sich in der Trivialität und Stereotypie des Mediums eine besondere Affinität zur Darstellung der Shoah finden? Ermöglicht gerade das Flüchtige des Mediums eine Durchbrechung der Abwehrmechanismen in den Gesellschaften nach 1945? Welche erinnerungspolitischen Bedürfnisse erfüllen demgegenüber die als Graphic Novels geadelten seriellen Bildererzählungen in den gegenwärtigen Erinnerungskulturen? Was können Graphic Novels und Genrecomics in der Vermittlung der Geschichte leisten – und was nicht? Wo kritisieren sie Diskurse der Erinnerung an den Holocaust?

Programm

Mittwoch, 28. Juni 2023

13:00 Uhr
Begrüßung und Einführung

13:30–15:00 Uhr
Panel 1: Genre als Erinnerungsmedium
Moderation: Dr. Kalina Kupczynska (Łódź)

Prof. Dr. Jaqueline Berndt (Stockholm): Distanzlos: Affektiver Realismus via „Shojo“-Zeichen

Prof. Dr. Sascha Feuchert (Gießen): Superman im Getto: Eine alternative Geschichte für einen der „Krepierwinkel Europas“?

Matthias Harbeck (Berlin): Weltkriegserinnerung in Schüben. Die wandelbare Darstellung von Tätern und Opfern im Superhero-Genre seit 1945

15:30–17:00 Uhr
Panel 2: Genre Geschichtscomics I
Moderation: PD Dr. Hans-Joachim Hahn (Aachen / Basel)

Prof. Dr. Wulf Kansteiner (Aarhus): Comics als Geschichtsschreibung? Reflexionen zu Genre und Ästhetik

Prof. Dr. Véronique Sina (Frankfurt am Main): „Aber ich lebe.“ Nachträgliche Bilder des Holocaust im Comic

Barbara Yelin (München): Werkstattbericht zum entstehenden Buch über Emmie Arbel

19:00 Uhr
Öffentliche Abendveranstaltung im Jüdischen Museum Frankfurt am Main
Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Theweleit: Zur Darstellbarkeit des Undarstellbaren. Comics – Königsweg ins Unbewusste?
Moderation: Dr. habil. Ole Frahm (Frankfurt am Main)

Wir bitten um eine gesonderte Anmeldung bis Dienstag, 27. Juni, an besuch.jmf@stadt-frankfurt.de. Alle Informationen: https://www.juedischesmuseum.de/besuch/detail/maennerphantasien/.

In den Männerphantasien von Klaus Theweleit (erschienen 1977; Neuauflage: Matthes & Seitz Berlin, 2019) spielen Bilder eine besondere Rolle: Sie kommentieren, erweitern und sprengen den Text. Zwischen Fotos und Darstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus und alten Stichen finden sich auch zahlreiche Comics. Welche Rolle spielen diese bei der Veranschaulichung faschistischer (und anderer) Realitätsformen? Wir wollen mit Klaus Theweleit darüber ins Gespräch kommen, wie seine Faschismus-Auffassung Genre-Comics mit Referenzen zum Holocaust lesbar macht. Ist Batman ein Faschist? Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.

Donnerstag, 29. Juni 2023

09:00–10:15 Uhr
Panel 3: Genre Geschichtscomics II
Moderation: Nadine Docktor (Fritz Bauer Institut)

Dr. habil. Ole Frahm (Frankfurt am Main) / PD Dr. Hans-Joachim Hahn (Aachen / Basel), Markus Streb (Gießen): Das übersehene Jahrzehnt: Genrecomics und die Shoah in den 1960er-Jahren

Dr. Stefanie Fischer, Dr. Kim Wünschmann und Liz Clarke (Frankfurt am Main / Hamburg): Historische Forschung grafisch präsentieren: Die Graphic History „Oberbrechen: A German Village Confronts its Nazi Past“

10:45–12:30 Uhr
Panel 4: Vielheit der Opfergruppen im Comic
Moderation: Markus Streb (Gießen)

Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann (Hamburg): Zwangsarbeit im Comic: Das Beispiel „Valentin“ (2019)

Dr. Dennis Bock (Hamburg): „Inside Concentration Camps“: Häftlingsgesellschaften und Formen des Zusammenlebens: NS-Konzentrationslager in Comic Books und Graphic Novels

Prof. Dr. Kirsten von Hagen (Gießen): Sinti und Roma im Comic. Der Porajmos als Geschichte der Ausgrenzung

13:30–14:45 Uhr
Panel 5: Anne Frank und gegenderte Erinnerung
Moderation: Prof. Dr. Véronique Sina (Frankfurt am Main)

Dr. Thomas Merten (Hamburg): Wer ist Anne Frank? Eine Ikone multipler Projektionen

Christine Rödel (München): Anne Frank: Heldin im Manga

15:15–17:00 Uhr
Panel 6: Erinnerungspolitik
Moderation: PD Dr. Tobias Freimüller (Fritz Bauer Institut)

Dr. Nina Fischer (Frankfurt am Main): Israels Holocaustcomics

Dr. Kalina Kupczynska (Łódź): Heldinnen und Helden am Rande: Jüdischer Widerstand gegen das NS-Regime in polnischen Holocaustcomics

Prof. Dr. Christine Gundermann (Köln): Zwischen Geschichtspolitik und (Trauma-)Verarbeitung. Über Geschichtscomics und ihre öffentliche Wirkung

17:00–17:30 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

Fritz Bauer Institut
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0)69 798 322-40
E-Mail: info@fritz-bauer-institut.de

https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltung/der-holocaust-im-comic
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